Okay, ich bin gerade maximal überfordert mit all den Antworten und dass Menschen sich Gedanken machen. Ich versuche mal zu antworten.
Zitat von Michi87:Sie glauben, wenn sie sich nur stark genug anstrengen, dann werden sie irgendwann ihr Ziel erreichen. Dieser Zustand tritt aber nie ein. Das paradoxe an den Lebensfallen ist, dass man sich (unbewusst) immer wieder in die gleiche, destruktive Situation bringt ohne es zu wollen und die Lebensfallen dadurch aufrecht erhält.
In dieser Aussage finde ich mich ziemlich wieder. Das klingt interessant. Ich werde mir das Buch holen.
Zitat von Kate:Na Du verstehst nicht wie du verletzt und andere es meinen könnten, in Beiträgen zum Beispiel.
Achso. Ja, das verstehe ich wirklich häufig nicht. Ich möchte niemanden verletzen, aber manchmal habe ich das Gefühl, das nicht kontrollieren zu können. Und manchmal bin ich auch einfach wütend.
Zitat von Kate:Ich glaube du hast mich missverstanden, sich selbst zuzuwenden muss nicht zwangsläufig Kampf sein. Es gibt noch mehr aus Kampf und Flucht.
Nein, ich habe dich in diesem Falle schon richtig verstanden. Es fühlt sich für mich halt so an, als gebe es nur diese 2 Optionen..
Zitat von Kate:Ich habe DIS, ich weiß wie das ist. Allerdings passiert das bei mir nicht nur innerlich sondern auch äußerlich. Mitunter ohne dass ich das überhaupt weiß oder mitbekomme.
Mein Freund sagte mir mal, dass er in emotionalen Situationen das Gefühl hat, mit jemand anderem zu sprechen. Ich hätte nicht gedacht, dass diese innerliche Zerissenheit nach außen hin so krass sichtbar ist. Das macht mir Angst. Jetzt weiß ich noch weniger, wie ich mich verhalten soll, weil ich ständig Angst habe, dass jemand das bemerkt.
Zitat von Kate:Ich kann die Theorie mitunter zwar gebetsmühlenartig aufsagen, aber ganz schlecht anwenden, da ich nicht nur für mich handle.
Oh, die Theorie kann ich auch gut. Ist genau wie beim Essen. Ich könnte Ernährungsberatung machen. Nur bei mir selbst krieg ich es nicht auf die Reihe.
Zitat von Kate:Ich war ehrlich gesagt auch leicht wütend, weil Du zu allem gesagt hast, geht nicht, hilft nicht, die geben sich keine Mühe etc. Deshalb auch meine etwas zu direkte Wortwahl.
Ich kann verstehen, dass man da wütend wird. Ich wäre es wahrscheinlich auch. Ich habe das Gefühl, dass momentan gar nichts zu mir durchdringt und das tut mir sehr leid, wenn ich sehe, dass Leute sich Mühe geben, mir zu helfen. Es fühlt sich an, als würde dann irgendein Teil in mir rauskommen und alles von sich wegschieben, weil es ja schief gehen könnte und ich dann noch deprimierter wäre. Dieser Anteil schreit sehr laut, dass es ja eh nichts wird. Es ist immer schief gegangen, warum sollte es jetzt gut gehen? Er ist gruselig und macht mit Angst. Ich habe das Gefühl, keine Kontrolle mehr über mich selbst zu haben, wenn dieses Etwas da ist. Ich sehe ihn in meinem Kopf. Nicht als richtige Person. Nur so, wie man eine andere Person im Dunkelen sehen würde.
Zitat von ClaraFall:Aber ich sorge mich auch, denn deine Vehemenz steht in völligen Widerspruch ( für mich! ) zu deinem sonstigen Agieren.
Du bist wirklich noch jung! Du hast viele deiner Ziele erreicht. Aber ich befürchte, dass du dich schon sehr darin festgefahren hast.
Ich denke mittlerweile, dass es ähnlich wie beim Gewicht ist: Egal was ich erreiche, es wird nie genug sein. Es wird höchstens ein Level geben, mit dem ich mich arrangieren kann.
Zitat von ClaraFall:Ich habe den Weg des Rausziehen und an mich denken gewählt. Vor deiner Entscheidung habe ich unfassbar viel Respekt und hielt sie für den richtigen Weg. Etwas haben, auf das man bauen kann ist unfassbar wichtig.
Und genau das ist es, wovor ich so unfassbar Panik habe. Es gibt in meinem Leben nicht all zu viel. Jetzt in Corona-Zeiten schon gar nicht.
Ich habe nur wenige Freunde und mit denen kann ich eigentlich auch nicht so wirklich reden. Wenn die Arbeit jetzt auch noch wegfallen würde, wäre da ein riesiges Loch. Ich wüsste ehrlich gesagt nicht mehr, woran ich mich noch irgendwie festhalten soll.
Zitat von ClaraFall:Aber ich glaube, es wird Zeit, stolz auf auf das, was du geschafft hast zu sein .. aber zu erkennen: so geht es nicht weiter. Ohne weitere Fernziele, die immer eine so gute Begründung sind, sich doch nicht auf den Weg zum Gesund werden aufzumachen.
Das Schlimme ist ja, dass ich nicht mal Stolz empfinde. Im Gegenteil, es erscheint mir als das
Mindeste, nach 8 Jahren endlich diese Ausbildung und den RS geschafft zu haben. Das ist ein sch. Gefühl, ich wäre gerne stolz darauf. Aber es fühlt sich so falsch und fremd an. Ich sage das jetzt nicht, um Anerkennung zu bekommen oder so. Dieser Selbsthass ist so tief drin.
Zitat von maya60:Ich glaube, du hast A D S ohne Hyperaktivität, oder?
Ich habe ADHS. Die Hyperaktivität ist bei mir hauptsächlich im hibbelig sein ausgeprägt, sprich, es fällt mir schwer, still zu sitzen o.ä.
Zitat von maya60:Dass ich wenigstens halbtags und mit hohen Erfolgen leistungsstark im Arbeitsmarkt blieb, verdanke ich meinem ADHS-Hyperfokus und dem Daueradrenalin. Also 2 Krankheitssymptomen!
Ich denke, das ist der Grund, warum ich überhaupt noch irgendwie im Alltag klarkomme.
Zitat von ClaraFall:M.E. hat Irgendeine jedoch zusätzlich zum ADHS ... Depressionen und Borderline ! Ist vielleicht auch nochmal ne andere Hausnummer.
Ja, ich hab alles davon.
Zitat von julienne:Dein unerschütterlicher Leistungswille ist dein eigentlicher Lebenswille. Doch in dir steckt noch viel mehr.
Es ist ein anerzogener Lebenswille. Weil lange kein Lebenswille da war (und es auch jetzt oft nicht ist), mussten halt andere Dinge herhalten, die das Überleben sichern. So ist das Zeitspiel entstanden. Ich hab das als Kind schon gespielt. Ich habe von Ereignis zu Ereignis gelebt. Manchmal auch von Stunde zu Stunde. Aber dieses Spiel ist wie eine Sucht: Die Ereignisse müssen immer intensiver sein, damit es sich noch lohnt, bis dahin durchzuhalten.
Das ist mir vor kurzem erst bewusst geworden..
Zitat von julienne:Ich hoffe, dass deine Vorhaben (Klinik und Therapie) dir irgendwie das Leben erleichtern werden - und sei es nur zu 10 %. Ich schätze dich sehr und finde alles an dir wichtig: jeden Gedanken und jedes Gramm.
Ihr habt mich gerade alle zum Weinen gebracht (im positiven Sinne), aber dein letzter Satz ganz besonders.
Ich habe endlich dieses eine große Ziel erreicht. Ich dachte, es würde sich vielleicht endlich mal gut anfühlen. Hat es auch kurzzeitig. Aber jetzt habe ich das Gefühl, wieder in einem Scherbenhaufen zu sitzen. Ich würde mich so fürchterlich schämen, wenn ich jetzt aufgeben würde.
Und ich bin irgendwie auch wütend. Wütend, dass ich jetzt wieder am Rande des Zusammenbruchs stehe. Wütend, dass ich nicht einfach mal für eine kurze Zeit zufrieden sein darf.
Ich weiß gerade wirklich nicht, was ich jetzt machen soll. Lasse ich mich (länger) krankschreiben, werde ich mit Sicherheit nicht übernommen. Kündige ich jetzt, ist die Stelle ebenfalls futsch.
Und was dann? Dann sitze ich zu Hause. Drehe wahrscheinlich noch mehr durch. Lande wieder in der Akutpsychiatrie und das Spiel geht von vorne los.
Die Aussicht auf einen Klinikplatz in Bad Bramstedt ist in sehr weiter Ferne. Was sollte ich bis dahin machen? Hätte ich diesen Platz in naher Zukunft in Aussicht, würde ich tatsächlich morgen zum Stationsleiter gehen und mit ihm besprechen, wie es mit Übernahme aussieht, wenn ich jetzt ausfallen würde.
Es tut mir leid, dass das alles so wirr klingt. Da ist so viel Chaos in mir. So eine Unruhe. Die Arbeit stresst mich und gleichzeitig ist es so ziemlich die einzige Zeit, in der ich mich irgendwie normal fühle. Das Normalgefühl kommt traurigerweise daher, dass ich dort nicht ich selbst bin, so lange ich es unter Kontrolle habe.
Es tut mir leid, wenn ich wieder alles irgendwie abweise oder so. Es tut mir wirklich leid. Ich kann es gerade einfach nicht besser.