Ich grenze mich selbst aus - was habe ich?

MarluxiJa
Hallo, mein psychisches Problem ist ziemlich komisch, was selbst ein Psychiater anfangs zu mir sagte, denn das was meine psychische Erkrankung ausgelöst und in Gang gesetzt haben soll, hatte eigentlich niemals wirklich Bestand. Ich bin nun 17 Jahre alt. Als die Geschichte anfing, die mich bis hierher leitete, war ich noch 14 Jahre alt.

Ich hatte mich damals in ein Mädchen verliebt, ich war glücklich über jede Sekunde, die ich mit ihr verbringen konnte. Aber es zeichnete sich damals sehr schnell ab, dass ich in meinem Auftreten und Handeln und in meiner Charakteristik, niemals die Chance gehabt hätte, dem Mädchen auf irgendeine Art näher zu kommen. Deshalb entfernte ich mich damals schon von allem, was mich an meine damalige Form band und formte mich nach ihrem Bilde neu.

Über 48 tage hatte ich dann später die Chance, ihr Herz für mich zu gewinnen, wobei ich aber an einem Punkt scheiterte, als ich mir selbst die größtenm Hoffnungen auf ein Erreichen meines ersehnten Ziels machte. Und so war es ihre Nachricht, die mir sagen sollte, dass die Beziehung die ich mir erhoffte, niemals Vestand haben sollte, die mich in meine depressive Phase stürtzte. Ich denke der kennt das, wenn man so etwas verliert, fühlt man sich eigentlich immer niedergeschlagen für die erste Zeit. Aber ich konnte in den ersten zwei Monaten auch nicht mehr schlafen und fing dort schon an, mich nicht mehr konzentrieren zu können. Sie war ständig da und ließ mir einfach keine Ruhe.

Die Frage nach dem 'Warum?' stellte sich immer wieder in meinem Kopf. Über die ganze nach hinweg lag ich wach, auch, weil ich wusste, wenn ich schlafen würde, käme der nächste Tag schneller entgegen. Nur durch etliche Tage, an denen ich mich krank stellte, um nicht in die Schule zu müssen, fand ich um die 72 Stunden Schlaf pro Monat. Die dort beginnende Kontaktstille zwischen ihr und mir, hielt gesamte 6 1/2 Monate an, was mich aber schon nach zwei Wochen innerlich absolut fertig machte.

Um im Nachhinein mein immer schlimmer werdendes Problem noch handhaben zu können, erlangte ich einen Zustand, den ich nach psychiatrischer Beratung als 'verträumt' beschreiben kann. In meiner 'Traumwelt' lebte ich ein Leben, wie ich es mir eben erträumt hatte. Später machte ein zusammenschluss an kleinen Konplexen mit dem Zusammenbruch dieser Traumwelt meinen ersten Schritt zum Suizid aus. Auf dem Weg zu dem ort, wo ich mir das Leben nehmen wollte, wurde ich allerdings von einem Freund aufgehalten.

Das war das erste von vier Malen, wo ich so kurz zuvor zufällig von einem Freund aufgehalten wurde. Unter anderem war das auch letztes Jahr bei meiner Abschlussfahrt in Berlin, als ich am Fester saß und springen wollte. Das wäre in allerkürzester Form, was ich so hinter mir habe. In Wahrheit habe ich seit zwei jahren in unregelmäßigen Abständen ca. 140 Briefe geschrieben, die den Briefen aus Goethes 'Die Leiden des jungen Werther' ähneln, den wir gerade in der Schule behandeln.

Ich habe einfach das Problem, dass ich absolut nichts von dem was passiert ist, vergessen kann. Ich habe mit einer Freundin angefangen ein Buch zu schreiben, welches den Titel 'Das L(i)eben nach dem Tod' trägt. Ich war selbst erschrocken, wie ich mich noch in die Lage vom 23. Januar 2008 zurückversetzen konnte, als ob es erst gestern gewesen wäre. Weiss vielleicht irgendjemand, warum es mir so schwer fällt, dies zu vergessen, wo mir die Methode des von-der-Seele-Schreibens mit den Briefen so lange geholfen hatte?

Seit November letztem Jahr wissen meine Eltern von meinem Problem. Sie erfuhren es von einer Freundin meiner Tante, die bemerkt hatte, wie aufgelöst ihre Tochter war, seit diese ein paar Tage zuvor mitbekommen hatte, dass ihr Schulsprecher, also ich, suizidal war. Seit Ende letztem jahr besuche ich eine psychiatrische Beratung, die mich aber nicht weiter bringt. Während diese im urlaub war, (die letzten drei Wochen) hat sich meine Lebenslage enorm verschlechtert.

Mittlerweile grenze ich mich komplett von meinem freunden ab, nachdem mir diese gesagt haben, dass sie langsam an mir verzweifelten, sie einfach nicht mehr könnten. Ich gehe immernoch mit der Person in eine Klasse, die dieses Problem einst ausgelöst hatte, ohne so richtig etwas dafür zu können. das führt dazu, dass ich mittlerweile wieder in der Schule wieder vermehrt unter Konzentrationsschwächen leiden muss und meine Schlafenszeiten sich immer mehr verkürzt haben. Und immer wieder kommt die Frage von meinen Freunden, warum ich das nicht alles einfach hinter mir lassen könnte? Aber das weiß nicht nicht genau.

Und deshalb frage ich euch, weiß jemand von euch, was mit mir ist?

11.03.2011 00:39 • #1


S
Guten Morgen :)

Du schreibst, was mit dir sei?
Als ich den Satz las
Zitat:
Deshalb entfernte ich mich damals schon von allem, was mich an meine damalige Form band und formte mich nach ihrem Bilde neu.
Du formtest dich nach ihrem Bilde neu. Das hört sich für mich an, dass du dich für sie verstellt hast und du nicht mehr du selbst warst. Bist du jetzt wieder du selbst? Oder bist du immer noch irgendwer anders? Denn: Wenn du wer anders bist, wenn du den Zustand deines natürlichen Seins verlassen hast, würde ich erstmal alles, was meine natürlichen Zustand davon abhält sich entfalten zu können, durchbrechen.

Steht auch in Einklang mit deinen Selbstmordversuchen. Man könnte sie interpretieren als ein der Welt zeigen, dass dein Ich gestorben (eigentlich eher verstellt) ist, da man das anders ja eigentlich eher schlecht zeigen kann. Der Sinn ist dann: Rettet mein Ich!

Liebe Grüße

11.03.2011 10:23 • #2


A


Hallo MarluxiJa,

Ich grenze mich selbst aus - was habe ich?

x 3#3


MarluxiJa
Guten Tag :)

Ich kann deine Interpretation sehr gut nachvollziehen, allerdings wusste ich damals nicht genau, wie ich bin, also wie mein Auftreten und Handeln nach meinem wirklich eigenen Bilde aussehen sollte. Ich war zu dieser Zeit dabei, meinen Charakter selbst neu zu bilden. Die Form, die ich zuvor selbst gewählt hatte, musste ich nun ablegen. So fromte ich mich dann so um, dass ich weitestgehend zu einem Schüler werden konnte, wie sie eine Schülerin gewesen war. Anfangs stand es einem verstellen doch recht nahe, aber mittlerweile habe ich an dieser Form noch ein wenig gearbeitet, und ich kann sagen, dass ich nun in ihr, ich selbst geworden bin. Ich habe somit dies zu meinem natürlichen Sein gemacht, was es davor war, kann ich nicht beschreiben.

Meine Selbstmordversuche stehen meist in einem Zeitraum, in dem ich von meinen Freunden ignoriert, und mein Problem nur belächelt wurde. Es wusste zwar schon einige, dass mit mir etwas nicht stimmte, ein paar wussten auch, wie stark mich das nach unten zog, aber niemand schenkte mir noch den Glauben, dass ich tatsächlich gewillt sei, dem ein Ende zu setzen. In einem Prozess, in dem ich mein Leben nicht mehr rechtfertigen wollte, fing ich an, die Rechtfertigung dessen zu bezweifeln, und dann kam ich dazu, es beenden zu wollen, weil mir der Sinn einer Weiterführung aus den Augen kam. Im Allgemeinen lässt es sich in meinen Augen auch als Symbol dessen ansehen, dass ich ihnen mein wahres Ich zeigen wollte, denn verstellt habe ich mich vor den meisten meiner Klassenkameraden die ganze Zeit. Diejenigen, die wussten, was mein Problem war (und ist) , bildeten eine Art Ersatzfamilie für mich, aber in solchen Phasen fingen auch sie an, zu bezweifeln, dass ich dem Problem wahrlich ein Ende habe setzen wollen. Umso häufiger wird mir die Frage jetzt gestellt, wo die Ereignisse schon fast drei Jahre her sind, und ich seither nie wieder auch nur annähernd einen solchen Kontakt zu ihr hatte, wie früher. Aber ich weiß, dass ich dem allen ein Ende setzen will, dennoch gelingt es mir nicht, endlich zu vergessen, was die ganze Zeit über geschehen ist. Deshalb werde ich zunehmend als abnormal eingestuft, obwohl ich dem Begriff so lche Verachtung entgegen bringe. Aber ist das denn noch normal?

Liebe Grüße

11.03.2011 14:28 • #3


M
Hallo Du,

Zitat von MarluxiJa:
Aber ist das denn noch normal?
Ach weißt Du, wer bestimmt denn, was normal ist?
Was mich an der ganzen Geschichte irritiert ist
Zitat von MarluxiJa:
denn das was meine psychische Erkrankung ausgelöst und in Gang gesetzt haben soll
. Meiner Meinung nach, kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Es ist wahrscheinlich nie nur ein Erlebnis, das psychische Erkrankungen auslöst. Da kommt meistens doch mehr zusammen.

Du schreibst im Bereich Depressionen. Hat Dein Psychiater das so diagnostiziert oder ist das eine Annahme von Dir? Bist Du bei dem Psychiater noch in Behandlung? Wenn Suizidgedanken solch eine Übermacht in Deinem Leben haben, warst Du denn dann mal in einer Klinik?

Und was mich noch irritiert ist
Zitat von MarluxiJa:
Ich war zu dieser Zeit dabei, meinen Charakter selbst neu zu bilden. Die Form, die ich zuvor selbst gewählt hatte, musste ich nun ablegen. So fromte ich mich dann so um, dass ich weitestgehend zu einem Schüler werden konnte, wie sie eine Schülerin gewesen war.
Kann man seinen Charakter einfach so umstricken, kann man sich dauerhaft auf links krempeln? Und was sagt Dein Arzt dazu?

11.03.2011 16:10 • #4


S
Fröhlichen Guten Abend

Zitat:
Ich kann deine Interpretation sehr gut nachvollziehen, allerdings wusste ich damals nicht genau, wie ich bin, also wie mein Auftreten und Handeln nach meinem wirklich eigenen Bilde aussehen sollte. Ich war zu dieser Zeit dabei, meinen Charakter selbst neu zu bilden. Die Form, die ich zuvor selbst gewählt hatte, musste ich nun ablegen. So fromte ich mich dann so um, dass ich weitestgehend zu einem Schüler werden konnte, wie sie eine Schülerin gewesen war. Anfangs stand es einem verstellen doch recht nahe, aber mittlerweile habe ich an dieser Form noch ein wenig gearbeitet, und ich kann sagen, dass ich nun in ihr, ich selbst geworden bin. Ich habe somit dies zu meinem natürlichen Sein gemacht, was es davor war, kann ich nicht beschreiben.


Du erinnerst mich an jemanden, der sich für eine längere Zeit ein Kostüm angezogen hat und sich allmählich an das Kostüm gewöhnt hat und jetzt denkt, dass er das Kostüm sei. Es mag sein, dass dir das Kostüm gefällt, aber du bist das Kostüm nicht. Du verwechselst da was.

Die Verformung ist dein Kostüm. Das Kostüm ist das, was du denkst, was du bist. Um aber zu dir zu finden, musst du das Kostüm abstreifen.

Einen Charakter kann man nicht wirklich formen, zumindest nicht den Basis-Charakter/Grundpersönlichkeit. Der ist so tief in dir verankert, dass es nur sehr schwierig ist ihn in irgendeiner Art und Weise herauszureissen. Außerdem hast du auch nicht die alleinige Macht über deinen Charakter. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die du nicht in der Lage bist zu kontrollieren.

Vergessen ist hier sowieso das falsche Wort. Die Frage sollte viel eher lauten: Wieweit hast du das verarbeitet? Mit Vergessen wird hier ja eigentlich viel eher Verdrängen gemeint. Verdrängung führt nur noch zu mehr Problemen.

Du verwendest das Wort Ersatzfamilie. Was ist denn mit dem Verhältnis zu deinen Eltern geschehen, sodass du dir eine Ersatzfamilie suchen musstet?

11.03.2011 21:09 • #5


MarluxiJa
Guten Abend

Zitat von Martina:
Meiner Meinung nach, kommen immer mehrere Faktoren zusammen. Es ist wahrscheinlich nie nur ein Erlebnis, das psychische Erkrankungen auslöst. Da kommt meistens doch mehr zusammen.


Es ist schon richtig, dass diese Geschichte mit ihr nicht das einzige war, was mich zu dem brachte, was ich jetzt zu bekämpfen versuche, aber es fiel mir auf, dass ich es alles noch relativ gut handhaben konnte, bevor das mit ihr passierte. Im Nachhinein denke ich öfter über die Sache mit ihr nach, als über die Sachen, die mich sonst noch beschäftigen und damals schon beschäftigten, obgleich diese in ihrer Gewichtung doch deutlich höher liegen sollten. Mein zerstörtes Selbstbild wurde damals durch sie und ihre Kontaktbereitschaft erstmals seit zwei Jahren unterbrochen. Mein gesörtes Verhältnis zur Familie erweist sich als schwierig, da ich meinen Vater verachte und meine Mutter mir nur schwer zuhören kann. nachdem ich ihr solange nichts von meinem Problemen erzählt habe, obgleich sie mich vier Mal das Leben hätten kosten können, fällt es ihr einfach schwer, mir und meinen Worten noch Glauben zu schenken. Zudem war und bin ich äußerlich wie innerlich nie wirklich zufireden mit mir. Neben dieser einen Person machten mich noch ein paar andere Kontakte zeitweise ziemlich fertig, weil sie mir unheimlich wichtig waren und nach und nach zerbrachen.

Zitat von Martina:
Du schreibst im Bereich Depressionen. Hat Dein Psychiater das so diagnostiziert oder ist das eine Annahme von Dir? Bist Du bei dem Psychiater noch in Behandlung? Wenn Suizidgedanken solch eine Übermacht in Deinem Leben haben, warst Du denn dann mal in einer Klinik?


Meine pschiatrische Beratung schloss nach einem Gespräch bereits auf eine Erkrankung an Depressionen, eine genauere Benennung wollte sie mir aber erst später geben. Ob ich hier also richtig bin, weiß ich nicht. Meinen nächsten Termin dort habe ich am Dienstag. Dort hoffe ich, dass sie erkennt, was mir seit meinem letzten Termin widerfahren ist. Meine Suizidgedanken haben nie eine richtige Ausführung erlebt, auch wenn ich in Berlin am nähesten daran war, deshalb wurde mir der Besuch einer Klinik niemals zu teil, aber zeitweise und so auch in den letzten Wochen, hoffte ich auf so etwas, um von meinem Alltag wegzukommen, der mich mit alles konfrontiert, was damit zu tun hat.

Zitat von salamander:
Einen Charakter kann man nicht wirklich formen, zumindest nicht den Basis-Charakter/Grundpersönlichkeit. Der ist so tief in dir verankert, dass es nur sehr schwierig ist ihn in irgendeiner Art und Weise herauszureissen. Außerdem hast du auch nicht die alleinige Macht über deinen Charakter. Da spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die du nicht in der Lage bist zu kontrollieren.


Ich habe meine Grundpersönlichkeit natürlich nie ablegen können, was ich meinte, war eher, wie ich mich nach außen präsentiere, wie ich handle, wie ich rede, wie ich zeige, was mich ausmacht, wie ich mich präsentiere. Ich denke jeder kann an seinem Verhalten anderen gegenüber und seinem Auftreten arbeiten, und so tat ich es. Aber meinen wahren Charakter zu ändern, war nie mein Ziel, und so kam es dazu, dass man mich damals oft ganz anders kennengelernt hat, als man es eigentlich eingeschätzt hätte. Und das mit den Faktoren, wurde mir meist in der Schule sehr anschaulich bewiesen, da hast du Recht. Aber ich handelte viel auch zu Hause, und zeigte meine Fortschritte in Gesprächen außerhalb der Schule, mit Leuten, bei denen solche Faktoren deutlich weniger auf mich einwirken. Aber es kann auch sein, dass du ganz andere Faktoren meinst, als ich jetzt herauslese . . .

12.03.2011 01:14 • #6


MarluxiJa
Da meine Nachricht zu lang wurde, musste ich sie in zwei teile teilen.

Zitat von salamander:
Vergessen ist hier sowieso das falsche Wort. Die Frage sollte viel eher lauten: Wieweit hast du das verarbeitet? Mit Vergessen wird hier ja eigentlich viel eher Verdrängen gemeint. Verdrängung führt nur noch zu mehr Problemen.


Vergessen ist wahrlich das falsche Wort, ich benutze das nur, weil ich erstens, damals so an die Sache heran ging, indem ich versuchte, alles zu vergessen und zweitens, weil meine Freunde dieses Wort in diesem Zusammenhang immer verwenden. Eigentlich will ich das, um was sich mein Leben momentan dreht verarbeiten, vergessen will ich es keinesfalls. Aber ich will einfach ohne die Hintergedanken an dies vor einer anderen Person stehen können. Und ich will wieder zu einer Person werden, welche vor ihren Freunden so akzeptiert wird, wie sie ist, und nicht, wie sie sie gerne hätten. Bis jetzt musste ich mich meist verstellen, um an Akzeptanz zu gelangen, weil ich eigentlich lieber ehrlich gesagt hätte, wie schlecht es mir geht. Aber um den kontakt zu manchen Personen wahren zu können, muss man halt tun, als wenn es einem sehr gut ginge. Verdrängt habe ich die Probleme zeitweise auch, was meine Probleme aber wahrlich nur schlimmer machte. Ich musste das aber tun, um meine Freunde davor zu beschützen sich noch mehr mit mir fertig zu machen. Dank dieser Handlung, kümmern sich meine Freunde nicht mehr um das, was aus dieser Geschichte hervorging, was seit der folgenden Nachricht meines Freundes sehr wichtig für mich wurde.
07.03.2011 23:06: ich bin am ende - 07.03.2011 23:06: ich kann nich mehr

Zitat von salamander:
Du verwendest das Wort Ersatzfamilie. Was ist denn mit dem Verhältnis zu deinen Eltern geschehen, sodass du dir eine Ersatzfamilie suchen musstet?


Das Verhältnis zu meinem Vater war schon immer sehr schlecht, weil ich seine Art der Erziehung verachtete. Wenn man tatsächlich nur in Bestrafung lernt, sei es dadurch, angeschrien oder geschlagen oder eben durch andere Sachen bestraft zu werden, meist auch für Kleinigkeiten, so ist er vielleicht ein guter Vater, der nie Kinder bekommen hätte, die mit ihm glücklich sind. Da ich aber weiß, dass dem nicht so ist, und dass dies nicht das einzige sein sollte, was man an seinem Vater hat, verachte ich meinen vater zutiefst.
Das Verhältnis zu meiner Mutter ist hingegen recht gut, aber die familiäre Unterstützung, die ich in meinem Problemphasen dringend gebraucht hätte, bekam ich von ihr nicht. Anfangs suchte ich noch danach, aber man schenkte meinen kleinen Problemen keine Beachtung und konzentrierte sich mehr auf die Freundinnen, die mein Bruder zu jener Zeit hatte, anfangs um sie selbst, später darum wie die Beziehungen auseinandergingen. Dort ging ich mit meinen Problemen über eine Beziehung, die nie Bestand hatte, natürlich recht schnell unter. Später erkannte ich, dass meine Mutter auch viele Probleme hat, und wollte sie mit meinen Problemen nicht unnötig belasten.
Deshalb fand ich in meinem freundeskreis meine verbliebenen sieben Freunde, die mir zwar niemals das gleiche geben konnten, was einem die Familie in einer solchen Situation geben würde, die dies aber weitestgehend sehr gut ersetzen konnten, wenn auch für nicht allzulange Zeit. Insegsamt kennen sie mich mittlerweile aber deutlich besser, als es meine Familie tut.

Liebe Grüße
MarluxiJa

12.03.2011 01:14 • #7


M
Hallo MarluxiJa, (hat es mit diesem Nick eigentlich etwas bestimmtes auf sich?)

Zitat von MarluxiJa:
obgleich sie mich vier Mal das Leben hätten kosten können
Hast Du denn nun konkret entsprechende Versuche unternommen oder waren es die Gedanken daran?

Dass Du zu Deinem Vater nicht den richtigen Draht hast, nachdem was geschehen ist, kann ich schon verstehen. Das Verhältnis zu Deiner Mum macht mich nachdenklich. Ich habe auch einen Sohn (der mittlerweile erwachsen ist) der als Kind und Jugendlicher massiver psychische Probleme hatte. Er war durch Aggressionen stark verhaltensauffällig und deshalb in entsprechender Behandlung. Manche Menschen ziehen sich aber völlig zurück, wenn sie Probleme haben und es fällt dem Umfeld deshalb nicht oder erst viel später auf, dass da etwas nicht stimmt. Könnte es bei Dir ähnlich sein? Ich kenne Deine Mutter ja nicht aber ich kann Dir versichern, dass eine Mutter sich kümmert, wenn es ihrem Kind nicht gut geht. Es ist zwar nur eine Vermutung von mir aber ich nehme an, dass Deine Mutter vielleicht nicht weiß, wie es Dir wirklich geht. Du schreibst ja, dass Du sie nicht mit Deinen Problemen belasten willst. Das ist möglicherweise eine falsche Rücksichtnahme, denn dafür ist eine Mutter da. Natürlich hat sie ihre eigenen Probleme aber das heißt doch nicht, dass sie sich nicht auch um Deine kümmern würde.

Ich habe meinen Sohn zur ambulanten und stationären Behandlung begleitet, hatte viele Gespräche mit den Psychiatern und Psychologen mit Kind und ohne Kind. Manchmal wurden mir Dinge gesagt, da dachte ich anfangs: Ja spinnen denn die??? Wer ist denn hier Patient - mein Kind oder ich??? Aber ich habe nachgedacht und gesehen, dass sie Recht hatten. Es betrifft nie nur den Patienten sondern das gesamte Umfeld.

Meinst Du, wenn Du mal ausführlich mit Deiner Mutter reden würdest (zur richtigen Zeit am richtigen Ort), sie könnte und würde Dir helfen, Dich unterstützen? Ich glaube, das ist schon ziemlich wichtig, wenn man da nicht alleine durch muß, schon gar nicht, wenn man noch so jung ist.

Zitat von MarluxiJa:
Und ich will wieder zu einer Person werden, welche vor ihren Freunden so akzeptiert wird, wie sie ist, und nicht, wie sie sie gerne hätten. Bis jetzt musste ich mich meist verstellen, um an Akzeptanz zu gelangen, weil ich eigentlich lieber ehrlich gesagt hätte, wie schlecht es mir geht

Das ist ein großer Knackpunkt! Du mußt und darfst Dich nicht verstellen. Du solltest versuchen, autentisch zu sein, Du selbst - und auch dazu stehen! Das ist eigentlich eine Sache des Selbstbewußtseins - in Deinem Alter hatte ich das auch noch nicht so, wie es nötig gewesen wäre. Aber das kann man lernen. Man muß dann zwar manchmal auf den einen oder anderen Freund verzichten aber das ist das kleinere Übel. Wer Dich nicht nimmt, wie Du bist, sollte als Freund ausscheiden.

12.03.2011 17:29 • #8


MarluxiJa
Guten Tag

Zum Anfang schonmal eins: Meine Nachricht ist erneut auf zwei Nachrichten aufgeteilt!

Zitat von Martina:
hat es mit diesem Nick eigentlich etwas bestimmtes auf sich?


Ja, ich habe mit meinem Spitznamen ein paar Sachen miteinander verbunden.
Da wäre mein Name: Markus.
Dann wäre das große X welches in diesem Fall aber leider klein ist.
Und dann wäre da noch ein Name, wenn man das restliche luiJa zu Julia umformt.
So habe ich mich damals selbst genannt, weil nur eine Hälfte von mir, von mir selbst geleitet wurde. Einen großes Teil dazu, dass es mir damals über mehrere Monate so sehr viel besser ging, hat diese Julia hinzugegeben. Und was immer alles zusammenhielt, waren meine Freunde, die alle zusammen in dem X verewigt sind. Vielleicht ein wenig kindisch, aber so bin ich halt . . .

Ich denke mal in deinem fall wird es so sein, dass du einfach auch Martina heißt, oder?
Aber wie ist das mit dem Namen salamander von dem anderen Moderatot?

Zitat von Martina:
Hast Du denn nun konkret entsprechende Versuche unternommen oder waren es die Gedanken daran?


Im Grunde genommen, habe ich einen entzsprechenden Versuch nie ganz unternehmen können. Beim ersten mal, hatte ich mich schriftlich bei meiner Familie verabschiedet, traf aber auf einen Freund, der mich nicht dort hin gehen ließ, wohin ich wollte, obgleich er keine Ahnung hatte, was ich vor hatte. Beim zweiten Mal wurde ich von einer Person aufgehalten, die in dem Moment gar nichts mit mir zu tun hatte. Ich sah sie nur, und sie war mir ziemlich wichtig, die ganze Zeit über schon. Weil in diesem Zeitpunkt alles in meinem Kopf durcheinander hin und her flog, drehte ich um, und ging nach Hause, ohne damals konkret realisiert zu haben, weshalb ich zuvor eigentlich rausgegangen war. Beim dritten Mal saß ich am Fesnter in Berlin, und hatte eigentlich nur noch dioe Kraft zu sammeln und mich wegzudrücken, aber dort kam mein Freund herein, und holte mich wieder nach drinnen. Und beim vierten Mal hatte sich jeder damit abgefunden, dass ich gehen wollte, weil ich sie durchgehend über mehrere Wochen in Verzweiflung redete, schließlich war es aber das Problem, dass meine Mutter, an dem Tag wo ich dem allen ein Ende setzen wollte, zum ertsen Mal erfuhr was mit mir ist, über viele Umwege von der oben genannten Julia über ihre Mutter und meine Tante, zu meiner Mutter. Und diese ließ mich danach nicht mehr aus dem Haus gehen. Ein fünftes Mal gab es bislang nicht, aucgh wenn ich ihm zu Jahresanfang noch recht nahe war.

Zitat von Martina:
Manche Menschen ziehen sich aber völlig zurück, wenn sie Probleme haben und es fällt dem Umfeld deshalb nicht oder erst viel später auf, dass da etwas nicht stimmt. Könnte es bei Dir ähnlich sein?


Das kann schon sein. Mir fällt auch auf, dass ich mich der Öffentlichkeit immer weniger zeige, mehr im Internet lebe, als in meinem wirklich Leben. Dort kann ich tun, wonach mir beliebt, dort kann ich erzählen, was ich auf dem Herzen habe. Für meine Freunde und meine Familie handle ich zeitweise immer abgeschotteter und zurückgezogener. Nachdem ich zuletzt gesagt bekommen habe, wie sehr ich meine Freunde mit meinen Problemen fertig mache, handelte ich bis jetzt immer weiter in dem gange mich von ihnen wegzuziehen. Mittlerweile bin ich soweit, dass ich so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihnen habe, bis ich mein Inneres wieder verschleier kann. Ich weiß zwar, dass dies der falsche Weg ist, an dieses Problem heran zu gehen, aber momentan ist es für mich der einzige, um weiterhin an der Freundschaft zu diesen Leuten festhalten zu können.

Zitat von Martina:
Es ist zwar nur eine Vermutung von mir aber ich nehme an, dass Deine Mutter vielleicht nicht weiß, wie es Dir wirklich geht. Du schreibst ja, dass Du sie nicht mit Deinen Problemen belasten willst. Das ist möglicherweise eine falsche Rücksichtnahme, denn dafür ist eine Mutter da. Natürlich hat sie ihre eigenen Probleme aber das heißt doch nicht, dass sie sich nicht auch um Deine kümmern würde.


Seit November letzten Jahres weiß meine Mutter eigentlich, wie es mir geht, nur vielleicht weiß sie nicht, dass das Problem statt sich langsam aufzulösen, bei mir mit der Zeit immer schlimmer wurde und wird. Ich bin bislang nicht mit ihr darüber ins Gespräch gekommen, weil ich es vor allem meiner Familie vorenthalten wollte. Diese besteht insegsamt nur aus einem Stückwerk, das ziemlich lose da hängt, und von so einer Geschichte leicht ins Taumeln gebracht werden kann. Außerdem kann ich nicht sagen, dass mein Vater an meiner Entwicklung wirklich unschuldig ist. Ich will nicht, dass in meiner Familie ein Streit wegen mir losbricht, oder zu große Betroffenheit herrscht, deshalb versuche ich mein Problem alleine zu lösen, das tat ich schon immer.

13.03.2011 15:25 • #9


MarluxiJa
Zitat von Martina:
Meinst Du, wenn Du mal ausführlich mit Deiner Mutter reden würdest (zur richtigen Zeit am richtigen Ort), sie könnte und würde Dir helfen, Dich unterstützen? Ich glaube, das ist schon ziemlich wichtig, wenn man da nicht alleine durch muß, schon gar nicht, wenn man noch so jung ist.


Vielleicht wäre es richtig, mit ihr über alles zu reden, aber ich weiß nicht, woher ich dafür den richtigen zeitpunkt und die entsprechende Zeit nehmen soll. Wenn meine Mutter Zeit hat, sind wir meist mit unseren Verwandten zusammen, aber diese sollten nicht zwangsläufig erfahren, was mit mir ist. Meinen Großeltern, die zum Zusammenhalt dieser Großfamilie den größten Beitrag leisten, will ich diesen Schock nicht zufügen. Was sollen sie denken, wenn ihr Enkel 'aus heiterem Himmel suizidal geworden ist'? Ich will mir die Folgen dessen nicht ausmalen. Sicher wäre es sinnvollmit meiner Familie zu reden, aber ich habe Angst, dadurch etwas loszustoßen, bei dem jeder Dominostein auf den anderen fällt. Das wäre mit mir einfach nicht zu vereinbaren.

Zitat von Martina:
Es betrifft nie nur den Patienten sondern das gesamte Umfeld.


Das merke ich. Der Prozess, dies zu begreifen, ging lange, aber ich merke immer mehr, dass ich mein Umfeld meist auch unbewusst in mein Problem einbeziehe, sobald sie wissen, was mit mir ist. Dementsprechend gehen meine alten Klassenkameraden mittlerweile ganz anders mit mir um, seit sie wissen, was in berlin alles war, was sie nicht sahen. Es betrifft sie. Und diese Julia, war schon betroffen von meinem Schicksal, ohne mich zu kennen, und wurde so später zu einer sehr sehr guten Freundin von mir, bis zuletzt. Ich merke schon, dass meine Krankheit mein umfeld manchmal fast mehr betrifft, als mich selbst.

Zitat von Martina:
Du mußt und darfst Dich nicht verstellen. Du solltest versuchen, autentisch zu sein, Du selbst - und auch dazu stehen! Das ist eigentlich eine Sache des Selbstbewußtseins - in Deinem Alter hatte ich das auch noch nicht so, wie es nötig gewesen wäre. Aber das kann man lernen. Man muß dann zwar manchmal auf den einen oder anderen Freund verzichten aber das ist das kleinere Übel. Wer Dich nicht nimmt, wie Du bist, sollte als Freund ausscheiden.


Es ist schwer für mich, mich in Anwesenheit anderer nicht zu verstellen. Ich will keinen kontakt mehr verlieren, weil ich weiß, wie sehr mich das sonst schon fertig gemacht hat. Es ist klar, dass ich meine Freunde danach differenzieren sollte, ob sie auch in einer solchen Situation zu mir stehenh können oder nicht, aber nachdem ich sie so lange damit belastete, ist es ja auch verständlich, wenn sie langsam daran kaputt gehen, deshalb verstelle ich mich ihnen gegenüber, damit mein Problem an jeglicher Relevanz verliert. Daraufhin versuche ich mich mehr um die Probleme meiner Freunde zu kümmern, um dem Zitat nachzukommen, dass Freundschaft immer ein geben und Nehmen ist. Ich habe drei Jahre lang fast nur genommen, es wird Zeit, dass ich auch wieder etwas zurückgebe. Und damit sich nicht weiterhin alles um mich dreht, muss ich meine Probleme eben verbergen. An Selbstvertrauen mangelt es mir seit diese Sache anfing schon ziemlich, das merke ich, weil ich selbst mit meinen zwei Metern Körpergröße vor jedem Angst habe. Ich werde versuchen das zu trainieren, ich habe morgen wieder Schule, dort wird sich zeigen, ob ich das kann.

Dort habe ich zuweilen noch das Problem, dass meine Lehrer ebenfalls nichts wissen, und deshalb nicht verstehen können, warum ich in der Schule manchmal so regungslos da sitze, und ich einfach nicht arbeitsfähig bin, wenn sie eben jeden Tag nur drei Plätze neben mir sitzt. Ich kann dort nicht arbeiten, aber um meiner klasse und speziell ihr dies vorzuenthalten, sage ich nichts. Soltte ich etwa doch etwas sagen? Nützt es mir etwas, wenn sie wissen, warum ich dem Schulstoff nicht hinterherkomme, obwohl ich daheim so viel dafür lerne?

Liebe Grüße
Markus

13.03.2011 15:25 • #10


M
Hallo Markus,

die Begründung für Deinen Nick finde überhaupt nicht kindisch. Es zeigt doch, dass Du Dir darüber Gedanken gemacht hast. Ich war in den Anfangszeiten als Heulsuse registriert. Das brauche ich ja nicht weiter zu erklären . Martina ist mein Vorname, den habe ich dann gewählt, als ich keine Heulsuse mehr war. Was es mit Salamander auf sich hat, kann ich nicht sagen. Frag' ihn doch einfach mal.

Die Situation in Deiner Familie scheint etwas schwierig zu sein. Wenn Du da vorerst keine Unterstützung für Dich siehst, solltest Du alleine versuchen, therapeutische Hilfe zu bekommen. Da können Deine Eltern ja vielleicht später noch mit einbezogen werden.
Zitat von MarluxiJa:
Seit November letzten Jahres weiß meine Mutter eigentlich, wie es mir geht, nur vielleicht weiß sie nicht, dass das Problem statt sich langsam aufzulösen, bei mir mit der Zeit immer schlimmer wurde und wird.
Das scheint mir doch ein bischen naiv, vielleicht ist es aber auch Unwissenheit oder ihr Selbstschutz.

Zitat von MarluxiJa:
Es ist schwer für mich, mich in Anwesenheit anderer nicht zu verstellen
Das läßt sich auch nicht von heute auf morgen verändern. Man hat sich so daran gewöhnt, dass man über dieses Verhalten nicht mehr nachdenkt. Das ist schon ein langer Weg, bis man wieder zu sich selber findet und auch dazu stehen kann.

Ob Du mit Deinen Lehrern über die Problematik reden sollst? Die Frage kann ich Dir nicht beantworten. Das mußt Du gefühlsmäßig ganz allein entscheiden. Es fällt ganz vielen Betroffenen schwer, über ihre psychische Erkrankung zu reden, aus Angst belächelt oder abgestempelt zu werden. Auch ich konnte sehr lange Zeit nicht mit Außenstehenden darüber reden - ich glaube, es waren Jahre. Es wußten nur mein Mann und mein Sohn davon. Mittlerweile habe ich mit einigen schon darüber geredet aber ich suche mir die Leute immer noch gut aus. Es entsteht eigenlich häufig daraus, dass ich in meinem Umfeld oft die Sorgentante bin. Es kommen Bekannte oder Kollegen mit ihren Sorgen zu mir, die manchmal auf psychische Probleme schließen lassen. Zum besseren Verständnis versuche ich dann einige Zusammenhänge zu erklären. Bis mich dann oft Blicke aus großen Kulleraugen treffen und die Frage: Woher weißt Du das denn alles? Spätestens dann muß ich ja damit rausrücken, dass ich auch Betroffene war/bin .

Zitat von MarluxiJa:
ich einfach nicht arbeitsfähig bin, wenn sie eben jeden Tag nur drei Plätze neben mir sitzt
Ne, das ist auch nicht wirklich lustig. Einerseits plädiere ich ja dafür, vor den Problemen nicht wegzulaufen (da müßte ich mit mir auch mal wieder ein ernstes Wörtchen reden) aber andererseits ist es nicht besonders sinnvoll, wenn Dein Schulabschluß deswegen in Gefahr gerät. Hast Du über einen Klassen- bzw. Schulwechsel nachgedacht?

13.03.2011 16:05 • #11


MarluxiJa
Guten Abend Martina,

Vorweg wieder: Es ist das gleiche passiert wie immer, meine Nachricht wurde zu lang.

Naja, mein Spitzname war zuvor immer The.Psycho, aber weil dieser schon selbst so viele Fragen aufwarf, was meinen psychischen Zustand anbelangt, erfand ich mir jetzt einen neuen. Und wie ich sehe, scheine ich ihn gut erfunden zu haben.
Wieso nanntest du dich Heulsuse? In meinem Bekanntenkreis wird dieses Wort immer sehr negativ in Verbindung gebracht, dabei ist nichts dagegen auszusetzen, sich vor einem anderen Menschen in der Mitteilung der eigenen Probleme nicht zurückzuhalten. Es zeigt doch nur, wie man wirklich fühlt. Gut, klar bedarf es auch der jeweiligen interpretation des Wortes, von der jeweiligen Person selbst. Tut mir Leid, dass ich jetzt mal laut gedacht habe. ;) Ich finde es gut, dass du jetzt, keine Heulsuse mehr bist, sondern einfach Martina.

Zitat von Martina:
Wenn Du da vorerst keine Unterstützung für Dich siehst, solltest Du alleine versuchen, therapeutische Hilfe zu bekommen. Da können Deine Eltern ja vielleicht später noch mit einbezogen werden.


Ich bin momentan an einem Punkt angelangt, wo ich mir nur noch wünsche, von hier weg zu kommen. Ich habe gehört, dass man mich stationär irgendwo in kliniken behandeln könnte. Aber ich weiß nicht wie ich dort hinkommen sollte, und wie ich es bezahlen sollte, dort therapiert zu werden. Für mich ist nur in jedem Fall klar, dass ich von meinem Alltag weg muss, weil er mich immer und immer wieder an die Sachen zurückerinnert. Ich kann nicht davon abdenken, es macht mich alles den ganzen Tag über fertig und lässt mich schlussendlich nicht mehr schlafen. Für den Moment bräuchte ich einfach die Informationen, wie ich dazu gelange, stationär behandelt zu werden. Kann man mir da irgendwie helfen?

Zitat von Martina:
Das scheint mir doch ein bischen naiv, vielleicht ist es aber auch Unwissenheit oder ihr Selbstschutz.


Ich weiß nicht, meine Mutter sah, wie ich zu der psychiatrischen Beratung ging, und wie ich daraufhin versuchte, mich als besser gelaunt zu stellen, um meine Freunde abzuschütteln, weil es mich fertig machte, zu sehen, wie es sie fertig macht. Sie hat daraus vielleicht einfach eine Besserung meines Zustandes entschlossen, denn am bilde meiner Freunde sehe ich, dass es ziemlich real aussah, und eigentlich alle dachten, mir ginge es endlich wieder besser. Daraus leitet sich dann der aktuelle Zustand her, dass meine Mutter nicht mehr mit mir darüber redet, schon lange nicht mehr. Ich versuche mich, mit den psychiatrischen Beratungsterminen bei Laune zu halten, aber so richtig geht das nicht. Und meiner Mutter will ich den Schock von letztem jahr nicht schon wieder zufügen. Aber irgendwann wird sie es dann halt doch erfahren müssen.

13.03.2011 23:54 • #12


MarluxiJa
Zitat von Martina:
Das läßt sich auch nicht von heute auf morgen verändern. Man hat sich so daran gewöhnt, dass man über dieses Verhalten nicht mehr nachdenkt. Das ist schon ein langer Weg, bis man wieder zu sich selber findet und auch dazu stehen kann.


Ich kann mir momentan noch gar nicht vorstellen, dass ich mich wieder normal benehmen würde. Ich habe das nach deiner Nachricht am Abend getan, und habe sofort die Freundschaft zu zwei meiner besten Freunde verloren. Dadurch, dass die anderen auch schon recht angespannt dastehen, kann dieser Fall bei ihnen auch anstehen. Nur bei zwei meiner Freunde bin ich mir garantiert sicher, dass sie an meiner Seite stehen bleiben werden, weil sie den zustand den ich habe selbst schon erlebten. Dennoch ist mir dieses Bild nicht ganz geheuer. es nagt doich ziemlich an mir, diese Freunde verloren zu haben. Aber da muss ich wohl durch. Meine Frage ist jetzt wieder auf die Schule bezogen: Wenn ich ich selbst bleiben soll, soll ich dann auch in der Schule jenes Bild beibehalten? Ich meine dort ist es schon schwer, gerade vor ihr. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch schon könnte, aber wenn ich soll, würde ich es versuchen.

Gerade in der Schule und bei den Lehrern habe ich momentan schon sehr die Befürchtung dass sie es mehr als eine Ausrede empfinden würden, um mein schlechtes Abschneiden in jeglichen Arbeiten zu entschuldigen. Ich denke nicht, dass sie mich hierbei wirklich ernst nehmen würden. Andererseits muss ich es versuchen, da sie sonst nur auf Faulheit schließen würden, und ich weiß, dass ich zwar ziemlich träge bin, was das Arbeiten in und für die Schule betrifft, aber ich bin gewiss nicht faul. Ich mache ziemlich viel dafür, aber in den Arbeiten schweife ich dann immer von dem ab, was dort vor mir liegt.

Ich würde auch gerne so handeln können wie du, aber bevor ich anderen helfen kann, erknennen sie, das mit mir etwas nicht stimmt, und wenn ich deren Vertrauen dafür beanspruchen will, ihnen zu helfen, kann ich ihnen einfach nicht ins Gesicht lügen, dass nichts sei. Aber zuletzt bekam ich die Frage auch, woher ich denn wüsste, was im Kopf einer Freundin von mir vorginge, noch bevor ich sie richtig kannte. Ich bin beeindruckt, von dem Weg den du wählst, um den leuten um dich herum zu sagen, was mit dir war und ist. Das zeigt durchaus, wie fürsorglich du fast mit deinen mitmenschen umgehst, wenn ich das jetzt schon so sagen kann.

Zitat von Martina:
Einerseits plädiere ich ja dafür, vor den Problemen nicht wegzulaufen [...] aber andererseits ist es nicht besonders sinnvoll, wenn Dein Schulabschluß deswegen in Gefahr gerät. Hast Du über einen Klassen- bzw. Schulwechsel nachgedacht?


Ja, ich habe schon darüber nachgedacht, aber bei dem Schulwechsel den ich jetzt hinter mir habe (von Realschule auf berufliches Gymnasium, in meinem Fall Wirtschaftsgymnasium) wird es schwer, noch in den Stoff der anderen Klasse rein zu kommen, die in ihrer Reihenfolge ganz anders vorgehen, als unsere Klasse das tut. Von dem her, sehe ich es als ziemlich schwierig an, obgleich es natürlich einleuchtet. Andererseits wirkt es fast wie ein Test für mich, wenn ich in die Schule gehe. Sollte ich es schaffen, dort einen klaren Kopf zu bewahren, geht es mir wohl besser, aber das ist weit futuristisch gedacht. Momentan ist es halt so, dass ich versuchen muss, im Unterricht mitzukommen, bis ich es geschafft habe, mich irgendwie in therapeutische Hilfe zu geleiten.

Liebe Grüße
Markus

13.03.2011 23:55 • #13


M
Hallo Markus,

ich würde Dir sehr gern ausführlich antworten aber ich bin beruflich sehr angespannt und habe heute sehr wenig Zeit. Zudem war ich bei meinem Hausarzt, weil es mir nicht besonders gut geht und der fand meinen Bludruck in bedenklicher Höhe. Deshalb muß ich mir ein paar Tage etwas Ruhe gönnen . Das halte ich für eine gute Idee, weiß aber noch nicht, wie das funktionieren soll. Naja.....

Nur kurz:
Zitat von MarluxiJa:
Ich habe gehört, dass man mich stationär irgendwo in kliniken behandeln könnte. Aber ich weiß nicht wie ich dort hinkommen sollte, und wie ich es bezahlen sollte, dort therapiert zu werden.
Ich nehme ja mal an, dass Du krankenversichert bist. Die erste Anlaufstelle könnte Dein Hausarzt sein. In einem vertraulichen Gespräch kannst Du die Lage erklären. Der Hausarzt kann dann alles Weitere in die Wege leiten oder Dich an eine entsprechende Stelle überweisen. Dass Du die psychologische Beratungsstelle in Anspruch nimmst, finde ich schon mal sehr gut. Aber bei einem evtl. erforderlichen Klinikaufenthalt können die nicht wirklich helfen. Das kann nur ein Arzt.
Zitat von MarluxiJa:
Wieso nanntest du dich Heulsuse
Die Depressionen kamen bei mir zu Tage, nachdem ich heulend auf meiner Arbeitsstelle zusammengebrochen bin und dann für sehr lange Zeit bei jeder Kleinigkeit heulen mußte und nicht mehr aufhören konnte. Außerdem habe ich als Kind auch sehr schnell geweint, meine Mutter nannte mich dann: Du olle Heulsuse . Deshalb paßte das ganz gut. Dass ich jetzt keine Heulsuse mehr bin finde ich allerdings auch sehr gut.

Markus, sobald ich wieder etwas mehr Luft habe, melde ich wieder ausführlicher Halt die Ohren steif!

14.03.2011 18:54 • #14


A


Hallo MarluxiJa,

x 4#15


M
Hallo Markus,

Zitat von MarluxiJa:
Ich kann mir momentan noch gar nicht vorstellen, dass ich mich wieder normal benehmen würde. Ich habe das nach deiner Nachricht am Abend getan, und habe sofort die Freundschaft zu zwei meiner besten Freunde verloren

Was sind denn das für Freunde, die Dich da gleich im Stich lassen? Aber es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder mit ihnen reden - und zwar richtig reden - dann wirst Du sehen, ob diese Freundschaften halten, was sie versprechen oder sie abschreiben, weil es scheinbar mit der Freundschaft nicht allzuweit her ist. Es kommt allerdings darauf an, wie man Freundschaft definiert. Ich habe während und nach der Depression gelernt, dass ich nur noch Menschen näher bei mir haben möchte, die mir auch gut tun. Alle anderen halte ich auf höflicher Distanz. Dadurch verringert sich allerdings automatisch der Freundeskreis - aber es bleiben die, die mir wichtig sind.

Zitat von MarluxiJa:
Gerade in der Schule und bei den Lehrern habe ich momentan schon sehr die Befürchtung dass sie es mehr als eine Ausrede empfinden würden, um mein schlechtes Abschneiden in jeglichen Arbeiten zu entschuldigen

Alles läßt sich damit ja wahrscheinlich auch nicht erklären aber wohl einiges. Ihr habt aber doch bestimmt einen Vertrauenslehrer - vielleicht könntest Du Dir da Unterstützung oder zumindest Rat holen?

Zitat von MarluxiJa:
Ich würde auch gerne so handeln können wie du, aber bevor ich anderen helfen kann, erknennen sie, das mit mir etwas nicht stimmt

Es sind ja nicht alle Menschen gleich und von daher möchte manch einer sicher auch gar nicht so handeln. Ist auch gut so. Und was heißt schon dass mit Dir etwas nicht stimmt? Wenn sich solche Gespräche ergeben, ist es hilfreich, wenn man von seinen eigenen Erfahrungen erzählen kann - alles andere wäre nicht echt und nicht fair. Aber auch so etwas ist zweischneidig. Manchmal beschäftigt man sich nämlich mehr mit den Problemen anderer Menschen als mit seinen eigenen. Das lenkt so herrlich ab, hilft aber nicht weiter. In Zeiten, in denen es mir nicht so gut geht, kann und will ich die Probleme anderer nicht aufnehmen. Ich habe dann keine Kraft und keine Nerven dafür und muß mich um mich selber kümmern. Da hat man manchmal ganz schön mit zu tun.

Zitat von MarluxiJa:
aber bei dem Schulwechsel den ich jetzt hinter mir habe (von Realschule auf berufliches Gymnasium, in meinem Fall Wirtschaftsgymnasium) wird es schwer, noch in den Stoff der anderen Klasse rein zu kommen, die in ihrer Reihenfolge ganz anders vorgehen

Ja, in diesem Fall würde ich mir das mit einem Wechsel allerdings auch noch einmal überlegen. Das würde wahrscheinlich nur wieder neue Probleme bringen. Aber ehrlich gesagt, weiß ich da im Augenblick keinen Rat

Auf jeden Fall wünsche ich Dir ein schönes Wochenende Bis bald

19.03.2011 14:05 • #15

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