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Keine Lust auf Therapie

M
Guten Abend Forenmitglieder.

Ich lese seit langer Zeit in diesem Forum und habe mich nun angemeldet um selbst eine Frage zu stellen. Meine Frage ist total lächerlich und das Problem das ich habe würden sich viele sicher wünschen. Ich möchte niemanden auf seinem Leidensweg brüskieren indem ich mich über eine solche Lappalie beschwere und wundere.

Ich habe seit frühester Kindheit Depressionen, die erst mit Mitte/Ende 20 diagnostiziert wurden. Ebenso habe ich angeblich eine paranoide Persönlichkeitsstörung, die sich wohl in der Jugend durch seelischen Missbrauch im Heim und bei Adoptiveltern manifestiert hat. Wer an was Schuld hat ist mir eigentlich egal und ich mag meine neuen Eltern sehr. Niemand ist perfekt, auch sie nicht.

Meine Erkrankung ist stark ausgeprägt. Seit Anfang 20 besteht mein Leben darin, dass ich eremitisch in meiner 1-Zimmer-Wohnung lebe, mich schlecht ernähre, kaum trinke, mich nicht weiblich pflege und eigentlich nur im Bett liege und schlafe oder am Schreibtisch sitze und im Internet Geschichten und Probleme anderer Menschen lese/anschaue. Dazu kommt natürlich Armut durch Arbeitsunfähigkeit, aber man kann froh sein in Deutschland nicht verhungern zu müssen.
Ich vermute das viele so ein Leben als nicht gut betrachten würden.
Der paranoide Anteil sorgt außerdem das ich keine Menschen mag, denn sie könnten (bzw. nach meiner Überzeugung werden) sie mich betrügen und hintergehen. Ich habe damit sehr viel Erfahrung in der Vergangenheit sammeln können.

Also hatte ich mich dazu entschieden mich stationär behandeln zu lassen nachdem keine Art von Antidepressiva irgendwas gebracht hat außer Nebenwirkungen. Daher rührt auch die Diagnose.
Man sollte also denken, dass ich einen enormen Leidensdruck habe. Ich sitze quasi nur in meinem Zimmer während die Jahrzehnte vor sich hin tröpfeln und ich auf den Tod warte. Ich bin nicht suizidal, würde es aber bevorzugen noch heute Nacht an einem Herzinfarkt zu sterben. Eben auf natürliche Weise. Die Welt hat einfach nichts für mich.

Trotzdem, und kann doch irgendwie nicht normal sein, finde ich Gesprächstherapien zum Einschlafen langweilig. Und auch Gruppentherapien finde ich unglaublich langweilig.Was soll ich da? Was zur Hölle soll ich dem Therapeuten erzählen? Es gibt genug traumatische Erlebnisse aus meiner Kindheit und Jugend, viele Male wo ich nahezu auf epischem Niveau betrogen und hintergangen worden bin, aber das Desinteresse, das wahrscheinlich auch durch die Depression ausgelöst wird betrifft nicht nur andere, sondern vor allem mich selbst.

Ich glaube, dass ich mich nicht pflege, mich nicht bilde, mir keinen Mann suche, nicht aufs Essen achte usw usw. weil mein Desinteresse an allem, außer schlafen und Forenlesen, so stark ist, dass ich mich nicht mal für mich selbst interessiere. Als wäre ich mein eigener Nachbar. Ich lebe eigentlich nur durch andere und warte auf den Tod. Das klingt sehr sehr deprimierend und pessimistisch aber eigentlich fühle ich mich neutral. So als sei ich kein Mensch.

Ist dieser eklatante Mangel an einem selbst und an Gesprächstherapien einfach nur ein Charakterfehler oder kennt jemand von euch das und hat es vielleicht sogar in den Griff bekommen?
Mir ist klar das es sehr schwer wird etwas in den Griff zu bekommen das einem eigentlich egal ist. Ich will es auch nur um auf andere normaler zu wirken.

Sorry für den komischen Text.

19.01.2020 00:27 • x 3 #1


111Sternchen222
Willkommen hier im Forum! Es ist schwer für mich, sich in deine Situation einzudenken. Hast du nicht von innen heraus den Wunsch, dass dir geholfen wird?
Lg Sternchen

19.01.2020 07:34 • #2


A


Hallo Maendra,

Keine Lust auf Therapie

x 3#3


maya60
Hallo Maendra und Willkommen hier im Forum!

Wie du ja schon selber schreibst, kann totales Desinteresse an allem ein depressives Symptom sein. Dass du dir aber auch nicht alles von der Seele reden willst und auch an dir selber keinerlei Interesse hast, das, könnte ich mir vorstellen, hängt mit deinen frühen Erfahrungen zusammen.
Kinder neigen sehr dazu, sich selber die Schuld zu geben, wenn sie misshandelt werden. So nach dem Motto: Keiner liebt mich genug, ich mich auch nicht.
Dass dein inneres Kind sich selber so uninteressant findet, dass sich ja unmöglich ein Therapeut dafür interessieren kann, also mal lieber von Vornherein sich diesen neuen Frust ersparen und sicherheitshalber selber eine Abneigung gegen die Therapie entwickeln. Ist dann auch Selbstschutz.

Sowas könnte ich mir gut vorstellen, sieh das doch als Krankheitssymptom und klage dich bitte nicht weiter an dafür. Geh einfach ohne Interesse zur Therapie und berichte das dort und hoffentlich geht´s dir dann bald besser.

Liebe Grüße! maya

19.01.2020 07:45 • x 1 #3


buddl1
mehr oder weniger,
entschuldige wenn dass so krass jede schreibe,
hast du dich selbst eingesperrt.
nicht nur in deine Wohnung / Zimmer,
sondern auch weg von all jeglichem Leben was dich umgibt,
oder umgeben könnte.
aus diesem Kreislauf wird dich keine Thera retten, kein Gespräch,
in allen wird von dir verlangt,
dich selbst zu retten,
denn den Rettungsring hast du schon.
kannst leben, Wohnung, alles da, nichts was da fehlt, musst nicht schwimmen nicht kämpfen,
jeder Tag ist eigentlich egal.

alles, ja alles liegt an dir, sich seinem Leben einen Sinn geben,
sei es einen Mann (brauch man den immer ?),
weißt du,
als ich in die jetzige Stadt zog, meine erste eigene Wohnung hatte,
gut Arbeit war und ist ein muss,
ich in meiner kleinen zwei Zimmer Wohnung saß, gebrauchter schwarz weiß-Fernseher, mit Programmende gegen Mitternacht, 3 Sender.
die Wohnung war warm, neu, alles eigentlich perfekt und doch
ich war einsam, sehr einsam, kannte nicht mal die Nachbarn oder eine andere Person in dieser Millionenstadt.
mit meinen letzten Geld,
da kaufte ich einen Wellensittich, den Käfig und Futter,
vor lauter Aufregung hatte ich meinen Wohnungsschlüssel vergessen,
was ich erst bemerkte, als ich vor dem Haus wieder stand.
so kletterte ich auf den Balkon mit dem Vogel, richte sein neues Zuhause ein
und wartete. dass meine Mutter kam, den die musste mich ja besuchen, um zu sehen wie eingerichtet war.
das war sicher purer Zufall, aber es passte so alles.
jedenfalls dieser Federvieh, es wurde das vertrauteste Lebewesen, was mich erwarte wenn ich von der Arbeit kam,
wenn ich am Wochenende wach wurde, er schon auf meiner Schulter oder Nase (na toll) saß.
aber er gab mir das Gefühl zu Leben, sich verantwortlich zu fühlen, etwas was die Leere so ungemein füllt.

dass war 1988,- mein Gott bin ich alt geworden,
aber dein geschriebenes , es holt gelebtes Leben zurück.

was ich eigentlich schreiben wollte,
schwimmen wirst du selber müssen,
so wich jeder andere auch,
wenn du
nur du
es willst.

19.01.2020 08:40 • #4


M
Ich habe den Therapiewunsch schon, aber nur in meinem Gedanken, aber auch nur ganz schwach. So als hätte mein Inneres einfach aufgegeben. Ich habe auch diese man kann eh nichts ändern- Einstellung was ich selbst etwas schade finde. Ich gehe seit letzten Donnerstag zur Ergotherapie und habe auch Ende des Monats meinen ersten Termin bei einem Psychotherapeuten. Die haben aber alle keine Lust auf einen wenn man manche Dinge, wie z.B das man gar nicht daran glaubt oder eigentlich kein Gesprächsinteresse hat, erwähnt. Ich hatte auch auf Station immer das Gefühl, dass ich das Personal anlügen muss.

19.01.2020 18:41 • x 2 #5


M
Meine Adoptiveltern haben mir von klein auf immer gesagt, dass meine leibliche Mutter eine Dro.süchtige Prost. sei, mein leiblicher Vater ein Krimineller und ich unehelich geboren wäre. Das unehelich ist für meine religiöse Adoptivfamilie etwas sehr negatives. Ich hatte früher immer und habe teilweise immer noch dieses Gefühl der Wertlosigkeit, als ob ich keine Existenzberechtigung hätte weil ich diesen genetischen Müll als Vorfahren habe.

19.01.2020 18:48 • x 1 #6


maya60
Hallo Maendra, eine Religion, die Kindern das Unverheiratetsein der Eltern oder deren Leben vorwirft, ist nichts wert. Wenn es die christliche Religion ist, bezieht die sich auf Jesus und Jesus stellte die Kinder an die erste Stelle!

Dass du bei solchem Mist, der dir erzählt wurde, mit dem Gefühl aufwuchsest, weniger wert zu sein, kann sich jeder vorstellen, vor allem die Fachleute und sie denken bestimmt nicht, dass du deshalb doppelt bestraft werden sollst, weil du wegen deines Wertlosigkeitsgefühls nicht genug Begeisterung für die Therapien zeigst.
Nein, genau darum bist du ja da.

Die Meisten von uns kennen Selbstwertmängel als ein Problem in ihren Depressionen, es ist auch ein Symptom und durch die depressive Sicht fühlt man sich oft nicht gemocht und sieht nur Ablehnung.

Genau dafür sind Therapien da. Du wirst sehen.

Liebe Grüße! maya

19.01.2020 19:31 • x 1 #7

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