Ich oute mich dann auch, das tat ich oben bereits und nannte eine Zahl. Das ist der Rest, der noch abzuzahlen ist. Den mein Mann jetzt zahlen darf, was mich auch runterzieht ohne Ende, zumal ich gar kein Einkommen mehr habe. Jetzt, da ich von ihm abhängig bin, kann ich auf einmal bewußter mit Geld umgehen, ABER:
Sobald ich Geld in den Händen habe, sprich von meiner Mutter mal einen Schein bekomme, oder auch mal etwas mit meinen Massagen verdient habe, kam auch wieder dieses Glücksgefühl. Dieser Drang. Mir ist klar, dass ich immer gefährdet sein werde, genauso wie mit meiner Eßstörung, die mich eben so lange begleitet wie dieser Kaufdrang/zwang/sucht.
Ich versuche das mal in Worte zu fassen und das fällt mir grad sehr schwer. Jedoch finde ich es gut, Sonnenblume, dass du den Mut hattest, hier anzufangen. Mir brennt das auch schon lange unter den Nägeln.
Wenn ich etwas kaufte, freute ich mich. Es gab dieses Glücksgefühl. Auch ich arbeitete auch fast immer, bzw. ich fing dann wieder an, als die Kinder im Kindergarten waren, ich hatte einen Betrag insgesamt zur Verfügung, von dem viele Familien träumten. Mein Ex-Mann ist Akademiker mit dem entsprechend hohen Gehalt. Ich konnte kaufen, was ich wollte. Gab auch viel für die Kinder aus, aber auch hatte ich den Drang, unsere Wohnung oft neu zu gestalten. Möbeltechnisch hielt mein Ex-Mann den Finger drauf, weil wir die Antiquitäten seiner Großmutter in der Wohnung stehen hatten, jedoch konnte ich die Farben der Accessories laufend wechseln vom Geschirr bis zur Bettwäsche, von Bilderrahmen bis Handtücher.
Mir war das wichtig, um mich gut zu fühlen. Ich fand nie MEINES, worüber ich mich definieren konnte. Ich ahmte anderen nach, sie zeigten vor, ich wollte auch und auch umgekehrt. Hatte ich tolle Ideen, fuhren die anderen die gleiche Schiene. Ich schäme mich heute noch für dieses Doofsein. Ich wollte über meinen Ex-Mann, seine Leistungen und das Geld und was ICH davon kaufen, Anerkennung erhalten. Ich brauchte ihn und das Geld, um zu glänzen. Heute durchschaue ich, dass es den anderen Frauen damals genauso ging. Wir versuchten, uns gegenseitig zu übertrumpfen.
Diese Sucht hielt an, als ich mich trennte. Ich haute innerhalb von drei Jahren einen Betrag von 30 T DM auf den Kopf, immer weiter machend. Ich sah Zahlen, sie interessierten mich nicht, wird schon irgendwie gehen. Ich arbeitete ja auch immer. Ignorierte, machte irgendwann keine Rechnungen mehr auf bis zu dem Tag, als der Geldautomat sagte: Njet !
Und ich versuchte, weiter zu negieren, verkaufte meinen Bausparvertrag, Lebensversicherungen und und und, um an Geld zu kommen. Ich könnte auch über dieses Thema einen Roman schreiben. Ein tiefer Seufzer begleitet mich gerade. Ich lebte immer über meine Verhältnisse, weil mir der Richter auch damals sagte, ich müsse den Standart zum Leben haben, wie ich es gewöhnt war (altes Scheidungsrecht). Das holte ich mir immer als Bestätigung für mein Kaufen heran. Das war einfacher, als bei sich zu schauen, was da nicht in Ordnung ist. Auch ich habe keine Spareinlagen etc., ich schaffe das nicht.
Wie gesagt, es dauerte eine Weile bis zum Gau, und ich mußte umfinanzieren, keine Bank wollte es zunächst. Ein Bekannter holte mich aus der Misere heraus. Das war vor ca. sechs Jahren. Seither übe ich. Und zahle ab.
Ab und zu gehen die Pferde mit mir durch, wenn ich meine, ich muß unbedingt das neue Teil haben, damit ich schön sein kann. Ältere Kleidung befriedigt mich dann nicht. Ich kann mich manchmal so da rein steigern, dass ich mich wie Aschenputtel fühle, obgleich die Ratio mich warnt. Ich habe dann wohl auch diesen Dackelblick, zeige meinem Mann ein Kleid im Katalog und sage, wie sehr ich mich freuen würde, wenn ich das haben könnte. Ich kriege es dann auch.
ABER: ich habe vorher mit ihm darüber gesprochen, mit welchen Mitteln ich meiner Sucht befriedigen kann. Er kennt meine Masche genau! Augenaufschlag, Seufzen. Ich weiß jetzt, wie abgedroschen das für viele klingt, jedoch sagt mein Mann, dass ich in seinen Augen eher anspruchslos sei, ob Schuhe, Taschen, Mäntel etc. Ich solle mir einfach das kaufen, was ich brauche. Nur das darf ich nicht zulassen und lasse mich z. Zt. noch von ihm kontrollieren. Deshalb will ich auch keine Kontovollmacht über SEIN Konto. Es muß unbedingt seines bleiben, ich möchte meine Partnerschaft nicht wg. diesem Mist gefährden.
Mit unserem Haus habe ich angefangen, dass ich meine Ruhe gefunden habe. Deko interessiert mich nicht mehr wie damals. Wir haben unser Heim eingerichtet, wie es UNS gefällt, nicht nur mir. Mein Mann möchte Mitspracherecht und das erleichtert mich so. Ich habe sämtlichen Ballast, den ich in allen Farben hatte, fortgeworfen. Mein Mann und ich haben in unserem Leben ausgemistet. Ich habe keinen Druck mehr, hier aktiv zu werden.
26.10.2010 22:40 •
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