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Keine Besserung in Sicht bei Depressionen

Rekay
Ehrlich gesagt, weiss ich nicht so wirklich was ich mir hiervon erwarte.
Ich bin eigentlich garnicht auf Ratschläge aus und schon gar nicht auf Mitleid. Ich glaube, es ist einfach nur das Schreiben an sich und die Tatsache, dass es hier Menschen gibt die einen verstehen können.

Ich bin mit meinen Depressionen ziemlich alleine. Allerdings habe ich mir das auch selbst ausgesucht. Ich spreche nur sehr ungern über meine komplexen Gedanken und ich glaube, dass gesunde Menschen damit auch maßlos überfordert wären - ich selbst bin mit meinen eigenen Gedanken ja schon maßlos überfordert.

Es gibt nur drei Menschen die von meiner Depression wissen. Mein Partner, meine Oma und mein Psychotherapeut. Mein Partner gibt sich wirklich alle Mühe mir zu helfen . wobei es nicht wirklich etwas zum helfen gibt.
Er fragt mich oft wie es mir geht und dass ich ihm bitte sagen soll wenn er was für mich tun kann und ich ihm sagen soll, wie er heute mit mir umgehen soll . was meistens gleich endet:
Ich mache ihm klar, dass er mir leider nicht helfen kann und ich auch eigentlich nur meine Ruhe will.

Selbst die Gespräche mit meinem Psychotherapeut bringen mir nichts. Im Gegenteil - mich strengt es wahnsinnig an regelmäßig einen Termin zu haben an dem ich über mich und meine Gedankenwelt sprechen muss. Dazu kommt, dass ich durch die Depression viel langsamer denke und auch anders spreche. Mir fallen oft Wörter nicht ein oder ich stelle Sätze merkwürdig zusammen und komme mir während ich spreche vor, als wäre ich geistig zurückgeblieben.
Ich konnte mich früher sehr gut ausdrücken, konnte fließend sprechen und während ich sprach, konnte ich schon über den nächsten Satz nachdenken. Das alles kann ich mittlerweile nicht mehr. Wahrscheinlich auch ein Grund, wieso ich lieber ruhig bin und nur das Nötigste an Konversation betreibe.

Ich habe mich weitgehenst isoliert von meinem gesamten Umfeld und wenn ich ehrlich bin kommt mir diese ganze Corona-Geschichte ziemlich entgegen.
Dieses Pflichtgefühl, sich bei der Familie blicken lassen zu müssen und sich hin und wieder auch mit den Freunden treffen zu müssen ist durch Corona ja zwangsläufig auf Eis gelegt.
Ich fühle mich wahnsinnig schlecht, dass ich mich so von allen distanziere und ich würde allen am liebsten sagen, was der wahre Grund dafür ist aber ich kann mich einfach nicht dazu durchringen. Ich gehe eigentlich davon aus, dass alle Verständnis hätten aber ich habe auch irgendwie Angst davor, anders behandelt zu werden. Das wäre für mich der Horror.
Es ist für mich aber auch der Horror wenn meine Schwester mich beispielsweise darum bittet, auf eins ihrer Kinder aufzupassen. Allein der Gedanke daran, stresst mich so wahnsinnig, dass ich am liebsten von vorne herein nein sagen würde. Andererseits möchte ich ja gerne am Leben meiner Familie teilhaben aber mir fehlt meist die Kraft dazu.
Hinzu kommt, dass ich ziemlich gefühlstot bin und ich die ganze Zeit - wie eine Schauspielerin - so tue als würde ich mich freuen meine Schwester und ihre Kinder zu sehen. Das wiederrum löst in mir ein furchtbar schlechtes Gewissen aus und endet in Selbstvorwürfen. Es ist ein Teufelskreis.

Es gibt wirklich nur ein Lebewesen, für das ich wirklich starke Verbundenheit empfinde - mein Hund.
Wie bei so vielen depressiven Menschen, ist mein Hund der einzige Grund morgens aufzustehen - raus zu gehen - Menschen zu treffen - sich zu unterhalten (auch wenn mich allein der beschissene Smalltalk schon extrem nervt).

Ich bin nicht wirklich in der Lage ein Buch zu lesen oder mich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Ich bin meist schon überfordert wenn die Wohnung geputzt werden muss und die Wäsche sich stapelt.
Ich bin wahnsinnig unkonzentriert und mit den Gedanken verstreut. Manchmal spricht mein Partner mit mir und ich antworte total mechanisch. Kurz nachdem das Gespräch beendet ist, habe ich manchmal keine Ahnung worüber wir gesprochen haben.

Ich nehme seit fast 2 Jahren Antidepressiva (Escitalopram 20mg) . die Tabletten unterdrücken meine nervösen Zuckungen, meine Erythrophobie (die mich vor der Antidepressiva-Einnahme in die völlige Isolation getrieben hat und wahrscheinlich auch mit Auslöser für die Depression ist) und meine Heulkrämpfe. Allerdings fühle ich mich wie in Watte gepackt. Alles kommt bei mir nur sehr gedämpft an und auch das macht mich krank. Ich fühle mich von meiner eigenen Gefühlswelt ausgeschlossen. Alles fühlt sich sinnlos und belanglos an. Jeder Tag gleicht dem anderen und ich hab keine Kraft das zu ändern.

Ich arbeite seit fast einem Jahr nicht mehr . war vorher selbstständig. 12 Jahre lang. Habe immer 120% gegeben und gearbeitet wie eine Verrückte. Jetzt bin ich manchmal nicht mal in der Lage die Spülmaschine auszuräumen.

Es gäbe noch so viel zu schreiben aber selbst jetzt merke ich, dass ich mich nicht mehr konzentrieren kann und keine Kraft mehr habe weiterzuschreiben. Daher lass ich es jetzt gut sein.

Liebe Grüße an alle die sich das hier durchlesen.

RK

19.04.2020 14:20 • x 7 #1


L
Liebe Rekay,

ich kann sehr gut verstehen, wovon du sprichst, da ich es auch schon ähnlich erlebt habe.

Wenn du Ruhe und Abstand brauchst, so wie du es beschreibst, dann ist das jetzt so. Deine Seele macht dir schon deutlich, was du jetzt gerade brauchst.

Hör auf deine innere Stimme, gehe in die Natur, versuche dort Abstand zu finden und Kraft zu tanken.

Mache einfach das, was dir gut tut.

Viele Grüße
laluna

19.04.2020 14:57 • x 2 #2


A


Hallo Rekay,

Keine Besserung in Sicht bei Depressionen

x 3#3


Pilsum
Hallo Rekay,

willkommen hier im Forum.

Ich denke es ist gut, wenn Du beginnst einmal Dinge aufzuschreiben, die Du nicht gern erzählen möchtest.
Schade, dass Du davon überzeugt bist, dass Dir die Gespräche mit Deinem Therapeuten
nicht voran helfen.
Zitat:
Mein Partner gibt sich wirklich alle Mühe mir zu helfen. wobei es nicht wirklich etwas zum helfen gibt.


Da sprichst Du einen wichtigen Punkt an. Helfen kannst Du Dir eigentlich nur allein.
Weil Du erzählst ja keinem, warum es Dir nicht gut geht.
Warum kann Dich Dein Partner nicht unterstützen und vielleicht auch wenig verstehen?
Ist er an der Situation, Deiner Depression, irgendwie beteiligt?

Was könnte Dir denn nach Deiner Meinung helfen? Hast Du da eine Idee?
Schließlich sagst Du ja, den Auslöser Deiner Depressionen scheinst Du zu kennen.

Viele Grüße

Bernhard

19.04.2020 15:17 • x 3 #3


Rekay
Danke Bernhard

Nein, er ist nicht direkt beteiligt. Das Problem ist nur, dass ich mich mittlerweile nur entspannen kann, wenn ich absolut alleine bin. Mein Partner ist selbstständig und arbeitet von zu Hause. Wir sind also den ganzen Tag zusammen. Er macht aber nichts was mich stört oder einengt oder so. Ich bin aber einfach immer angespannt wenn ich andere Menschen um mich habe - sogar meinen eigenen Partner. Mein Kiefer, meine Stirn, alles ist angespannt und verkrampft wodurch ich oft Kopfschmerzen habe. Sobald ich alleine bin, löst sich das. Das ist total bescheuert und macht überhaupt keinen Sinn, aber es ist so.

Ich habe keine Ahnung was mir helfen könnte.
Ich habe einfach Angst davor mich so zu zeigen wie ich bin bzw. was aus mir geworden ist. Ich war immer stark, fokussiert und hab mich für viele Dinge interessiert ... hab für meine Freunde z.B. Urlaube geplant und überall geholfen wo ich nur konnte. Mein gesamtes Umfeld kam immer zu mir um mich um Hilfe zu bitten da ich für alles immer eine Lösung oder eine Idee hatte.

Mittlerweile interessiere ich mich für garnichts mehr. Ich will einfach nur noch meine Ruhe vor allem und jedem haben. Ich schätze ich will einfach nicht, dass andere mich so sehen, wie ich mich selbst sehe.
Ich schaffe es ja nicht mal mich gegenüber meinem Therapeuten zu öffnen. Einen Mann den ich eigentlich garnicht kenne und bei dem es mir egal sein sollte was er denkt. Es ist unglaublich kompliziert für mich.

Ich glaube den Auslöser zu kennen, ja. Allerdings ist diese Phobie durch die Antidepressiva zu 95% ausgeschaltet, daher sollte man meinen, dass sich auch die Depressionen bessern sollten, aber das Gegenteil ist der Fall.
Ich soll jetzt sogar noch Schilddrüsentabletten einnehmen zur Verstärkung.

@laluna74
Auch danke für deine Antwort.

Dieser Zustand hält mittlerweile schon sehr lange an und es wird nicht besser. Durch meinen Hund bin ich mehrmals täglich in der Natur ... selbst daraus kann ich keine Kraft mehr ziehen.
Ich spüre diese Schwere auch körperlich ... 3x Gassi gehen am Tag ist für mich auch schon echt anstrengend. Ich versuche Dinge zu genießen aber in Wirklichkeit bringt mir nichts Freude.

Schon merkwürdig das hier alles zu schreiben ... wenn ihr mich persönlich kennen würdet, würdet ihr das nicht für möglich halten

19.04.2020 17:43 • x 3 #4


Pilsum
Hallo Rekay,

warum sollen wir das alles nicht für möglich halten?
Zitat:
Das Problem ist nur, dass ich mich mittlerweile nur entspannen kann, wenn ich absolut alleine bin.


Für so außergewöhnlich halte ich das gar nicht.
Die andere Frage ist. Warum kannst (willst) Du Dich nicht mehr entspannen, wenn ein
anderer Mensch in Deiner Nähe ist.
Was haben Menschen Dir angetan? Oder welche Erwartungen erfüllen sie aus Deiner Sicht nicht?
Hören sie Dir nicht zu?
Nehmen sie Dich nicht ernst?
Akzeptieren sie nicht die Art, wie Du leben möchtest?

Oder kannst Du Dich schlecht anderen gegenüber behaupten?
Kannst Du fair mit anderen um etwas streiten?
Zitat:

Allerdings ist diese Phobie durch die Antidepressiva zu 95% ausgeschaltet, daher sollte man meinen, dass
sich auch die Depressionen bessern sollten, aber das Gegenteil ist der Fall.


Das verstehe ich nicht.
Kann ein Medikament eine Phobie ausschalten? Wie soll das funktionieren?
Was für eine Vorstellung hast Du davon?

19.04.2020 17:58 • x 2 #5


S
Hallo Rekay,
Ich kenne das gut verstehen,dass ich in Anwesendheit von anderen Menschen in schwierigen Phasen nicht entspannen kann.
Ich brauche zumindest eine räumliche Trennung, mit Tür zu. Aber am besten ganz allein.
Das ist einfach so.
schwierig wenn das dann nicht geht - ich hab das auch nicht so hinterfragt.
Ich kann auch nur gut schlafen, wenn es dunkel und geräuscharm ist.
Das ist dann auch so.
Ich weiß nicht, ob man da gleich von Phobie sprechen kann.

Mich stört dann auch ein anderer Mensch. das kann ich wohl in diesem Leben auch nicht mehr auflösen- nur dass ich es mir so gut einrichten kann wie es geht.
Und da wird es bei dir einfach schwierig im Moment - eben mit dem Homeoffice deines Partners.
mit der Einahme von Medikamenten kenne ich mich aus eigener Erfahrung nicht aus.

Aber diese Gefühl des in Watte gepackt sein und das einigermaßen Funktionieren in der Belanglosigkeit des Alltags mit wenig Lebensfreude ist für mich ein ganz deutliches Zeichen,
Dass ich mich in einer Depressions-Phase befinde.
Also ich weiß nicht ob deine Medikamente so wirken wie sie sollen auf die Depression.
oder sie nur eine Teilwirkung erzielen.
Hier kennt sich bestimmt jemand damit besser aus als ich.

Ich will das auch nicht dass Menschen diese Seite von mir mitbekommen ,
Das kostet zusätzlich Kraft .

Mir hat es erstmal geholfen immer wieder, es so zu akzeptieren wie es ist und nicht zusätzlich dagegen anzukämpfen.

Ich wünsche dir , dass du einen Weg ( Therapie? MedikamenteWechsel ? ) spürst,
was für dich im Moment wieder ein wenig Licht in dein Leben bringen kann.

19.04.2020 18:36 • x 4 #6


Alexandra2
Liebe Rekay, herzlich willkommen im Forum.
Ich kenne alle Deiner Symptome selbst und hätte nicht für möglich gehalten, daß es nachlässt. Aber doch, ein sehr guter Psychiater, der sofort registriert, ob die Medikation ausreicht, ist wichtig. Ich habe das Gefühl, daß Deine Medikamente ausgebaut werden müssten.
Alleine hätte ich das nie geschafft, es fehlten alle mentalen Fähigkeiten, Energie, egal wofür. Erst als die Medikamente richtig waren, ging es langsam voran.
Ich möchte Dir Mut machen, das mit dem Therapeuten zu besprechen. Wenn Du Dich einigelst, kann Dir nicht geholfen werden. Es wäre vertan Zeit, wenn Du nichts von der Therapie hast. Die Symptome einer Depression am eigenen Leib rund um die Uhr zu ertragen, ist wirklich brutal. Allein deshalb versuche doch die ärztliche und therapeutische Betreuung auszubauen. Wenn das zur Gegenwehr führt, wäre ein Wechsel evtl angebracht, auf jeden Fall bist Du hier richtig. Hier gibt es immer jemanden, der versucht zu verstehen, oder es selbst so erlebt und zuhört, stärkt. Du bist nicht allein.
Liebe Grüße Alexandra

19.04.2020 18:58 • x 4 #7


Rekay
Ihr seid toll. Danke!
Tut wohl doch gut sich auszutauschen. Vorallem mit Menschen die einfach wissen wie es sich anfühlt. Man kann das selbst ja oft schlecht in Worte fassen - ich zumindest.

Ich habe schon verschiedene Antidepressiva ausprobiert und Escitalopram ist bisher das Beste.
Mit Venlafaxin hatte ich schlimme Albträume und schwitzte ständig. Ein anderes zeigte nicht ausreichend Wirkung. Mit Escitalopram komme ich bisher am besten klar. Hab auch Angst wieder zu wechseln, denn wenn das neue Medikament nicht gut anschlägt, will ich mir nicht ausmalen wie es mir gehen könnte.
Man merkt die Auswirkungen des Medikaments ja immer zeitversetzt und kann nicht sofort gegensteuern. Das macht mir etwas Angst.
Aber ich werde es auf jeden Fall in der nächsten Sitzung ansprechen.
Auch hatte ich schon verschiedene Therapeuten bei denen ich mich noch weniger wohlgefühlt habe. Ich gehe wirklich davon aus, dass es an mir liegt und nicht an den Therapeuten. Mein aktueller Therapeut ist wirklich nett und humorvoll, was die Gespräche auch auflockert. Er versucht mir so gut wie möglich zu helfen, das merke ich. Ich muss irgendwie einen Weg finden, mich zu öffnen. Aber das ist unfassbar schwer für mich.

Kurz zu den Fragen weiter oben:

Die Menschen an sich haben mir nichts getan. Ich schätze dass ich meine eigene Erwartungshaltung an mich selbst auf andere projeziere. Ich komme mir faul und nutzlos vor wenn ich nicht mal meinen Haushalt im Griff habe. Deswegen zwinge ich mich dazu. Wahrscheinlich um mich vor meinem Partner nicht ganz aufzugeben und mich somit nicht noch kleiner fühle. Obwohl er wirklich viel Verständnis hat. Es liegt wirklich nicht an ihm. Das alles ist nur in meinem Kopf.

Erythrophobie ist eine Angststörung. Die Medikamente die ich einnehme, wirken dieser entgegen. Ich konnte vor der Einnahme der Medikamente nicht mal zu meiner Familie gehen weil mein Körper vor lauter Stress garnicht mehr klar kam. Seit ich die Medikamente nehme, ist das viel besser geworden. Wie genau das zusammen hängst, müsste ich googlen. Ist mir aber ehrlich gesagt auch völlig egal, Hauptsache es hilft.

Ich danke euch sehr für eure Nachrichten!

19.04.2020 21:05 • x 1 #8


Alexandra2
Liebe Rekay,
danke für die liebe Rückmeldung. Bei den Medikamenten kann noch eine Verstärkung verschrieben werden, also ein Wechsel macht ja Sinn, wenn das Medikament nicht/nicht mehr ausreichend wirkt.
Ich musste wechseln und bin dafür in eine Klinik, Venlaflaxin 300mg ausschleichen und dann gabs Bupropion, wunderbar bei Erschöpfung und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Ohne das Venla wurde ich immer langsamer, noch langsamer, gruselig. Und wieder zu Hause merkte meine Ärztin, daß das nicht reicht und zack gabs die Höchstdosis Bupropion und gleich Lithium dazu. Dann wurde meine Welt heller. Ich mag gar nicht fragen, wann das abgesetzt werden kann, ich überschätze mich da.

In der schweren Depression konnte ich überhaupt nichts machen, jede Tätigkeit hat mich sofort für Stunden ermattet und schlafen gelegt. Das musste ich erstmal akzeptieren lernen. Ich musste auch lernen, daß mich jedes Zuviel zurückwirft in meinen kleinen Fortschritten. Das war sehr schwer auszuhalten. Aber es ist sehr wichtig, daß jede Anforderung ein Stressor ist, den wir uns nicht leisten können. Dazu gehört auch, sich selbst unter Druck zu setzen, irgendetwas zu schaffen. Haushalt? egal. Ich mach nur 2 Tätigkeiten am Tag, wenns mir schlecht geht, gar nichts. Die Leistungen habe ich Jahrzehnte vorher erbracht, Du ja auch. Nur Du kannst ermessen, was und wieviel Du tun kannst und möchtest. Stehe dazu. Jahrelang ging nichts bei mir, und jetzt allmählich komme ich begrenzt wieder auf die Beine. Du bist wichtiger, als die Wäsche und Du bist wichtiger, als die Ordnung. Ich musste auch erstmal die Mechanismen erkennen, Dinge die man automatisch tut zu Hause lernen, sein zu lassen.
Liebe Grüße Alexandra

19.04.2020 22:11 • x 1 #9


E
Salü , hast du mal daran gedacht , na ja das du eventuell deine Lebensenergie , in großen Zügen an andere verteilt hast ? und an die Arbeit , dabei ist für dich so einiges verlorenen gegangen , gute Energien etwa , das bringt die Seele aus dem Gleichgewicht , praktisch war es so das dies alles dich ausgesaugt hat , wie ein Vampir und nun fehlt die Kraft , Lebensenergie entsteht aus positiven Sachen ,gibst du mehr Energie ab als du bekommst , leidet die Seele

19.04.2020 22:13 • x 4 #10


E
Wer ewig gibt , der stirbt von innen

19.04.2020 22:17 • x 3 #11


B
Hallo, Rekay,
Du bist mitten drin in einer schweren Depression. Viele Chartmitglieder haben Dir gute Ratschläge, herzliche Wünsche, Empathie und Zuwendung entgegengebracht: Von mir: Halte durch! Auch die krasseste Episode geht einmal zu Ende, das ist nur eine Frage der Zeit. Schöpfe alle Hilfsangebote und Möglichkeiten aus. Hast Du schon mal an eine EKT gedacht ?
Grüße von bake37

19.04.2020 22:42 • x 2 #12


Pilsum
Hallo Rekay,
Zitat:
Die Menschen an sich haben mir nichts getan.
Ich schätze dass ich meine eigene Erwartungshaltung an mich selbst auf andere projeziere.


Ich finde, Du beschreibst hier einen guten Ansatz, mit dem Du arbeiten kannnst.
Ungünstige oder sogar falsche Erwartungshaltungen sind oft die Grundlage für Depressionen.
Weil, im Leben läuft das Meiste immer anders, als man es erwartet.
Deshalb hilft es, wenn Du es schaffst, ganz langsam auch Menschen und Situationen zu
akzeptieren, welche Du Dir so eigentlich nicht wünschen würdest.

19.04.2020 23:12 • x 1 #13


Bella72
Hallo Rekay,

auch von mir herzlich willkommen! Ich möchte gerne etwas zu Deiner Einstellung sagen, niemanden von Deiner Krankheit zu erzählen. Warum eigentlich nicht? Würdest Du auch zögern wenn es eine andere schlimme Krankheit wäre? Denn nichts anderes ist eine Depression. Eine schwere Erkrankung mit schlimmen Symptomen und viel Leiden. Und gerade weil man es körperlich nicht sieht, so schwer zu verstehen.
Ich bin immer sehr offen mit der Krankheit umgegangen und habe dadurch viel Unterstützung und Verständnis bekommen. Ich weiß, wieviel Kraft es kostet, zu schauspielern. Das habe ich gegenüber meinem Sohn mal gemacht und das war keine gute Idee, weil ich mich völlig überanstrengt habe. Und man muss sich eh schon so viel zusammenreißen auch wenn man nicht schauspielert, da man ja nicht ständig jammernd durch die Gegend laufen kann. Also vielleicht wäre es eine Erleichterung für Dich und könnte Kräfte sparen, wenn Du jemanden Bescheid sagst. Zum Beispiel Deiner Schwester.

Alles Liebe
Bella

20.04.2020 08:44 • x 3 #14


Rekay
EKT ... das musste ich erstmal googlen. Ich habe davon noch nie gehört. Klingt etwas gruselig aber ich werde mich definitiv mal rein lesen Danke für den Tipp @bake37

Ich glaube, dass ich mit jeder anderen Krankheit keine Probleme hätte offen damit umzugehen. Es ist mir einfach irgendwie peinlich. Es ist für mich ein Zeichen der Schwäche und Kontrollverlust. Das, was mir soooo wichtig ist - Kontrolle zu haben! Ich war schon immer eine Macherin - selbstständig seit ich 19 bin ... immer erfolgreich in allem was ich getan habe. Und so kennt mich auch jeder. Und dann zugeben zu müssen, dass alles zuviel war und ich gerade am Boden liege ... puuuuh! Unvorstellbar!

@Bella72 tatsächlich wollte ich es meiner Schwester schon häufiger sagen - aber man findet ja nie den richtigen Zeitpunkt
Aber natürlich hast du Recht! Diese Fassade raubt einem das letzten bisschen Kraft. Ich muss nochmal darüber nachdenken wann und wie ich dieses Thema ansprechen kann.

Ich bewundere euch übrigens alle sehr. Ihr alle habt euer eigenes Päckchen zu tragen und setzt euch dennoch mit den Problemen anderer (in diesem Fall mit meinen) auseinander. Danke dafür!

20.04.2020 23:52 • x 1 #15


Pilsum
Zitat von Rekay:

Ich glaube, dass ich mit jeder anderen Krankheit keine Probleme hätte offen damit umzugehen. Es ist mir einfach irgendwie peinlich. Es ist für mich ein Zeichen der Schwäche und Kontrollverlust. Das, was mir soooo wichtig ist - Kontrolle zu haben! Ich war schon immer eine Macherin - selbstständig seit ich 19 bin ... immer erfolgreich in allem was ich getan habe. Und so kennt mich auch jeder. Und dann zugeben zu müssen, dass alles zuviel war und ich gerade am Boden liege ... puuuuh! Unvorstellbar!


Was ist schlimm daran, wenn Du Dir selbst zugeben solltest.
Ich habe mich vermutlich über viele Jahre überfordert.
Du bist keine Maschine. Und selbst Maschinen gehen kaputt, wenn man sie überlastet.
Zitat:
Das, was mir soooo wichtig ist - Kontrolle zu haben!


Du hast Dich doch unter Kontrolle. Nur scheinst Du nicht zu akzeptieren, dass Du nicht alles schaffen
kannst, was Du möchtest.
Was ist schlimm daran, zuzugeben, das Du etwas nicht schaffst.?
Da kannst Du bestimmt Alternativen für Dich entwickeln, die weniger belastend sind.

Viele Grüße

Bernhard

21.04.2020 11:28 • x 1 #16


B
Hallo, Rekay, hallo, Ihr Lieben !
Ich kann nur sagen: Outet Euch. Nichts ist peinlich, wir haben nichts zu verbergen, jeden kann es treffen.Wenn es der geeignete Moment ist und jemand fragt: Wie geht es Dir? Dann sagt z.B. Im Moment nicht so besonders, ich bin in psychiatrischer Behandlung Ich hab es ausprobiert.. Ihr werdet Euch wundern, wie oft dann die Antwort kommt: Ich auch/ das hab ich schon hinter mir/ das steht mir noch bevor /ich hab 'ne Essstörung/ ich hab Ängste... usw. Denkt Euch geeignete Formulierungen aus. Ihr schafft das! Unser Outen liefert uns einen Blick hinter die Kulissen. Und wir sehen, dass wir nicht allein sind. Wer Euch nach dem Outen hängen lässt, auf den könnt Ihr getrost verzichten = Ballast abwerfen. Ich hab' meine Depression jahrelang versteckt, gelogen, geheuchelt, kunstvolle Ausreden gestrickt. Hab' mich gewundert, daß die Leute meine Ausflüchte immer noch glauben. Leugnen zehrt ungeheuerlich. Zum Schluss hatte ich keine Kraft mehr dazu. Jetzt ist manches leichter. Teilt mir Euere Erfahrungen mit.
.Übrigens Bella, mein Päckchen ist ein Paket.
Liebe Grüße an Euch alle
bake37

21.04.2020 14:05 • x 4 #17


Bella72
Zitat von bake37:
Übrigens Bella, mein Päckchen ist ein Paket

das habe ich nicht geschrieben

Wir haben bei mir in der Firma seit einiger Zeit eine Kampagne Jeder hat Psyche. Es werden verschiedene Veranstaltungen und Aktionen gemacht, damit die Leute sich dem Thema öffnen. Finde ich toll.

Mir ist es genauso wie Dir gegangen, bake37, sobald ich das Thema angeschnitten habe, wussten ganz viele Leute auch Erfahrungen mit psychischen Problemen zu berichten. Entweder als Betroffene oder Angehörige oder Freunde-

21.04.2020 14:16 • x 3 #18


A


Hallo Rekay,

x 4#19


Rekay
Hi ihr Lieben 3 Ich habe gestern Abend mit einem lieben Freund geskypt der vor einigen Monaten ganz schlimm an Burnout erkrankt ist. Er ist seit Monaten krank geschrieben und in Behandlung. Es geht ihm aktuell etwas besser, so dass wir gestern spontan entschlossen haben uns mal wieder ausgiebig auszutauschen. Dazu war er vorher lange nicht in der Lage und es gab höchstens mal eine kurze WhatsApp von ihm. Wir haben 5 Stunden! miteinander gesprochen, bis heute Nacht um 2 Uhr und er hat mir seine ganze Geschichte erzählt. Wie es dazu kam. Wie er mit der ganzen Sache umgeht. Wie er sich gefühlt hat und immer noch fühlt. Nachdem er mir verschiedene Situationen geschildert hatte, die ich selbst nur all zu gut kenne und immer wieder gesagt hat du kannst dir das nicht vorstellen, bin ich mit der Sprache rausgerückt. Er war nicht wirklich verwundert und sagte, dass er sich sowas schon gedacht hat. Ab dem Zeitpunkt verlief unser Gespräch auf einer komplett anderen Ebene. Er fühlte sich zu 100% verstanden, genauso wie ich. Wir konnten uns beide für 5 Stunden fallen lassen und mal alles von der Seele reden. Das tat uns beiden so unglaublich gut und das ganze Gespräch war wirklich sehr bewegend und voller Verständnis auf beiden Seiten. Ich habe wieder etwas mehr Mut bekommen mit der ganzen Geschichte etwas offener umzugehen und habe mir fest vorgenommen meiner Schwester davon zu erzählen. Da wir uns ja aktuell nicht sehen können und ich sehr sehr ungerne telefoniere, werde ich ihr eine WhatsApp schreiben. Das fällt mir auch viel leichter als wenn ich ihr gegenüber sitzen würde. So kann ich meine Formulierung in aller Ruhe wählen und den Text noch 100x durchlesen bevor ich auf senden drücke Ich werde früher oder später sowieso damit rausrücken müssen. Ich werde nämlich höchstwahrscheinlich nicht drum herum kommen, mich in stationäre Behandlung zu begeben. Ich nehme bereits die Höchstdosis Antidepressiva und es geht mir trotzdem beschissen. Außerdem habe ich vor einem Jahr schon meine BU-Rente beantragt aus einer privaten Versicherung. Jetzt, nach einem Jahr voller wir brauchen noch dies, wir brauchen noch das, wurden die Unterlagen einem Gutachter übergeben, der meine BU beurteilen soll - auf dessen Anruf warte ich nun zur Terminvereinbarung. Ich habe nun schon öfter gelesen, dass die meisten Versicherungen erst zahlen, nachdem es eine stationäre Behandlung gab. Daher gehe ich stark davon aus, dass ich das erst durchziehen muss. Auch das ist wieder ein riesiger Stressfaktor für mich. Ich kann mich nur zu Hause wirklich wohl fühlen und vermeide, wann immer es möglich ist, in einem Hotel übernachten zu müssen. Und dann soll man 4-6 Wochen in einer psychiatrischen Klinik verbringen ... allein der Gedanke lässt mich sofort losheulen. Zumal ich einen Hund habe der dann mit müsste - nicht nur weil ich niemanden habe der so lange auf ihn aufpassen könnte, sondern weil ich nicht ohne meinen Hund kann. Hundepension kommt für mich nicht in Frage, auch nicht wenn sie direkt neben der Klinik wäre. Ich brauche meinen Hund bei mir. Ich muss ihn nachts schnarchen hören und muss ihn tagsüber bei mir haben um mich nicht vollkommen zu verlieren. Allerdings ist mein Hund fremden Menschen gegenüber sehr misstrauisch und ängstlich. Er schnappt auch gerne mal wenn ihm jemand zu nahe kommt. Das stelle ich mir in der Klinik ziemlich stressig vor. Aber das muss dann wohl irgendwie funktionieren. Auch der Gedanke, dass ich bald zum Gutachter muss und mich dort rechtfertigen muss, macht mich jetzt schon fertig. Hat jemand so einen Termin schon hinter sich und würde darüber mal berichten wie das alles so war?

01.05.2020 18:53 • x 1 #19

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