Hallo Matze
Die Frage wegen Bromazepam hat mutmacher schon beantwortet. Hat der Arzt auf das Abhängigkeitsthema hingewiesen?
Zitat von MattHN80: Wie hattest Du das damals in den Griff bekommen?
Puh, das ist nicht leicht zu beantworten. In den Griff bekommen trifft es eigentlich auch nicht wirklich. Lange hat es mich im Griff gehabt. In jenen 2-3 Jahren nach ziemlich abruptem Ausbruch von heftigen Angstzuständen kam ich mir vor wie in einer Nussschale im Sturm auf hoher See, es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Anfangs habe ich ein paar Wochen Temesta (mein Benzo) genommen, aber ich hatte zu aller anderen Angst dazu halt auch noch die Angst, lebenslang abhängig zu werden, ich war da noch jung. So habe ich mich dann über viele Monate eisern durchgebissen, musste das Temesta immer griffbereit in der Tasche bei mir haben, um mich minimal sicher zu fühlen, habe es aber nie mehr genommen. Die Angst vor der Angst kam natürlich auch auf, weil ich mich ihr so ohnmächtig ausgeliefert fühlte.
Wie die Angst dann quälend langsam und allmählich weniger wurde, das hat im Rückblick schon mit der intensiven Therapie zu tun, die ich nach dem Ausbruch aufgenommen hatte. Die hat mit der Zeit wieder etwas Boden unter den Füssen geschaffen, aber wie gesagt, ich kann dir jetzt kein Rezept geben, wie das bei dir funktionieren könnte. Wichtig ist, dass du den Weg suchst, beobachtest, was tut mir eher gut, was sicher nicht. Und Rückschläge sind bei den allermeisten Betroffenen unvermeidlich, versuche dich davon nicht niederschmettern zu lassen.
Zitat von MattHN80: Er reitet immer nur auf den Auslösesituationen herum, die es nicht gibt.
Mich erwischen diese Anfälle immer wenn ich es mir gerade gemütlich mache und eigentlich entspannt bin...
Ich kann natürlich nicht beurteilen, wie dein Thera arbeitet, aber offensichtlich fühlst du dich nicht wohl bei ihm, das musst du ernst nehmen. Evtl. ist ein Wechsel notwendig, aber zu deiner Bemerkung möchte ich doch noch etwas sagen: Damit, dass Ängste einen Auslöser haben, hat er grundsätzlich recht, und es ist schon wichtig, diese mit der Zeit zu erspüren und zu erkennen. Auslöser können aber sehr subtil sein und vor allem liegen sie oft nicht dort, wo das logische Denken sie vermutet. Es ist dann, wie wenn du deinen verlorenen Schlüssel nachts nur unter den Strassenlaternen suchst, weil du nur dort etwas siehst ... Dass du schreibst, sie kommen genau dann, wenn du eigentlich entspannt bist und es dir gemütlich machen willst, das würde ich als Hinweis ernst nehmen. Es scheint vielleicht paradox, ist es aber überhaupt nicht. Mir ging es ähnlich. Wenn du dich entspannst, lässt du nämlich auch die Schutzmechanismen ein bisschen los, die du früher in deinem Leben gegen die Angst entwickelt hast, und dann kann sie leichter wieder einbrechen, wobei sich das derzeit vermutlich noch ganz unbewusst abspielt. Du sitzt dann wieder da mit der Angst und verstehst die Welt nicht mehr, was total nachvollziehbar ist.
Ich vermute, die Auslöser deiner Angst sind momentan, bildlich gesprochen, noch sehr gut aus deinem Bewusstsein verbannt und in irgendeiner Dunkelkammer der Seele eingesperrt. Das war - ich vermute weiter - irgendwann in deinem Leben wohl auch überlebensnotwendig. Auf Dauer lässt sich so ein Zustand aber nicht aufrechterhalten ohne grosse Verluste an der Lebensqualität. Mit der Angst sperrt man nämlich auch erlittene Schmerzen und Verletzungen weg, und die melden sich irgendwann in Form von z.B. unbegreiflichen Angstzuständen wieder, bei anderen sind es Depressionen oder andere psychische Erkrankungen. Man sehnt sich nach dem Leben, das man einmal nicht leben konnte und durfte, davon sind psychische Erkrankungen eigentlich ein Ausdruck.
Ich habe sehr viel Geduld und Durchhaltewillen gebraucht, um irgendwann aus den massiven Ängsten herauszufinden. Das soll dich nicht entmutigen, du musst einfach damit rechnen - aber es gibt einen Weg, da rauszufinden! Ich drücke dir alle Daumen dafür!