Vielen lieben Dank für Eure Antworten!
Zitat von Martina:Ich stelle mir das aber alles auch sehr schwierig vor. Ein Alk. oder Dro. ist bestimmt sehr heftig aber man kann zumindest anfangs Orte meiden, an denen man in Gefahr geraten könnte. Das geht bei der Kaufsucht ja nun mal nicht - man muß ja immer wieder einkaufen gehen.
Genau das ist ja auch das Problem. Im Moment merke ich allerdings, dass ich in meinen einkaufsfreien Zeiten (das heißt, wenn ich alles im Kühlschrank habe, was ich brauche) generell Einkaufsmöglichkeiten meiden sollte.
Ich hab gemerkt, dass, wenn ich einfach nur so bummeln will, mir dann immer was kaufe.
Dass es ausartet, merke ich halt dann, wenn es wie im Rausch passiert.
Hier eine Beichte:
Am Samstag war ich erst in der Notfallambulanz, weil ich dachte, ich hätte eine Thrombose.
Dort ging es erstaunlicherweise sehr schnell und ich hatte noch keine Osterkleinigkeit für meine Kinder. Also bin ich in ein Einkaufszentrum gefahren mit dem festen Vorsatz, nur diese Kleinigkeiten zu kaufen.
Vorbeigegangen bin ich an einem Wäschegeschäft, was ziemlich günstig ist und ich meine Wäsche vorzugsweise dort kaufe.
Ich habe mir eingebildet, dass ich neue Pyjamas brauche. Also bei mir gibt es immer alles für jede einzelne passende Gelegenheit.
Pyjamas für den Winter mit langem Arm und langer Hose. Dann Pyjamas für den Sommer mit Shorty und Kurzarm. Dann noch welche mit Shorty und Top (für die ganz heißen Tage).
Dann noch so Kurzträgerkleidchen (auch für ganz heiße Tage).
Nun stellte ich fest, dass man ja auch welche haben kann für die Übergangszeit also mit langer Hose aber kurzem Arm.
Und dort hatten die sowas. Nachdem ich gefühlte stundenlang immer hin und her überlegt habe, wurde es zum Schluss folgendes:
zwei Kurzträgerkleidchen ( habe ich noch welche und im Moment ist es ja noch nicht heiß, hätte ich also nicht gebraucht; ich wollte erst nur eins nehmen, konnte mich aber zwischen den Modellen nicht entscheiden, also mussten es die zwei sein).
zwei lange Pyjamahosen und zwei kurzärmelige Oberteile dazu
passend zu den kurzärmeligen Oberteilen noch zwei Shortys dazu
passend zu den langen Pyjamahosen noch ein langärmeliges Oberteil dazu
Ein kurzes Nachthemd mit langem Arm (habe ich noch genügend); das habe ich auf dem Weg zur Kasse einfach im Vorbeigehen noch vom Ständer gezogen, ohne es überhaupt anzuprobieren, das MUSSTE einfach auch noch mit.
Alles in allem waren es EUR 174,--, die ich da einfach so ausgab, ohne irgendetwas davon wirklich gebraucht zu haben.
Und das meine ich mit Rausch. Dieses das muss ich aber auch noch haben, obwohl auf meinem Arm schon gar kein Platz mehr zum tragen war auf dem Weg zur Kasse.
O.K. ich weiß, ich darf hier im Forum beichten und ich glaube, es ist auch gut, dass ich im Moment darüber schreibe, um es mir noch mal besser bewusst zu machen, was da gerade wieder läuft.
Das fatale ist, dass ja selbst in den normalen Supermärkten die Versuchungen groß sind.
In den Discountern gibt es ja immer Montags und Donnerstags die Angebote zu allem möglichen.
Auch in den normalen Supermärkten gibt es sowas und außerdem ist immer verführerisch der Stand mit der Kaffemarke, der eben außer Kaffe auch noch andere schöne Produkte anbietet.
Da entdeckt man immer neues und vor allen Dingen solches: Das wollte ich ja schon immer mal haben oder Das ist ja praktisch und sieht auch noch so schön aus!
Zitat von Martina:Ist es wirklich so schlimm ? Warum machst du das denn so? Du bist doch erwachsen und wärest doch niemanden Rechenschaft schuldig. Du könntest ja theoretisch deinen Kindern oder deiner Mutter sagen, dass es sie nichts angeht. Klar, sie sorgen sich, ist ja auch normal aber nüchtern betrachtet müßtest du das nicht heimlich machen.
Schlimm ist es für mich in dem Sinn, dass es eine Sucht ist und ich mich dafür schäme, dass ich quasi der Sucht verfalle und mich nicht im Griff habe. Heimlich vielleicht deswegen, dass mich a) keiner entdeckt und drauf anspricht, was mir sehr peinlich ist und b), dass mir eben keiner Vorwürfe macht.
Irgendwie sind die Vorwürfe zwar auch berechtigt, sie lassen mich aber immer noch tiefer fallen, habe ich das Gefühl.
Aber zum anderen hast Du auch recht, ich sollte lernen, trotz Sucht trotzdem dazu zu stehen, dass ich es mache. Und ja, ich bin erwachsen und bin keinem Rechenschaft schuldig.
Meine Gestaltungstherapeutin weist mich da auch immer wieder drauf hin.
Und ich hab auch schon angefangen, es umzusetzen. Bei einem günstigen Möbelmarkt habe ich letztes WE zwei Regale gekauft und bei einem Discounter eine Kommode.
Die habe ich jetzt mittlerweile aufgebaut und sie stehen nun auch hier.
Und als meine Mutter kam, habe ich mich nicht gerechtfertigt. Ich hab ihr gesagt: Nimm es einfach zur Kenntnis, dass hier zwei Regale und eine Kommode stehen, die neu sind. Ich verbitte mir Deine Kommentare dazu und ich möchte sie auch nicht mehr hören.
Da war sie tatsächlich still.
Zitat von Eloise:Ich muss ganz ehrlich sagen, ich muss beim einkaufen auch aufpassen. Zwar mache ich keine Schulden oder Lebe über meine Verhältnisse und habe auch ein kleines finanzielles Polster, aber ich sehe bei mir schon die Tendenz, dass ich manchmal zuviel und unnötig kaufe. Manchmal macht mich etwas Schönes einfach glücklich.
Das macht es ja so schwierig. Frustkäufe, die jeder mal tätigt, weil er gerade mal unglücklich ist, das ist ein Stück weit normal und man kann hier noch nicht von Kaufsucht sprechen.
Der Übergang dazu ist aber fließend, das heißt, man merkt es gar nicht bewusst, wenn man richtig rein rutscht. Es wird einem oft erst bewusst, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Zitat von Eloise:Es reicht dann nicht einen Nagellack zu kaufen, der Lippenstift und der Lidschatten muss auch passen, obwohl ich was Passendes bestimmt noch Zuhause hab.
Ja, das kenne ich auch. Es muss äußerlich immer alles zueinander passen.
Deswegen habe ich auch so viele Tücher und Schals hier. Für jedes Oberteil und zu jeder Jacke irgendwas passendes.
Zitat von Eloise:Das macht mir schon ein wenig Sorgen und ich bin glaube ich auch deswegen so kontrolliert, weil ich bei mir viele Tendenzen sehe, die in Richtung Sucht gehen könnten, würde ich sie auf die Spitze treiben.
Es ist gut, dass Du Dir darüber bewusst bist und dass immer mal reflektierst. Bei mir in der Familie gibt es auch eine große Suchtproblematik. Außer meiner Mutter (die das nicht zugibt), hat zwar keiner Kaufsucht (zumindest nicht, dass ich wüsste, aber das fällt ja auch nicht immer auf), aber der Alk. zieht sich z.b. durch die komplette Familie.
Zitat von Eloise:Dass deine Mutter dir Vorwürfe wegen der Aschenbecher macht, finde ich ziemlich blöd. Kaufsucht hat für mich einige Ähnlichkeit zur Esssucht. Genau wie man essen muss, muss man auch kaufen, aber man muss ein Maß dafür finden und das ist das Schwierige daran. Zwei günstige nette Mitbringsel aus dem Urlaub sind daher für mich kein Grund dir einen Vorwurf zu machen. Das bringt sowieso nichts. Ich denke ein einfacher Hinweis, ohne große Wertung, dass du gerade übertreibst, wenn es so ist, bringt mehr, als große Vorwürfe und Kontrolle.
Vielen Dank, dass Du mich verstehst. Wenn das meine Mjutter nur auch so sehen könnte.
Meine Aufgabe wird es nun sein, mich viel mehr von meiner Mutter abzulösen. Über wirklich Hilfe und Unterstützung wäre ich dankbar, aber diese Form kommt nicht von meiner Mutter.
Sie meint, mit Vorwürfen mir helfen zu können und merkt nicht, dass es genau das Gegenteil bewirkt.
Ja, es gab eine Zeit (und ich bin mir sicher, dass macht sie heute auch noch), da hat sie sich jedesmal, wenn sie hierher kam, umgeschaut, ob sie irgendwas neues und anderes entdeckt.
Sie steht z.b. stundenlang an meiner Garderobe und versucht die Jacken zu kontrollieren und zu schauen, ob noch eine neue hinzugekommen ist.
Ich mag aber diese Kontrolle nicht, ich bin noch mündig und kann/muss für mich selbst entscheiden und sorgen.
Meine Mutter hätte halt gerne, dass ich genauso enthaltsam bin wie sie, die ja den Alk. besiegt hat und bis heute trocken ist (was ich ihr auch hoch anrechne).
Sie versteht nicht, dass man mir quasi erlaubt hat, mir monatlich ein kleines Budget für mich in ein Kästchen zu legen. Sie versteht auch nicht, dass es schon auch ab und an mal was kleines sein darf, was das Herz erfreut, ein Lippenstift, eine Creme oder auch mal ein hübsches Tuch.
Das schlimmste dabei ist, dass sie auch ohne Ende kauft (als sie noch Alk. war, hat mein Vater ihr mal die Kontokarte gesperrt, da hatte sie das gemeinsame Konto maßlos überzogen).
Heute merkt es nur niemand so arg, weil meine Eltern so viel Geld haben, dass es nicht sehr auffällt, dass meine Mutter viel kauft.
Als Argument nutzt sie, dass sie ja auch keine Schulden hat und deshalb kaufen dürfe, ich aber noch Schulden habe und deshalb NICHTS kaufen darf.
Naja, das ist ein richtiger Wettbewerb, den ich so nicht mehr möchte.
Zitat von Eloise:Was würdest du denn zu dieser Frau sagen, die allein mit dem Zeug im Keller sitzt, wenn du sie entdecken würdest? Wäre das von Außen auch noch ein schönes Bild?
Ich fände es traurig irgendwie. Dass eine Frau einsam in einem Keller verbringen muss und ihre Schätze heimlich und alleine vor sich ausbreitet.
Ja, es macht traurig, weil die Frau von außen sehr einsam aussieht.
Es erinnert mich so ein bisschen an Aschenputtel, die ja auch immer in der Küche sein musste, ihre Stiefschwestern durften auf den Ball und sie war sehr einsam.
Ich weiß nicht, ob das ein guter Vergleich ist, aber irgendwie passt es so ein bisschen für mich.
Zitat von Eloise:Hast du denn eine Ahnung, warum das mit dem Kaufen wieder schlimmer geworden ist? Wie hast du dich die letzte Zeit gefühlt?
Ich ahne es, was es ist. Da ich aber hier jetzt schon einen Roman geschrieben habe, mache ich jetzt erstmal Schreibpause und schreibe später weiter.
Aber danke eloise, dass Du mich daran erinnert hast.
Bis bald!