
Alexandra2
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Ich möchte Dich trösten und weiß nicht wie. Vielleicht macht es Sinn, von meinen Partnerschaften zu erzählen.
Als junge Frau war ich sehr unsicher und hatte das Gefühl, nie zu genügen. Jede Kritik habe ich angenommen als wahr und versucht, mich zu bessern. Es musste schon extrem kommen, damit ich eine Grenze setzen konnte. Das war kein Wunder, wie ich aus der Lebensgeschichte später erfuhr. Gewohnt keine Wünsche zu äußern und mich anzupassen, war ich für manche Partner leichte Beute. Sie brauchten sich nicht selbst hinterfragen, es gab ja keine Kritik von mir. Sie konnten herrschaftlich bestimmen und teilweise über mein Aussehen, ich passte mich an. Und ich verstand die Welt nicht mehr, wenn trotz meiner Mühen etwas kritisiert wurde.
Einmal war ich zum Zelten mit meinem Freund mit dem Auto ans Mittelmeer gefahren. Und nach unserer ersten Mahlzeit auf dem Zeltplatz, forderte ich ihn auf, mit mir abwaschen zu gehen. Das ist Frauenarbeit, ich wartete noch eine Weile, er meinte es ernst. Ich packte meine Sachen und machte mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Er fuhr eine Weile hinter mir her und bat mich, einzusteigen. Irgenwann tat ich das, er fuhr zur ersten deutschen Bahnstation und ich nach Hause.
Blöderweise habe ich, als er sich entschuldigte, die Beziehung wieder aufgenommen.
In all den Jahren mit Partnern habe ich folgende Konsequenzen gezogen
1. Ich entscheide, ob mich jemand kritisieren darf
2. Ich teste bei Kritik, wie er mit meiner Kritik umgeht.
3. Ich entscheide, ob ich wirklich mit diesem Mann aus vollem Herzen zusammensein will, und damit keine 'es geht so' Partnerschaft eingehe
4. Ich bitte um Hilfe und beobachte sehr genau, wie er sich verhält.
Zu Punkt 4: ich bat einen anderen Freund, am Wochenende bei mir zu bleiben (ich war suizidal), aber er fuhr mit seinen Kumpels weg. Ich zog zu einer Freundin. Als er zurück war, habe ich die Beziehung beendet. Er tobte, verstand es nicht. Das war sein Problem. Das sich gerade entwickelnde Vertrauen war kaputt.
Ich habe kein Glück mit Männern, ich wäre zu stark, heißt es. Dennoch habe ich immer noch den Traum einer gegenseitigen Liebe. Und bis dahin gehe ich keine Kompromisse mehr ein. Ich habe immer Kompromisse gemacht, meine Partner in der Regel nicht.
Das quälende Nachdenken, warum er Dich verlassen hat, und ob das möglicherweise sogar ein Gewinn für Dich ist, darf nicht dazu führen, daß Du Dich als Mensch in Frage stellst. Genau das passiert aber, wenn er über die Zeit Dein Selbstbewusstsein ausgehöhlt haben sollte. Und gerade dann ist es sehr wichtig, daß Du ausschließlich an Deine Bedürfnisse denkst. Und ich gehe noch weiter, ein Mann, der mir nichts bietet (Gespräche, Aufrichtigkeit, Empathie) kann mir gestohlen bleiben. In der Trennung zeigt sich, wessen geistes Kind er ist.
Und manchmal hat man den Traum der Partnerschaft, den man leider alleine träumt.
Ich wünsche Dir ein bisschen Zuversicht, daß Du Deinen Weg findest und Dich nicht davon abbringen lässt.
Liebe Grüße Alexandra