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Kann man Hypochondrie heilen? Hoffnung gesucht

Nimozi
Hallo,

Ich bin ganz neu hier weil. ja weil ich mir einfach nicht zu helfen weiß. ich bin 27 und ich glaube ich leide an Hypochondrie.  

Angefangen hat es bei mir vor 3 Jahren. ich bin mit meinem Freund zusammengezogen und aus der Wohnung meiner depressiven und pflegebedürftigen Mutter ausgezogen. Dort habe ich das erste mal Angst bekommen Krank zu sein. Ständig raste mein Herz und ich bekam keine Luft. Es war so schlimm das ich über Nacht in eine psychologische Klinik ging. Der dortige Arzt gab mir Beruhigungsmittel und sagte mir das dass nur temporär wäre und da ich mir ja Hilfe suche ich das auch wieder in den Griff bekomm und das nicht so schlimm bei mir wäre.
Er entließ mich am nächsten Tag mit einem 7 Tage Rezept dieser Beruhigungstabletten. Ich habe sie nach dem 2. TAg nicht mehr genommen da ich von dem Mittel nichts mehr in meiner Umgebung wirklich wahrnehmen konnte. Ich hatte ständig neue Symptome und rannte von einem Arzt zum anderen und am Wochenende in die umliegenden Notaufnahmen.Ja, es war so schlimm das ich eine große Zyste in der Brust bekam und die Angst vor Brustkrebs unendlich wurde. Danach habe ich angefangen meinen Freunden davon zu erzählen. Und eher ich es merkte war es weg.
Einfach so. 

Jetzt 3 Jahre später habe ich mir im März 3 Wochen Urlaub genommen um mich auf eine Wiederholungsprüfung vorzubereiten. Am Sonntag vor Urlaubsbeginn sitz ich gemütlich auf der Couch und schaue in den sozialen Medien hin und her und lese das jemand in meinem Alter nach langem Kampf an Brustkrebs gestorben ist .  
Schlagartig war alles wieder dar. Die Narbe der Biopsie der Zyste tat urplötzlich weh. es war der gleiche Schmerz, als ob die Zyste wieder da wäre. Ich musste ständig abtasten und ich war schon länger nicht zur Routineuntersuchung und so steigerte ich mich immer mehr hinein.
Ich konnte nicht mehr essen. Mein Appetit war wie weg. Ich bekam meine Periode nicht und das obwohl ich sonst pünktlich wie ein Uhrwerk bin.Dann begann der Corona Ausbruch. An manchen Tagen bekam ich nur ein Glas Wasser und einen Apfel runter und das auch nur weil mein Verlobter bei mir saß. Ich ging zu meiner Frauenärztin und meiner Hausärztin. Beide wussten von meiner Panik und nahmen sich Zeit mich gründlich zu untersuchen. Sie fanden nichts.
Mittlerweile hatte ich die ersten 4 Kilo verloren. 

Dann kam mein Husten. Zack war der Gedanke an Lungen oder kehlkopfkrebs da. Meine Hausärtzin nahm sich wieder Zeit für mich und sagte mir das ich nicht richtig einatmen durch die ständige Angst und so das kratzen im Hals entsteht - man spricht wortwörtlich vom Kloß im Hals. Sie verschrieb mir ein leichtes anti depressivum das ich aber nicht nehme da die möglichen Nebenwirkungen mir noch mehr Angst machen. Ich habe auch gedacht wenn ich dieses mal kein Geheimnis daraus mache und meinem Umfeld davon erzähle wird es besser. ich habe diesmal meinem Partner direkt und deutlich von meinen Ängsten erzählt aber es beruhigt mich immer nur wenige Std wenn ich darüber rede.

Dann sitze ich hier wieder und weine und steigere mich in meine Angst, Krank zu sein hinein. Ich habe versucht einen Therapie Platz zu bekommen aber auch das ist ohne Monate von Wartezeit nicht möglich. Schon jetzt alleine durch Corona fühle ich mich so alleine. Generell ertrage ich stille und alleine sein nicht. Ich hab Angst davor das es diesesmal nicht einfach weg geht. Das ich nicht unbeschwert glücklich leben kann. Das Coronavirus macht mir unglaublich Angst. Ich weiß nicht ob ich mehr Angst um mich oder meine lieben habe. Mein Verlobter macht das alles noch mit und isoliert sich stark mit mir Zuhause und liegt manchmal stundenlang einfach nur neben mir damit ich die Angst in den Griff bekomme. Aber das kann doch nicht alles sein? Ich kann sein Leben doch nicht auch noch von der Angst bestimmen lassen. ich fühl mich so schuldig .  
Ich wasche mir zwanghaft die Hände selbst wenn ich nur kurz zum Briefkasten gehe. die sehen mittlerweile aus wie Pfeilen. Das Coronavirus ist noch zusätzlich drin. Wenn ich mal nicht an Krebs denke dann daran. Ständig wird fieber gemessen.

Und ich finde einfach keine Hilfe. Deswegen schreibe ich euch. vielleicht um einfach etwas Hoffnung und Kraft zu tanken bis ich einen Arzt finde der mir hilft. 

Kann man wiedergesund werden ? 

Kann man diese Hypochondrie iwan nicht mehr sein Leben bestimmen lassen? Wie lenkt ihr euch ab? Hier in der Isolation Zuhause bleibt mir nur das Homeoffice in der 10 Woche oder das Tv - und im Tv begegnet man ständig dem Thema Krankheit. Dinge wie puzzeln oder malen interessieren mich immer nur ganz kurz und dann verfallen ich wieder in die Haltung ruhig zu liegen und nichts zu machen. Es fühlt sich an als ob das Leben an mir vorbei zieht. und ich will so gerne Leben also auch wenn das hier sehr düster rüberkommt, schreib ich euch weil das der springende Punkt ist - ich glaub ich muss einfach hören das es Menschen gibt die das schaffen .  

Es wäre toll wenn sich jemand meldet. 
Danke an jeden der sich Die Zeit für mich und diesen riesen Text nimmt.

27.04.2020 17:12 • x 1 #1


Pilsum
Hallo Nimozi,

willkommen hier im Forum.


Zitat:
Kann man diese Hypochondrie iwan nicht mehr sein Leben bestimmen lassen?


Ja, das kannst Du!

Zitat:
Wie lenkt ihr euch ab?


Ablenken scheint mir kein geeignetes Mittel gegen Hypochondrie.

Meine Antworten auf Deine beiden Fragen habe ich bewusst an den Anfang gestellt.


In eine Hypochondrie kann jeder sehr einfach hineinrutschen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe.
Angefangen von körperlicher und seelischer Überlastung, über körperliche und seelische
fehlende Auslastung, also Unterforderung. Bis hin zu einer Denkweise, mit der sich jeder Mensch
selbst sehr schaden kann.
Auch Du beschreibst ja, dass Du das Gefühl kennst, dass Du Dich immer wieder in diese
Krankheitsgedanken hineinsteigerst.

Ich könnte also jetzt sagen. Dann steigere Dich ab sofort nicht mehr in Deine Ängste hinein.
Du wirst mich dann fragen. Und wie mache ich das?

So etwas kann man üben. Ein Mensch kann dies schneller, ein anderer Mensch braucht eher lange
dafür. Wir Menschen lernen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten.


Zitat:
Dann sitze ich hier wieder und weine und steigere mich in meine Angst, krank zu sein hinein.


Es geht darum, zu verstehen, dass Du an dem Hineinsteigern selbst beteiligt bist.
Beteiligt an dieser Denkweise sind unser Unterbewusstsein und unser Bewusstsein.
Dein Unterbewusstsein kannst Du mit der Zeit beeinflussen. Dies braucht jedoch sehr viel
Training.
Leichter kannst Du Dein Denken mit Deinem Bewusstsein beeinflussen.
Ein gut funktionierendes Bewusstsein kann unser Denken gut beruhigen.

Vorstellen kannst Du Dir das ungefähr so.
Ängste kommen fast ausschließlich aus dem Unterbewusstsein. Das Unterbewusstsein
ist nur ein Speicher. Es kann nicht denken.
Deshalb weiß Dein Unterbewusstsein nicht, wie sehr es Dir mit seinen Ängsten schadet.
Das Unterbewusstsein glaubt, es hilft Dir mit den Ängsten!

Das eigentliche Denken findet in unserem Bewusstsein statt. Hier überlegen wir, ob unsere
Ängste Recht haben oder nicht. Wenn wir das selbst nicht entscheiden wollen, dann fragen wir andere
Menschen, z.B. einen Freund, den Partner, einen Arzt, einen Therapeuten oder
andere. Auf diesem Weg können andere Menschen uns wieder beruhigen.

Du musst Dich aber nicht so oft von anderen Menschen beruhigen lassen!
Du kannst lernen, Dich immer schneller und immer besser mit den richtigen Gedanken
selbst zu beruhigen.
Die Hypochondrie, also Deine Angst davor, krank zu sein wird durch ein anderes Denken
über Monate hinweg nachlassen.

Vielleicht erscheint Dir das jetzt noch etwas unverständlich.
Falls Dich das interessiert, kann ich dazu gern weitere Einzelheiten erzählen.

Viele Grüße

Bernhard

29.04.2020 09:47 • x 1 #2

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