Zitat von Oli: Meine Erfahrung war aber eben jene, dass meine Depression immer größer wurde, je mehr ich dagegen ankämpfte
Wie sah denn der Kampf konkret aus?
Ich kann nicht definieren was (m)ein „Kampf“ gegen die Depression konkret als solchen auszeichnen würde. Die Depression erzeugt Zustände die ich nicht haben will. Da es Gemütszustände sind, wie traurig sein, oder niedergeschlagen sein, oder Lustlosigkeit, oder eine gefühlte Ohnmächtigkeit bezüglich an mich gestellte Anforderungen, was genau wäre denn kämpfenderweise dagegen zu setzen? Das könnte wohl eher nur gedanklich stattfinden. Gedanklich kämpfen, wie soll sich das gestalten?
Wenn Grübeln die Depression befördert, oder ein Merkmal dieser ist, ist selbstverständlich auch Grübeln darüber, dass es mir besser gehen soll, nicht unbedingt förderlich.
Was aber unerlässlich ist, etwas zu bekommen ist, es zumindest mal zu wollen. Und will ich es, dann kann ich Schritte unternehmen, in diese Richtung zu gehen, was ich aber natürlich auch wollen müsste. Also wenn ich etwas als „Kampf“ gegen die Depression benennen sollte, dann den Willen zu haben, nicht unter Depression zu leiden.
Wenn Joggen das einzige wäre, das die Depression besiegen kann, dann muss ich joggen wollen um es zu tun. Zum Glück ist es ja nun nicht so, denn Joggen will ich so gut wie nie.
Alle anderen Möglichkeiten muss ich aber auch wollen, um sie zu tun oder auszuprobieren. Wäre das nun Kampf, oder lediglich Überwindung, oder diszipliniertes Verhalten? Keine Ahnung, aber „Kampf“ klingt zumindest heroisch, wenn ich mir zugestehen will, eine gewisse Rechtfertigung zu haben, wenn ich in meinen Bemühungen mal gescheitert bin und es dabei belassen möchte. Dann hab ich auch eine Rechtfertigung, sagen zu können, wenn es kein Kampf ist, ist es keine Depression, vor allem wenn ich in nicht diesem Kampf unterliege. Und niemand würde fragen, wolltest Du nicht aus der Depression raus. Denn sowas ist ja die Voraussetzung und wird halt unterstellt, idealerweise. Da kann man sich aber selbst nur fragen, will ich das und danach schauen, was brauch ich, um es zu erreichen und dann beginnt die Arbeit, denn die ist es. Ich hatte zeitlebens einen „Kampf“ früh aus dem Bett zu kommen, weil es darin einfach gemütlich war. Der dreißigjährige Krieg war kürzer.