47

Manipulation - nicht mir mir!?

Alexandra2
Anlass ist die Idee, für die u.g. Frage einen Thread zu eröffnen.
Ich frage mich, ob ich Manipulation erkennen kann, und ob ich, ohne mich darüber zu ärgern, das Ganze als unwichtig abtun kann.
Mir geht es um die persönliche Betroffenheit, wenn mir ein Gefühl von Anderen übertragen wird und ehe ich mich versehe, stecke ich drinnen, ich werde unbewusst oder bewusst genutzt. Das zu rechtzeitig zu erkennen, dh auch dann, wenn ich bereits involviert bin, und dann die für mich passenden Reaktionen auszuwählen, ist mir sehr wichtig. Was das angeht, bin ich sehr empfindlich, weil immer an mir rumgemeckert wurde und ich dann mit Rückzug reagiert habe, aus Selbstschutz. Und mich stört es ebenso, wenn Andere in eine Schublade gesteckt werden, die dann von diesem Anderen geöffnet wurde. Da beginnt für mich Manipulation. Das höchste Gut, daß wir haben, ist die persönliche Freiheit, so zu sein, wie wir sind. Mit allen Ecken und Kanten. Und dazu bedarf es Menschen, die auch bereit sind, ihre Toleranz zu hinterfragen und auszuweiten.
Mich interessiert, wie Ihr die Sache seht?
Liebe Grüße Alexandra

05.04.2021 12:21 • x 8 #1


E
Ich persönlich glaube nicht, daß wir Manipulation entgehen können.
Dazu müßten wir absolut in uns ruhen und megastark sein, und das ist hier gar keine(r).

Ein schönes Beispiel ist die aktuelle Situation:
Hier wird mit Angst manipuliert.

Oder Manipulation im Handel, beispielsweise:
wenn du das und kaufst wirst du attraktiver.
Selbst wenn man das Produkt aufgrund dessen ablehnt ist man schon in die Falle gegangen:
Eine objektive Beurteilung kann nicht mehr statt finden.

05.04.2021 13:28 • x 3 #2


A


Hallo Alexandra2,

Manipulation - nicht mir mir!?

x 3#3


Alexandra2
Du hast Recht liebe @resi, vielleicht geht es nur darum, es sich bewusst zu machen und dann zu entscheiden? Die Modeindustrie zB will mir andauernd vermitteln, was ich kaufen und anziehen sollte, um attraktiv zu sein. Es braucht viel Selbstbewusstsein, sich davon frei zu machen und nicht verführen zu lassen- und wenn das Auge sich erstmal an für mich unmögliche Mode gewöhnt hat, kann sich ein will-ich-haben Reflex einstellen. Will ich das, was mir missfällt, trotzdem wirklich haben? Bin ich dann nicht mehr konform mit Mode? Nein.

05.04.2021 13:52 • x 3 #3


E
Es gibt in unserem Haus permanent Verkaufsschulungen für unsere Verkäufer.
Eine unserer Verkäuferinnen ist um die 60, und wenn sie einen kurzen Rock und eine Bluse mit Dekolletee trägt verkauft sie mehr als im professionellen Hosenanzug.
Als ich in jungen Jahren gekellnert habe habe ich mit hochgestecktem Haar mehr Trinkgeld bekommen als mit offenem- einer Freundin ging es ebenso.
Schon durch Köperhaltung des Gegenübers wird man beeinflußt, und auch manipuliert.

Zitat:
es sich bewusst zu machen und dann zu entscheiden

Bestenfalls ja.

Es muß uns aber bewußt werden, daß wir in einer viel zu komplexen Welt leben um uns davon frei zu machen, frei entscheiden zu können, auch der Gruppenzwang, die Herde, spielt eine große Rolle.

05.04.2021 14:03 • x 5 #4


Alexandra2
Ich bin es gewohnt, aus der Rolle zu fallen. Schön ist das nicht.
Und natürlich laufen Entscheidungen in Bruchteilen von Sekunden ab, wie zB in Bewerbungsgesprächen, noch bevor das erste Wort gesprochen ist.
Und ich glaube, mir gefällt der Gedanke nicht, durch Manipulation unfrei zu sein. Auch weil mich das so hilflos macht....

05.04.2021 14:30 • x 3 #5


N
Manipulation würde heißen, gegen den Freien Willen zu entscheiden. Warum sollte man das machen? Wenn ich mir ein rotes Auto kaufen möchte, dann lasse ich mir auch kein Grünes einreden, nur weil der Autoverkäufer das so will.
Es gibt Menschen mit wenig Empathie und solche mit ganz viel. Es scheint sie gehören zur zweiten Kategorie. Emphatische Menschen habe es nicht leicht im Leben, denn sie werden leicht durchschaut und schamlos ausgenützt. Bleiben Sie so wie sie sind. Die Welt ist Bund, wir haben genug schwarz weiß. Sie machen alles richtig. Gerade deshalb, weil sie anders denken und handeln als die anderen, sind sie einzigartig und besonders. Solange es andersdenkend gibt, ist die Welt in Ordnung. Wenn alle anfangen gleich zu denken, gleich zu handeln und zu folgen, dann ist es Zeit Angst zu haben.

05.04.2021 15:42 • x 6 #6


Kate
@Nottolate Deine Texte mag ich sehr.
LG Kate

05.04.2021 15:46 • x 1 #7


Alexandra2
Oh, das hat mich jetzt überrascht danke @Nottolate

05.04.2021 16:02 • #8


E
Zitat von Nottolate:
Manipulation würde heißen, gegen den Freien Willen zu entscheiden

Genau das tun Menschen jeden Tag
Zitat:
Es gibt Menschen mit wenig Empathie und solche mit ganz viel.

Aha.
Interessant.
Womit untermauerst du die These, daß dies mit Manipulation zu tun hätte?

05.04.2021 16:03 • x 1 #9


N
Einer Person mit viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl ist es leichter etwas zu verkaufen als einer Person mit keinem. Sie sind leichter zu durchschauen, zu lenken und schlussendlich zu manipulieren, denn sie wollen keinem etwas böses.
Oft reicht ein nettes Wort und sie tun alles für einen auch dann, wenn sie wissen darunter zu leiden. Manipulation heißt ja nicht das man nicht seine eigene Meinung vertritt, sondern vielmehr das man sich eine andere Meinung aufschwätzen lässt nur, um den anderen zu helfen oder gutes zu tun.

Emphatische Personen meinen es immer gut, wollen keinen Schaden, geben anstatt nehmen, sie wollen einfach nur Harmonie. Sie sind jene, die Helfen, Geben und nicht nehmen. Sie kennen auch die Bedeutung des Wortes Würde.
Menschen mit geringer Empathie haben kein Problem einen Mitarbeiter zu kündigen der Frau und Kinder zu Hause hat. Es sind die Egoisten unter uns, jene die Ihren Weg gehen, bei Bedarf mit gestrecktem Ellbogen.
Diesen Mensch zu manipulieren wird schwerfallen.
Es gibt natürlich viel dazwischen und ich erlaube mir auch nicht zu behaupten, das empathische Personen automatisch Manipulierbar sind, dennoch sind sie prädestiniert dafür.

05.04.2021 16:33 • #10


Alexandra2
@nottolate, ich denke gerade an die vermeintlich empathischen Menschen, die so tun, als hätten sie Verständnis und mit vorgetäuschter Empathie Vertrauen schaffen, um dann ihre Belange durchzusetzen. Empathische Menschen können aus Eigennutz geben, weil sie daraus das gute Gefühl für sich ziehen, wichtig zu sein, sich mächtig zu fühlen etc. Es ist schwierig, echte Empathie zu erkennen.
Empathie und Ellenbogen schließen sich nicht aus.

09.04.2021 08:39 • x 4 #11


N
@Alexandra2 Dass die Empathie den Ellbogen nicht ausschließt, kann man unterschreiben.
Du hast das Wort Vertrauen angesprochen. Vertrauen ist eine Erfahrung aus dem sozialen Umfeld. Immer wenige Menschen haben heutzutage noch ein Vertrauen, der Grund dafür ist vielfältig. In meinem Umfeld gibt es unzählige Beispiele dafür, der Großteil liegt in der Vergangenheit, der Kindheit, einer Partnerschaft oder auch einer tiefen Freundschaft. In der Öffentlichkeit so zu sein wie man gerne ist, bedarf ein Umfeld wo man es auch ausleben kann. Dieses Umfeld bietet einem oft nicht mal die eigene Familie. In Hospiz Kursen findet man oft eine Liste wo man Personen im Sterbebett befragte, was sie den bereuen.

Zwei Punkte daraus.
1.) Ich wünschte ich hätte den Mut gehabt, mein eigenes Leben zu leben.
2.) Ich wünschte ich hätte den Mut gehabt, meine Gefühle auszudrücken.


---
be happy

09.04.2021 09:57 • #12


Stromboli
Mit Verlaub, beim vermeintlichen Zusammenhang von Empathie und Manipulierbarkeit muss ich unwillkürlich an alle die Menschen denken, die sich von Demagogen immer wieder leicht lenken und einspannen liessen in der Geschichte, Beispiel die letzten Jahre in den USA. Das waren bzw. sind dann also hochempathische Menschen?!?
Für mich ist das schon eine etwas merkwürdige Vereinfachung einer doch wohl viel komplexeren Sachlage.

09.04.2021 12:26 • x 3 #13


Alexandra2
Lieber @nottolate,
ich kann jedem nur sagen, mach Dein Ding. Es ist Dein Leben. Und wundersamer Weise begegnet man dabei irgendwann Menschen, die einen mögen, so wie man ist- und die Anderen haben auch das Recht, mich nicht zu mögen und sich abzuwenden. Die Zufriedenheit, wenn man sich traut, sein Leben zu leben, ist unschlagbar.
Das fängt mit der Berufstätigkeit an, mache ich das, was mein Wunsch ist und wenn ja, erlange ich dadurch Zufriedenheit? Ich habs so gehalten, mit Weiterbildung und Studium in Berufen gearbeitet, die mir jeden Tag gezeigt haben, daß die Wahl richtig war. Und ich hatte mir meinen Herzenswunsch, einmal zu studieren (ich durfte kein Abi machen), erfüllt. Es waren wirklich harte Jahre (alleinerziehend mit krankem Kind), aber ich war jeden Tag zufrieden mit der Entscheidung.
Mit dem Ausdruck von Gefühlen ist es für mich viel schwieriger, aber ich bin dabei, sie kennen zu lernen und weniger Angst zu haben (Traumatisierung). Zu seinen Gefühlen zu stehen, ist genauso wichtig, um, wie es unnötiger Weise heißt, authentisch zu sein. Ich bin ja authentisch in meinem ganzen Sein, ob es mir bewusst ist oder nicht.
Schafft man Beides zu integrieren, ist das Lebensgefühl Ja, so ist es richtig eine wunderbare Kraftquelle. Und jeder Mensch hat das Recht, sich auf die Suche nach seiner Quelle zu machen, auch wenn Beziehungen sich verändern. Das ist dann das Problem der Anderen. Es ist immer eine Anpassung nötig, sobald sich einer verändert, das ist ja ganz natürlich. Ich sage das mit meiner Erfahrung, in der Herkunftsfamilie immer um das goldene Kalb herumgetanzt zu haben, wie andere auch, nur um die Aggressivität einer Person zu mindern. Diese hat verhindert, daß jeder sein Leben leben konnte. Ich habe mich irgendwann vollkommen gelöst, um mein Leben ohne Niedermachen, Angriffe etc. zu leben. Ich habe mich für mich entschieden, und das ist gesund.
Liebe Grüße Alexandra

09.04.2021 12:33 • x 6 #14


Stromboli
Zitat von Alexandra2:
Lieber @nottolate, ich kann jedem nur sagen, mach Dein Ding. Es ist Dein Leben. Und wundersamer Weise begegnet man dabei irgendwann Menschen, die einen mö...


Schöne Worte, liebe Alexandra. Danke.

09.04.2021 12:45 • x 2 #15


A


Hallo Alexandra2,

x 4#16


Alexandra2
Genau @stromboli, das sehe ich genauso. Es fehlt an kritischem Hinterfragen und der Mühe, selbst zu denken. Es gibt sehr viele Mitläufer, die sich manipulieren lassen, sehr gefährlich.
Es ist nichts einfach, jede/r hat ein Motiv, warum er sich so verhält, wie er es tut. Und das herauszufinden, auch offen (!) darüber zu sprechen, und dabei jedem seinen Raum zu lassen (!), ermöglicht letztlich jedem, eigene Zufriedenheit zu finden.
Ich kann mich anpassen, aber nur wenn ich es will, eben weil diese Dauer-Anpassung verhindert hat, meine Persönlichkeit zu entwickeln. Ich tat es trotzdem in vielen vielen einsamen Jahren, holprig, roh und ungeübt. Im Laufe der Jahre hat sich das Gottseidank abgeschliffen und ich brauche meine Ellenbogen nicht mehr, wenn ich ein Ziel verfolge. Aber bei Manipulationen bin ich hellhörig, bevor ich das überhaupt spüre, und wappne mich für Widerstand....

09.04.2021 12:46 • x 2 #16