Nomad
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ich bin neu hier und habe mich registriert, weil ich einfach eine Meinung Außenstehender zu der Situation mit meinem besten Freund brauche. Ich hoffe ich bin mit diesem Thema hier richtig, ansonsten tut es mir wirklich sehr leid und ich bitte um Löschung.
Kurz zu mir: ich leide an Depressionen und ner Menge Ängste mit psychosomatischen Beschwerden, die mich einfach lähmen, je nach Intensität und Tag. Ich bin 20 Jahre jung.
Vorsicht, sehr langer Text folgt:
Mein bester Freund, 21, kenne ich schon seit der 5. Klasse, also jetzt locker 10 Jahre. Wir haben unsere Jugend und auch das erwachsen werden zusammen durchlebt, alle Höhen und Tiefen miteinander geteilt. Er ist bzw. war so ein fester Teil meines Lebens. 2016 bin ich für meine Ausbildung in die Stadt gezogen, bin aber trotzdem oft noch in die Heimat gefahren, um ihn zu sehen. Damals hatte es mich schon genervt, dass er zu faul war, mich besuchen zu kommen, obwohl ich fast jedes Wochenende bei ihm war, als er für ein halbes Jahr weggezogen war. Es hat ihn nicht im Ansatz interessiert, wie meine Wohnung aussieht, ob ich vielleicht Hilfe beim Umzug brauche etc.
Ab da hat die Freundschaft eigentlich schon gebröckelt, da ich das Gefühl hat, ihn würde es alles gar nicht interessieren, hauptsache ich komme zu seiner Bespassung regelmäßig vorbei. Ab dem Punkt habe ich auch kein Alk. mehr konsumiert, da mich das psychisch immer so fertig gemacht hat. Erst dann habe ich gemerkt, dass saufen und feiern eigentlich unser einziges, gemeinsames Hobby war. Was anderes macht er ja auch nicht, ich schon, aber für meine Hobbies konnte ich ihn nie begeistern.
Irgendwann im Winter 2016 habe ich meine jetzige Partnerin kennengelernt, in der Stadt wohlgemerkt, und natürlich wollte ich dann erstmal mehr Zeit mit ihr verbringen. Ihr kennt es ja, aufregende neue Liebe und so. Ab dann war ich eben nicht mehr jedes Wochenende in der Heimat, weil ich mich in der Stadt und in meiner Wohnung langsam auch wohlgefühlt hatte. Das war übrigens 4 Monate nach meinem Umzug und er war immer noch kein einziges Mal bei mir. Als ich ihn von meiner neuen Liebe erzählt habe kam nur ein sch. auf Partnerschaft wer braucht schon sowas und und DIE ist dir jetzt wichtiger als dein Bruder?. Er hat sich null für mich gefreut, hat sich gar nicht interessiert dafür, wer sie überhaupt ist. Selbst als ich mal in der Heimat war und ich ihm meine Freundin vorstellen wollte, hat er sich dafür nicht interessiert, mit ihr nicht mal geredet und wollte uns nur wieder schnellstmöglich loswerden. Als er vergeben war, habe ich mit seiner Freundin gut verstanden und es war für mich völlig ok, dass sie nun öfter dabei ist. Für ihn war es unakzeptabel, dass sie mitkommt und er wollte dann auch nichts mit mir machen, quasi eine Drohung, falls ich sie doch mitbringe. Ich lasse mich nicht auf solche Spielchen ein und habe an dem Tag was mit meiner Freundin gemacht, statt mit demjenigen, der mich unter psychischen Druck setzt. Für ihn war das Hochverrat und es folgten Nachrichten voller Beleidigungen und Abwertungen.
Meine Probleme, die ich eigentlich sehr gut im Griff hatte, wurden immer schlimmer wegen ihm und ich brauchte wieder Therapie und Anti Depressiva, um nicht die ganze Zeit so niedergeschlagen zu sein.
Im Sommer 2017 hatte ich dann also den Kontakt sehr stark beschränkt, was ihn auch recht wenig interessiert hat.
Zusammengeschweißt hat uns dann der Tod eines gemeinsamen Freundes, der April 2018 von uns ging. Da sagte er mir, er liebe mich und wüsste gar nicht, was er machen würde, wenn ich sterbe. Davon ließ ich mich natürlich beeindrucken, er lernte dann auch endlich mal meine Freundin vernünftig kennen und ich war so glücklich!
Den Monat darauf unternahmen wir dann was zu dritt (er, meine Freundin und ich). Wir sind extra den weiten Weg angereist, um einen schönen Abend zu haben. Plötzlich wollte er unbedingt in die Diskothek, ich habe ihm gesagt, dass ich darauf keine Lust habe. Was macht er? Ruft jemand anderes an und schmeißt uns raus, nach gerade mal einer Stunde. Da stand das erste Mal für mich fest, dass ich diesen Menschen nie wieder sehen möchte, so verletzt hat mich das. Dann ging es wieder los, er fragte mich JEDES Wochenende, ob ich Zeit habe. Wenn ich nein sagte, wurde ich abgewertet und musste mich ständig rechtfertigen. Ich habe es aber nicht übers Herz gebracht, ihm die Freundschaft zu kündigen, es tat zu sehr weh und ehrlich gesagt, hatte ich auch Angst vor seiner Reaktion.
Also wieder Kontakt beschränkt. In den Zeiten, wo wir keinen Kontakt zueinander hatten, ging es mir so viel besser und ich konnte gute Therapieerfolge erzielen.
Also habe ich mich im Herbst wieder mit ihm getroffen und wir haben so ein tiefgründiges Gespräch über unser Leben und unsere Freundschaft geführt, dass ich wirklich das Gefühl hatte, er würde sein Verhalten ändern.
Ich habe ihm endlich gestanden, welche Probleme und Krankheiten mich plagen. Es fiel mir sehr schwer, weil er immer sehr abfällig über psychische Krankheiten spricht und er das schlichtweg alles nicht versteht. Es fühlte sich in diesem Moment aber richtig an und ich war sehr froh, dass endlich losgeworden zu sein, ehrlich gesagt auch in der Hoffnung, dass er dann versteht, wie verletzend sein Verhalten eigentlich für mich ist. Und tatsächlich fand wieder eine Änderung statt: ich musste mich nicht mehr rechtfertigen, warum ich keinen Alk. mehr trinke, ich musste mich nicht mehr rechtfertigen, wenn ich am Wochenende einfach keine Kraft für eine Verabredungen hatte, er war fast jedes Wochenende bei mir.
Nur dieses Wochenende wurde ich eines besseren belehrt. Er meinte er komme in die Stadt und ob ich nicht Zeit hätte. Ich sagte ich müsse noch Geschenke kaufen und für Weihnachten vieles vorbereiten, ich weiß also nicht, ob es überhaupt was wird, es könnte wenn überhaupt sehr spät werden. Für ihn war es ok, ich sollte mich nur melden. Hatte ihm dann gesagt, dass ich mich wahrscheinlich erst gegen 23 Uhr melde. Alles gut. Kurz nach 23 Uhr bekomme ich Nachrichten voller Vorwürfe und Beleidigungen. Was mir einfalle nicht abzusagen, ob ich keinen Anstand hätte, was mit mir kaputt ist. Ich rief ihn an um zu erklären, dass wir das doch besprochen hatten und GEGEN 23 Uhr eben nicht PUNKT 23 Uhr bedeutet. Das hat ihn dann doch beruhigt und er meinte er kommt gleich vorbei. Stunden vergingen und er kam nicht, also fragte ich einfach kurz nach, ob alles gut ist und warum er nicht mehr vorbeigekommen ist. Wieder Beleidigungen, Vorwürfe und irgendwann hat er mich nur noch ignoriert, was ich echt hasse im Streit.
Dieser Mensch ist einfach nicht in der Lage sein Verhalten zu reflektieren und sich ein Fehlverhalten einzugestehen, das war schon immer so, er entschuldigt sich auch nie und das hat mich schon immer so extrem genervt.
Am nächsten Tag schreibt er mir, ob ich nicht heute Zeit hätte. Ich fühlte mich etwas verarscht, meinte aber, dass ich eben nicht kommen kann. Dann wieder du hast doch eh nichts zu tun und verlangte wieder Rechtfertigungen. Er stellte meine Entscheidung in frage, warum ich mir überhaupt Katzen geholt habe (habe ich Anfang des Monats) und wie unnötig das wäre. Habe ihm also geschrieben, dass das meine Entscheidung ist und er darüber nicht zu urteilen hat, wie ich mein Leben lebe und was er generell jetzt für ein Problem hat. Er wusste übrigens ganz genau, dass ich keine Zeit habe, aber ihm macht es sichtlich Spaß, mich dann niedermachen zu können und sich an mir auszutoben.
Für mich ist das Fass einfach schon übergelaufen, ich kann ihn nicht mehr ab, ich empfinde nur noch Hass für ihn. Er ist einfach nur eine psychische Belastung, die ich aus meinem Leben streichen möchte.
Ich will ihm also heute schreiben, dass ich es für besser halte, wenn wir getrennte Wege gehen und ihn gar nicht erst zu Wort kommen lassen, indem ich ihn überall blockiere. Von ihm würden sowieso nur heftige Beleidigungen kommen und ich bin schon am Ende, das brauche ich wirklich nicht. Aber dieser Schritt macht mir Angst, seine Reaktion darauf macht mir Angst, er hat mich psychisch einfach komplett im Griff und setzt mich so extrem unter Druck. Ausserdem verletzt mich dieser Schritt auch, mir ist schon den ganzen Tag übel. Es fühlt sich nicht richtig an, aber ich kann einfach nicht mehr mit ihm. Wirklich nicht, ich habe ihm genug Chancen gegeben.
Auch wenn er immer sagt, wie sehr er mich lieben würde und wie wichtig ich ihm bin, ich glaube ihm das auch, aber solange er so respektlos und herablassend ist, sehe ich einfach keine Zukunft für eine Freundschaft mit ihm.
Stichwort Dunning-Kruger Effekt, googled das gerne mal, das trifft genau auf ihn zu. Er fühlt sich so überlegen und intelligent, dabei hat er aber ein so einfaches Weltbild. Er ist S. und homophob, er ist diskriminierend ggü Behinderten und alten Leuten und generell alles, was von der Norm abweicht.
Aber meine Frage: wie würdet ihr Handeln? Wäre es richtig von mir, ihn direkt zu blockieren oder sollte ich ihm die Chance geben, dazu noch was zu sagen?
Dazu anmerken möchte ich, dass ich sonst keine Freunde habe. Nur noch einen guten Freund, der aber am Wochenende sehr stark über mich abgelästert hat mit ihm. Diese Freundschaft ist aber nicht so intensiv, weshalb ich da einfach den Kontakt stillschweigend abbrechen werde, auch wenn es etwas verletzt. Irgendwann finde ich dann mal richtige Freunde, die einem gut tun.
Entschuldigt diesen langen Text, aber ich musste es mir einfach von der Seele schreiben, bestimmt sind auch viele unnötige Details dabei. Aber ich hoffe, so könnt ihr euch ein gutes Bild von der gesamten Situation machen.
Danke schon mal für eure Antworten und ein frohes Fest wünsche ich euch.