Zitat von julienne:Nun gibt er nur noch 80 %. Das reicht völlig, um seinen Chef zufrieden zu stellen, und er selbst behält genügend Kraft, um zum Feierabend nicht völlig platt zu sein, um sein Leben genießen zu können.
Du kannst sicher auch mit 80 % zeigen, dass du dort, wo du arbeitest, richtig bist, und dass dir die Arbeit gefällt.
Das hat mein Chef auch schon zu mir gesagt. Als ich letztens zu ihm sagte, dass ich mich teilweise überfordert fühle, meinte er: Ich merke, dass du sehr hohe Ansprüche an dich selbst hast. Das ist einerseits eine deiner Stärken und andererseits auch eine deiner Schwächen. Es muss nicht jeden Tag jeder Pat. von oben bis unten geschrubbt und eingecrèmt werden. Wenn es nicht anders machbar ist, werden eben nur dir wichtigsten Sachen gemacht. So lange du das hinkriegst, ist doch alles gut. Und es ist auch völlig normal, dass du momentan noch ins Schleudern kommst, wenn irgendwas Unvorhergesehenes bzw. nicht Geplantes passiert.
Ich versuche 100% zu geben, aber ehrlich gesagt schaffe ich meistens gar nicht mehr, als die 80%. Die wichtigen Aufgaben (Medis, Blut abnehmen, bei Dienstantritt Pat. untersuchen und Zimmer auf Vollständigkeit prüfen usw.) sind immer gemacht, das ist selbstverständlich. Aber dieses ganze Drumherum (z.B. mal Haare waschen o.ä.) kriege ich meistens nicht hin.
Zitat von julienne:Nun wäre eine kraftauftankende Freizeit gut - wie könnte die aussehen?
Das ist der springende Punkt: Ich habe absolut keine Ahnung. Vor Corona habe ich viel Zeit beim DRK verbracht oder bin am WE auch gerne mal tanzen gegangen. Alles Sachen, bei denen ich mal abschalten und irgendwie wie ein normaler Mensch sein konnte, fallen wegen Corona aktuell größtenteils weg.
Es gibt momentan irgendwie nichts hobbymäßiges, mit dem ich mal aus der (aktuell ziemlich miesen) Realität flüchten kann. Lesen ist das Einzige, was eine solche Flucht ermöglicht. Ich verschwinde komplett in der Geschichte. Deswegen habe ich das als Kind auch achon so gerne gemacht.
Aber momentan fällt es mir leider sehr schwer, mich aufs Lesen zu konzentrieren.
Manchmal funktioniert diese Realitätsflucht auch mit Musik.
Aber ich kann ja auch nicht dauerhaft meine Freizeit darauf ausrichten, aus der Realität zu fliehen.