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Körperpflege bei schwerer Depression

Ylva
Ich gebe zu, dies ist ein schwieriges Thema - mit Tabus stark besetzt.
Trotzdem denke ich, dass viele Menschen, die in einer schweren Depression stecken, sich darüber Gedanken machen und darunter auch sehr leiden.
Aber ich hoffe, dass hier im Forum genug Vertrauen vorhanden ist, um darüber zu schreiben.


Wenn ich in einer tiefen depressiven Episode stecke, fällt es mir tatsächlich sehr schwer, regelmäßig meiner Körperpflege nachzugehen.
Es beginnt beim Zähne putzen, setzt sich fort beim Duschen und Eincremen, weiter beim Haarewaschen und beim Frisieren, ebenso beim Schminken und der Nagelpflege.
Eine Liste, die ich mir dann öfter geschrieben habe, half mir nicht - ich bin einfach kein Listenmensch.
Mehr geholfen hat mir, mich danach mit etwas zu belohnen, das ich nur sehr selten bekomme, z.B. richtig gute Süßigkeiten, ein Mittagessen in einem Restaurant, ein neues Kleidungsstück oder mir eine neue Frisur beim Frisör schneiden zu lassen.

Nun ist es inmitten einer schweren Depression meistens so, dass man kaum etwas genießen kann. Ich kann aber sagen, dass es mit viel Übung dann doch klappte. Aber es war tatsächlich harte Arbeit.
Ich denke auch, dass es mir leichter fallen würde, wenn ich mit jemandem zusammenleben würde - schlicht aus Scham vor dem / der anderen.
Da ich aber - und das sehr gerne - alleine lebe, ist es für mich immer noch eine große Herausforderung, wenn ich so richtig tief im Loch stecke.
Ich muss aber auch sagen, dass ich selbst in guten Zeiten kein Fan von täglichem Duschen und täglichem Haarewaschen war und noch immer nicht bin.
Es tut der Haut und den Haaren nämlich wirklich nicht gut, wenn es täglich - oder sogar mehrmals am Tag mit Duschgel und Haarwaschmittel in Berührung kommt.
Ich mache es dann so, dass ich mir am Waschbecken, mit einem Waschhandschuh bewaffnet, die Problemgebiete meines Körpers gründlich wasche.
Und ich bin das auch schon von Kindheit an und durch meine gesamte Jugend (bis zu meinem 19. Lebensjahr) hindurch, so gewöhnt, weil wir sehr lange weder eine Dusche, noch eine Badewanne hatten.
Noch eins - im Sommer bei heißen Temperaturen fällt es mir um Vieles leichter, zu duschen und Haare zu waschen.
Und auch im Winter, bei richtig frostigen Temperaturen, genieße ich es, mich in eine wohlig warme und gut duftende Badewanne zu legen - sogar mit stimmungsvollen Teelichtern oder Lavalampen um mich herum.

Das sind nun meine eigenen Erfahrungen zum Thema Körperpflege bei schweren Depressionen.
So, wie es zur Zeit ist, in dem meine Depression nur so mittel und auch nur zu bestimmten Tageszeiten auftritt, habe ich nicht solche Probleme damit, worüber ich sehr froh bin!


Ylva

21.04.2020 10:42 • x 5 #1


A
Liebe @Ylva ,
wir haben hier im Forum irgendwo (hab vorhin mal die Rubriken durchsucht, aber nix mehr gefunden) einen Thread,
den @maya60 einst ins Leben gerufen hatte: minimalistische Körperpflege in der Depression. So ähnlich lautete der Titel.
Liebe Maya, magst du und mal helfen, deinen Thread wiederzufinden?
Viele von uns atmeten erleichtert auf, als sie allein durch die Beiträge entlastet wurden. Wenn die Kraft fehlt, werden aus den paar Schritten ins Bad gefühlte tausend. Brause aufdrehen, sich drunterstellen und waschen, das alles geht ja noch, aber hinterher abtrocknen, anziehen und dann eventuell auch noch die Dusche putzen? Das ist dann zu viel.
Auch ich benutze sehr oft nur den Waschlappen und schäme mich nicht.

Sobald die Tage wärmer werden, dusche ich im Garten. Der ist zu jeder Jahreszeit blickdicht. Vor kaltem Wasser schrecke ich nicht zurück. F. hat als Fachmann seines einst ausgeübten Gewerks ein Warmwassergerät im Schuppen installiert. Also könnte ich sogar warm duschen.
Handtuch umgewickelt, in die Sonne gesetzt und mich trocknen lassen. Das geht auch an Tagen wie heute, wo ich gar keine Kraft habe und die Depression in vielerlei Richtungen um sich schlägt.

Unter der Rubrik Depressionen habe ich auf Seite 2 noch den Thread Körperpflege gefunden, aber noch nicht tiefer reingelesen. Das mache ich später, falls es mir dann besser geht.
Viele Grüße einstweilen!
Mayke

21.04.2020 11:50 • x 3 #2


A


Hallo Ylva,

Körperpflege bei schwerer Depression

x 3#3


O
Regelmäßig duschen bei psychischen Erkrankungen für Minimalisten

...so heißt der thread

21.04.2020 12:13 • x 4 #3


A
Gefunden! Danke!
In der Rubrik Kraftquellen, Erfolgserlebnisse auf der ersten Seite!

21.04.2020 12:18 • x 3 #4


L
Ich finde es wichtig, dass man morgens direkt in seine Klamotten steigt und sich entsprechend tagestauglich zurecht macht. Kein Jogging oder Hausanzug - never. Das würde mir weis machen wollen, dass ich im Faulenzermodus bleiben kann. Das würde sich wirklich nachteilig auf meinen Alltag auswirken.

Duschen am Abend ist für mich auch unverzichtbar. Würde ich mich gehen lassen und auch darauf verzichten, es würde sich irgendwann auch negativ auf meinen Antrieb auswirken.

Ich brauche meine Routine und Struktur ist unverzichtbar. Es gehört zum guten Umgang mit mir selbst, dass ich mich pflege und auf mich achte.

21.04.2020 13:50 • x 2 #5


mutmacher
Also ganz früher war das mit der Hygiene auch noch mal anders. Ich habe gerade heute meiner Tochter erzählt (und wir haben uns gebogen vor Lachen dabei), dass meine Mutter jedesmal wenn sie Bärle (unseren kleinen Hund) in der Wanne abschrubbte, daran dachte, dass ja Oma (die bei uns im Haus wohnte) ja eigentlich auch mal wieder geschrubbt werden müsste. Der Hund wurde raus in den Garten geschickt zum Trocknen, das Wasser in der Wanne gewechselt und Oma in die Wanne gesetzt. Ich höre die 2 noch lachen da im Bad, denn die Oma war nicht unter Wasser zu kriegen, für sie war das ja ganz was Neumodisches.
Sie wusch sich ein Leben lang morgens und abends kalt mit dem Waschlappen und Seife das Gesicht und vermutlich hin und wieder mal mit einem kleinen Wännchen die Füße und die kritischen Stellen. Gestunken hat sie jedenfalls nie.

21.04.2020 16:28 • x 6 #6


Ylva
Mir ist heute noch etwas eingefallen, was ich euch hier fragen möchte.
Wie sieht es mit Zähneputzen und Ohren reinigen bei euch aus?


Bei mir ist es jedenfalls so, dass ich nach jeder Dusche automatisch meine Ohren reinige - das fällt mir auch gar nicht schwer.
Da ich mich aber während einer starken Depression so schwer zum Duschen aufraffen kann, mache ich das auch immer so zwischendurch und hab' keine Probleme damit.
Anders sieht es leider mit dem Zähneputzen aus, obwohl das ja viel wichtiger wäre. In ganz schlechten Phasen schaffe ich es nur so alle 3 bis 4 Tage
In besseren Phasen gelingt es mir zumindest 1x am Tag, am Morgen - 2x gelingt nicht, weil die Stimmung bei mir ab dem Nachmittag extrem abfällt und ich häufig nur noch auf der Couch liegen und auf's Einschlafen warten kann.
Ich habe deswegen auch immer ein furchtbar schlechtes Gewissen und schäme mich vor mir selber.


Ylva

22.04.2020 10:48 • x 2 #7


E
Ylva, ich hatte vor 30 Jahren mal einen Arbeitskollegen, der erzählte, daß er sich einmal in der Woche die Zähne putzt- ok, er war damals auch um einiges jünger, aber der hatte bessere Zähne als ich mit meiner drei-mal-am Tag-Putzerei : .

Wenn du keine nennenswerten Probleme hast mit den Zähnen dann mach dir doch da keinen Druck- es geht halt in solchen Phasen nicht, nicht umsonst haben Depressionen auch diesen Nebeneffekt, daß man sich da gehen läßt und solange sich niemand in deiner Nähe über Mundgeruch beklagt. . .

22.04.2020 10:57 • x 5 #8


Ylva
Zitat von Resi:
Ylva, ich hatte vor 30 Jahren mal einen Arbeitskollegen, der erzählte, daß er sich einmal in der Woche die Zähne putzt- ok, er war damals auch um einiges jünger, aber der hatte bessere Zähne als ich mit meiner drei-mal-am Tag-Putzerei : .



Eigentlich ist dein ehemaliger Arbeitskollege bewundernswert, weil er sich getraut hat, darüber zu sprechen - noch dazu auf dem Arbeitsplatz.
Ich tu mich schon hier, in diesem geschützten Bereich, schwer, darüber zu schreiben.

Ylva

22.04.2020 11:39 • x 4 #9


bones
Als ich meine schwere depressive Phase hatte, war mir alles egal. Außer Zähne putzen , hab ich nix mehr machen können. Ich saß nur versteinert auf dem Balkon , war Sommerzeit gewesen ,wochenlang und mich konnte nix mehr Freude machen. Mir war alles völlig egal, was die Hygiene betrifft. War so verzweifelt , bis meine Freundin mich in die Klinik eingewiesen hat. Auch die wöchentliche Termine beim Psychotherapeutin war keine hilfe gewesen, weil es einfach unmöglich war, überhaupt was zumachen. Es ist schwierig , behaupte mal nun, fast unmöglich um sich zu kümmern bei einer richtig schwere Depression.

22.04.2020 22:59 • x 6 #10


A
Bei mir sind die kritischen Zeiten immer die Stunden nach dem Aufwachen und Aufstehen. Wenn ich es jedoch schaffe, gar nicht erst in die Starre zu fallen, sondern morgens mit dem Waschlappen zu waschen, Zähne zu putzen und mich anzuziehen, habe ich wenigstens dann schon mal ein bisschen Hygiene betrieben. Wobei auch da oft nur Wasser benutzt wird, da es mir zu viel ist, wenn auch noch Seife oder Zahncreme ausgespült werden muss. Feuchte Tücher nehme ich auch oft zur Erfrischung, besonders an den Tagen, wo mir schwindelig ist und ich deshalb eh nicht duschen kann.
Zahnpflegekaugummis sind auch hilfreich.

Ich spreche mit mir: Los, aufstehen Mayke, du weißt, dass du besser in den Tag startest, wenn du im Bad warst und angezogen bist. Es sind nur wenige Minuten, das schaffst du.
Muss ich mir jetzt auch sagen.
Was ich anziehe, ist mir völlig egal, Hauptsache es unterscheidet sich vom Nachtzeug. Da ich derzeit sowieso nur wenig das Haus verlasse, kann es auch ganz legere Kleidung sein.

23.04.2020 06:45 • x 5 #11


Ylva
Zitat von Mayke1:
Zahnpflegekaugummis sind auch hilfreich.



DANKE, liebe Mayke, der Tipp mit den Kaugummis ist super!
Auf diese Idee wäre ich wohl nie gekommen - werde mir gleich welche im Dro....iemarkt bestellen - andere Sachen von dort brauch' ich ohnehin, z.B. K l o p a p i e r


Ylva

23.04.2020 07:19 • x 3 #12


A


Hallo Ylva,

x 4#13


maya60

23.04.2020 13:33 • x 2 #13

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