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Ich werde in Moms Basement sterben

ParanoidAndroid
Vor ca. einem Jahr zog ich wieder zuhause bei meiner Mutter ein. Es sollte nur für kurze Dauer sein, habe ich mir gesagt.

Ich halte es hier kaum aus. Die familiäre Situation wird einfach nur konstant schlechter. Und ich werde in meinem Alter quasi noch als Kind behandelt.

Die ganze Situation ist für mich unerträglich. Kenne niemand in meinem Alter, der noch bei Mami wohnen muss. DAFÜR habe ich mir den Ar. aufgerissen? Habe mein Leben bis zu diesem Zeitpunkt ertragen? Habe die Hälfte meiner Zwanziger (was ja die beste Zeit des Lebens sein soll. ) verpulvert, mich auf meine Bildung und Karriere fokussiert? Um dann so ein klägliches Dasein zu fristen, während andere ihr Leben auskosten können, heiraten, etc.?

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Ihr fragt Euch jetzt bestimmt, warum ich immer noch hier wohne. Es gibt dafür zwei hauptsächliche Gründe:


1) Für meinen aktuellen Job soll ich in eine richtige Großstadt ziehen. Die Situation am Immobilienmarkt ist aber absolut unerträglich. Auf jede noch so durchschnittliche 2-Zimmer-Wohnung, wo man noch überteuert Möbel ablösen muss, kommen jedesmal hunderte an Interessenten. Ich habe schon eine zweistellige Anzahl an Bewerbungen an potenzielle Vermieter verschickt, und bis jetzt noch nicht ein einziges Mal eine Antwort bekommen! Dabei ist wenigstens meine finanzielle Lage immerhin wieder einwandfrei, habe Schufa, verdiene überdurchschnittlich usw. Leider habe ich kein Auto, und selbst dort ist der ÖPNV so toll eingerichtet, dass man damit dreimal solange braucht. Daher kommt es nicht infrage, weiter außerhalb zu suchen.
Es kotzt mich so unglaublich an, hier in einem Kaff am Ar. der Welt rumzugammeln. Es gibt hier nichts zu erleben, und damit auch kaum positive Einflüsse, die mein seelisches Wohlbefinden verbessern könnten! Ich fühle mich wie im Knast. Ich bin neidisch auf andere Leute in meinem Alter, die aus einer attraktiven Region kommen, und nicht verdammt sind, in einem Kuhkaff ihr trauriges Dasein zu fristen.

2) Trägheit. Falls jemand meinen Vorstellungs-Thread gelesen hat, ich leide unter chronischen Schlafproblemen. Die wenige Energie, die mir nach einem Arbeitstag übrig bleibt, kann ich nur dosiert auf andere Sachen aufwenden. Die ganze Wohnungssuche ist einfach unglaublich anstrengend, es ist kein Witz. Manchmal möchte ich aufgeben und einfach in meinem alten Zimmer verrotten.


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Ich fühle mich einfach wie in einer Zeitschleife gefangen. Aktuell habe ich ehrlich gesagt, auch nicht den Eindruck, alleine klar zu kommen. Ich habe die ersten sechs Jahre meines Erwachsenenlebens gelernt, komplett selbstständig zu leben, um danach wie der letzte Loser hier zu verrotten.

Es scheint einfach ein Ding der Unmöglichkeit, überhaupt noch ohne Connections eine Wohnung zu bekommen. Das System ist einfach grundlegend vermurkst.

Der letzte Geburtstag war der mieseste meines Lebens. Noch nie habe ich mich so de-emanzipiert, gescheitert, gedemütigt, entwürdigt gefühlt. Und da wundert sich mein Umkreis, dass aus mir kein Lächeln mehr herauszubekommen ist. Ich habe mehr geleistet als die meisten in meinem Umkreis. Wenn ich eins im Leben gelernt habe, dass es sich nicht lohnt. Ich bereue es bitter, es jemals versucht zu haben.

Ich hoffe, diesen Sommer umziehen zu können. Wenn sich nichts ändert, werde ich dieses Jahr nicht überleben

04.05.2023 20:43 • x 3 #1


aurora333
Lieber @ParanoidAndroid Du befindest Dich wirklich in einer schwierigen Lage, und es ist gut nachvollziehbar dass Du Dich schlecht fühlst in einem so schwierigen Elternhaus. Und ich fürchte auch, dass es sehr frustrierend ist, wenn Du trotz all Deinen Bemühungen keine Wohnung für Dich finden kannst. Letzteres Problem kennen wir hier in Zürich auch ( die Wohnungsnot wird stetig grösser), und das fordert sehr viel Geduld.

Da Du weder von therapeutische noch medizinischer Hilfst schreibst denke ich, dass Du keine solche beanspruchst. Doch ich könnte mir vorstellen, dass Du z.B. mit einem Schlafmittel aus diesem Teufelskreis, in dem Du steckst, schon etwas ausbrechen könntest. Den der Schlaf spielt eine sehr grosse Rolle, Energielosigkeit ist eine Qual. Wenn Du jedoch genügend Schlaf kriegst, könnte das schon mal viel Positives bewirken....ferner könnte ich mir auch vorstellen , dass eine Psychotherapie Dich unterstützen könnte. Du wärst dann nicht so allein
in dieser Situation. Das alleine kann Dinge leichter machen..

Ich wünsche Dir alles Gute

05.05.2023 11:14 • x 3 #2


A


Hallo ParanoidAndroid,

Ich werde in Moms Basement sterben

x 3#3


ParanoidAndroid
Hallo @aurora333,

vielen Dank für deine verständnisvollen Worte.

Die Situation mit der medizinischen Versorgung hier auf dem Land ist kaum besser. Es gibt nur eine Handvoll Ärzte, und die wollen mich so nicht wirklich ernst nehmen.

Ich habe schon diverse Schlafmittel verschrieben bekommen, und die können mir leider nur kurz- bis mittelfristig helfen. Darunter auch Z-Substanzen, v.a. von denen verspüre ich immer eine große Abhängigkeit, und da es immer nur zur kurzzeitigen Behebung verschrieben wird, bekomme ich immer Panik, wenn sie mir ausgehen.

Ich habe auch große Angst davor, wegen Unter-Performance meine Arbeit zu verlieren. Auch wenn sich der Druck bei mir aktuell in Grenzen hält, kann ich in meiner Lage nur weit unter 100% leisten, wozu ich imstande wäre. Mein Einkommen ist überhaupt die grundlegendste Voraussetzung, dass ich aus dieser Situation entkommen kann. Und ich weiß, wie mies es sich anfühlt, wenn man keins hat, und hoffe, davon verschont zu bleiben.


LG ParanoidAndroid

05.05.2023 12:25 • x 1 #3


aurora333
Lieber @ParanoidAndroid , was Du schreibst über Dich nicht ernst nehmende Ärzte ist eine Schande. Hast Du es schon mal mit Psychotherapie versucht ?

Leider weiss ich nicht , was Z-Substanzen sind, doch ich bin noch nie mit Schlafmittel, die nur für eine kurze Zeitspanne wirken, in Kontakt gekommen. Ich bekomme z.B. Trittico und Trittico retard, und schlafe damit gut.

Es ist etwas Pech, dass Du auf dem Land wenig Auswahl an Medizinern hast, doch vielleicht könnte es sich lohnen in die nächste grössere Stadt zu fahren. Ich bin z.B. jahrelang von Winterthur nach Basel zur Psychotherapeutin gereist, fast zwei Stunden, doch da fühlte ich mich verstanden, und das ist das A und O jeder therapeutischen Beziehung.

Deine Angst den Job zu verlieren, kann ich nachvollziehen. Und zu spüren, Du könntest mehr leisten, wenn gewisse Zustände behoben wären auch.

Vielleicht würde es sich sowieso lohnen weiter zu reisen um gute Ärzte /Psychotherapeuten und eine Wohnung zu finden ?

06.05.2023 07:26 • x 3 #4


P
Hallo,
mir fällt spontan nur ein, da du es zu Hause nicht aushalten kannst: Hotel, Pension, WG.
Da du finanziell ganz gut da stehst, könnte das vielleicht eine Option sein, bis du eine Wohnung hast.

06.05.2023 16:35 • #5


LittleWing
Vielleicht ein Haus finanzieren und dann untervermieten.

06.05.2023 17:14 • #6


K
Hallo ParanoidAndroid,
erst mal wünsche ich dir, dass es dir bald besser geht und du frohe Momente erlebst.
Das mit der Wohnungssuche kenne ich selber. Sehr kräftezerrend und anstrengend.
Deinem Thread entnehme ich, dass du finanziell und Jobmäßig ganz gut da stehst.
Ich würde an meinen Vorpostern anknüpfen und dir raten, wenn es möglich ist ein Haus zu finanzieren. Alternativ ein Hotelzimmer (gibt es auch als Dauergast zu besseren Konditionen). Jedenfalls musst du raus aus dem Elternhaus, da du dich dort sehr unwohl fühlt.
Das mit Heirat und so weiter triggert dich zwar jetzt, aber du bist noch jung (ja, hört sich blöd an, ist aber so) und die Beziehungsgeschichte ist noch nicht fest geschrieben. Sehnsucht nach Liebe ist aber ein starker downer.
Ein anderer Ansatz, der mir beim lesen deines Beitrags in den Sinn kommt ist, dass du vielleicht zu viel arbeitest. Geld ist nicht alles. Gesundheit ist wichtiger als durch Karriere krank zu werden oder die Heilung zu behindern. Vielleicht kannst du bei deinem Arbeitgeber eine Auszeit nehmen und in der Zeit um dich kümmern und an den Problemen arbeiten.
Nochmals alles Gute für dich!

08.05.2023 02:31 • #7


P
Hast du mittlerweile eine Lösung gefunden?

24.06.2023 10:12 • x 1 #8

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