Hallo Alle,
hier der versprochene Bericht vom 1. Arztbesuch.
Die Nacht vor gestern, sowie den Vormittag, beschäftigten mich Gedanken über die Richtigkeit der Entscheidung mein Schicksal in die Hände eines Psychaters zu legen.
Bis her habe ich doch noch immer selbst alles hin bekommen ! Es fühlt sich an wie eine Niederlage. Wie erkläre ich mich den Kindern, dem Arbeitgeber ?
Frei nach dem Motto des Hausarztes arbeite ich an einer Sch... egal Einstellung.
So es ist soweit. Eine Stunde vor dem Termin umschleiche ich bereits die gegoogelte Praxis der Nichtbegierde (Psychater), um die Stellung dessen zu beurteilen, der mich von nun an die Hand nehmen soll.
Das Wartezimmer ist voll. Einer geht ununtebrochen von einer Zimmerwand zur anderen. Oh Gott. Meine Gedanken schwanken zwischen Mitleid und bist du hier richtig.
Eineinhalb Stunden nach Termin (da ist wieder die 1. Lektion Geduld) begrüßt mich dann der Arzt. Eine kleine Ewigkeit stehen wir Auge in Auge gegenüber und schütteln uns die Hände. Der erste Kontakt. Ein selbstbewuster, strahlender Blick und ein energischer, nicht zu leichter und zu kurzer/ langer Händedruck, begleitet mit einer oberflächlich, freundlich vereinamenden Begrüßungsformel, wie gelernt, wollen mir hier nicht gelingen. Meine Schultern hängen, die Knie sind weich und der Blick dringt durch meine glasigen Augen bis in meine tiefstes Inneres, bevor ich nur ein Wort gesagt habe.
Na, was ham mer denn ?
Sorry, ich funktioniere nicht mehr !
Im Gespräch versuchen wir zu erarbeiten, ob ich eine Depression habe oder die D. eine Folge des Burnout ist. Wir kommen vorerst zu keinem Ergebnis, da ich ehrlich gesagt nicht in der Lage war den Gedankengängen so schnell zu folgen. Ich kann die Ursache meiner Litargie halt im Moment nicht ergründen.
Im Laufe des Gespräches bilde ich mir ein das der Blick des Arztes immer trüber wird und empfinde soetwas wie Mitleid. Im Nachhinein habe ich Hochachtung vor so einem Job.
Wir sprechen verschiedene Möglichkeiten der Ursachenforschung durch und ich entscheide mich für eine Tagesklinik in Verbindung mit einem Medikament (Citopalg.... ? )
und Psychlogischer Begleitung. Das Medikament soll mittelfristig den Abfluss der Glückshormone verlangsamen. Ich hoffe, das ich dann nicht gibbelnd durch den Tag schleiche !
Ich fühle mich zwangsentschleunigt, wie eine gebremster Schwung ( Der gebremste Schwung begleitet mich seit einer Kunstklausur in Klasse 12), wie eine Vollbremsung auf der Autobahn. Es fühlt sich gut an !
So nun fahre ich in die Apotheke um das Medikament abzuholen. Das war gestern nicht vorrätig. Wohl vergriffen. Der Arzt sagte mir auch schon, das ich bereits der 3 Patient in dieser Woche mit diesen Symptomen sei.
Dann muss ich mich noch für ein Vorstellungsgespräch in der Tagesklinik anmelden, sowie einen Psychotherapeuten aus der Liste suchen, der mich dann zusätzlich weiter betreuen soll.
Mein Hund beobachtet mich seit einer geschlagenen Viertelstunde und fordert mit forschem Blick und Engelsgeduld seinen Morgenspaziergang ein, den ich seit meiner Krankschreibung eigenmächtig auf den Vormittag verschoben habe. Dem wird das Wasser bis zum Hals stehen.
Mal schauen was ich heute noch alles erledigen kann. Den Rest verschiebe ich sonst halt auf Morgen.
Gruß Schnubbel