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Ich schaffe es nicht mein Leben zu ändern

Birke
Hallo Milena!
Wie geht es Dir?
Tut Dir die Therapie gut? Wie schaffst Du den Arbeitsalltag? Und Dr. House? Ist so still geworden um Dich.

Ich hatte gerade nochmal Deinen Anfangstext gelesen. Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen.
Das eine ist, daß Du noch vor 7 Jahren glücklicher warst und so wie ich es verstanden habe, Dich wohl gefühlt hattest. Ich bin fest davon überzeugt, daß Du ein erlebtes Gefühl wieder erfahren kannst. Einfach weil Du es schon kennst, weil Du Dich darin auskennst, es Dir nicht fremd ist.

Das zweite ist, daß ich über die 7 Jahre gestolpert bin. In der Astrologie gibt es einen sehr wichtigen Rhythmus im Leben, den Saturn uns aufdrückt. Er hat den Rhythmus von 7 Jahren. Jede Siebener-Phase hat ihre Bedeutung und ihre Inhalte. Und Themen, mit denen wir uns in dieser Zeit zu beschäftigen haben. Ich denke, ein Stück weit entstehen seelische Probleme, wenn man diese Lebensphasen nicht adäquat ausleben konnte, die Themen und Aufgaben nicht angehen konnte, sie deshalb unerledigt sind. Ab 42 beginnt eine grundlegend neue Phase. Bis 42 sollte sich das Leben mehr im Außen abspielen, das Sammeln neuer Erfahrungen, sich beweisen, Familien gründen, beruflich was aufbauen. Und ab 42 sollte es mehr ums Innere gehen, z.B. Erfolge stellen sich zwar beruflich ein, sollten aber nicht Sinn und Zweck sein. Man beginnt mehr Abstand zu finden, ein neuer Lebenssinn vielleicht, auch mehr Beobachtung. Das ist allerdings auch so eine schwammige Zeit, der Vergangenheit trauert man nach, aber eine neue Lebensperspektive hat sich noch nicht herausgebildet.
Das heißt aber auch, daß sich alle 7 Jahre unser Leben wandelt, die Chancen alte Verletzungen zu verarbeiten sind da durch unseren Wandel im Denken und Bewerten. Vielleicht kann man das erst im Nachhinein, im Rückblick feststellen.

Ich weiß nicht, ich hoffe das klingt nicht abstoßend was ich so schreibe. Ich mach mir so meine Gedanken und versuche zu verstehen. Und andererseits glaube ich, müssen wir nicht alles verstehen. Manchmal denkt man über sich, man wüßte genau wie man ist, z.B. ängstlich, traurig und so. Und auf einmal verhält man sich in einer Form und man denkt: uups! Bin ich das?

Diese Krux mit den Gefühlen. Gefühle sind super, wichtig. Sie halten uns lebendig. Und dann kann sich aber ein Gefühl verselbständigen, wir geben ihm zu viel Raum. Es stülpt uns quasi eine Mütze über den Kopf, die Mütze ist zu groß und rutscht uns immer tiefer über die Augen.

Ich hab neulich von meinen Kolleginnen erzählt, die allesamt Glück haben. Und es macht mich immer wieder traurig. Ist das materielles Denken von mir, so nach der Art: meine Mann, mein Kind, mein Haus....?
Aber seitdem ich hier im Forum lese, erfahre ich, daß es auch viele Traurige gibt, denen es nicht gut geht, obwohl sie doch alles haben (furchtbare Formulierung) Mir ist aufgefallen, man hängt immer bei den Dingen fest, wo man seinen Fokus setzt und dann sind die anderen Dinge gar nicht mehr wichtig.

Weiß auch nicht, ich hoffe, das klingt nicht alles zu verworren. Ich versuche mich auch selbst hinzukriegen, wenn ich das so schreibe.
Ich wünsche Dir einen schönen Sonntag! Ina

18.09.2011 08:38 • x 1 #31


Birke
Hallo Birgit!
Eine Gruppentherapie würde ich nicht machen. Eine Selbsthilfegruppe schon.

Ich hab mit Mitte 20 eine Gruppentherapie gemacht. Meinen Zusammenbruch hatte ich mit 21. Damals war mein Freund tödlich verunglückt. Es stellte sich heraus, daß ich nicht in der Lage war, mir Hilfe zu holen. Meine Eiswürfel-Mutter gab mir weder ein tröstendes Wort, noch eine kurze Umarmung, gar nichts. Ich studierte damals ein recht ehrgeiziges Fach und konnte einfach nicht mehr. Ich denke ich war kurz davor richtig abzudrehen. Als kurz darauf noch mein Vater starb, und wieder dieser Gefrierschrank in der Familie, gab es endgültig einen cut. Das waren die Auslöser, aber die Ursachen für meinen Zusammenbruch lagen ja viel tiefer. Das einsame tapfere Mädchen. Jetzt fielen mir die Schuppen von den Augen, wo ich eigentlich stand.

Ich brach das Studium ab und ging zu einer Psychologin. Nach ein paar Terminen ging ich dann zu einer stationären Gruppentherapie für 4 Wochen. Ich muß sagen, im nachhinein habe ich das Gefühl wir gaben einfach Stoff für Forschungszwecke ab. Wurden beobachtet, man machte sich viele Notizen und das wars. Es bildeten sich genau wie in jeder Gruppe typische Rollenverteilungen heraus. Aus dieser Zeit entstanden für ein paar Jahre wichtige Freundschaften. Was wirklich gut war, war zu lernen über seine Gefühle zu sprechen. Ich aber bin z.B. eher der Typ Zuhörer. Das hat sich auch in der Gruppe nicht geändert.

Du schreibst, daß die Neigung zu Depressionen in Deiner Familie liegt. Bei uns gibt es auch sowas. Es ist kein klinisches Bild, aber es scheint in jeder Generation einen Symptomträger zu geben. Meine Mutter hat derart Angst vor dem Verrückten, daß sie jeden, der eine seelische Schwäche zeigt, in eine Ecke stellt. Die Sache ist nur, daß ich ihr eigenes Verhalten, ihren Umgang mit Gefühlen als wirklich verrückt betrachte. Ich will damit nur sagen, wer legt fest, was normal und was nicht normal ist? In unserer Gesellschaft ist Zähne zusammenbeißen stark, dabei ist das doch eigentlich krank.

Was ich von Dir gelesen habe, klingt nach einem starken Menschen. Auch, daß Du das Buch geschrieben hast und Dich um die Medien kümmerst.

Ich denke die Ablehnung seelischer Störungen ist doch nur die Angst davor. Und im Vergleich zu vor 20 Jahren oder so ist es schon super. Es ist längst kein Tabuthema mehr. Nur wenn es persönlich wird, wenn man mit Menschen im eigenen Umfeld reden möchte, wird es schwierig. Das ist doch einfach nur Angst. Vielleicht hilft es Nachsicht zu fühlen. Und außerdem denke ich auch, wie mit jeder Sache: was man nicht selbst erlebt hat, kann man nicht wirklich nachempfinden.

Liebe Grüße! Ina

18.09.2011 09:12 • #32


A


Hallo Milena,

Ich schaffe es nicht mein Leben zu ändern

x 3#3


meckpommbi
Hallo Birke

du bist nicht nur ein guter Zuhöhrer du bist auch eine begnadete Leserin(das mein ich ernst)
Du hast aus meinem langen post herausgefiltert was ich gerne möchte, ich möchte stark wirken auch wenn ich es nicht bin.

Diese Macke hat mir meine Schulklasse verpasst, 8 jahre mobbing hinterlassen einfach Spuren, ich weiss zwar das dies nicht immer angebracht ist aber ich kann eben auch nicht aus meiner Haut.
Zu dir ich finde es schaade das du die Gruppentherapie so ablehnst, ich denke sie würde dir guttun, ich selber stehe auf dem Standpunkt alles zu versuchen.

ich hatte zum beispiel eine recht negative erfahrung mit einer kognitativen verhaltenstherapie habe aber die hier angebotene trotzdem angenommen weil ich denke egal wie gut sie ist oder nicht etwas positives fuer mich kann ich immer rausziehen und wenn nicht kann ich sie immer noch abbrechen.

bei deiner eismama fällt mir sofort ein tonbandpfarrer ein (ddr spezifisch,es war eine gruppe die sich getroffen hat und einen tonband lauschte um sich mit dem christlichen glauben auseinandersetzte)
der sagte man muss so oft dem jenigen vergeben/verzeihen wie man ihn verflucht hat, damit der hass und die schlechten gedanken nicht auf der eigenen seele haften bleiben.

nun bin ich immer noch atheist aber diese einfache botschaft habe ich versucht fuer mich umzusetzen denn er hat follkommen recht wenn er sagt was schert es denjenigen ob ich ihn verfluche oder sie.
deine mutter kannst du nicht mehr ändern wenn du das akzeptierst und es schaffst ihr zu verzeihen wird es dir besser gehen.

ich weiss das ist nicht einfach und es wird nicht alle deine probleme lösen aber es wird sie lindern und ist ein anfang.

Ich freue mich Dich hier kennenlernen zu dürfen und ich glaube fest daran das du es schaffen wirst nicht heute und jetzt aber mit kleinen schritten immer weiter (klingt sehr nach durchhalteparole bitte nicht falsch verstehen)

Gruss Birgit

18.09.2011 13:38 • #33


Birke
Hallo Birgit!
Dieser Pfarrer hat so recht!
Ja, das Verzeihen ist ein ganz wichtiges Thema!
Ich sag Dir, ich hab es schon so oft versucht mit Willen. Aber es ist bis jetzt nur abstrakt, vom Geist her möglich, nicht vom Gefühl. Der Geist hilft natürlich um zu verstehen, denn es gibt nur die Erklärung: wer selbst keine Liebe und Zuwendung an seine eigenen Kinder geben kann, der muß selbst Schreckliches erfahren haben, so daß es für ihn besser war, Gefühle auszugrenzen. Meine Mutter hat jegliche Gefühle abgespalten. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, sie ist hochgradig schizoid. Aber sie lehnt eben auch Gefühle bei anderen ab und macht sie auch lächerlich.
Vom Gefühl her habe ich das Verzeihen noch nicht gelernt, weil mich meine Mutter ja nach wie vor verletzt.
Ich bin auch nicht getauft, meine Eltern sind aus der Kirche ausgetreten, aber ich muß sagen, daß ich einen Glauben in mir habe.
Dieser Satz: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Für mich ist der Kern, daß gesunde Selbstliebe (achtsam mit sich umgehen) die Basis ist, um Nächstenliebe zu empfinden, frei von Erwartungen und Wiedergutmachung und frei von dem Wunsch nach Anerkennung, was für ein guter Mensch man doch sei.
Du hast geschrieben, daß Du den Glauben an das Gute im Menschen verloren hast. Meinst Du, daß sich das noch ändert?
Ich habe auch lange gedacht, daß es nichts Gutes gibt, immer auf der Lauer, daß das bösartige Verhalten zum Vorschein kommt
Aber mittlerweile weiß ich, man muß differenzieren. Es gibt gute und es gibt schlechte Menschen. Wir müssen unser Gegenüber nur erkennen. Denen aus dem Weg gehen, die ungut sind und denen gegenüber offen bleiben, die gut sind.
Das ist eben der Knackpunkt mit der eigenen Familie. Was macht man, wenn die engsten Verwandten Menschen sind, von denen man sich eigentlich distanzieren müßte?
Liebe Grüße v. Ina

21.09.2011 07:27 • #34


M
hallo ihr lieben

war unglücklich verliebt und das hat meine ganze zeit und kraft in anspruch genommen. habe nun den kontakt abgebrochen ... bin zurück. hoffe ich finde morgen nach der arbeit die zeit, auf all das zu antworten.

25.09.2011 19:04 • #35


Birke
Freue mich sehr von Dir zu hören.

25.09.2011 19:51 • #36


meckpommbi
sry ina,

ich war im krankenhaus und gehe auch morgen wieder dahin, kann also ein bisschen dauern mit dem schreiben

ich hatte etwas geeussert und da hat sich tatsächlich jemand gefunden der der meinung war mir das leben retten zu wollen und die polizei rief- das spricht zumindest fuer diese person

ja ich differenziere das schon sonst wuerde ich hier gar nicht schreiben aber im grossen und ganzen so global betrachtet sehe ich die menschen einfach als herrschende raubtiere die noch nicht mal ihr eigenes rudel akzeptieren und ich fuerchte an dieser einstellung wird sich auch nichts mehr ändern

das verzeihen ist ein echt schwierig ding bin da auch nicht gut drinn trotz echter bemuehungen aber ich versuch es weiter

was deine mutter angeht wuenscht sie ueberhaupt den kontakt oder kannst du nicht über den beruehmten schatten springen?

ich habe als jugendliche echte mordpläne gegen meinen vater geschmiedet (der ist allerdings nur choleriker allerdings der verschärften art) ein therapeut hat mir dann beigebogen es einfach zu akzeptieren das er so ist und seid dem geht es gut

bis später Birgit

09.10.2011 18:50 • #37


Birke
Hallo meckpommbi!
Ich muß gestehen, ich werd nicht so recht schlau aus Deiner Nachricht.
Was ist denn konkret passiert? Und auch von Deiner eigenen Lebensgeschichte hast Du bisher nur Andeutungen gemacht. Was hat Dich denn z.B. bewogen, ein Buch zu schreiben? Vielleicht kannst Du ja einen eigenen Thread eröffnen. Wenn man Deine Geschichte besser kennt, ist das vielleicht sogar förderlich für Dein Buch.
Ist ja eh hier Milenas Thread. Schade, daß sie sich nicht mehr meldet. Ich fürchte, das ist eher ein schlechtes Zeichen.
Nun zu Deinen Fragen: meine Mutter sucht keinen Kontakt zu mir. Ich melde mich in mehr oder weniger großen Abständen bei ihr. Das sind sehr kurze Telefonate, da sie sehr unpersönlich sind und meine Mutter sie sehr schnell beendet. Wir begegnen uns bei Familienereignissen. Ich denke, ich werde ihr ihre Gleichgültigkeit und Distanz verzeihen können, wenn ich selbst keinen Wert mehr darauf lege, es mir also egal ist. Ich habe mittlerweile so viel Selbstschutz aufgebaut, daß ich nicht mehr versuche, eine Form von Vertrauensverhältnis aufzubauen. Meine Mutter macht Gefühlsäußerungen lächerlich und tratscht Dinge, die ich ihr erzählt habe, sofort an meine Schwestern weiter. Die 3 sind so eine Art Clique: intellektuell, scharfzüngig, überheblich und wie gesagt, keine Gefühle akzeptieren.
Ich denke, daß ich meiner Mutter einerseits Angst mache, wenn ich nachfrage, wissen will, wie es ihr wirklich geht oder über die Vergangenheit reden möchte. Und andererseits bin ich durch das Zugeben meiner Schwächen die Angreifbarste in der Familie. Meine Schwestern und meine Mutter fühlen sich stark und bestätigt, wenn sie jemanden wie mich lächerlich machen können. Sie fühlen sich dadurch stärker. Es ist einfach eine Strategie. Die Rollenverteilungen in unserer Familie sind so.
An sich ist es so, daß man sagen könnte: ok, muß ich mit leben. Was mir nur schwer zu schaffen macht ist, daß ich eben keine eigene kleine Familie habe, nicht mal einen Partner. Es liegt über mir dieses Gefühl, daß was mit mir nicht stimmt (schließlich kann mich ja nicht mal meine Mutter leiden) und ich kann das nicht abschütteln.
Soweit erstmal. L.G.v. Birke

15.10.2011 12:00 • #38


meckpommbi
eigentlich passt dieser tread ganz gut da die überschrift wirklich gut zu meinen jetzigen problemen passt
ich bin mir auch wirklich nicht sicher ob ein extra tread nicht zu sehr in werbung ausarten oder sehen wuerde ? gewuenscht (modis oder nicht) :)
also mal in kurzfassung im april setzte eine depressive episode ein ohne konkreten anlass nennt man so dann von innen komment endogen tabletten trotz max dosis keine echte besserung dann ab juli kamen noch extenzielle sorgen dazu die bis heute leider nicht behoben sind also hat sich mein zustand dadurch auch nicht verbessert
der versuch einer neuen medikation (sowieso nur gluecksache) auch gescheitert
also auf eine endogene noch eine reaktive hinzu das ganze hat sich dann so gesteigert das ich einer terapeutin am telefon sagte es kann mir keiner mehr helfen ich will nicht mehr kämpfen - sie hat die polizei gerufen schwupps zwangseinweisung
jetzt versuchen wir die scherben langsam wieder aufzuarbeiten allerdings bin ich weit entfernt von gesund aber wieder zu hause und momentan etwas ruhiger
das buch habe ich geschrieben im winter wo es mir psychisch sehr gut ging auslöser war ein telefonberatungsgespräch mit einer die diese erkrankung im herbst bekam und mich um rat fragte und weil dies nicht die erste war habe ich mir gedacht ein versuch es aufzuschreiben wärs doch allemal wert
mein lebenslauf birgt genug stoff fuer depressionen und panikatacken die alle als reaktiv durchgehen wuerden aber bei mir kommt noch eine genetische komponente hinzu so das ich auch probleme kriege ohne das äusserliche anlässe da sind
ich kann das heute nicht alles aufschreiben das wäre dann ein halber roman
zu deiner mutter und deinen schwestern fällt mir spontan wieder der satz ein die wirklich verueckten sind die die denken das sie keine probleme haben
deine situation ist wirklich nicht beneidenswert eigentlich muesste man dir raten den kontakt abzubrechen da du aber dann noch einsamer bist - schwierig
eigentlich sehe ich da nur den weg das du versuchst ausserfamiläre kontakte mehr aufzubauen und dies fällt dir schwehr also beisst sich die katze wieder in den *beep*
gruss birgit

15.10.2011 15:42 • #39


Birke
Hallo Birgit!
Bist Du denn jetzt wieder zu Hause? Und hast Du Deinen festen Wohnsitz in Schweden, also auch dort Deine Therapeutin?
Und wie ernst schätzt Du denn selbst Deine Bemerkung ein, weshalb Du jetzt in die Klinik mußtest?
Daß Du existentielle Schwierigkeiten hast, macht die Probleme natürlich nochmal schwerer. Ich nehme an, Du arbeitest freiberuflich. Hast Du denn einen Partner, der Dich jetzt unterstützt?
Und was mich auch noch interessiert: wenn die Neigung zu endogenen Depressionen in Deiner Familie liegt, wie sind die Betroffenen bisher damit umgegangen? Könnt Ihr Euch darüber austauschen?
Ich weiß: ganz schön viele Fragen.
Liebe Grüße! Ina

15.10.2011 16:50 • #40


M
Hallo,

versuche immer noch mehr oder weniger erfolgreich, mein Leben zu meistern.

Der Liebskummer schlug mir auf das Herz, sprich ich hatte einen Puls von über 200 plötzlich ... Mittwoch muss ich zum Kardiologen und war nun 2 Wochen krank geschrieben. Wie immer in dieser vielen Zeit alleine zu Hause bin ich erst recht in ein Loch gefallen, habe mich mit Onlinespielen abgelenkt und nichts, aber auch gar nichts gebacken bekommen. Verabredungen abgesagt und/oder erst gar nicht getroffen. Geraucht wie ein Schlot und kaum gegessen.

Ich weiß weder ein noch aus, ich bin zu schwach irgendwie zum arbeiten, total instabil innerlich, aber wenn ich zu Hause bin, mache ich nichts statt all der Dinge die ich mir vornahm, wenigstens die zu schaffen (Balkon winterfertig machen, Haare färben, einkaufen ....)

Alles was ich schaffe sind Waschmaschinen und Spülmaschine irgendwann mal einräumen und anwerfen. Ich vernachlässige mich selbst, und nur weil ich morgen wieder arbeiten muss, kann ich mich zur Körperpflege überwinden. Das ist mir so peinlich, dass ich es nichtmals meiner Therapeutin erzähle, kurz vor diesem Termin mache ich auch nur so eine Art Katzenwäsche ;( Ich habe die Pille abgesetzt (mal davon ab, dass ich eh keinen Partner habe, aber mir fallen die Haare aus, wenn ich die nicht nehme), weil ich an 5 (!) von 28 Tagen nichtmals dran gedacht habe sie zu nehmen und das sicher total ungesund ist.

Dieser Teufelskreis ... der macht mich einfach fertig! Auch dass ich nicht mehr ausfallen kann/darf auf der Arbeit und es mich sooo viel Kraft kostet, dahin zu gehen und 8 Stunden durchzuhalten.

Ich weiß einfach nicht weiter momentan. Ich kann doch nicht schon in Rente gehn, ich habe eine Wohnung abzubezahlen, es wäre einfach zu wenig zum leben übrig und das für den Rest meines Lebens.

Ich habe keine Freunde, es sind immer nur so kurzzeitig intensive Bekanntschaften, die sich auch baldig zurück ziehen, weil ihnen meine Stimmung nahe geht und sie mir nicht helfen können bzw. ich auch Hilfe und Besuch ablehne mit der Begründung, ich bin nicht gesellschaftsfähig (nämlich ungepflegt und vermag das gerade mal nicht zu ändern).

Oft wünsche ich mir irgendeine andere Krankheit, die mich zum zu Hause bleiben zwingen würde, aber selbst diese zeit würde nicht reichen, dass ich mich irgendwie wieder besser fühlen würde.

So, danke fürs lesen, musste mich mal ausk.....

PS.: habe vor 2 Wochen den Arzt um ein pflanzliches Mittel gebeten und nun jarsin bekommen. erst gestern geschafft, mal zu nehmen (wie gesagt ich bin in einer Art zeitwolke gefangen) .. falls ich es schaffe, sie regelmäßig zu nehmen, berichte ich über Wirkung) ...

16.10.2011 16:23 • #41


M
und nun zu euch:

liebe Birke, es war so still um mich weil ich mich auf alles mögliche stürze, was mich ablenkt vom denken und fühlen. habe so viele spiele online gespielt, dass es meine ganze zeit in anspruch nahm und ich einfach gar nicht mehr an unseren thread hier gedavht habe SORRY.

Dr. House ist weg ... wenn der Doktor kein Publikum hat, ist er eben zynisch und hart gegen sich selbst, oder wie meine Therapeutin zu sagen pflegt lassen Sie doch mal diese fürchterlich gemeine Anwältin in sich weg, Sie machen sich ja nieder ... das ist ja schrecklich zuzuhören.

Das mit den 7 Jahren und dem 42. Lebensjahr ... nunja, hatte auch kurzzeitig die Hoffnung, so ein Aberglaube bzw. biologisches Erneuern könnte mich retten und wenn das 8. Jahr anbricht wird aaaalles anders. Nö. Das begann ja nun im August und ... es ist alles nur noch schlimmer. Jeder Gedanke, den ich habe lässt mich die Hände über den Kopf zusammenschlagen oder heulen. Es ist so eine Art Gewissheit es ist aus. alles versucht, alles verbockt. jetzt kannste dir nur noch beim hässlich und alt werden zugucken.

Ich verstehe mich ja seit meiner Meditation damals und dem Vergeben gut mit meinen Eltern. Alle paar Wochen schaffe ich es, sie mal zu besuchen und solange meine Mom ihre Kritik an mir bleiben lässt (in letzter Zeit erfreulich oft, aber ich habe im kopf was sie sagen KÖNNTE), kann ich dort ein minimales bisschen auftanken.

Aber wie war das noch mit alten Akkus? Die sind schnell wieder alle. Manchmal ist nach einem schönen nachmittag oder Erlebnis schon nach 2 Stunden alles wieder duster. Also SO sehr hilft Familie auch nicht, selbst wenn sie klasse ist.

Dann las ich noch das Thema Neid: oh ja, das beschäftigt mich auch. Ich beobachte, dass manchen rein beziehungstechnisch alles zufällt, das wird der Ehemann ausrangiert, weil schon ein neuer am Start ist ... bei denen klappt natürlich alles und das andere um mich herum mal Einsamkeit erfahren, nur um mich mal zu verstehen, das ist ein ganz egoistischer und bösartiger Wunsch in mir, den ich manchmal habe. Dann weiß ich aber auch sofort wieder, ich habe es ganz allein zu verantworten, dass mein Leben so ist wie es ist, weil ich will nichtmals Besuch oder Anrufe und selber besuche ich noch seltener Menschen.

Versuche nun hier im Forum am Ball zu bleiben ... ich glaube das wäre auch einfacher, wenn hier mehr los wäre. Wenn ich mich nicht jede Minute NICHT mit meinem Gefühl in mir beschäftige, geh ich einfach nur ein. Am NICHTS.

ich hoffe, euch geht es zurzeit besser ... denke lieb an euch ... Milena

und nochmal PS.: macht euch keinen Kopp um mein oder dein Thread, ich habe eine Frage in den Raum geworfen und jeder der sich angesprochen fühlt, kann soviel schreiben wie er mag :) ich kann mir zwar nur ungefähr 20 Sekunden merken, was ich gelesen habe gerade, und weiß dann nicht mehr, was ich dazu schreiben wollte, aber selbst beim unkonzentrierten Lesen tut mir die Art von Birke unglaublich gut, wie sie schreibt so einfühlsam und lieb. Es wäre schön, wenn ich Worte finden könnte, die dich etwas aufbauen Birke, aber ich glaube momentan ja selbst nicht dran.

Trotzdem meine ich anhand deiner Worte und Formulierungen irgendwie intuitiv zu erkennen, dass du ein sehr wertvoller Mensch bist, so wie wir alle klar, aber jemand, der anderen liebevoll zugewandt ist und das einfach so aus dem Bauch heraus. Sehr seltsam, dass wir das, was wir nicht bekommen umso reiner und klarer geben können. Es liegt sicher daran, dass wir SO genau wissen, was uns fehlt im Umgang miteinander, das wir wahre Meister in der Umsetzung sind während wir wünschen, andere täten es uns gleich.

Was ich aber auch weiß ist, wir alle stehen uns selbst im Weg, mögen keine Gruppentherapie, lehnen Besuch etc. ab, und ich frage mich, warum wir uns in unserer Einsamkeit so einrichten, warum sie uns einen Schutz bietet und und trotzdem so unglücklich macht. Wer oder was muss geschehen, um diese Kapsel, diesen Kokon aufzubrechen? ich lande immer wieder bei dem Begriff Partner aber in Wirklichkeit muss man es selbst. Und das ... ob ich DAS noch hinkriege steht in den Sternen.

16.10.2011 16:49 • #42


Birke
Hallo Milena!
Immerhin hast Du Dich ja kurz vom Onlinespielen losgerissen, um hier zu schreiben. 2 Wochen sich hängen lassen ist ok, aber auch genug.
Und für morgen suchst Du Dir was Schickes zum Anziehen raus, duscht Dich, schminkst Dich schön und nimmst Dir vor, jemand Fremden anzulächeln. Einfach nur so. Ohne Sinn und Zweck. Und wenn es eine alte Omi ist. Die Alten sind so dankbar und unverstellt. Was hältst Du davon?
Weißt Du: Bestraf Dich nicht dafür, daß Du unglücklich bist. Sondern belohne Dich, daß Du tapfer bist.
Ich hab zu Hause ne DVD von Tom Jerry. Wenn ich die gucke, muß ich einfach lachen.
Vielen Dank, daß Du so nett von mir schreibst. Ich bin einfach froh, hier mit anderen Menschen ganz offen zu sein. Das sind ja alles Themen, die kann man im Alltag nicht anbringen, außer eben in der Therapie. Aber das ist auch noch was anderes, da ist ja so eine Eigendynamik, da weiß man ja nicht, wie die Stunde verlaufen wird.
Das mit dem Herzrasen ist ja Mist. Spitzt sich alles zu im Moment. Macht sich das bei den Therapiesitzungen bemerkbar? Gehts da mehr ans Eingemachte?
Und wegen dem Johanniskraut bin ich gespannt, im Durchschnitt braucht es 2 Wochen, damit die Wirkung beginnt. Habe es aber selbst noch nicht genommen. Mit dem Herzen habe ich auch immer wieder Probleme, meist auf Arbeit durch Streß. Da gibts ne Salbe Aurum/Lavandulae (Firma darf ich nicht sagen, aber in der Apotheke wissen die Bescheid), die kann man sich auf die Herzgegend auftragen. Und sag mal, kannst Du denn mit den Stunden runtergehen? Ich arbeite nur noch 6 Stunden am Tag. Das reicht mir und ich kann mich genug erholen.
So und lass Dich nicht von meinen mails stressen
L.G. v. Birke

16.10.2011 19:14 • #43


M
Hallo, lasse ich nicht ... war noch einmal beim Arzt ... bin noch eine woche Arbeitsunfähigkeit, Mittwoch dann Herzdoc.

Habe also Zeit zum schreiben ... stundenlanges Wellness habe ich gestern abend gemacht, dachte ich kriege es heute gebacken arbeiten zu gehn. Sobald ich dieses leidige Einkaufen schaffe, werde ich deinen Rat beherzigen :)

17.10.2011 12:48 • #44


A


Hallo Milena,

x 4#15


Birke
Hi Milena!
Ich denke, das ist ganz gut noch ne Woche Zeit zu haben. Und das mit dem Herzen ist auch nicht gerade eine Lappalie. 200er Puls klingt nach Notaufnahme. War das wie ein Herzanfall? Das kann ziemlich Angst machen, oder?
Apropos Angst: ich hab so drüber nachgedacht mit dem sich in der Einsamkeit einrichten. Da hast Du völlig recht. Man kann es sich auch darin bequem machen. Ich muß sagen bei mir ist es die Angst vor anderen Menschen. Ich fühle mich zu unsicher und wehrlos. Gestern hatte ich einen Tag, an dem ich mich extrem unsicher fühlte. Es war nicht zum Aushalten. Meine Stimme ist dann auch so komisch, viel heller und leiser. Wenn ich das merke, bin ich noch genervter. Dann bin ich einfach froh wieder allein zu sein. Wenn ich allein bin, bin ich wirklich bei mir. Andere Menschen bringen mich aus dem Gleichgewicht. Das ist sicher die mangelnde Übung im Ungang mit Leuten.
Du hast geschrieben, daß Du unglücklich verliebt warst. Ich weiß nicht, wie Du so schreibst: ich kann mir nicht vorstellen, daß Du allein bleibst und ich finde es richtig, daß Du an diesem Wunsch festhältst. Du suchst Kontakte, auch wenn sie zur Zeit murkselig sind oder unbefriedigend.
Ich muß gerade an meine Vermieterin denken. Sie ist so um die 70 und hat ihren jetzigen Partner vor ca. 20 Jahren kennengelernt. Die sind ein gutes Paar, unternehmen viel und reisen, wandern und so. Und das Wichtigste: sie schiebt ihr Alter nicht so vor sich her. Natürlich wünsche ich uns das nicht, daß wir bis 70 allein bleiben, aber zumindest ist zu jeder Zeit im Leben was möglich.
Ich denke, daß diese tiefe Traurigkeit (was anderes sehe ich nicht hinter unserer Depression) so ein Eigenleben führt, eine Art Automatismus.
Dieser Vorschlag mit dem Anlächeln, das ist ja nur ein Beispiel. Ich glaube, daß man mit Handlungen, die einem bescheuert und zur Stimmung unpassend vorkommen, diesen Automatismus unterbrechen kann. Man sagt ja auch, wenn man sich zwingt zu lachen, daß das wirklich die Stimmung verändert. Vielleicht löst das einfach Reaktionen im Körper aus, wodurch plötzlich wieder mehr Energie da ist. Ähnlich erlebe ich es beim Laufen. Das ist für mich ein Antidepressionstraining.
Im Internet hatte ich mal eine Form von Selbstcoaching gefunden. Konnte man sich ausdrucken. Aufgaben für ca. 40 Tage. Hauptsächlich war die Aufgabe Dankbarkeit zu entwickeln. Man sollte jeden Tag morgens und abends Dinge aufschreiben, für die man dankbar ist. Ich meine: ist doch total blöde und man denkt, was für ein Psychokram ist das denn. Aber ich habs gemacht und mit der Zeit ist da was passiert. Vielleicht eine Art aufmerksamer zu sein. Der Fokus war jetzt auf der positiven Seite (natürlich aus Zwang, um irgendetwas zu finden) Aber mit der Zeit habe ich dann schneller bemerkt, wenn meine Gedanken wieder in die Negativseite abdriften und ich konnte schneller darauf reagieren. Ich versuche mich immer wieder daran zu erinnern, denn natürlich hält das Gefühl nicht von allein an.
Ein weiterer wichtiger Punkt (zumindest bei mir) ist das Vergleichen mit anderen. Wenn ich Partner, Kinder, Freunde auf die Waagschale lege, bin ich wirklich Bummelletzter. Diese Punkte finde ich nach wie vor essentiell für ein erfülltes Leben. Aber gut, dann haben die anderen vielleicht Glück gehabt oder haben gar nicht den Anspruch, eine glückliche Partnerschaft zu führen (ich kenne leider einige Beispiele, wo die Männer gehörig ausgenommen werden. Das Wichitgste ist, daß sie genug Geld nach Hause bringen. Ansonsten wird über sie respektlos geredet)
Wenn man so will, sind wir vielleicht in unserer Sensibilität was Besonderes (im Guten und im Schlechten) und dann ist das nicht so leicht, den Partner zu finden und erst recht nicht leicht, Verletzungen zu überwinden.
Was wir brauchen ist mehr Selbstachtung, Achtung gegenüber unserem Erlebten und Achtung gegenüber unserer Empfindsamkeit.
Auweia, jetzt hab ich Dich ganz schön zugelabert. Sorry!
Wie ist der Stand der Dinge? Was macht das Einkaufen und die Computerspiele? Hast Du ein Haustier? Und hast Du eigentlich Geschwister und wenn ja in welchen Verhältnissen leben die?
Und was mich auch noch interessiert: was ist denn das für ein Symbol, Dein Avatar (nennt man das so)?

18.10.2011 10:49 • #45

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