Mann ist unglücklich mit seiner Arbeit

S
... und ich bin so wütend und hilflos

Vielleicht kann mir jemand helfen, das zu vestehen!!! Seit über einem Jahr ist er todunglücklich in seiner Arbeit - mit der Arbeit selber (Callcenter einer mistigen Firma), mit dem Team (einige Mobbingkriterien erfüllt), mit der Firma (englische Arbeitgeber, nur billigbillig, Druck machen, Chaos, Dauerumstrukturierungen...)... wäre ich nicht schwanger geworden, er hätte den Job gar nicht angenommen.

Nun wird er zum 1.10. wieder studieren (wir haben beide viel Angst davor) und hat zum 30.9. gekündigt.

Aber unverändert seit einem halben Jahr: An den Tagen, an denen er arbeiten muss, zittert er, ihm schlecht, er hat Durchfall und wirft sich ein halbes oder ganzes Tavor ein, damit er es übersteht. Sein Gesicht hat sich verändert, es ist ganz hart und verbittert geworden.

ABER ER LÄSST SICH NICHT KRANKSCHREIBEN. Macht er einfach nicht. Obwohl der Arzt es machen würde!

Sämtliche Antidepressivas hat er wegen heftiger Nebenwirkungen abgesetzt, anstatt mal ein, zwei Wochen zu warten und sich krankschreiben zu lassen, denn: MACHT ER NICHT. Tolle Begründung

Und ich bin so hilflos. Ich arbeite auch, voll, manage das Kind jede Nacht; wie kann er seiner Familie das zumuten!? Ich habe ihm das alles schon zig mal gesagt, aber er sagt bestenfalls jaja du hast recht - aber er lässt sich nicht krankschreiben .

Ich meine, Depression ist ne Krankheit - wie geduldig aber wäre man mit einem - sagen wir - Magenkranken, der jeden Tag Scwheinsbraten, Linsensuppe und Zitrusfrüchte in sich reinhilft? Oder mit jemandnem, der sich ein Bein gebrochen hat, und trotzdem Skifahren geht? Da würde man doch auch irgendwann sagen weisst was, dir helfe ich nicht mehr, bevor du nicht dergleichen tust!

Ich bin eh kein sehr geduldiger Mensch, und das geht mir echt allmählich über die Hutschnur

LG
S

22.08.2011 09:37 • #1


S
Hallo Steinin,

ich verstehe deine Wut und Ohnmacht.

Doch muß es ja einen Grund haben, wieso sich dein Mann nicht krankschreiben läßt. Die Reaktion Ja, du hast recht ist nicht aussagekräftig, um sein Handeln zu verstehen und zu akzeptieren.

Hast du eine Idee, was dahinter stecken könnte? Den zu verlieren hat er ja nichts, da er ja gekündigt hat. Da steckt sicherlich mehr dahinter.

Serafina

22.08.2011 09:47 • #2


A


Hallo Steinin,

Mann ist unglücklich mit seiner Arbeit

x 3#3


M
Liebe Steinin,

Dein Mann ist doch ein erwachsener Mensch. Er wird seine Gründe für sein handeln haben. Wenn Du ihn jetzt auch nicht verstehen kannst, versuche doch, seine Einstellung zu respektieren. Er kennt Deine Meinung dazu ja sicher, aber wenn Du ihm da jetzt auch noch Druck machst, wird es für ihn nicht leichter.

22.08.2011 10:00 • #3


Steffi
Hallo steinin,

wahrscheinlich geht es Deinem Mann noch nicht schlecht genug. Auch wenn Du das ganz anders zu sehen scheinst - ich glaube Dir, dass es für Dich sehr hart sein muss zu beobachten, wie Dein Mann sich Tag für Tag quält. Er muss wohl erst ganz unten angekommen sein, bevor er bereit ist, sich helfen zu lassen.

Vor rund 10 Jahren ging es mir ähnlich. Ich litt schon seit 2 Jahren unter allen Symptomen eines Burn Outs. Es ging mir extrem schlecht und doch schleppte ich mich Tag für Tag ins Büro. Mich krankschreiben zu lassen, kam mir gar nicht in den Sinn, und wenn mich jemand darauf ansprach, wies ich das weit von mir. Für mich bedeutete das damals, nicht erklären zu können, weshalb ich krank geschrieben werde. Es war gleichzusetzen mit Schwäche, mangelndem Durchhaltevermögen. Ich wollte mir nicht nachsagen lassen, nicht mehr belastbar zu sein - psychisch krank ... eine Katastrophe, wie erklärt man sie ?
Dahinter steht die Angst fast jedes Betroffenen, etwas seinem Umfeld erklären zu wollen/zu müssen, was nicht erklärbar ist. Die Angst, als Schwächling, als Psycho, als unzulänglich zu gelten. Wir legen immer noch viel zu viel Wert auf die Meinung anderer. Möglicherweise denkt auch Dein Mann so. Ich weiß es nicht.

Ich in meiner damaligen Situation habe die Eskalation abgewartet, und als ich endlich regelrecht zusammen brach, war ich erleichtert und ließ mich krank schreiben.

Vielleicht gelingt es Dir, ihm die möglichen Konsequenzen seines Handelns aufzuzeigen. Wenn nicht, kannst Du ihn nicht zwingen.
Eines weiß ich heute : je länger man wartet (für sich zu sorgen), um so länger dauert es (um gesund zu werden).

22.08.2011 11:14 • #4


David Spritz
Mein erster Gedanke war ebenfalls in die Richtung wie Steffis Beitrag: Bei Depressionen kommt oft auch eine gewisse schizophrene Komponente dazu, die einen daran hindert, die Realität so zu sehen wie sie ist. Man kann dann nicht mehr unterscheiden zwischen realen und eingebildeten Bedrohungen, will sich das aber auch nicht eingestehen. (Nachtrag: So ging es mir jedenfalls unmittelbar vor meinem ersten großen Absturz.)

Hat er Freunde? Vielleicht bittest Du mal einen von denen, mit ihm zu reden, wenn er auf Dich nicht hört!?

22.08.2011 22:14 • #5


S
Danke für eure mässigenden Worte.

Ihr habt so recht Er hat (vermutlich) Gründe, die vielleicht nicht besonders klug oder zielführend oder die Situation erträglicher machend sind - die vermutlich auch GERADE was mit der Depressiven Verkennung zu tun haben - aber gegen die er nicht ankann... und meiner einflussnahme sind da einfach Grenzen gesetzt und direkter druck macht es für ihn nur schwieriger...

So hilflos

ich meine, ich verstehe und respektiere, dass es ihm nicht leicht fallen würde, sich krank schreiben zu lassen, aber mir fällt es wahrlich auch nicht leicht, hier den ganzen Laden zu schmeissen, und denke zwischendrin, dass er einfach MUSS, weil er nicht alleine auf der welt ist

Als ich so depressiv war, war ich halt Single und naja - ich habs auch bis zum Totalzusammenbruch getrieben. Davor habe ich extrm Angst - was soll aus uns werden, wenn's so weit kommt mit ihm?

Seine Freunde sagen schon seit WOCHEN, er soll sich halt krankschreiben lassen, sogar sein ARZT hat es gesagt... er kann sehr hartnäckig sein, leider nur in der Selbstausbeutung, nicht im Verfolgen positiver ziele für sich.

Wobei er gestern immerhin gesagt hat, dass er sich vorstellen könnte, die letzten beiden Septemberwochen um eine Krankschreibung nachzusuchen. das stimmt mich hoffnungsvoll - noch drei Wochen wären es dann noch, das ist ne Perspektive.


Danke

23.08.2011 12:18 • #6


Sarah
Ich war deinem Mann in der Hinsicht glaube ich ziemlich ähnlich. Kräftemäßig völlig am ENde und einem Zusammenbruch verdammt nahe. Hatte mich gerade erst dazu durchgerungen, dass ich vielleicht doch nicht nur dumm oder faul bin, sondern ein psychisches Problem haben könnte. Einen Job mit Leistungs- und Zahlendruck und ziemlich unmenschlichen Arbeitszeiten. EInen mittelschweren Soziopathen und Charakterarsch als Chef.

Mein Hausarzt, mein Therapeut und zwei eingeweihte Freundinnen haben mit Engelszungen auf mich eingeredet, dass ich mich krank schreiben lassen solle. Aber da war nichts zu machen. Mein Job war mein Rettungsanker, dass ich noch normal bin. Ich brauchte das Gefühl, Leistung zu erbringen. Nach fast einem Jahr ambulanter Therapie habe ich entschieden, in die Klinik zu gehen. Und selbst die damit verbundene Krankschreibung konnte ich mir selbst gegenüber nur damit rechtfertigen, dass ich in der Klinik ja auch arbeite. Daher habe ich mich am Anfang in der Klinik auch schwer mit freier Zeit getan, da ich ja Leistung bringen musste. Dieses Verhalten abzulegen hat viele Gespräche mit Mitpatienten und Pflegern und bestimmt zwei WOchen gebraucht. Und drei Tage nach der ENtlassung (nach 12 Wochen in der Klinik) habe ich wieder angefangen zu arbeiten.

Und auch wenn das mit Sicherheit nichts positives ist: sollte ich mal einen schwereren Rückfall erleiden bin ich mir ziemlich sicher, dass ich einer Krankschreibung wieder nicht würde zustimmen können

Aber irgendwann die Hintergründe zu durchschauen, warum ich mich nicht krank schreiben lasse, hat mir auch geholfen, andere Verhaltensmechanismen in der Therapie besser zu verstehen und aufarbeiten zu können. Vielleicht ist es bei deinem Mann ähnlich.

23.08.2011 18:48 • #7


S
Sarah, ja, das macht Sinn.. bzw. ergibt sinn ;) Und es SOLLTE mir eigentlich so fremd gar nicht sein. Ich habe meine Großkrise auch gehabt, nachdem ich definitiv zu lange zu viel und zu ausschließlich gearbeitet habe, auch wegen Ego und weil ich mich sonst nicht nützlich und wichtig gefühlt hätte.

Bei ihm hätte ich das nicht so für möglich gehalten; ich habe ihn kennengelernt als jemanden, der eher arbeitet um zu leben, dem Familienleben wichtiger ist als Karriere... der kein Problem hat mit einer FRau, die gerne und viel arbeitet und vielleicht dann eben auch mehr verdient...

Das war vor vier Jahren.. .lange Zeit und viel passiert....

Es ist vielleicht auch Zeit, ein paar Erkenntnisse über ihn zu haben und zu akzeptieren; er ist vielleicht anders als ich gedacht habe - als ich ihn haben wollte... oder vielleicht hat er selber auch gemerkt, dass er nicht so leicht und un-ambitioniert ist, wie er gerne tut. Immerhin sind die letzten vier Jahre eine Totalumkehr gewesen - vom verpeilten Dauersingle zum Ehepaar mit Kind und Couch und Schrank (wenn auch nur von IKEA). Ich glaube er wollte schon mehr Zeit mit seiner Familie verbringen als sein dauerabwesender superverdienender Vater, aber dass er jetzt nicht mal ansatzweise das Geld heimbringt bzw bald gar keins mehr heimbringt, das setzt ihm schon sehr zu.

Mir auch, total, denn ich bin jetzt nicht grad der Spitzenverdiener und wir leben in der deutschlandweit teuersten Stadt.

... aber mensch, es ist halt im Moment so und ich bin auch müde und frustriert, und hab mir das alles sehr sehr anders vorgestellt. Oh ja.


Jammermodus an - muss man nicht lesen:

Der Kleine hat seit zwei Tagen Durchfall, es geht ihm gut, aber er schläft sehr unruhig - man muss ihn nachts oft wieder beruhigen, Bauch streicheln und ca. 2 mal auch wickeln. Davon wird er dann wach, will spielen und tobt rum und man muss ihn mühsam wieder beruhigen.

Tja, wer macht das wohl alles? Ich.

Und als ich meinen Mann dann um halb sechs Uhr früh gebeten habe, den Kleinen mal zu nehmen, da schaute er finster und bitter, total genervt, schnauzt er den Kleinen an, weil der nicht schlafen will... er ist 13 Monate alt, da kann man nicht viel an Einsicht und Gehorsam erwarten. Ich weiss dass ich ihn (den Kleinen) nicht gut schlaftrainiert habe, aber mensch, ich bin auch ziemlich alleine mit ihm und der Arbeit und packe das nicht.

Und dann sagt mein Mann zu mir mir tut der Kiefer so weh und ich hab da zwei kleine Knubbel am Hals.. Also, zu dieser hypochndrischen Ader von ihm fehlt mir echt jeder emotionale Zugang, also hab ich ihn angemacht Arbeitsunfähigkeit Mann, mir reicht echt EIN Patient.

Jetzt tut es mir leid, aber ich fürchte, ich würd wieer so reagieren.


Ärger-management sechs, setzen

24.08.2011 09:07 • #8

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