Exiled
Pünktlich zur Weihnachtszeit gibts mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir.
Die Kategorie heißt Depressionen Hilfe, aber macht euch keine Umstände, ich weiß eh dass ihr mir nicht helfen könnt.
Warum mach ich mir dann die Mühe? Ja, das fragt man sich.
Nunja, erstens hab ich zu viel Free Time und brauche etwas Absechslung zu meinem normalen Tagesablauf, der daraus besteht im Bett zu liegen und Serien zu schauen, und dieses verfluchte Game zu spielen. Zweitens denke ich mir vielleicht unterhält es ja den ein oder anderen, oder jemand der meint es würde ihm abgrundtief schlecht gehen merkt dadurch, dass er doch gar nicht so arm dran ist haha. Achja, und außerdem ist mir einfach nur langweilig.
Eigentlich gibt es gar nicht so viel zu berichten, seitdem ich ein Leben im Exil führe. Mir ist nur grade wieder eingefallen, dass ich schon fast 35 bin und immernoch keinen Plan für meine Zukunft habe. Meistens denke ich mir ist doch egal, solange das Cash reinkommt und ich ein Dach über dem Kopf habe, aber auf lange Sicht ist das vielleicht nich so der übergeniale Plan.
Einerseits lebe ich von Sozialleistungen, quasi am Existenzminimum. Dazu kommt noch, dass ich immernoch bei meinen Eltern wohne, und spätestens wenn die sterben hab ich ein richtig dickes Problem. Jedenfalls wohne ich immernoch bei ihnen, beziehungsweise wieder, nachdem ich zwischenzeitlich auch mal in einer WG gewohnt habe, was eine absolute Katastrophe war.
Da kommen wir zu einem weiteren Problem, weshalb ich auch nicht vorhabe in absehbarer Zeit hier wegzuziehen, ich hab nämlich mittlerweile nicht nur Depressionen, sondern auch eine immens ausgeprägte Sozialphobie. Dass das beides eng miteinander zusammenhängt ist mir schon klar, aber das macht die Sache auch nicht einfacher, denn irgendwie braucht man ja doch immer andere Menschen um überleben zu können, aber was wenn man es nicht schafft mit ihnen Kontakt aufzubauen.
Manchmal frage ich mich ob ich vielleicht eine generelle Abneigung gegen Menschen habe, aber das größte Problem sind eindeutig fremde. Die ganze Welt da draußen ist mir nicht geheuer, hier in meinem gewohnten Umfeld habe ich den perfekten Wohlfühlfaktor. Das war leicht übertrieben, sagen wir es ist gerade noch akzeptabel, das trifft es eher.
Schon seltsam, als es mir vor 2 Jahren so abgrundtief schlecht ging, wollte ich unbedingt nochmal in die Klinik. Aber als ich zu meiner Hausärztin ging, wollte sie mir gar keine Überweisung mehr schreiben. Sie war der Meinung es würde doch nichts mehr bringen, weil ich nach mittlerweile 5 Aufenthalten alles an Behandlungsmöglichkeiten erhalten hätte was geht. Sie meinte die könnten mir eh keinen neuen Input mehr geben.
Genau genommen habe ich auch davor nie wirklich von Therapie profitiert. Alles was mir dort an Theorie zugetragen wurde, hatte ich Jahre vor meinem ersten Aufenthalt selbst herausgefunden.
Man hört es schon heraus, ich halte nicht viel von Therapie. Tatsächlich kenne ich niemanden der jemals sagte er wäre dadurch geheilt worden. Ich denke das einzige wobei Therapie helfen kann, ist besser zu verstehen, deshalb hat sie bei mir auch nichts gebracht.
Und trotzdem wollte ich nochmal dorthin zurück, da fragt man sich, warum? Nunja, nach einer gewissen Eingewöhnungszeit wurde Klinik für mich zu einer Art Safe Space, wo ich mich, sagen wir mal, relativ gut aufgehoben fühlte.
Es hat natürlich auch gewisse Nachteile, zb morgens früh aufstehen, oder während der Tagesklinik erstmal mit dem Bus hin und wieder zurückfahren, aaah. Aber dafür hat man Tagesstruktur und soziale Kontakte.
Aber irgendwann ist die Zeit des Aufenthaltes vorbei, und dann hab ich wieder nichts mehr. Dann lieg ich wieder den halben Tag im Bett und die andere Hälfte sitze ich vor dem PC. Sitzen, Liegen, Sitzen, Liegen. Das ist der Ablauf.
Vielleicht sollte ich mal wieder einkaufen gehen? Lebensmittel bringt meine Mutter mit. Alles andere wird bestellt. Also eigentlich, rein überlebenstechnisch betrachtet, gibt es für mich keinen triftigen Grund in absehbarer Zeit das Haus zu verlassen. Und das ist auch gut so, denn ich will niemanden sehen. Leuten zu begegnen, darauf kann ich absolut verzichten. Aber es ist ein Kreislauf. Dann kommen nämlich wieder Zeiten wo der Drang nach Kontakten enorm groß wird, so wie vor 2 Jahren.
Ich hab also meine Hausärztin irgendwie überredet, eine Überweisung zu schreiben, zur Stabilisierung. Stellte sich heraus, die Wartezeit betrug 8 Monate! WTF? Beim letzten mal waren es nur 2. Das war mir zu lange, also bin ich doch nicht hingegangen. Stattdessen bin ich über den Sozialpsychiatrischen Dienst in eine Arbeitsgelegenheit gekommen, das ging relativ zeitnah.
Die ersten Wochen sind immer am schwierigsten. Bis ich mich an die Leute gewöhnt habe, ans Busfahren und das vergleichsweise frühe Aufstehen. Es folgt die Motivationsphase, eine Zeit wo es sich so anfühlt als ginge es bergauf, ich schon Pläne schmiede wie ich als nächstes ins reguläte Berufsleben einsteige haha. Diese Phase hält für gewöhnlich ein paar Wochen, manchmal wenige Monate. Dann gehts wieder steil bergab. Ich liege im Bett und komme nicht mehr hoch. Egal wie oft der Wecker dingelt. Irgendwann hört er von alleine auf. Ich schlafe enorm viel. Liege wach einfach nur da und schaue die Wand an. Ich kann nichts machen, es fühlt sich so an als wäre ich tausend Tonnen schwer. Ein seltsamer Vergleich, eigentlich bin ich mit meinem Gewicht sogar zufrieden. Zu der Zeit als ich Medikamente genommen hab, hab ich fast doppelt so viel gewogen wie jetzt. Und so viel ungesunden Fraß in micht reingestopft, baaah.
Trotzdem mache ich mir gerade ernsthafte Gedanken über meine körperliche Verfassung. Dieses ständige Sitzen und Liegen, das kann doch auf Dauer nicht gut sein. Letztens hab ich einen Artikel gelesen, Sitzen ist das neue Rauchen hieß es da. Er besagte, dass tägliche 8 Stunden sitzen etwa einer Schachtel entspricht. WTF und was wenn man nun beides macht, multipliziert sich dann der Effekt? Liegen kommt in dem Artikel auch nicht sonderlich gut weg. Ich sollte wirklich öfter raus gehen, am besten 2 mal pro Woche Sport machen, mindestens. Jetzt ist gerade die optimale Jahreszeit dafür, weil fast niemand sonst unterwegs ist haha. Aber es fällt so schwer mich zu motivieren. Meinem Kumpel ging es ähnlich, oder besser gesagt Ex-Kumpel. Vor ein paar Jahren hab ich mit ihm regelmäßig Sport gemacht. Irgendwie ging es damals leichter. Mit der Zeit haben wir uns wohl einfach auseinander vegetiert. Sein Leben ist komplett anders verlaufen als meines. Obwohl er auch psychische Probleme hatte, ist er heute ein High Performer haha. Es musste ja irgendwann so kommen, da man schon deutlich gemerkt hat dass die einzige Priorität seine Persormance war. Jemand wie ich hat in seinem Leben keinen Platz.
Früher mochte ich Weihnachten. In den letzten Jahren ist es für mich nur noch ein Trauerspiel. Von meinen 4 Onkels sind 2 schon gestorben und ein weiterer hatte Anfang des Jahres einen Schlaganfall und ist seitdem ein Pflegefall, mit Ende 40. Ein weiterer Grund endlich aufzuwachen und verdammt nochmal gesund zu leben, denn sowas kommt nicht von alleine. Genauso wenig wie eine Depression einfach aus dem Nichts hervorkommt.
Früher mochte ich meine Geschwister. Eigentlich mag ich sie immernoch, irgendwie. Aber ich verbringe nicht gern Zeit mit ihnen. Weil sie mir immer vor Augen führen, wie absurd mein Leben im Vergleich zu ihren ist. Sie sind beide deutlich jünger aber schon vor geraumer Zeit weggezogen. In langjährigen Beziehungen und beruflich aufsteigend. Für sie jagt ein Erfolgserlebnis nach dem anderen. Bei mir gibt es nichts zu berichten. Es ist das selbe Muster, man hat sich auseinander vegetiert. Man trifft sich halt zu gewissen Anlässen, aber hat sich nicht viel zu sagen. Weihnachten, das Fest der Liebe haha. Ich bin froh wenn alles vorbei ist.
Warum gibt es Feuer und Eis? Erstmal muss Wasser gefrieren damit Eis entsteht.
Sobald Feuer da ist, schmilzt es zwar das Eis, aber das geschmolzene Wasser löschte das Feuer. Daraufhin das ohne Feuer erkaltete Wasser wurde wieder zu Eis. Dieser Vorgang wird sich immer wiederholen. Es ist ein Kreislauf.