Ich komme mir selbst fremd vor

Hallo zusammen,

kennt ihr das auch:

man sieht etwas, das einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern sollte: ein Baby, einen süßen Hund, ein Eichhörnchen, das fröhlich durch die Bäume springt... und ihr könntet bei diesem Anblick direkt in Tränen ausbrechen?!? Ich finde das ganz furchtbar und beobachte in letzter Zeit wieder verstärkt dieses Phänomen bei mir. Ich komme mir selber dann immer ganz fremd vor...

Schöne Dinge zu sehen macht mich eher traurig als glücklich. Warum nur??

Wünsche euch einen angenehmen Abend!
Eure Cherry

Ich kenne dies auch. Oft erschrecke ich regelrecht überhaupt Regungen zu haben. Und wenn diese dann so tief gehen, sie so überwältigend sind, so neu, dann kann ich mich nur in Tränen flüchten.
Und weil mir so etwas unangenehm ist, versuche ich Gefühle gar nicht erst zuzulassen - zu empfinden.
Dies ist zumindest meine Erklärung für mich...

Hallo Cherry28,

Ich komme mir selbst fremd vor

Hm, das ist ein interessanter Ansatz. Wobei er auf mich weniger zutrifft, da ich eher völlig emotions-überladen bin und oft viel zu viel Gefühl zulasse...

Ich kenne das sehr gut von mir.
Ich kann nicht einmal meine Lieblingsfilme sehen oder auch nur die Filmmusik hören oder jemandem davon erzählen, ohne loszuheulen. Und auch in anderen Situationen geht es mir so. Ich finde das ganz schrecklich und in Gegenwart anderer total peinlich, aber ich komme nicht dagegen an.

Hallo Dottie,

das kenne ich nur zu gut. In meiner schlimmen Phase hatte ich das Gefühl, dass es zwar so viele schöne Dinge im Leben gibt, aber ich mich nie mehr daran erfreuen kann, weil es mir so schlecht geht. Die Angst, mich nie mehr freuen zu können, hat mich zum Heulen gebracht.

In meinem kürzlich beendeten Klinikaufenthalt hatte ich dann auch noch viel geheult, aber nur wenn ich die schönen Dinge bei anderen Patient(inn)en gesehen habe, so z. B. wenn sie von ihrem lieben Lebenspartner gesprochen haben oder ihren Kindern, die sie vermissen oder wenn sie etwas für Ihre Lieben in der Ergotherapie gebastelt haben. Da war ich ganz traurig, weil ich ganz allein bin und das Gefühl hatte, alles in meinem Leben falsch gemacht zu haben - nur mich über meine berufliche Tätigkeit definiert, nichts für mich oder Partnerschaft oder Familie getan.

Dann habe ich aber gelernt, dass es noch nicht zu spät ist. Ich wurde von anderen Menschen geliebt, mir wurde gezeigt, dass ich wertvoll bin, ich habe bemerkt, dass andere Menschen wertvoll sind. Sicherlich haben mir anfangs auch die Medikamente geholfen, aber die Therapien in der Klinik und die vielen Gespräche waren das Wertvollste. Seitdem heule ich nicht mehr, ich spüre aber auch generell weniger Regungen in beide Richtungen. Die Beisetzung meiner Tante vor drei Wochen habe ich sehr gefasst erlebt und mich von ihr verabschiedet.

Ich kann nur berichten, was mir gut getan hat: Die Klinik, die Therapien, die vielen guten Gespräche und die sehr wertvollen Menschen.

Gruß, Frank.