Kaufsucht Hilfe im Forum - Therapie

S
Schon Wochen schiebe ich es vor mir her, diesen Thread Kaufdrang / Kaufsucht hier zu eröffnen.

Die Gründe sind vor allem Scham und Schuldgefühle. Denn das, was ich hier schildern möchte, ist mir äußerst unangenehm.
Bisher hatte ich dafür eine geheime Schatztruhe, zu der nur ich den Schlüssel habe. Außer mein Psychiater, mein Ex-Therapeut und in kleinen Ansätzen meine Mutter weiß bisher noch keiner davon.

Das ist etwas ganz anderes, als wenn ich von meiner Depressionserkrankung erzähle. Die habe ich mittlerweile angenommen und stehe dazu. Im Gegensatz zu der Kaufsucht, der ich mich gerade versuche zu stellen.

Ich möchte diesen Thread gerne dafür nutzen, mir ein Bewusstsein zu verschaffen über das, was da geschieht, über das, was ich da tue. Ich möchte hier alles, was mir möglich ist, dokumentieren. Ich möchte sehr ehrlich sein, weil ich es mir vor Augen halten möchte.

Selbstverständlich sind Feedbacks hier herzlich willkommen, aber natürlich nicht zwingend.

Ich denke, das reicht erstmal für heute, denn dieses Thema hier überhaupt öffentlich zu machen, hat mich viel Mut gekostet.

Ich schreibe dann in den nächsten Tagen so viel weiter, wie geht!

26.10.2010 02:18 • #1


Glasscherbe
Hallo Sonnenblume,

mir geht es derzeit ein wenig ähnlich. Ich bemerke, dass ich sehr aufpassen muss - auch ich neige derzeit zum Kaufen, was über ein normales Maß hinaus geht. Es verunsichert mich sehr, da ich immer ein Mensch war, der einen doppelten finanziellen Boden brauchte. Sprich Rücklagen. Die habe ich auch nach wie vor, aber ich habe derzeit das Gefühl, irgendwie die Kontrolle und das Maß zu verlieren ...

Ich bin gespannt auf deine Beiträge und finde gut, dass du das Thema eröffnet hast. Vielleicht ergibt sich ja ein konstruktiver Austausch.

26.10.2010 08:38 • #2


A


Hallo Sonnenblume20,

Kaufsucht Hilfe im Forum - Therapie

x 3#3


F
Hilft es dir, wenn ich von mir erzähle? Ich habe aufgrund meiner Kaufsucht immer noch einen Betrag von ca. 10 T Euro abzustottern ...

26.10.2010 08:49 • #3


S
Hallo Blümchen!

Ich wollte dir nur sagen, dass ich es klasse finde, dass du diesen Schritt wagst. Ich weiß ja wie schwer dir die Entscheidung gefallen ist.

Dein Offentreten wird auch mir bestimmt hilfreich sein in Zukunft das ein oder andere Wort dazu zu verlieren, da ich ja - wie du weißt - auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht habe / mache.

26.10.2010 09:41 • #4


H
Hallo zusammen!!!
Ja, ich kaufe zur Zeit auch gerne. Aber ich weiss warum. Es ist für mich ein Zeichen, dass es mir besser geht.
In meinen schlimmen Zeiten hätte ich niemals daran gedacht einkaufen zu gehen. Habt ihr euch das mal überlegt, ob es nicht ein positiver Fortschritt eurer Genesung sein kann. Dann kommt noch bei mir hinzu, dass ich ganze 6 kg abgenomen habe.
UND DAS OBWOHL ICH MIRTAZAPIN NEHME UND FAST JEDER VON EINER GEWICHTSZUNAHME SCHRIEB.
Das mal ganz nebenbei.
Ja, und wenn man ein paar kg weniger hat, sieht natürlich alles besser aus. Vielleicht schaut ihr mal genau, was ihr kauft.
Ich kaufe nur Dinge die mich aufhübschen.
Es muss nicht immer ein schlechtes Zeichen sein, natürlich solange es sich im Rahmen der jeweiligen finanziellen Situation bewegt.
Seid lieb gegrüsst
Hüpfi

26.10.2010 13:04 • #5


S
Hallo Hüpfburg,

ich glaube du unterschätzt hier die Beiträge der Betroffenen. Es geht nicht um sich was Gutes tun, sondern um eine Erkrankung, die in den Ruin führen kann.

Serafina

26.10.2010 13:09 • #6


H
Upps!!!
OK, so habe ich das nicht gesehen, bin eben von mir ausgegangen.
Kann ja sein, dass ich bei dem ein oder anderen doch nicht so falsch liege.
Zum Glück gibt es die Alten Hasen hier, die einem aufklären wenn man mal falsch liegt. Danke dafür.
Gruss Hüpfi

26.10.2010 13:21 • #7


S
Ehrlich gesagt bin ich positiv überrascht, hier schon so viele Feedbacks bekommen zu haben.

Ich glaube, dass es eine hohe Dunkelziffer von kaufsüchtigen Menschen gibt, denn das Thema ist sehr scham- und schuldbesetzt, muss man doch zugeben, dass man die Kontrolle verloren hat und dass man nicht fähig ist, dies zu steuern.
Man könnte auch sagen, dass man nicht imstande ist, vernünftig zu haushalten, obwohl man intelligent ist und quasi mit beiden Beinen im Leben steht.
Da es hier noch keinen Thread in der Art gab, dachte ich sogar, dass es nicht viele Betroffene gibt.

Dies Thema ist auch deswegen schwierig zu packen, weil der Übergang vom normalem Einkaufen über sich etwas zu gönnen bis zum pathologischen Verhalten schleichend ist.

Schon sehr lange Zeit habe ich an mir beobachten können, dass ich immer mal wieder mehr kaufte, als die anderen.
Natürlich auch unter der Prämisse, mir, die ich es doch so schwer habe, auch mal etwas zu gönnen.Ich war eigentlich nicht in der Lage, Geld, was ich zusätzlich geschenkt bekam, und das war im Laufe meines Lebens gar nicht so wenig, zurückzulegen, entweder um es als Notgroschen zu haben oder auch um es für eine größere Anschaffung anzusparen.

Allerdings war ich auch immer sehr spendabel für andere. Natürlich musste ich auch immer auf Geld achten, aber bei Geschenken für Menschen, die mir am Herzen lagen, gab ich auch schon mal mehr als angemessen aus.

Außer dem üblichen Erziehungsurlaub habe ich immer gearbeitet, wenn auch manchmal nur stundenweise wegen meiner 2 Kinder. Es verdiente also nicht nur mein Exmann Geld, sondern auch ich. Und somit hatte ich ja auch eine Grundberechtigung, auch mal was für mich zu kaufen. Vielleicht hätte ich mir, wenn nur mein Exmann Geld verdient hätte,nicht so viel gegönnt.

Natürlich waren mir meine Kinder auch sehr wichtig und es machte mir auch sehr viel Freude, Dinge für sie zu kaufen.
Die Kleiderschränke meiner beiden Kinder waren immer sehr voll. Dadurch dass Kinder ja auch in manchen Phasen viel wachsen, konnten sie manches gar nicht bis vielleicht nur 1-2 mal anziehen.
Und wenn ich etwas für sie kaufen konnte, mit vollen Tüten nach Hause kam, hat mir das irgendwie immer etwas gegeben.
Die Tüten waren wie Schatztruhen für mich.Es entstand also ein richtiges Glücksgefühl, wenn ich Tüten in der Hand hatte.
Und wenn es um meine Kinder ging, konnte ich mich ja auch immer rechtfertigen und habe immer behauptet, dass sie alles, was ich kaufte, ja auch brauchten.

Was mir auffiel, dass ich die Kleidung für mich sowie auch für meine Kinder immer sehr gut pflegte. Ich wusch alles sehr vorsichtig, alles wurde akorat gebügelt (auch die Kleidchen für meine Tochter). Weil ich vieles, was zu klein wurde, auf einem Kinderflohmarkt verkaufte, bekam ich immer die volle Bewunderung, wie gepflegt die Kleidung war und viele Mesnchen wollten speziell bei mir kaufen, weil die Sachen oft noch wie neu aussahen. Kein Wunder, ich hatte ja zuviel und vieles wurde nicht aufgetragen.

Ich möchte jetzt gleich einmal dazu sagen, dass mir das damals noch nicht bewusst war.
Vieles ist mir erst dieses Jahr so richtig bewusst geworden, weil es dieses Jahr zum ersten Mal so richtig eskalierte.
Da hatte ich wirklich keine Kontrolle mehr, es war mir alles egal und das Geld (ich bekam eine Abfindung, die zwar für andere Peanuts wäre, weil sie nicht den üblichen Höhen entspricht, für mich aber doch recht viel Geld war)
habe ich komplett ausgegeben und zudem noch meinen Dispo bis auf´s letzte ausgereizt (Gott sei Dank habe ich den aber Anfang des Jahres freiwillig reduzieren lassen, trotzdem ist es noch genug, um ihn so einfach wieder auszugleichen).
Ich habe einfach nicht mehr gemerkt, wieviel ich gekauft habe.
Und dabei hatte ich vorher genaue Vorstellungen darüber, wieviel ich mir von der Abfindung zurücklegen wollte und vor allem, für was ich sparen wollte.
Jetzt ist alles weg und ich bin eigentlich sehr geschockt über mich!

26.10.2010 21:19 • #8


S
Hallo Sonne,

ich weiß wovon du schreibst. Mein Analytiker hat mal gesagt, sobald wir erkennen, warum wir was tun, ist das er erste Schritt zur Bwältigung.

Aber ich will mich nicht in diese Riege einreihen. Ich stelle aber auch bei mir fest, daß ich in gewissen, oder nach gewissen, Situationen, kaufe. Ich gehe los und kaufe ohne Ende. Egal ob mein Konto das hergibt oder nicht. Ich brauche dann eine Bestätigung. Der Kauf bringt mir das Erfolgserlebnis, was ich im realen Leben nicht habe. Ich habe es erkannt. Aber ich tue es trotzdem. Das ist sehr niederschmetternd und armselig. Und ich fühle mich dabei ganz klein.

Die Tatsache, ich schaue in den Spiegel und realisiere, dass ich wieder viel Geld, was ich nicht habe, ausgegeben habe, um mich zu befriedigen. Mir ein Erfolgserlebnis zu verschaffen. Wie armselig ist das denn? Ich will und kann nicht darüber nachdenken. Ich könnte heulen.

Sera.

(Doch ich weiß, was mich davon abbringen kann, allerdings gibt es diesen Mann nicht)

26.10.2010 21:30 • #9


F
Ich oute mich dann auch, das tat ich oben bereits und nannte eine Zahl. Das ist der Rest, der noch abzuzahlen ist. Den mein Mann jetzt zahlen darf, was mich auch runterzieht ohne Ende, zumal ich gar kein Einkommen mehr habe. Jetzt, da ich von ihm abhängig bin, kann ich auf einmal bewußter mit Geld umgehen, ABER:

Sobald ich Geld in den Händen habe, sprich von meiner Mutter mal einen Schein bekomme, oder auch mal etwas mit meinen Massagen verdient habe, kam auch wieder dieses Glücksgefühl. Dieser Drang. Mir ist klar, dass ich immer gefährdet sein werde, genauso wie mit meiner Eßstörung, die mich eben so lange begleitet wie dieser Kaufdrang/zwang/sucht.

Ich versuche das mal in Worte zu fassen und das fällt mir grad sehr schwer. Jedoch finde ich es gut, Sonnenblume, dass du den Mut hattest, hier anzufangen. Mir brennt das auch schon lange unter den Nägeln.

Wenn ich etwas kaufte, freute ich mich. Es gab dieses Glücksgefühl. Auch ich arbeitete auch fast immer, bzw. ich fing dann wieder an, als die Kinder im Kindergarten waren, ich hatte einen Betrag insgesamt zur Verfügung, von dem viele Familien träumten. Mein Ex-Mann ist Akademiker mit dem entsprechend hohen Gehalt. Ich konnte kaufen, was ich wollte. Gab auch viel für die Kinder aus, aber auch hatte ich den Drang, unsere Wohnung oft neu zu gestalten. Möbeltechnisch hielt mein Ex-Mann den Finger drauf, weil wir die Antiquitäten seiner Großmutter in der Wohnung stehen hatten, jedoch konnte ich die Farben der Accessories laufend wechseln vom Geschirr bis zur Bettwäsche, von Bilderrahmen bis Handtücher.

Mir war das wichtig, um mich gut zu fühlen. Ich fand nie MEINES, worüber ich mich definieren konnte. Ich ahmte anderen nach, sie zeigten vor, ich wollte auch und auch umgekehrt. Hatte ich tolle Ideen, fuhren die anderen die gleiche Schiene. Ich schäme mich heute noch für dieses Doofsein. Ich wollte über meinen Ex-Mann, seine Leistungen und das Geld und was ICH davon kaufen, Anerkennung erhalten. Ich brauchte ihn und das Geld, um zu glänzen. Heute durchschaue ich, dass es den anderen Frauen damals genauso ging. Wir versuchten, uns gegenseitig zu übertrumpfen.

Diese Sucht hielt an, als ich mich trennte. Ich haute innerhalb von drei Jahren einen Betrag von 30 T DM auf den Kopf, immer weiter machend. Ich sah Zahlen, sie interessierten mich nicht, wird schon irgendwie gehen. Ich arbeitete ja auch immer. Ignorierte, machte irgendwann keine Rechnungen mehr auf bis zu dem Tag, als der Geldautomat sagte: Njet !

Und ich versuchte, weiter zu negieren, verkaufte meinen Bausparvertrag, Lebensversicherungen und und und, um an Geld zu kommen. Ich könnte auch über dieses Thema einen Roman schreiben. Ein tiefer Seufzer begleitet mich gerade. Ich lebte immer über meine Verhältnisse, weil mir der Richter auch damals sagte, ich müsse den Standart zum Leben haben, wie ich es gewöhnt war (altes Scheidungsrecht). Das holte ich mir immer als Bestätigung für mein Kaufen heran. Das war einfacher, als bei sich zu schauen, was da nicht in Ordnung ist. Auch ich habe keine Spareinlagen etc., ich schaffe das nicht.

Wie gesagt, es dauerte eine Weile bis zum Gau, und ich mußte umfinanzieren, keine Bank wollte es zunächst. Ein Bekannter holte mich aus der Misere heraus. Das war vor ca. sechs Jahren. Seither übe ich. Und zahle ab.

Ab und zu gehen die Pferde mit mir durch, wenn ich meine, ich muß unbedingt das neue Teil haben, damit ich schön sein kann. Ältere Kleidung befriedigt mich dann nicht. Ich kann mich manchmal so da rein steigern, dass ich mich wie Aschenputtel fühle, obgleich die Ratio mich warnt. Ich habe dann wohl auch diesen Dackelblick, zeige meinem Mann ein Kleid im Katalog und sage, wie sehr ich mich freuen würde, wenn ich das haben könnte. Ich kriege es dann auch.

ABER: ich habe vorher mit ihm darüber gesprochen, mit welchen Mitteln ich meiner Sucht befriedigen kann. Er kennt meine Masche genau! Augenaufschlag, Seufzen. Ich weiß jetzt, wie abgedroschen das für viele klingt, jedoch sagt mein Mann, dass ich in seinen Augen eher anspruchslos sei, ob Schuhe, Taschen, Mäntel etc. Ich solle mir einfach das kaufen, was ich brauche. Nur das darf ich nicht zulassen und lasse mich z. Zt. noch von ihm kontrollieren. Deshalb will ich auch keine Kontovollmacht über SEIN Konto. Es muß unbedingt seines bleiben, ich möchte meine Partnerschaft nicht wg. diesem Mist gefährden.

Mit unserem Haus habe ich angefangen, dass ich meine Ruhe gefunden habe. Deko interessiert mich nicht mehr wie damals. Wir haben unser Heim eingerichtet, wie es UNS gefällt, nicht nur mir. Mein Mann möchte Mitspracherecht und das erleichtert mich so. Ich habe sämtlichen Ballast, den ich in allen Farben hatte, fortgeworfen. Mein Mann und ich haben in unserem Leben ausgemistet. Ich habe keinen Druck mehr, hier aktiv zu werden.

26.10.2010 22:40 • #10


F
Ich bin jedoch nach wie vor gefährdet, wenn es um Lebensmittel geht. Ich meine, nur das Beste kaufen zu müssen, ich muß mich richtig kontrollieren, mir sagen, dass es nicht immer die Markenprodukte sein müssen. Jedoch empfinde ich beim Betrachten vieler Küchenutensilien diese tiefe Genugtuung, wenn ich die Dinge habe, die man mir vorgaukelt, die man haben müßte (Werbung, Kochsendungen, Zeitungen). Daran merke ich ES noch ... hat es sich nur verlagert?

Ich bin seit zwei Wochen dabei, meine neue HP zu gestalten, mir eine Domänadresse zuweisen lassen. Ich habe vor zwei Wochen beschlossen, wieder mein Ziel ins Visier zu nehmen. Im November werde ich wieder anfangen zu üben, zu berühren. Manche scharren schon mit den Füßen. Ich sagte heute auch, dass ich irgendwann eine Entscheidung treffen muß, wie es weitergeht. Diese Abhängigkeit macht mich mürbe. Ich möchte eigenes Geld verdienen. Das Thema geht Donnerstag an meine Therapeutin.

Ich kann für mich nicht die Hand ins Feuer legen, anderen Ratschläge geben, wie man aus der Nummer herauskommt. Ich führe eine schöne Partnerschaft, dadurch hat sich eh vieles verändert. Ich brauche meinem Mann nichts beweisen, das spüre ich Tag für Tag. Er nimmt mich glatt so, mit allen Macken (und Süchten - er weiß über jeden Gedanken von mir Bescheid).

Ist es das Geheimnis, der neue Mann? Dass ich nicht mehr um Anerkennung kämpfen muss? Dass ich eine Linie gefunden habe, dass ich mich selbst zum glänzen gebracht habe, ohne mich über andere zu profilieren? Ich habs noch nicht ganz so für mich klar und ich möchte auch dieses Thema irgendwie Antidepressiva acta legen, jedoch traue ich mir selbst noch nicht.

Mich würde es auch freuen, wenn andere sich noch trauen würden ... es ist grad so erleichternd (ich habe das Thema noch nie in Therapie besprochen, irre)

26.10.2010 22:40 • #11


Glasscherbe
Hallo,

also zugegebener Maßen bin ich nicht ganz so dick drin wie ihr - vielleicht ist es ja dennoch hilfreich, wenn ich ein wenig schreibe. Ich habe seit meiner letzten Trennung wieder verstärkt zugegriffen. Ich habe das Gefühl, nachdem ich jahrelang anderer Leute Finanzen in den Griff bekommen habe (ich hatte tatsächlich immer nur Partnerschaften, in denen die Leute nicht mit Geld umgehen konnten, mein letzter Freund hatte ne Privatinsolvenz laufen, der Vater meiner Kinder bekam und bekommt Geld nie auf die Reihe, was mich derzeit auch wieder zum Anwalt treibt wegen Unterhalt etc. pp.) und dafür auch mich selbst kurz gehalten habe, was nachholen zu müssen. All die alten Klamotten, teilweise viele Jahre alt - ich habs ordentlich krachen lassen die letzten Monate.

Es ist nicht akut bei mir, ich bin weder im Minus noch sind meine Reserven aufgebraucht. Aber wenn ich ehrlich bin, erkenne ich schon Tendenzen bei mir, die mir nicht gefallen. Es kommt immer phasenweise. Und ich hab immer das Gefühl: Mädel, pass bloß auf ... Gerade im Augenblick merke ich, wie mir alles über den Kopf steigt, weil ein paar unvorhergesehene Ausgaben anstehen. Und dann noch etliche Geburtstage, Weihnachten, die Kinder, die irgendwie ständig neue Klamotten brauchen ... und ich möcht auch ... Ich hab dabei immer das Gefühl: Ja, ich bin auch was wert. Eigentlich total bescheuert. Ich hab ehrlich Angst, die Kontrolle zu verlieren. Bisher konnte ich mich immer gut einbremsen. Nur jedes Mal, wenn wieder so eine Phase kommt, habe ich Angst, dass es nicht mehr klappt.

27.10.2010 08:49 • #12


S
Zitat von Glasscherbe:
Es kommt immer phasenweise.

Ja, das kenne ich auch. Ich habe tatsächlich meine vernünftigen Phasen. Aber bisher hatte ich die nur, wenn ich am untersten Limit war, wo gar nichts mehr ging. Wo ich ganz sparsam leben musste, damit ich überhaupt wieder einen kleinen Freiraum schaffen konnte, um auch Geld wieder ausgeben zu können.
Wenn dann gar nichts mehr geht, dann habe ich zwar auch den Drang, aber die Vernunft siegt. Denn die Vorstellung mich so hoch zu verschulden, wie manchmal bei Schuldnerberater Peter Zwegat zu sehen, die lässt mich doch sehr davor zurück schrecken. Und trotzdem ist es sehr anstrengend, denn ich muss mir wirklich laufend und ständig vor Augen halten, dass nichts mehr geht! Und die Zeit, bis wieder irgendwas geht, die kommt mir dann so ellenlang vor.

Aber ich kann natürlich auch nicht dafür garantieren, dass es mir nie passieren würde. Denn in Phasen, wo mir das Geld nur so durch die Finger fließt, da ist mir nämlich alles egal. Ich kann da sogar mit der Vorstellung leben, dass die Bank mir mein Konto sperrt und finanziell alles über mir zusammenbricht. Ich habe in so einer Phase sogar den Wunsch, dass es einfach mit mir geschehen soll. Da würde ich die Verantwortung auch gerne abgeben.In dieser Phase bin ich mir egal, da gibt es in meiner Vorstellung keine Zukunftsperspektiven für mich.

Vielleicht hilft es mir ja auch, dass ich noch zwei Kinder habe, die noch nicht selbstständig sind. Wenn ich mir vorstelle, es käme hier der Gerichtsvollzieher ins Haus und ich müsste ihnen sagen, dass ich sie nicht mehr versorgen kann, weil ich nicht haushalten konnte, dann könnte und würde ich auch im Erdboden versinken.

Ja, da ist es auch wieder: Ihnen bei vollem Bewusstsein zu erklären, dass ich zwanghaft Geld ausgeben MUSS, weil ich nicht anders kann, das würden sie wahrscheinlich nie verstehen!

Zitat von Serafina:
Der Kauf bringt mir das Erfolgserlebnis, was ich im realen Leben nicht habe. Ich habe es erkannt. Aber ich tue es trotzdem. Das ist sehr niederschmetternd und armselig. Und ich fühle mich dabei ganz klein.

Genauso fühle ich mich dann auch. Ich könnte es bei mir sogar so bezeichnen, dass es für mich nicht unbedingt ein Erfolgserlebnis darstellt, sondern etwas, was ICH mir schenke, weil es bei mir emotionale Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt wurden und werden. Sozusagen fühle ich mich, was das betrifft, im Dauerhungerzustand, der durch Kaufen ein bisschen gebessert wird. Leider nur sehr kurz !

Zitat von Serafina:
Mein Analytiker hat mal gesagt, sobald wir erkennen, warum wir was tun, ist das er erste Schritt zur Bwältigung.

Das ist ein sehr weiser Satz. Und genau das ist auch mein Beweggrund, diesen Thread eröffnet zu haben. Ich möchte mir ganz ehrlich anschauen, was da mit mir passiert und vielleicht herausfinden, warum es passiert. Damit ich durch dieses Bewusstwerden Wege finden kann, aus dieser Sucht rauszukommen.

Und jetzt habe ich noch ein Anliegen:

Ich habe diesen Thread für MICH eröffnet, um einen Platz zu haben, mein Kaufverhalten und die Auswirkungen für mich zu dokumentieren.
Ich habe auch geschrieben, dass Feedbacks willkommen sind. Dazu stehe ich auch auf alle Fälle noch.

@Angelika, ein so ausführlicher zweiseitiger Bericht Deiner Lebensgeschichte war aber damit nicht gemeint. Das ist mir dann doch zuviel, hierbei würden auch meine eigenen Dokumentationen untergehen, was ich nicht möchte.

Ich habe diesen Thread aber auch bewusst nicht im Tagebuchbereich eröffnet, weil er im Suchtforum eher wahrgenommen wird und damit auch zur Information dienen kann, zumal es hier noch keinen Thread mit diesem Thema gibt!

28.10.2010 23:28 • #13


Glasscherbe
Zitat von Sonnenblume20:
Genauso fühle ich mich dann auch. Ich könnte es bei mir sogar so bezeichnen, dass es für mich nicht unbedingt ein Erfolgserlebnis darstellt, sondern etwas, was ICH mir schenke, weil es bei mir emotionale Bedürfnisse gibt, die nicht erfüllt wurden und werden. Sozusagen fühle ich mich, was das betrifft, im Dauerhungerzustand, der durch Kaufen ein bisschen gebessert wird. Leider nur sehr kurz !


... und ich glaube, genau darin liegt die Gefahr und auch der Grund, warum es immer wieder und phasenweise passiert. Weil zum ersten dieser Dauerhunger nicht gestillter emotionaler Bedürfnisse da ist und weil es zum zweiten nur sehr kurz vorhält, was meiner Meinung nach daran liegt, dass du ja nicht das eigentliche Bedürfnis stillst sondern dir anderweitig die Bestätigung holst - auf eine Art und Weise, die in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Bedürfnis steht.
Klingt alles so, als hätt ichs voll raus, oder? Hab ich aber nicht. Trotz der Erkenntnis gelingt es mir nicht, damit aufzuhören ... Ersatzhandlungen sind für mich derzeit nicht vorhanden.

29.10.2010 07:54 • #14


A


Hallo Sonnenblume20,

x 4#15


P
Hallo,

bin ja ganz neu hier im forum...und bin gerade über deinen beitrag gestoßen......auch ich hbae diese anzeichen an mir festgestellt.....

es ist teilweise wie ein zwang..aus dem haus zu gehen und was zu kaufen...dann kommt z.b. ein prospekt ins haus..in dem ein pulli abgebildet ist.....und denn finde ich dann toll.....und dann werde ich innerlich so unruhig...bis ich dann doch extra dort hinfahre.... ...dass macht mi rschon angst....ich habe das nicht täglcih...aber doch schon so..das ich denke das das nicht ganz natürlich sein kann...

lg

29.10.2010 10:23 • #15

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