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Kann man "beschließen", seelisch gesund zu werden?

Aika
Ich habe heute morgen beschlossen, dass ich überhaupt gar keine Lust mehr auf Depressionen habe. Höchstwahrscheinlich geht das hier allen so, dass ihr da keine Lust drauf habt, aber in wie weit hat des Menschen Willen wohl Einfluss auf diese Krankheit?

03.08.2021 09:58 • x 3 #1


Jedi
Zitat von Aika:
in wie weit hat des Menschen Willen wohl Einfluss auf diese Krankheit?

Meine Antwort darauf wäre, was sind die Gründe - was hat uns an Depression erkranken lassen ?
Ich habe zu der Depression eine Angsterkrankung entwickelt u. ich konnte der Angst ihre Macht nehmen,
indem ich die Gründe für meine Ängste erkennen u. bearbeiten konnte.
Das kann ganz schön Komplex sein, aber es ist möglich, die Depression zu überwinden - kann aber mitunter ein
sehr langer Prozess sein.

Zu beschließen, ich habe keine Lust auf meine Depression, hatte ich auch mal so gedacht - hat aber nicht funktioniert.
Erst durch die harte therapeutische Arbeit, konnte ich es in einem langen Prozess schaffen.

03.08.2021 10:10 • x 3 #2


A


Hallo Aika,

Kann man "beschließen", seelisch gesund zu werden?

x 3#3


Man87
Der Wille was zu ändern, ist zumindest erstmal der erste und wichtigste Schritt.

Wie Jedi aber bereits sagte, kommt es immer darauf an, woher die Depressionen kommen. Ich habe erst vor kurzem erfahren, dass ich komplex traumatisiert bin.

Alles was ich fühle, was mich depressiv macht, sind Gefühle aus der Kindheit.
Ich habe immer nach Gründen im hier und jetzt gesucht und mich immer gewundert, dass es nicht besser wird.

Jetzt wo ich es weiß, hat es endlich ein Gesicht. Und das erst konnte mir helfen meine Depression zu verstehen. Sofern du also nicht weißt, woher die Depression wirklich kommen, wird nicht viel heilen.

Und es dauert leider seine Zeit. Und ganz weg, wird es wohl nie gehen. Aber wenn du weißt woher der Schmerz kommt, kannst du lernen damit umzugehen.

Ich habe mich 30 Jahre nur im Verdrängen geübt und nur halbherzig meine Depression wahrgenommen. Ich habe ja schließlich immer funktioniert.

. bis der Zusammenbruch kam. so heftig, so schmerzhaft.

Ich bereue es, nicht früher den Grund meiner Depressionen erkannt zu haben. Bitte höre tief in dich hinein.

Lg und alles Gute

03.08.2021 11:01 • x 3 #3


Marylu
Liebe Aika, so gut ich deinen Ansatz finde, denke ich auch nicht, dass er funktioniert, würde es ja heißen, dass alle Depressiven ihre Krankheit wollen. LG.

03.08.2021 11:46 • #4


Heideblümchen
Ich kenne das Gefühl des ich will dich nicht (du b.l.ö.d.e Depression), ich ignoriere dich einfach. Meistens gelingt es mir ganz gut und ich freue mich dann, dass ich die dunklen Phasen (vermeintlich) überstanden habe. Aber diese Krankheit ist so tückisch, dass sie mich meist volle Breitseite trifft, wenn ich sowieso schon nahe am Rand einer kritischen Stimmung bin. Inzwischen weiß ich das aber und kann die Anzeichen zumindest erkennen.
Bei all meiner positiven Grundeinstellung erwischt es auch mich hier und da und dann ist es ungleich schwerer (im Vergleich zu früher, als ich noch gesund war), da wieder raus zu kommen. Und auch ich kenne die Ursachen der Krankheit bei mir sehr genau. Da ich die Vergangenheit aber nicht mehr ändern kann und auch den Verursacher niemals ändern kann (solange er noch lebt), muss ich mir selber immer klar machen, dass niemand es verdient hat, mich krank zu machen. Dass ich es selber in der Hand habe, mein Leben so zu leben, dass der Verursacher keine Angriffsfläche mehr bekommt. Dass ich stark genug bin (meistens jedenfalls), das Beste aus meinem Leben zu machen und den ganzen Tretz von früher hinter mir zu lassen und nach vorne zu schauen. Manchmal ist ein Berg zwischen dem Jetzt und der Zukunft. Aber meistens ist er so klein, dass ich über ihn hinweg auf meine Zwischenziele und meine Zukunft schauen kann. Das macht mich stolz, denn es verleiht mir Macht über denjenigen, der zeitlebens versucht hat, mich schwach und klein zu halten! So überstehe ich seitdem auch die schlimmsten Episoden relativ (relativ!) unbeschadet.

03.08.2021 11:53 • x 1 #5


Aika
Ja... Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.... Schon klar, dass etwas mehr dazu gehört, aus einer Depression heraus zu kommen, aber der Wille ist ja zumindest schon mal die Initialzündung.... Ich stecke gaaaaanz tief drin und bin schon froh darüber, dass ich heute wenigstens den WILLEN verspüre, mal wieder raus zu gehen.... Vielleicht bringe ich ja heute Abend sogar noch den WILLEN auf, mal wieder etwas in meiner Wohnung aufzuräumen...Also: baby steps....Die kann einem wahrscheinlich kein Therapeut abnehmen....Aber er kann dann darauf aufbauen. Ich bin sehr froh über meinen Willen....

03.08.2021 12:02 • x 4 #6


Man87
Ich empfehle den YT Kanal von Verena König, vor allem ihre Podcasts Folgen. Sie greift viele Themen auf und es ist einfach wunderbar ihr zuzuhören.

Ich finde mich in jeder Folge (soweit es mich betrifft) wieder und das was sie sagt, bestätigt mein Therapeut ebenfalls.

Es gibt ja viele, die gerne heilen möchten aber sie macht es wirklich gut. Dabei geht es nicht darum, dass sie eine Therapie ersetzt, aber die Problematik und das Verstehen bzw. die Erkenntnis dahinter, macht es so unglaublich greifbar, sodass ich mich dabei viel besser kennenlernte und mir es in schweren Stunden anhöre. Und jedes Mal bleibt ein Stück mehr Erkenntnis hängen.

03.08.2021 12:10 • x 1 #7


mutmacher
Ich habe hier schon öfter meine Meinung zu Depressionen geschrieben, wobei ich aber im Laufe der Zeit etwas vorsichtiger und demütiger gegenüber dem Thema geworden bin, nun aber doch noch mal meine Meinung:
- Depressionen (alleine das Wort) gibt es noch nicht allzu lange- ich schätze mal, dass man das Wort vor 100 Jahren nicht kannte. Da gab es die Melancholie (die man mit einer schwarzen Galle in Verbindung brachte), oder eben Traurigkeit, Niedergeschlagenheit usw. Unsere Altvorderen hatten mit Sicherheit auch äußerst schwere Zeiten im Leben, verbunden mit Kriegen, Hungersnöten und anderen handfesten Problemen, die sie irgendwie überwinden mussten und ja es gab zu allen Zeiten auch Menschen, die sich das Leben nahmen- aber in meiner Kindheit z.B. ist man einer Depression anders entgegen getreten wie heute. Man sah in einer Schwermut einen Luxus, den sich das einfache Volk gar nicht leisten konnte. Da hieß es dann raus auf den Acker oder geh Holz hacken usw. Man suchte bewusst ein schwere Arbeit u. stellte dann dabei fest, dass sich das Gemütsleben aufhellte.
Ich beobachte manchmal meine Tochter und auch Enkelin, die mitunter leidend auf der Couch hängen und keinen Finger mehr krümmen können vor lauter Elend und Depri. Dann aber wurde z.B. dringend ihre akute Hilfe gebraucht und sie mussten hart hinlangen und siehe da: die Depression war weg.
- Es gab ja auch den Versuch, schwer depressive Menschen in ein Boot zu verbringen und sie Wind und Wetter auszusetzen, dass sie wirklich im ihr Leben kämpfen mussten und was passierte ? sie gingen nicht unter, sondern ruderten gegen die Wellen an.
- Ich bin keine junge Frau mehr, habe viel Not und Lebenskämpfe hinter mir und es gab Zeiten, wo ich total durchhing und fast nicht mehr von der Couch runter kam oder fast Trost im Alk. gesucht hätte- aber dann kam dieses Imperativ der Seele und es ging wieder weiter (manchmal widerwillig, manchmal leichter)- aber es ging weiter.
So glaube ich, dass unser Wille eine große Rolle bei dieser Erkrankung spielt. Wie übrigens bei jeder anderen Erkrankung des Körpers auch, wobei dies bildgebend z.B. im MRT sichtbar gemacht werden kann. Bei YouTube kann man dazu gute Videos sehen.

03.08.2021 13:40 • x 4 #8


Jedi
Hallo @Man87

Zitat von Man87:
Und es dauert leider seine Zeit.

Und ganz weg, wird es wohl nie gehen.

Aber wenn du weißt woher der Schmerz kommt, kannst du lernen damit umzugehen.

Würde ich so unterschreiben !
Wenn man darauf einlassen kann, dann nimmt es der Depressionserkrankung auch ihren Schrecken.

03.08.2021 13:50 • #9


Aika
Jaaaa, das denke ich auch.... Gleichwohl denke ich ebenfalls, dass nicht ALLES durch den Willen beeinflussbar ist. Ich konnte 50 Jahre lang durch die Wolken die Sonne sehen. Bin bekannt dafür! Ich genoss - einfach angeboren - die Leichtigkeit des Seins. Dann kam aber eine mysteriöse, durchaus traumatische Krankheit in mein Leben, und diese löste jetzt diese fiese Depression aus. Da war's vorbei mit der Leichtigkeit des Seins.... ABER ich bin weiterhin bei dir, Mutmacher...Ein starker Wille, wieder das Leben genießen zu können, hilft definitiv. Und ich habe glücklicherweise einen starken Willen. Dieses Potenzial werde ich nutzen und versuche jetzt, mit ihm an meinem Seelenheil zu arbeiten!

03.08.2021 13:58 • x 4 #10


L
Zitat von Aika:
Ich bin sehr froh über meinen Willen....



ich auch

Ohne Wille und Einsatz geht gar nix . . .

03.08.2021 14:01 • #11


E
Zitat von Aika:
Ich habe heute morgen beschlossen, dass ich überhaupt gar keine Lust mehr auf Depressionen habe. Höchstwahrscheinlich geht das hier allen so, dass ihr da keine Lust drauf habt, aber in wie weit hat des Menschen Willen wohl Einfluss auf diese Krankheit?

Dieser Beschluss ist einzigartig , und zeigt den richtigen Weg

03.08.2021 15:54 • x 1 #12


O
Zitat von Aika:
Ich habe heute morgen beschlossen, dass ich überhaupt gar keine Lust mehr auf Depressionen habe.

Uhhh, ich kann mich erinnern, dass ich das auch sehr oft beschlossen habe.

Und leider muss ich Dir sagen, dass ich dann innerhalb weniger Minuten erkennen musste, dass mein grundsätzlich sehr starker Wille so gar nichts bewirken konnte. Wie ein Rennen gegen die Wand. Genau in dieser Situation wurde mir das Übel an dieser Krankheit bewusst. Das brachte mich regelmäßig zur Verzweiflung.

Aber das ist meine Erfahrung.

Überwunden habe ich die Depression trotzdem. Mit Therapie, Antidepressivum und ganz viel Zeit. In Minischritten.

03.08.2021 16:15 • x 3 #13


Marylu
Zitat von mutmacher:
Ich habe hier schon öfter meine Meinung zu Depressionen geschrieben, wobei ich aber im Laufe der Zeit etwas vorsichtiger und demütiger gegenüber ...

Bist du selbst an Depressionen erkrankt?

03.08.2021 16:33 • #14


Aika
Ich unterstelle mal so ca. 100% der Teilnehmer hier, dass sie den festen Willen besitzen, diese blöde Krankheit zu überwinden... Dass man nicht einfach mit dem Finger schnippt, und dann ist alles wieder gut, ist schon klar. Das ist wahrscheinlich ein laaaaanger Leidensweg, aber ich - für meinen Fall - freue mich darüber, dass ich nicht in meinem Elend versauern WILL. Ich hatte heute das erste Mal seit langem einen guten Tag! Ich stehe noch sehr am Anfang, aber ich weiß inzwischen, dass mein Beschluss von heute morgen sich tatsächlich positiv auf mich und die Krankheit ausgewirkt hat! Das hätte ich selber gar nicht in dem Maße gedacht, und mir ist auch klar, dass ich jetzt nicht direkt geheilt bin.... aaaaber ich fühle mich in meiner These bestärkt, dass Willenskraft doch einiges bewirken kann! Ich kann mich mit Sicherheit nicht alleine und selbst heilen, aber ich kann mir nen Ruck geben. Das ist schon ein Anfang, ein guter Schritt in die richtige Richtung.

03.08.2021 17:48 • x 3 #15


Jedi
Zitat von ohneFunktion:
Überwunden habe ich die Depression trotzdem. Mit Therapie, Antidepressivum und ganz viel Zeit. In Minischritten.

Kann @ohneFunktion da nur zustimmen !

03.08.2021 18:16 • x 1 #16


A


Hallo Aika,

x 4#17


mutmacher
@Marylu
Da fragst Du mich aber was Ich kann`s Dir wirklich nicht sagen. Wie oft hab ich mich das gefragt- mein HA übrigens auch und hat mir mal Antidepressiva verschrieben. Ich hab das 4 Wochen eingenommen, aber keine Veränderung bemerkt und es dann wieder weggelassen. Vor etwa 20 Jahren gab es AD-Pillen, ich komme leider nicht mehr auf den Namen, die phantastisch aufhellend und stark antriebssteigernd waren und den tollen Nebeneffekt hatten, dass man den ganzen Tag keinen Hunger hatte, sie fluteten Serotonin ins Gehirn und ich nahm ruck zuck 7 kg ab. Ich war happy mit diesen Pillen. Sehr viele Frauen nahmen sie zum Abnehmen und schwupp wurden sie vom Handel genommen, weil sie wohl Todesfälle ausgelöst haben sollten. Online waren sie eine Zeitlang noch überteuert aus dem Ausland zu bekommen, aber da die Sache illegal war und mir die Wirkung nun auch Angst machte, hörte ich auf damit.
- Wie oben in meinem Post beschrieben, glaube ich, dass es normal ist, ups und downs zu haben. Manchmal auch viele Down-Tage in Folge, aber die Karre des Lebens muss ja weiter gehen, einfach im Bett zu bleiben (weil keine Lust zum Aufstehen) das mache ich nicht (auch wenn ich`s 100%ig wollte-no!).

03.08.2021 22:08 • x 2 #17

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