Ihre Ansicht klingt überzeugend. Was wissen wir heute noch vom Leben? Sehr wenig. Über das Sterben, den Tod, wird nicht mehr nachgedacht. Einst lag der Verstorbenen aufgebahrt im Zimmern der Angehörigen. Man hatte Zeit sich in Stille zu verabschieden, den Tod aufzuarbeiten, ihn in die Augen zu sehen. Der Tod, er war gegenwärtig.
Schwere Verluste, psychisches Leid, hat in der modernen Gesellschaft keine Ansprüche mehr, ist nicht salon- sowie gesellschaftsfähig, wird schubladisiert und in die Ecke gedrängt. Betroffen schämen sich, verdrängen es so lange bis sich der Körper aufbäumt und es nach außen schreit. Plötzlich hat man Angst nicht mehr zu den Normalsterblichen, der Mediengesellschaft vorgegaukelten glücklichen, zufriedenen zu gehören. Der Selbstwert fällt ins Leere, man versteckt sich vor sich selbst und kommt nicht mehr aus seinem Versteck heraus. Kohärenz beschäftigt unseren Geist, unseren Körper Tag und Nacht ohne eine Lösung zu finden ohne das Leben verstehen zu wollen.
Wenn man die Entwicklung des Kapitalismus weiter denkt, wo Menschlichkeit kein Wert, sondern ein unerwünschter Zustand ist, wo Krankheit ein Milliardengeschäft ist und wir alles daran setzen uns noch weiter vom eigentlichen Leben zu entfernen, wo würden wir uns in 30 oder 50 Jahren sehen? Die Spaltung der Gesellschaft ist unübersehbar. Sozialismus findet im Kapitalmus keinen Halt, das Gegenteil wird erzeugt. Liberalismus ist im Aussterben, Extreme Spaltungen nehmen zu. Ein innerer Aufschrei westlicher Kulturen um das Grundbedürfnis einer Gemeinsamkeit, einer Gruppe, anzugehören und zeitlich Gehör zu finden?
Die Frage: Wie kommt man aus dem Hamsterrad heraus, welches uns alle gefangen hält, nicht mehr loslässt und sichtlich in den Abgrund zieht. Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht in 50 Jahren. Ist ein dagegen steuern überhaupt noch möglich?
Ihr Beispiel mit dem Tierversuch ist mir bekannt. Wie gehen sie mit der Erfahrung daraus um?
23.04.2021 08:44 •
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