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Leben mit meinem depressiven Lebensgefährten

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Guten Morgen allerseits,

ich sehe mich im Moment mit dem großen Problem konfrontiert, mit den Depressionen meines Partners zu leben.

Wir sind seit etwas über einem Jahr zusammen. Mein Lebensgefährte hat sich Anfang letzten Jahres von seiner Frau getrennt, die Ehe lief schon lange nicht mehr gut und war geprägt von Lieblosigkeit, Egoismus und Narzissmus von Seiten seiner damaligen Frau. Er hat zwei Kinder mit ihr, eines davon hat eine chronische Krankheit.

Wir haben uns auf der Arbeit kennen und lieben gelernt und alles war die ersten Monate total schön. Zwischen uns hat alles gepasst und er hat mir klar gemacht, dass ich der Mensch bin, mit dem er schon immer und für immer zusammen sein wollte. Er war wie ich jederzeit kompromissbereit, liebevoll, hat immer meine Meinung beachtet und auch, wenn wir mal diskutiert haben, kam er trotzdem lächelnd zu mir und hat mich in den Arm genommen. Wir haben kurz nach der Trennung das Haus, welches er mit dem Auszug aus dem gemeinsamen Ehe-Haus gemietet hatte, zusammen renoviert. Sind danach gemeinsam eingezogen. Kaum, dass wir damit fertig waren, fing seine Ex-Frau an, ihm regelmäßig Vorwürfe zu machen, weil er mal nicht gleich auf eine Nachricht von ihr geantwortet hatte, oder weil er mal für eine Reperatur am Haus keine Zeit und ihr das auch vorher gesagt hatte. Ein paar Tage später, wir waren in unserem ersten gemeinsamen Urlaub, bombardierte sie ihn mit Nachrichten, warum er sich nicht mehr um die Reperatur gekümmert hätte, warum er ihr nicht antworten würde und dass sie sich so alleine und einsam fühlen würde.
Das ging dann regelmäßig viele Monate lang so.

Sein Problem ist und war schon immer, dass er in der Ehe der Part war, der immer gesprungen ist, wenn die Ex-Frau geschnippst hat. Er hat sich alles an Demütigungen von ihr gefallen lassen und leider habe ich in den ersten Monaten gemerkt, dass er immer noch in diesem Verhaltensmuster feststeckt.

Selbstverständlich habe ich das regelmäßig angesprochen. Das führte leider nur dazu, dass wir viel diskutiert und gestritten haben. Viele meiner Argumente hat er verstanden, hier und da was davon umgesetzt. Aber oft wurde er zu einem Menschen, den ich so vorher nie kannte.
In den Diskussionen wurde er immer abwehrender, kompromissloser und zurückweisender. Ich habe ihm immer schonend und sanft versucht zu erklären, dass die ein oder andere Sache so nicht geht, denn mit einer Trennung geht auch immer eine gewisse Distanzierung und Trennung von gemeinsamen Dingen einher.

Wir konnten uns trotzdem immer wieder fangen und haben eingesehen, dass es Vieles gibt, woran er sich noch gewöhnen muss. Er hat 20 Jahre lang eine Ehe geführt, in der seine Meinung nie wichtig war und wegen der er manchmal sogar ausgelacht wurde. Er hat viele Jahre nur noch für sich selbst gelebt. Ich verstehe das auch.

Aber je mehr ich hier und da interveniert habe, desto schlimmer wurde es.
Seine Ex-Frau hat ihm regelmäßig Druck gemacht und ich dann auch noch. Die Kinder leben bei ihr und es war und ist immer noch schwer für ihn, sie nicht mehr jeden Tag um sich zu haben. An einigen Wochenenden saß er zuhause neben mir, nachdem er die Kinder heim gebracht hatte und weinte.

Er wollte sich immer um ein harmonisches, freundschaftliches Verhältnis zu seiner Noch-Frau bemühen, der Kinder zuliebe. Doch trotz der vielen Diskussionen wegen seiner Ex-Frau haben wir immer wieder den Streit beseite gelegt, weil wir wussten, dass wir uns lieben. Er hat eingesehen, dass es Themen gibt, die so nicht mehr mit ihr funktionieren, mir aber signalisiert, dass er dafür im Moment keine Kraft hat. Sie geht schnell in die Luft und denkt nur an sich, deshalb muss es immer nach ihrer Nase laufen. So lief es schließlich viele Jahre lang.
Für ihn war es zu viel in zu kurzer Zeit und das habe ich auch irgendwann Mitte letzten Jahres eingesehen.

In unserem eben erwähnten ersten Urlaub fing er auf einmal an, sich anders zu verhalten. Er fing an, meine Nähe nicht mehr so wirklich zu suchen, wollte viel alleine sein. Das war auch der Zeitpunkt, an dem ihm die Ex-Frau mit Nachrichten bombardiert hatte. Auf meine nicht wirklich erfreute Reaktion darauf und im Hinblick darauf, dass ich nicht wusste, was aufeinmal mit meinem doch sonst so liebe-und verständnisvollen Partner los war, reagierte er plötzlich völlig aufgebracht mit den Worten, dass wir nicht mehr lange machen bräuchten und er würde sich mit dem Auto vor einen Baum setzen.

Ab diesem Zeitpunkt ging es stetig bergab. Er hatte seine erste depressive Episode in unserer Beziehung von der wir beide nicht wussten, dass sie eine war.

Darauf folgten einige Monate, in denen er sich komplett zurückzog und selbst nicht wusste, warum. Er wusste nur, dass er sich oft leer fühlt und alles anstrengend erscheint. Er konnte nicht mehr so ganz Gefühle zeigen. Er sagte immer, er wolle, aber könne irgendwie nicht. Meine Fragen, ob er mich denn noch lieben würde, hat er immer überzeugt bejaht.

Ich habe also bis Dezember versucht, irgendwie durchzuhalten. Ich wusste, mehr Druck würde er nicht mehr aushalten, also habe ich ihm zuliebe einfach vieles laufen lassen, mit dem ich aber eigentlich nicht einverstanden war.

Im Dezember wurde es dann aufeinmal besser. Ich hatte für einen Monat meinen wundervollen Lebenspartner zurück. Er hat meine Nähe gesucht, meine Annäherungen erwidert, es gab kaum Raum für Negatives. Er war wieder der Alte.

Dann Anfang diesen Jahres kamen die Depressionen zurück, und das noch schlimmer als beim ersten Mal.
Er sagte, er war schon immer ein Mensch, der sich isoliert, wenn es ihm nicht gut geht und dass er dann keinen an sich ran lässt. Nun kann man sich vorstellen, wie das dann ist, wenn so ein Mensch dann auch noch mit Depressionen zu kämpfen hat.

Zwischenzeitlich gab es immer Situationen, in denen er dann doch nach einer Diskussion auf mich zugekommen ist und mir gesagt hat, dass wir doch sonst keine Streitthemen miteinander haben und die Hauptsache ist, dass wir einander haben, uns lieben und nicht mehr brauchen als einander.

Ich habe in dem letzten halben Jahr viel geweint, oft die Welt nicht mehr verstanden und meinen Lebenspartner nicht mehr wiedererkannt.

Irgendwann ist er zu seinem Hausarzt, weil er sich selbst nicht wiedererkannt hat. Er hat mir gesagt, dass er weiß, dass er so, wie er im Moment ist, eigentlich nicht ist und nicht weiß, was los ist. Dass er sowas noch nie hatte und er nicht weiß, warum er manchmal so gemein mit mir umgeht. Selbst die Kinder bei uns zu haben, ist ihm zeitweise zu viel und ich weiß, wie sehr er auch sie eigentlich liebt.

Der Hausarzt hat sich alles angehört und erkannt, dass er an Depressionen leidet. Seitdem suchen wir händeringend nach einem Psychiater, bisher aber leider erfolglos. Aber wenigstens kümmert er sich darum, weil er selbst professionelle Hilfe in Anspruch nehmen will.

Ich selbst weiß mir im Moment nicht zu helfen. Ich nehme seit einiger Zeit abends Antidepressiva, damit ich wieder schlafen kann, denn oft haben mich meine Gedanken gerade nachts eingeholt und mich nicht schlafen lassen.

Ich habe mich viel über das Thema Depressionen belesen und weiß, dass ich ihm keinen Druck oder Vorwürfe machen und keine Ultimaten stellen sollte, aber das fällt mir manchmal so schwer.

Vor einem Monat habe ich das getan, was ich nicht tun sollte: Ich habe ihm ein Ultimatum gestellt mit Dingen, die er bis zu einem gewissen Zeitpunkt in Angriff genommen haben sollte. Darunter sind viele Punkte, die den Umgang mit seiner Ex-Frau betreffen.

Neulich bin ich aber in einem klaren Moment zurückgerudert und habe ihm gesagt, dass er nicht alles lösen muss. Dass ich es schon zu schätzen weiß, wenn ich merke, dass er sich bemüht und dass ich für ihn da bin und ihn über alles liebe.

Ich habe ihm die letzten Monate und auch die letzten Wochen mit dem Wissen, dass er krank ist und nichts für sein Verhalten kann, regelmäßig Vorwürfe gemacht und dafür hasse ich mich.

Schatz, bitte nimm mich doch mal in den Arm., Schatzi, bitte erwider' doch mal mein Händchen-Halten, oft habe ich dabei geweint, weil ich nicht mehr konnte. Nach wie vor setzt er vieles davon dann aber noch in die Tat um, auch, wenn es nur nach Aufforderung geschieht.

Vor ein paar Tagen saß ich wieder weinend vor ihm und habe ihm gesagt, dass ich nicht mal mehr weiß, ob er mich überhaupt noch liebt. Ich hätte mir denken können, dass er mir das nicht sicher beantworten kann, denn das konnte er tatsächlich nicht. Er sagte, er hätte sich auch darüber die letzten zwei Wochen Gedanken gemacht, warum er mich ständig so blöd behandelt. Mich manchmal einfach links liegen lässt, obwohl ich weinend vor ihm stehe, mir nicht mehr wirklich Zuneigung gibt, sich nicht um gemeinsame Zeit mit mir bemüht und jedes Wochenende bei einem Freund ist. Dass er mir Vorwürfe und ein schlechtes Gewissen macht, wenn ich ihm sage, wie sehr er mich manchmal mit seinem ignoranten Verhalten verletzt. Ich glaube, ich habe ihn zu den Gedanken getrieben und das macht mich fertig. Er hat aber gesagt, dass es Tage gibt, an denen er garnichts fühlt. Weder Trauer, noch Freude. Dass es Tage gibt, an denen er traurig darüber ist, was das alles mit uns beiden gemacht hat. Ich habe ihn dann an die Tage erinnert, an denen er fast wieder der Alte ist. Mich über beide Ohren angrinst und dann küsst. Mich in den Arm nimmt, mit mir kuschelt und Zeit mit mir verbringt. Dass er sich um mich bemüht. Da nickte er und sagte: Verstehst du jetzt, was ich meine? Es ist mal so und mal so, ich weiß wirklich nicht, warum.

Das versetzte mir natürlich einen großen Stich. Vor einem Monat habe ich ihn gefragt, ob er mich noch liebt, was er auch wieder überzeugt bejaht hatte.
Ich hatte ihn gefragt, weshalb er denn dann überhaupt noch mit mir zusammen wäre. Seine Antwort war :Warum denn nicht?, er würde noch daran glauben, wenn er auch nichts mehr fühlen würde, und würde hoffen, dass es irgendwann wieder besser werde. Auf meine Frage, was der Gedanke in ihm auslöst, ich würde mich trennen, kam die Antwort, dass ihm der Gedanke käme, dass er das nicht wöllte.

Einen Tag später bin ich auf ihn zu und habe mich für das Gespräch entschuldigt. Ich habe ihm gesagt, dass er nun mal Depressionen hat, dass das eine Krankheit ist und er nichts dafür kann. Dass es okay ist, dass er sich so verhält, wie er sich verhält und er sich bitte keine Gedanken darüber machen soll, ob es vielleicht daran liegt, dass er mich einfach nicht mehr liebt, denn das glaube ich nicht und er scheint es auch nicht so recht glauben zu wollen.

Ich bin ein Mensch, der sich unglaublich viele Gedanken um Alles macht und seinen Lebensgefährten auf Händen trägt. Der sehr mitfühlend ist. Das Gespräch beschäftigt mich bis jetzt natürlich noch immens und treibt mir in dem ein oder anderen Moment die Tränen in die Augen.

Es gibt Tage, an denen komme ich mit Allem gut klar und rede mir jedes Mal in's Gewissen, dass es seinen Depressionen zu verdanken ist, wenn er mal wieder nicht auf meine Annäherungsversuche eingeht, nicht mit mir spricht, mich links liegen lässt oder bei Meinungsverschiedenheiten auch mal ganz schön gemein wird, obwohl ich meistens ruhig bleibe und versuche, auf ihn einzugehen.

Und dann dauert es meistens keinen ganzen Tag, da sacke ich in ein Loch. Da erscheint mir alles so hoffnungslos und ich ringe mit mir, ihn nicht mit seinem Verhalten zu konfrontieren.
Meistens gelingt mir das dann nicht und ich spreche ihn unter Tränen doch darauf an.

Ich weiß genau, dass ich es dadurch nur noch schlimmer mache und versuchen sollte, nicht noch mehr in ihm kaputt zu machen. Es ist schlimm, wenn dein eigentlich liebe- und verständnisvolle Partner sich in einen Mensch verwandelt, den du garnicht mehr wiedererkennst.

Ich habe für mich entschlossen, bei ihm zu bleiben und ihn zu unterstützen, denn ich liebe und glaube an ihn. Ich weiß, dass der Mensch, den ich kennen und lieben gelernt habe und der mir sehr, sehr ähnlich ist, noch irgendwo in seiner Hülle steckt.

Ich hoffe, ich finde hier Menschen, denen es ähnlich geht und mit denen ich mich austauschen kann, denn ich weiß nicht, wie ich diese Zeit, bis er endlich professionelle Hilfe bekommt, durchstehen soll und dabei gleichzeitig mit mir noch im Reinen bleiben kann.

Vielen Dank an die Menschen, die sich die Zeit genommen haben, meinen halben Roman zu Ende zu lesen.

15.03.2021 12:31 • #1


Heideblümchen
Hallo nochmals, @radysa , diesmal in deinem eigenen Tread.

Also, was mir persönlich aufgefallen ist an dem, was du geschrieben hast:
1. Dein Partner steht unheimlich unter Druck, und zwar von allen Seiten.
2. Das Wort Depression als Krankheit wird immer wieder thematisiert

Wenn ich das richtig verstanden habe, dann war dein Freund vorher lange in der Beziehung/Ehe mit seiner Frau. In dieser Zeit haben sie gemeinsam gewohnt und Kinder groß gezogen.
Die Beziehung mit dir ist noch relativ frisch im Verhältnis zu der Dauer seiner Ehe. Heißt, er hat eine lange Vergangenheit mit ihr und eine noch nicht so lange Zeit mit dir, also mit 2 total unterschiedlichen Situationen und Charakteren zu tun.
Man kann sich vorstellen, dass es entsprechend eine sehr lange Zeit dauert, sein neues Leben so zu gestalten, dass möglichst wenig Reibungspunkte entstehen.
Da aber von der einen Seite das Fehlen der geliebten Kinder, auf zwei anderen Seiten auch noch zwei entgegen zerrende Frauen Druck auf deinen Freund ausüben, kann ich mir vorstellen, dass auch jemand ohne Depression damit ne ganze Menge Stress hätte.
Dass sich dein Freund deswegen auch hin und wieder zu seinem Freund flüchtet, kann ich gut nachvollziehen!

Nachdem anfangs alles bestimmt rosarot bei euch war, ist jetzt der Alltag eingetreten. Jede Partei stellt Ansprüche und du hast selber geschrieben, dass dein Freund früher immer für alle gesprungen ist. Klar möchtest du, dass er sich zu dir bekennt, zu dir steht, dir sagt, dass er dich liebt, wenn du dich selber unverstanden und zurückgesetzt fühlst. Aber mit all den .... ich sage mal Altlasten ist dein Freund, so sehe ich das, absolut überfordert und von einer Abhängigkeit in die nächste gerutscht, ohne Zeit gehabt zu haben, auch mal an sich selber zu denken.
Nimm es mir bitte nicht übel, wenn ich das - aus meiner Sicht - so sehe. Dein Bericht liest sich jedenfalls so.
Auch, das Thema Depression jetzt als Aufhänger zu sehen, quasi viele Sätze damit anzufangen: Schatz, ich weiß, du bist depressiv, aber.... macht die Sache nicht wirklich besser.

Ich bin keine Ärztin oder Therapeutin, weiß aber, wie wichtig es ist, Depression hin oder her (und mit einer diagnostizierten Depression noch viel mehr), dass man den Kopf frei bekommt. Abstand gewinnt. Mit jemandem spricht, der einen aus dem Gedanken-Chaos wieder raus bekommt. Du hast eigene Bedürfnisse, also kannst du nicht unbedingt objektiv sein. Zuhören und ihm raten kann nur ein fachlich geschulter Psychologe/Therapeut/wie-auch-immer.

Schritt eins wäre, zum Beispiel bei der Krankenkasse anzurufen und um einen kurzfristigen Termin bei einem Fachmann (Fachfrau geht natürlich auch) zu bitten. Das geht meist schneller, als wenn man alle örtlichen und übergeordneten Fachleute der Reihe nach abtelefoniert und immer nur Absagen kassiert.
Schritt zwei, wenn keine kurzfristigen Termine möglich sind, wäre, die psychologische Ambulanz, die es in jeder größeren Stadt gibt, zu kontaktieren und um einen kurzfristigen Termin zu bitten, mit dem Argument, dass man sich fühlt, als würde bald eine Welt zusammen brechen, was im Fall deines Freundes sicher nicht mal übertrieben wäre.

Was du tun könntest: lass ihm mal eine Zeit lang Luft zum Atmen und zum Nachdenken. Sei dir doch seiner Liebe auch ohne große Worte bewusst. Es spricht irgendwie eher deine eigene Angst vor Verlust aus deiner Nachfrage nach Bestätigung. Auch damit setzt du ihn unheimlich unter Druck und der tut euch garantiert gegenseitig nicht gut. In einer Depression ist nichts Schlimmer, als den Kopf nicht mehr frei zu bekommen. Jemand, der darunter leidet, neigt vielleicht auch dann dazu, seine Gefühle gar nicht mehr einschätzen zu können und erst mal einen kompletten Cut zu machen, damit er Ordnung in sein Chaos im Kopf bekommt. Das wird nicht das sein, was du dir wünschst.

Hab Geduld. Signalisiere Verständnis und Bereitschaft, ihm beizustehen bei der Suche nach Hilfe durch Spezialisten, aber nimm den Druck raus. Unterstütze ihn, wo du kannst. Rat zu geben ist immer okay, aber nicht ungefragt und nicht gegen seine Ex, sondern nur durchs Zuhören und wenn du merkst, ER bittet um Unterstützung.

Himmel, ich wollte dir jetzt nicht den Kopf waschen und vielleicht trifft einiges auch gar nicht so zu, sondern du hast emotional einfach sehr heftig reagiert. Sorry, wenn ich entsprechend geantwortet habe. Ich meine es nicht böse, sondern will dich davor bewahren, dass dein Freund einen Schritt zurück geht, um von ALLEM Abstand zu gewinnen......ich wünsche dir jedenfalls Glück und Geduld und starke Nerven und bin gespannt, wie deine/eure Geschichte sich entwickelt. Liebe Grüße, das Heideblümchen

15.03.2021 14:03 • x 3 #2


A


Hallo radysa,

Leben mit meinem depressiven Lebensgefährten

x 3#3


R
Liebes @heideblümchen, vielen Dank für deine Nachricht und deine ehrlichen Worte.
Du hast mit vielem recht, das weiß ich und es tut manchmal auch schon gut, einfach nur die eigene Sicht bestätigt zu sehen.

Er war vorher in der Ehe wohl schon mal in einer leichten Depression und vieles hatte seine Frau dazu beigetragen, so hatte ich es zumindest rausgehört.

Wir haben schon viele Telefonate durch. Von einzelnen Psychiater, über die Krankenkasse bis hin zur Kassenärztlichen Vereinigung. Die Krankenkasse wollte uns nicht weiterhelfen. Ein Anruf bei der Kassenärztlichen Vereinigung ergab, dass er eine Dringlichkeitsnummer auf der Überweisung bräuchte, die dort noch nicht vermerkt ist. Stände die nicht drauf, müsste er selbst nach einem Psychiater suchen.

Nun hatte sein Hausarzt zwei Wochen lang Urlaub und sein Ersatzarzt war so voll ausgelastet dadurch, dass er auch nach einem persönlichen Besuch abgewiesen wurde, da der Arzt nicht da war.

Ab heute ist sein Hausarzt wieder da und ich hoffe, dass er vielleicht heute schon mal telefonisch durch kam. Ich habe mitbekommen, dass das auch so schon schwer genug ist.

Vielen Dank nochmal für dein offenes Ohr und deine Worte.

15.03.2021 15:58 • #3


T
Hallo Radysa,

vieles kommt mir bekannt vor, was du über deinen Freund schreibst. Es ist auf jeden Fall eine schwierige Situation für ihn, auch wenn er keine Depressionen hätte. Da fällt es schwer, einen Rat zu geben.

Was ich euch aber sagen möchte ist: Man braucht keinen Hausarzt, wenn man zu einem Therapeuten möchte. Jeder hat das Recht auf eine probatorische Sitzung, das ist eine Stunde bei einem beliebigen Therapeuten mit Kassenzulassung. Dieser entscheidet dann, ob eine Therapie angebracht wäre. Man kann dann entweder dort die Therapie fortsetzen, oder sich einen anderen mit dieser Empfehlung suchen.
Sich einfach nur Antidepressiva verschreiben zu lassen würde ich niemandem empfehlen. Damit wird langfristig nichts besser, wenn man nicht noch mindestens begleitende Psychotherapie macht.

Grüße
Träumer59

16.03.2021 16:00 • x 1 #4


R
Hallo @träumer59,

vielen Dank für deine Nachricht.

Ja, sowas nur mit Medikamenten in den Griff zu bekommen, davon bin ich auch kein Freund, daher ist angedacht, dass er die Gesprächstherapie mit Antidepressiva kombiniert.
Ich glaube auch nicht wirklich, dass Tabletten das eigentliche Problem lösen.

Über das Thema mit einem Psychologen oder Psychotherapeut haben wir uns auch schon unterhalten.
Er war schon das ein oder andere Mal in Therapie, zuletzt Anfang letzten Jahres. Das hatte ihm richtig, richtig gut getan und sein Therapeut hat ihm damals gesagt, dass er auf genau dem richtigen Weg ist, auch in Hinblick darauf, dass er sich für eine Beziehung mit mir entschieden hat.

Er sagte mir ungefähr sowas wie, dass ihm nur eine Sitzung pro Quartal zustände. Ich war derselben Meinung wie er: das bringt nichts. Vorallem jetzt gerade nicht, er braucht da schon was Intensiveres.

Der Therapeut, bei dem er vor einem Jahr war, wollte ihn irgendwann nicht mehr therapieren, weil er oft zu spät zu Sitzungen kam oder sie sogar ein Mal vergessen hatte.

Liebe Grüße

radysa

16.03.2021 16:55 • #5


R
Guten Morgen zusammen,


Update: Er ist gestern endlich zu seinem Hausarzt durchgekommen und hat jetzt die Dringlichkeitsnummer auf der Überweisung eingetragen.
Jetzt heißt es hoffentlich nur noch, nochmal beim ärztlichen Bereitschaftsdienst durchzukommen, damit die einen Psychiater und Termin suchen.

Liebe Grüße

radysa

17.03.2021 07:35 • x 1 #6


R
Hallo zusammen,

gestern ist er zum ärztlichen Bereitschaftsdienst durchgekommen. Sie melden sich, sobald sie einen Psychiater mit Termin gefunden haben.
Auf der einen Seite bin ich natürlich total erleichtert, dass es jetzt hoffentlich voran geht.

Auf der anderen Seite nervt mich wieder etwas die Ungewissheit, wann es denn jetzt endlich los geht.. und sie sich bei ihm wieder melden.

Seit ein paar Tagen - also seit dem ich hier bei euch bin - gelingt es mir wirklich gut, keinen Druck auszuüben und für meinen Partner da zu sein. Auch, wenn nicht wirklich was zurückkommt.

Habe ich ihn sonst regelmäßig darauf angesprochen, dass er in sämtlichen Situationen meine Nähe nicht mehr sucht und dass mir das unheimlich weh tut, und habe ich in solchen Momenten oft geweint und gemerkt, wie das bei ihm alles noch ein Stückchen schlimmer gemacht hat, so ist es mir mittlerweile moglich, seine Distanziertheit nicht mehr anzusprechen. Ihm zuzuhören, wenn er mir etwas erzählt - er ist die letzten Tage etwas gesprächiger - und einfach seine Hand selbst zu suchen, wenn er nicht von selbst die Kraft hat, Liebe zu geben.

Es ist zwar diese Woche mit dem Abkapseln bezüglich Liebe von seiner Seite her wieder schlimer, aber es gelingt mir gut, dass nicht zu schlimm an mich ran zu lassen. Ich liebe ihn, gebe ihm auch nach wie vor Zuneigung, ohne etwas zurückzuverlangen und lasse ihm Luft, wenn er mir zeigt, dass er für sich sein will.

Ich hoffe nur, dass mir das auch durchgängig gelingt.

Euch noch einen schönen Tag,


radysa

19.03.2021 17:01 • x 1 #7


R
Hi zusammen,

mein Lebensgefährte hat heute den Rückruf bekommen, dass er am 8. April einen Termin und eine Psychiaterin bekommen hat.

Gott sei Dank, ich bin so froh.
Hoffentlich geht es dann wieder etwas weiter aufwärts.

Liebe Grüße

radysa

22.03.2021 16:24 • #8


R
Hey,

heute muss ich einfach mal meinen Gedanken freien Lauf lassen, ohne zu erwarten, dass jemand etwas dazu sagen möchte.

Diese Woche hier ist es mit meinem Partner wieder etwas schlimmer.. Das bisschen Nähe, das er sonst hin und wieder mal gesucht hat, ist diese Woche fast ganz verschwunden.

Ich komme zwar, seitdem ich euch und dieses Forum gefunden habe, wesentlich besser damit klar und der Termin bei der Psychiaterin steht ja auch endlich, aber seine Art macht mir im Moment doch wieder etwas mehr zu schaffen.

Jetzt kommen heute auch wieder seine Kinder zu Besuch und ehrlich gesagt bin ich damit seit einem Monat etwas überfordert.
Ich weiß nicht, warum. Ich habe sie total lieb, aber das ist mir im Moment irgendwie zu viel.

Meistens suchen sie seit geraumer Zeit eher meine Nähe, als seine. Wollen viel mit mir kuscheln, mit mir gemeinsam duschen, mit mir Hausaufgaben machen und meistens bin ich für alles der Ansprechpartner. Die Kinder, wenn auch noch eher im sehr jungen Alter, scheinen seine Stimmungen doch schon zu bemerken. Oft sucht er auch nicht mehr so die Nähe zu ihnen.

Aber neulich kam es vor, dass er die Kleine im Arm hielt, sie hier und da geküsst und gestreichelt hat, mit ihr herumgealbert hat. Selbst das hat er seit vielen Wochen nicht mehr getan. Die Nähe zu mir hatte er nach wie vor nicht gesucht.

Ich komme mir schwäbisch bei meinen Gefühlen in solchen Momenten vor.. Es macht mich traurig, das zu sehen, weil ich mich frage: Warum fällt es ihm da so leicht und bei mir nicht? Was macht es denn bei mir so viel schwerer, mir Liebe, Zuneigung und Nähe zu geben?

Natürlich sind es seine Kinder. Sein eigen Fleisch und Blut. Dennoch versetzt es mir trotzdem irgendwie einen Stich, zu sehen, dass er wohl durchaus hier und da noch fähig ist, Nähe zu geben. Nur bei mir ist das anscheinend um einiges schwerer..

Der Gedanke macht mir zu schaffen. Auch in Hinblick darauf, dass die Kiddies heute und am Wochenende wieder da sind.

Ich möchte solche Gefühle, die man nicht ganz Eifersucht nennen kann, nicht empfinden und mir tut das in solchen Situationen auch unendlich leid. Ich liebe seine Kinder und freue mich natürlich, wenn ich sehe, dass er wenigstens bei ihnen wieder etwas mehr Nähe geben kann. Gerade bei Kindern ist das natürlich auch so wichtig.

Aber ich weiß nicht.. In solchen Momenten würde ich am Liebsten fliehen. Es tut mir leid, so zu fühlen, trotzdem fühle ich es.
Vielleicht ist das auch ganz normal. Ich hoffe es zumindest.
Normal, dass mir das manchmal einen Stich versetzt und auch normal, dass es ihm bei seinen Kindern leichter zu fallen scheint.

Seit heute gibt es wieder Momente, in denen mich sein Verhalten verletzt, trifft und ein bisschen sauer macht.
Ich gebe mir so viel Mühe, lass' ihn sein, wie er ist, ohne Vorwürfe. Gib ihm trotzdem nach wie vor Liebe und Zuneigung ohne etwas zurück zu erwarten. Damit fahre ich seit zwei Wochen ganz gut.

Und trotzdem kommen dann diese Tage wie heute, an denen ich mich irgendwie.. wertlos und ungeliebt fühle. Wie gerne hätte ich die Zeit zurück, in der er immer für mich da war. Mich gefragt hat, wie es mir geht, oder wie ich geschlafen habe. Mir regelmäßig Küsse gibt, mich neckt und auch einfach so zwischendurch in die Arme schließt. Kleinigkeiten eben.

Aber es ist für mich schwer, dass er mich nicht mehr nach meinem Befinden fragt. Sich nicht darum kümmert, dass es mir gut geht. Mich nicht mehr so oft Schatz oder Schatzi nennt. Es ist ja nun leider auch nicht seine erste Episode.
An manchen Tagen ist es besser. Und am nächsten Tag wieder schlimmer.

Liebe Grüße

radysa

24.03.2021 13:45 • #9


N
Liebe Radysa.
Nach deinen Zeilen zu urteilen steht euch ein schöner brocken Arbeit bevor. Ein Hirn ist im Ruhemodus 20% ausgelastet. Bereits bei der kleinsten Aktivität schießt der Prozentsatz nach oben. Eine Dauerbelastung wie es dein Partner erlebt(e) hält kein Gehirn auf Dauer stand. Bewunder seine Stärke, dass es so lange gut gegangen ist. Der Weg raus wird steinig und verlangt gerade von dir enorme viel Geduld, Liebe und vor allem intensivstes Einfühlungsvermögen. Das Lebensdreieck besteht aus je einem Drittel aus Familie, Arbeit und persönlicher Freizeit. Versucht die Balance zu finden, gibt deinen Partner oder besser gesagt, seinem Geist, die Luft und die Freiheit die er so dringend benötigt, um zur Ruhe zu kommen. Auch wenn es sich jetzt komisch anhören mag, aber wie wäre es mit einem Aufenthalt in einem Kloster oder ähnlichem. Wenn der Geist über mehrere Tage (ab 8 in einem Stück) gänzlich zur Ruhe kommt, was man z.b. in einem Kloster mit täglichen kleinen Aufgaben erreicht, dann gibt es so etwas wie einen Reset im Kopf. Es gibt auch meditative Angebote in Berghütten über das Wochenende oder länger, bzw. werden auch Reisen in südliche Länder Angebote. Alles Gute.

27.03.2021 18:24 • x 1 #10


R
Hallo @Nottolate vielen Dank für deine Zeilen. Ich freue mich, dass du den Weg zu meinem Thread gefunden hast. Ja, die Umstände, unter denen wir uns gefunden haben, waren auch nie sehr leicht gewesen. Dennoch haben wir zueinander gefunden und das nehme ich als Zeichen. Immer wieder haben wir uns füreinander aufgerafft, in der kurzen Zeit unserer Beziehung von etwas über einem Jahr. Ich bin prinzipiell eine Person mit viel Verständnis, bin sehr sensibel und besitze auch einiges an Empathie. Ich merke allerdings, dass ich hier mit dieser Krankheit, mit der ich in meinem Leben noch nie wirklich zu tun hatte, manchmal an meine Grenzen stoße. Durch dieses Forum und mit eurer Hilfe habe ich besser lernen können, mit seinen Depressionen umzugehen. Das hilft mir wirklich ungemein. Und es gibt Tage, an denen scheint sein altes Ich mir gegenüber wieder etwas durch. Aber darauf folgen Tage, an denen von der Nähe her garnichts mehr von ihm aus da ist, aber auch das scheint ein Teil des Krankheitsbildes zu sein, wenn der Erkrankte seine Grenzen hinsichtlich des Lebens mit Depressionen noch nicht kennt - drei Schritte vor, einen zurück.
Die Idee mit dem Kloster - oder was auch immer in der Richtung - klingt garnicht mal so verkehrt. Aber so etwas wird er nicht annehmen.. Er ist so ausgelastet mit der Arbeit. Springt ständig von A nach B, selbst zuhause bekommt er ständig wegen der Arbeit Telefonate und Nachrichten. Er kann nicht abschalten. Und er hat auch noch nicht verstanden, dass er auch auf der Arbeit kürzer treten muss.

Ich bin froh, dass er sich jetzt Hilfe gesucht hat. Das ist auch nicht immer so selbstverständlich, diese Bereitschaft und Akzeptanz der Krankheit gegenüber, wie ich gelesen habe.

Und anscheinend kann ich auch froh sein, dass er überhaupt noch bei mir geblieben ist..

Nochmal vielen lieben Dank für deine Reaktion!

Dir noch einen schönen Abend,
radysa

27.03.2021 18:39 • #11


S
Hallo Radysa,

Einiges wurde ja schon geschrieben. ich bin über die Tatsache gestolpert,
dass du eben auch AntiDepressiva nimmst, um mit der Situation zurecht zu kommen.
um schlafen zu können.

Wer hilft dir? Wer hat für dich Mitgefühl und Verständnis?

Menschen, die eine lange Beziehung zu verdauen haben, stecken oft in Depressionsphasen in der Verabeitung dieser. Auch meine eigene Erfahrung. Ich bin da allein geblieben ,
hätte keine Tür offen gehabt für einen anderen Menschen.

Zugleich auch das Gefühl , den anderen neuen Menschen nicht mit meinem Trennungspaket belasten zu wollen.
Möglicherweise holt ihn das alles ein, nach der ersten Euphorie eueres KennenLernens.

Ich fühle deine großen Mühen ihm zu helfen ,
Zugleich eben den großen Mangel an Nähe in dieser Beziehung.
Die Hoffnung, wenn es ihm besser geht - dann wird die Beziehung wieder erfüllender.

Es kann seine Depression sein oder auch nicht, die sein Verhalten dir gegenüber auslöst.


Er kann auch froh sein dass du unter diesen Umständen, bei ihm bleibst und versuchst mit ihm
die Exquerelen auszuhalten
Kinderbetreuung zu leisten
und Depression mit ihm durch zu gehen.

Ich wünsche dir, dass du mehr deinen Blick auf dich richten kannst, für dich sorgen kannst . Deine Energie in dein Leben stecken kannst, dass es dir besser geht - unabhängiger von ihm

28.03.2021 10:05 • x 2 #12


R
Hallo @Shana1967 vielen Dank für deine Meinung. Ja, ich muss wesentlich mehr den Fokus auf mich richten, gerade jetzt, wo er nicht mehr für mich da sein und nicht mehr sonderlich viel auf mich eingehen kann.

Tatsächlich bin ich fest davon überzeugt, dass es die Depressionen sind. Kennen tun wir uns tatsächlich schon lange. Und auch, nachdem wir zusammen zogen und der Alltag rein kam, war unser Zusammenleben noch sehr harmonisch.
Natürlich gibt es viele Verhaltensmuster, viele Angewohnheiten einer 20 jährigen Beziehung, die in unsere nicht reinpassen. Vieles ist anders, aber auf jeden Fall positiv anders - nur das im Moment so zu sehen, scheint ihm schwer zu fallen.
Er hat mir oft gesagt, dass er nicht mehr an seiner Ex hängt. Das wäre schon lange rum. Aber es ginge um alles, was dadran hinge. Seine Kinder, der Hund, das Haus. Die Beziehung hätte er gefühlsmäßig hinter sich gelassen und, dass er mich liebt und sich bewusst für die Beziehung mit mir entschieden hat.
Das glaube ich ihm, weiß aber auch, dass noch an Vielem gearbeitet werden muss.
Alte Angewohnheiten abzulegen, die man sich über die Jahre angeeignet hat, um sich selbst zu schützen und diese dann auf einmal zu ändern, das ist nie leicht.
Ich hatte nur ehrlich gedacht, es würde schneller gehen, da unsere Beziehung wirklich zu funktionieren schien, trotz Unstimmigkeiten bezüglich seiner Ex und manche seiner Verhaltensmuster.

Während der ersten depressiven Episode stand er mir nach einem Streit gegenüber, nahm mein Gesicht in seine Hände, streichelte mir über's Haar und sagte mir: Dass wir so viel zu diskutieren haben bezüglich meiner Vergangenheit und Exfrau, ist völlig normal, denke ich. Sowas passiert einfach, wenn man zeitnah nach der Trennung eine neue Beziehung beginnt, aber das ist nicht schlimm. Das geht damit einher. Wir zwei haben sonst so gut wie keine Streitthemen außer das eine, aber wir haben einander. Und das ist doch das, was zählt.

Daran halte ich fest. Denn er hat damit vollkommen recht. Und es ist ja wenigstens gut, dass er das Ende letzten Jahres noch gesehen hat.
Als die Episode dann an Fahrt aufnahm, er es für einen Monat raus geschafft hatte und dann Anfang dieses Jahres die nächste Episode über ihn hereinbrach, verblasste diese Erkenntnis von ihm. Aber ich denke, auch das ist normal.

Für mich da sind hauptsächlich meine Mutter, die Familie meines Partners und ein Arbeitskollege. Meine zwei engsten Freundinnen haben leider für meinen LG wenig Verständnis und mir schon oft geraten, mich von ihm zu trennen.

Ich hoffe, dass wir das alles schaffen.

Vielen Dank nochmal für deine Worte,

radysa

28.03.2021 10:46 • #13


S
Ich habe mehr versucht dich in deinem Beitrag zu sehen als deinen Partner
Und seine Depression,
Ich bin teilweise - auf den Weg von kleineren Entwicklungen- eine über viele eigene Grenzen lebende Empathin.

Geben, unterstützen, verstehen wollen , sich selbst zurück nehmen und mit wenig zufrieden sein.
Die sogenannten Brotkrümmel, die mich am Ball halten.

Wenn es nicht hilft die Anstrengung maximieren und sich selbst noch mehr zurück nehmen.
Bis ich selbst mit leeren Händen da stand.

Deswegen hat es inzwischen mehr Vorrang wie es mir geht und was es mit mir macht,
als eine schwere Lebenssituation eines anderen Menschen zu begleiten.

Es schließt jedoch nicht aus zu helfen und zu geben,
nur trainiere ich für mich, ab welchen Zeitpunkt ich mich überfordere,
leide und erschöpfe.

Mein eigenes Muster hinter diesem Verhalten ist,
als guter gebender Mensch hab ich Wert und werde geliebt.

Das Leben und die Erfahrung in verschieden Bereichen hat mir jedoch gezeigt,
dass diese Annahme ein Trugschluss ist,
Viele Menschen nehmen und gehen weiter,
so bald es ihnen besser geht.




Das kann sich mit dir und deinen Partner
wirklich anders entwickeln,
Was ich dir sehr wünsche.

ist halt eine Riesenherausforderung ,
wenn Depressionen in der Anfangsphase einer Beziehung
so großen Raum einnehmen,
und vieles was die Freude und Wohlfühlen in einer Beziehung
ausmachen
In eine dunkle Wolke hüllen und viel Schmerz auslösen.

28.03.2021 11:18 • x 2 #14


R
Liebe @Shana1967 die bekannten Brotkrümel, die dich am Leben halten, kenne ich. Auch ich habe mich oft im Leben mit diesen Krümeln über Wasser gehalten.
In der Beziehung mit meinem jetzigen Partner brauchte ich diese aber nie, weil er mir gleich den ganzen Leib Brot gegeben hat, als die Krümel.
Ich hätte nie gedacht, dass es so, wie es jetzt ist, mal werden würde.

Aber ja, du hast völlig recht. Auch ich muss lernen, mir anzutrainieren, wann es genug ist. Nicht in Hinsicht darauf, ihn zu verlassen, sondern mich selbst mit gewissen Dingen, die mir gut tun, wieder aus meinem Loch herauszuziehen und mich von seinem Leiden etwas mehr abzukapseln.

Da wir zusammen wohnen und die Kinder regelmäßig hier sind, ist das nicht immer ganz so einfach. Gerne wäre ich manchmal einfach nur alleine, gerade die Kinder verstehen das aber nicht und kleben deshalb so gut wie 24/7 an mir.

Natürlich freue ich mich normalerweise über ihre Nähe und so schnelle Akzeptanz. Wir sind so vertraut miteinander, als wäre es nie anders gewesen.
Aber im Moment ist mir das einfach manchmal zu viel, auch, wenn sie nichts dafür können und es an ihrem Papa liegt.

Heute morgen war ich mit dem Hund ca. 20 Minuten spazieren. Das tat ganz gut, sich die kühle Landluft in's Gesicht wehen zu lassen und ein paar Sonnenstrahlen zu genießen.

Aber gerade Zuhause fehlt mir dann der Zufluchtsort. An dem ich ihn vielleicht nicht die ganze Zeit um mich rum haben muss, obwohl ich ihn sonst am Liebsten an mich binden würde.

Ich lese sehr gerne, mache gerne Sudoku oder Kreuzworträtsel, singe gerne. All das mache ich auch in letzter Zeit, aber es lenkt mich nur bedingt ab.

Raus müsste ich einfach mal regelmäßig. Aber zwecks Corona auch irgendwie schwierig. Zu meiner Mutter kann ich im Moment nicht, die ist wegen meiner kleinen Schwester in Quarantäne.

Meine zwei eben erwähnten Freundinnen melden sich kaum noch bei mir und seine Familie informiere ich nur über das Nötigste oder melde mich bei ihnen, wenn etwas Schlimmeres passiert ist und ich in dem Moment nicht weiß, wohin mit mir.

Gerne würde ich mal wieder regelmäßig schwimmen gehen, aber auch das fällt wohl im Moment flach.

Ich spiele für gewöhnlich auch gerne auf meiner Konsole Spiele, aber dazu kann ich mich im Moment irgendwie nicht ganz so aufraffen.

Im Moment fehlen mir etwas die Ideen, hier raus zu kommen, außer eventuell regelmäßige Spaziergänge alleine.

28.03.2021 11:34 • #15


L
Hallo radysa,
Ich kann sooo gut nachvollziehen wie es dir geht.
Deine Texte beschreiben genau meine Gedanken!
Unterschied: mein Partner ist vor 7 Monaten ausgezogen. Das macht es für mich unerträglich, aber ich Kämpfe.
Ich habe hier auch um tröstende Worte gebeten, weil es mich so belastet.

Manchmal würde ich am liebsten einen cut machen weil ich glaube, ich Falle selbst in eine co-depression.
Ich muss dringend zu meinem Arzt und ihm alles sagen, aber die Kraft fehlt .

Ich habe zwei Teenies hier die das alles auch nicht verstehen. Alles ist so belastend, nicht auszuhalten, dann fließen die Tränen.
Ich schlafe vor Erschöpfung auf der Couch ein.
Eine Beziehung zu einem depressiven Partner kostet so viel Energie, die man eigentlich nicht hat.
Und trotzdem liebt man diesen Menschen so sehr, das man sich selber Teils aufgibt.
Ich habe mich seit Monaten super damit abgefunden so zu leben, und letzten Samstag sagte er mir unter Tränen er könne so nicht mehr. Er kann mich nicht leiden sehen. Es zerfrisst ihn mir weh zu tun .....Er möchte einen cut deswegen machen. Es zog mir den Boden unter den Füssen weg.
Ich esse nichts mehr. Übergebe mich. Weine. Panikattacken kommen. Furchtbar.
Ich halte es aber ohne ihn nicht aus.
Teufelskreis.
Ganz liebe grüsse

30.03.2021 19:34 • x 1 #16


A


Hallo radysa,

x 4#17


L
ich habe eben gesehen das du mir auch geanwortest hast in meinem block ziemliche Ähnlichkeiten.

30.03.2021 19:39 • x 1 #17

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