Tja, war heute wieder beim Therapeut. Der hat kaum ein Wort dazwischen bekommen weil ich so viel gelabert hab. Hatte sich soviel angestaut was einfach raus wollte.
Es ist aber klar geworden dass es mir deshalb nicht gut geht, weil ich mir so ein unheimlich großen Druck mache. Wenn ich z.B. in der Schule eine Aufgabe nicht gleich verstehe oder lösen kann verzweifle ich total und könnte vor Wut an die Decke springen. Ich bin dann so wütend auf mich selbst dass dann automatisch destruktive Gedanken mein Hirn fluten und gar nichts mehr geht.
Also gehen wir mal logisch an die Sache heran:
- Warum rege ich mich über so was dermaßen auf?
Weil ich, wenn ich die Aufgabe nicht schnell oder sogar als schnellster löse, denke, ich kann gar nichts, bin ein Idiot, Versager usw. Was jedoch ein Teufelskreis ist, denn ich mach mir so einen Druck die Aufgabe zu lösen, dass bei mir alles blockiert (wie bei jemandem dem man ständig sagt wie viel Minuten er für die Aufgabe noch hat). Doch da aufgrund des Drucks bei mir alles blockiert, komme ich gar nicht erst dazu die Aufgabe zu lösen, was mich in dem Moment dazu veranlasst noch mehr Druck aufzubauen mich zusammenzureißen und endlich los zu legen.
- Warum mache ich mir diesen Druck alles schnell und sofort zu können?
Das ist ein relativ neues Symptom, ich meine es war zwar damals auch da, aber nie so extrem. Ich konnte es darauf zurückführen dass mich meine Klassenkameraden (vor allem die, die um mich herum sitzen), mich für einen absoluten Schul-Geek halten. Also jemand der alles kann und super schlau ist. Daran, dass die mich so sehen, bin ich selber schuld, eben durch meine Art, wie ich rede, welche Worte ich wähle, mein Auftreten usw. Und ich will deren Erwartungen an mich auf keinen Fall enttäuschen. Ich versuche zwar alles immer regelmäßig runter zu spielen in dem ich z.B. sage, dass sie sich nicht immer auf mich verlassen sollen oder dass ich auch nicht immer alles weiß und auch nicht sonderlich schnell bzw. klug bin. Doch ich denke wenn sie sehen dass ich auch nicht grade ne Leuchte bin, verliere ich das Einzige was mich für sie interessant macht. Ich meine einige machen so was mit ihrem Aussehen wett, andere können vielleicht was anderes interessantes, jeder hat irgendwas. Und wenn ich nicht mehr diese Seriosität und Kompetenz vermittle, dann hab ich nichts mehr womit ich quasi auftrumpfen kann.
- Warum ist mir das so wichtig?
Und da sind wir wieder bei meiner Vergangenheit. Ich will eben gemocht werden, ich will Freunde und eine Partnerin finden. Und damit setzte ich mich wieder total unter Druck. Denn wie schon mal erwähnt, ich habe so viel verpasst, was ich unbedingt, unter allen Umständen nachholen möchte (und meiner Ansicht nach auch muss). Ich habe einfach keine Geduld mehr, weil ich denke: Wie lange soll ich denn noch warten?! Ich brauche unbedingt Erfolgserlebnisse um nach vorne schauen zu können, um wieder weiter hoffen und glauben zu können. Und die Erfolge die ich in den letzten Monaten eingefahren habe sind für mich keine richtigen Erfolge, sondern Selbstverständlichkeiten, quasi, um es in eine schulische Sprache zu übersetzten, Wissensgrundlagen die selbstverständlich sind. Wie jemand der das Abi macht und wo es selbstverständlich ist dass der Bruchrechnung beherrscht. Somit rechne ich mir diese Dinge nicht als Erfolge an.
- Warum hab ich so wenig Geduld?
Das ist zur Zeit die Frage. Das durchzieht sich überall. Ich meine ich kann bei einem Arzt ohne Probleme 1 - 1 1/2 Stunden darauf warten bis ich dran komme, doch bei so gut wie allen anderen Dingen, bin ich vollkommen ungeduldig. Man kann vielleicht sagen, das ist erblich bedingt. Mag sein, aber lässt sich so was vielleicht trainieren? Oder hat es doch einen anderen Ursprung? Darüber muss ich nachdenken...