Zitat von Moonlightwoman:wäre die Frage: Was kann das Verhalten der KaufSUCHT ersetzen?
Gute Frage, nächste Frage.
Ja, wenn ich das wüsste. Ich ahne, warum dieser Drang mich immer wieder überfällt. Und ich weiß auch, was ich sehr schmerzlich vermisse.
Ich bin eigentlich sehr auf mich alleine gestellt. Ich war schon immer irgendwie alleine, oder habe mich zumindest so gefühlt.
In meiner Kindheit/Jugendzeit war ich relativ alleine. Klar, es gab ab und an eine Freundin, aber ich merke, dass ich mich frühestens schon da nirgendwo zugehörig gefühlt habe. Ein Familienzusammenhalt gab es nicht. Ich kenne es nicht, dass einer für den anderen da ist. Höchstens so, dass ich für andere da war, soweit dies nötig war. Meine Mutter wurde zur Alk. und ich als erst 10-jähriges Mädchen fühlte mich verantwortlich. Zumindest so, dass ich versuchte, dass es nicht eskalierte.
Meinen Vater kenne ich nur wütend oder auf gewisse Weise grausam, was das Thema angeht. Also musste ich obwohl ich meinen Vater auch irgendwie verstand, meine Mutter vor ihm schützen, soweit es mir möglich war.
Heute weiß ich natürlich, dass es so wichtig gewesen wäre, wenn wir als Kinder eine Begleitung gehabt hätten.
Einen Menschen, der mal nach uns geschaut hätte, einen, der festgestellt hätte, dass es nicht gut ist, dass uns keiner geholfen hat und dass wir Beschützer für meine Mutter spielen mussten.
Aber wie auch? Das wichtigste war, dass es geheim gehalten wurde. Keiner der Außenstehenden durfte es merken (was auch ganz gut gelang). Wer es wusste, das war meine Oma, die bei uns im Haus lebte. Aber die verurteilte meine Mutter nur und kam auch nicht auf die Idee, dass wir Kinder damit völlig überfordert waren.
In meiner Jugendzeit war ich auch fast alleine. Ich hatte eine gute Freundin, wir beide waren nicht unbedingt in die damalige Clique eingebunden. Aber wir hatten ja uns, wenigstens zum Teil.
Später in meiner Ehe war ich auch alleine mit meinen Gedanken und mit den Erlebnissen, die ich ganz geheim hielt und niemandem davon erzählte.Wir hatten einen Bekanntenkreis, aber es war keine Freundin in dem Sinne dabei.
Und dann kam die Trennung und all das was dann auf mich zukam, mit was ich mich plötzlich zwangsläufig beschäftigt habe, habe ich alleine bewerkstelligt.
Habe ich mir Unterstützung gewünscht? Ja, irgendwie schon. Aber gleichzeitig wollte ich auch keinen belasten und ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass ich jemanden so sehr in Anspruch nehmen konnte.
In der Zeit kurz nach der Trennung bekam ich einige Anrufe. Viele wollten wissen, wie es mir jetzt damit geht, manche riefen an, weil sie es irgendwo gehört hatten, dass ich mich getrennt habe und wollten wissen warum.
Auf eine gewisse Art und Weise hat es gut getan, das gebe ich zu. Wenn Menschen Anteil nehmen, sich interessieren, dann fühlt es sich gut an. Das hielt natürlich nicht so lange an. Ist ja auch normal. Jetzt wussen es alle und es war nichts neues und interessantes mehr.Und wieder war ich alleine. Und habe mich so durchgekämpft. Ja, ich könnte stolz sein, dass ich alles irgendwie hinbekommen habe und das auch noch alleine!!!
Ja und manche boten mir auch Hilfe an! und was habe ich gemacht? Ich hab sie nie in Anspruch genommen!
Sie hielten es sehr allgemein: Wenn was ist, wenn Du Hilfe brauchst, dann kannst Du anrufen.
Wenn ich meine depressiven und traurigen Phasen hatte, da rief ich keinen an. Das mache ich heute noch nicht.
Ich kam mir als Belastung vor, ich hatte Angst, dass jemand mich für einen Jammerlappen hält. Und vor allen Dingen hatte ich Angst, dass es allen ganz schnell zu viel werden könnte.
Es gibt nicht viele Freundinnen. Abends z.b. sind die unabkömmlich. Entweder will der Mann nicht, dass sie abends noch weg gehen oder auch nur telefonieren oder sie möchten abends selbst ihre Ruhe haben.
Und weil ich das weiß, würde ich nie die Schwelle übertreten und anrufen, weil es mir schlecht geht.
Und wenn ich es tatsächlich mal ausnahmsweise tue, dann geht es mir so, dass ich mich, wenn der Hörer wieder aufgelegt wird, auch wieder alleine fühle.
Jetzt habe ich mich hier ganz in meinen Ausschweifungen verloren. Aber ich glaube, dass das Thema in großem Zusammenhang steht.
Vielleicht könnte ich es so formulieren, dass Zuwendung, Angenommensein und ein Dazugehörigkeitsgefühl zu den existentiellen Grundbedürfnissen der Seele zählen. Da fehlt mir also ganz schön viel.
Und wenn der Seele etwas fehlt, sozusagen kurz vor dem Verhungern ist,dann könnte es ja sein, dass man versucht, irgendwie einen Ersatz zu suchen, der einem wenigstens kurzfristig ein ähnliches Glücksgefühl bringen wird.Ein kurzes Sättigungsgefühl sozusagen.
Das würde auch erklären, dass dieses Kaufverhalten schon ganz früh in meinem Leben anfing, sozusagen, seit ich das erste eigene Geld verdiente.