Hallo Sunbeam,
bei vielem was du schreibst erkenne ich mich voll wieder!
Ich habe auch seit Jahren (hm, ca. 1999) rezidivierende Depressionen (hat natürlich erst mal ein paar Phasen gebraucht, bis es als rezidivierend diagnostiziert wurde).
Auch mir macht meine Arbeit sehr viel Spaß und wenn ich gesund bin, beherrsche ich den Job aus dem FF und weiß, dass mein Chef mich persönlich und auch mein Wissen und Können sehr hoch schätzt.
Ich arbeite seit 18 Jahren in einem großen Unternehmen und muss grundsätzlich keine Angst vor Kündigung oder ähnlichem haben, Sozialleistungen sind gut, guter Betriebsrat und Betriebsarzt. Nichtsdestotrotz mache auch ich immer natürlich immer Sorgen.
Meine jetzigen Kolleg/innen wissen seit März Bescheid (ich bin seit 3 Jahren in der Abteilung und mein erste Phase dort fing im Januar an) und mein Chef auch. Die Reaktion der Kolleg/innen war sehr unterschiedlich, aber das habe ich inzwischen gelernt, wie du auch: nicht jeder versteht es. Und das müssen wir einfach akzeptieren. Mein Chef war auch recht cool, habe im Gespräch mit ihm erfahren, dass seine Mutter Psychologin ist.
Aber es ist wie es ist: wenn man krank ist, müssen die anderen die Arbeit machen und auch bei uns ist immer Not am Mann weil einfach chronisch unterbesetzt. Ich habe jetzt superkurzfristig meine Reha bewilligt bekommen. In den Sommerferien.... zwei Leute in Urlaub und zwei neue die noch nicht voll eingearbeitet sind. Aber was soll ich machen?
Bei mir scheinen die Phasen so alle 3 Jahre zu kommen (es sei denn es passiert etwas, das die Depression fördert wie z.B. Trennung oder Tod). Ich habe dieses Jahr zum ersten Mal sehr früh gemerkt, dass es los geht und reagiert. Medikamente hoch gefahren. Freunde informiert.
Das komische bei mir ist: diese verfluchte Depression hat sich dieses Jahr schon wieder ganz anders rangeschlichen als z.B. das letzte Mal. Also andere Symptome, so dass ich den Beginn fast wieder ignoriert hätte. Und das ist m.E. ganz wichtig: das wir mit den rezidivierenden Depressionen frühzeitig merken, da tut sich was! Ich glaube ganz fest daran, dass es genau das war, was mich davor bewahrt hat, dass ich eine ganze schwere Depression hatte und lange ausgefallen bin. Ich bin nämlich sonst immer bis zum bitteren Ende (ZUsammenbruch) arbeiten gegangen und habe volles Programm gefahren.
Ich habe diesmal vieles anders gemacht. Ich habe einen Urlaub in Stockholm abgesagt, weil ich mir sicher war, dass es mir nicht guttut. Ich habe Unternehmungen abgesagt, wenn es nicht ging. Ich habe das Glück, dass meine Freunde das verstehen und mich unterstützen.
Trotzallem hat meine Phase sicher auch ein gutes halbes Jahr gedauert, aber sie war eben nur leicht und äußerte sich hauptsächlich in der Erschöpfung und Antriebslosigkeit, weniger durch die tiefe Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit. Was ich im Moment immer noch habe sind auch Wortfindungsstörungen... man das nervt manchmal.
Ich finde grundsätzlich hört sich das bei dir doch alles auch so an, dass es gut läuft, sofern man das sagen kann!
Wir müssen da wohl immer wieder durch - und wir werden immer wieder durch gehen und es schaffen!
LIebe Grüße
Clarice