Corydora
nachdem ich hier nun schon zwei Wochen registriert bin, möchte ich etwas zu mir schreiben.
Ich bin weiblich, 33 Jahre alt und verheiratet.
Seit meinem 20. Lebensjahr war ich immer wieder in psychologischer Behandlung (bisher insgesamt 3 x). Die Gründe für die Behandlungen waren Depressionen sowie div. Angststörungen. Zeitweise habe ich Medikamente eingenommen (Citalopram und Zoloft).
Vor fast 5 Jahren lernte ich meinen heutigen Mann kennen. Wir heirateten Ende 2009. Kurz nach der Hochzeit ging es in meinem Leben rapide bergab: Mein Vater starb plötzlich und unerwartet, kein halbes Jahr später mein Onkel nach kurzer, heftiger Krankheit. Ich musste meine Ausbildung abbrechen wg. starker psychischer Probleme, Burn-Out, Schlaflosigkeit etc. Mein geliebter Kater wurde überfahren (für mich war er viel mehr als „nur“ eine Katze...). Die zweite Katze erkrankte kurz darauf an Krebs. Noch lebt sie, aber die Prognose ist sehr schlecht. Das Arbeitsamt übte schließlich großen Druck auf mich aus und vermittelte mich in eine Umschulung für einen Beruf, der mir überhaupt nicht gefällt.
Das alles belastet mich schon sehr und ich habe ganz schön daran zu knabbern…
Erschwerend kommt jetzt noch folgendes hinzu:
Mein Mann und ich wünschen uns Kinder. Leider mussten wir feststellen, dass es auf natürlichem Weg nicht klappen wird. Wir machten eine kostspielige und körperlich für mich belastende Kinderwunschbehandlung durch (ICSI, falls das jemandem etwas sagt. Es handelt sich um eine Reagenzglasbefruchtung). Leider war sie erfolglos. Nach langem Hin und Her – es ist uns wirklich nicht leicht gefallen – haben wir uns für eine Behandlung mit Spendersamen entschieden, die wir nun bereits zweimal haben durchführen lassen. Ebenfalls erfolglos. Nun sind die Ärzte so langsam der Meinung, dass es an der Zeit wäre, bei mir weiterführende Untersuchungen durchzuführen, genauer gesagt: Eine Bauchspiegelung, gekoppelt mit Gebärmutterspiegelung und Eileiterdurchlässigkeitsprüfung.
Meine „Psycho-Medikamente“ musste ich schon vor Beginn der Kinderwunschbehandlung absetzen.
Mir geht es zur Zeit sehr, sehr schlecht. Ich bin stark depressiv, unsere Ehe leidet bereits darunter. Ich sehe keinen Sinn mehr im Leben. Ich leide unter der ungewollten Kinderlosigkeit. Jedes Mal, nach jedem Behandlungsversuch, habe ich riesige Hoffnung, dass es doch diesmal endlich geklappt haben muss. Umso schlimmer dann wieder die Enttäuschung. Dann kommt die Angst, niemals Kinder zu haben. Dann die Hoffnungslosigkeit. Und zeitweise kam das Gefühl der Leere und Sinnlosigkeit dazu, wo ich mein (Weiter)Leben in Frage stellte.
Mein Mann – glücklicherweise ein psychisch sehr stabiler Mensch – zeigt sich bisher relativ geduldig, verständnisvoll und stark. Aber zeitweise ist ihm auch schon mal der Kragen geplatzt.
Ein weiterer „Zankapfel“:
Ich sehe mittlerweile die einzige Möglichkeit, uns unseren Kinderwunsch zu erfüllen, in einer Leihmutterschaft. Da das in Deutschland verboten ist und ich auch keine Gesetze brechen möchte, wäre für mich der dauerhafte Umzug in ein Land, in dem die Leihmutterschaft gesetzlich gestattet ist, der einzige Weg, doch noch eine Familie zu sein. Selbstverständlich mit allen Konsequenzen, d. h. auch der Annahme der Staatsbürgerschaft des entsprechenden Landes.
Bei meinem Mann beiße ich damit total auf Granit. Er will nicht weg von hier, weg von seiner Verwandtschaft, seinen Kumpels, seinem Arbeitsplatz. Wenn ich das Wort „Trennung“ in den Mund nehme – was ja nun die einzige Lösung für unser Problem wäre – tickt er total aus, fängt an zu schreien, zu toben und will nicht, dass ich gehe. Irgendwann nach einem mehr oder weniger langen Streit, nimmt er mich dann wieder in die Arme und dann ist´s für den Moment wieder gut… bis zum nächsten Streit.
Tatsache ist (das sagen auch die Ärzte): Wir haben hier in Deutschland noch nicht alle Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft, die die Kinderwunschkliniken in Petto haben. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen meines Mannes, er will hier weiterhin die Behandlungen durchführen lassen und glaubt felsenfest daran, dass es früher oder später klappen wird.
Tatsache ist aber auch: Ich bin schon jetzt psychisch am Ende. Körperlich vertrage ich die Behandlungen und Medikamente ganz gut, spreche auch medizinisch gut an. Aber psychisch bin ich fix und fertig. Schaffe keine weiteren Behandlungen mehr, weil ich nach jedem „Negativ“ in schwere Depressionen verfalle. Psychopharmaka darf ich lt. Kindewunsch-Docs überhaupt keine nehmen.
Irgendwie weiß ich gerade gar nicht mehr weiter.
Grüße
Corydora