@traumaland Danke!
@selly
Zitat von selly:Mir wird im Forum gesagt, dass sich die Depression auf das Gehirn bzw.die Nerven dort legt und damit die Gefühle wegdrückt.
Das ist eine Facette von Depressionen, aber für jeden Betroffenen sehr individuell. Jedenfalls sind Denken und Fühlen beeinträchtigt und deswegen.
Zitat von selly:Ich habe Angst, dass er mir die Schuld an seiner erneuten Episode gibt, weil alles nach einem Streit angefangen hat, welchen ich begonnen habe.
. ist das hier auch tatsächlich möglich. Depressive können ungeheuer empfindlich sein und manchmal kommen noch andere (evtl. unerkannte) Bilder dazu, so dass festgefahrene Denkmuster aktiviert werden. Es ist schwierig, diese Muster zu verlassen und man muss es wirklich lernen. Vielleicht sieht dein Freund die Schuld jetzt im Moment bei dir. Vielleicht gibt er sich aber auch selbst die Schuld und fühlt sich mal wieder wie der letzte Versager. Warum wir das nicht wissen können, liegt auf der Hand.
Zitat von selly:Er aber nicht kommunizieren könne, dafür noch Zeit brauche und für sich alleine sein will.und dass es ihn überfordert, als ich ihn während er auf Arbeit war einen Kuchen zuhause hingestellt habe, als Überraschung. .
Logo, dieser ganze Rückzug ist ein Rückzug vor Überforderung. Für diesen Punkt ist es gar nicht so wichtig, ob dein Freund von Schuldgefühlen, Ärger, Angst usw. überfordert ist. Er kann jedenfalls nicht damit umgehen, was gerade in seinem Kopf los ist. Wenn überhaupt kein konstruktiver Umgang mit diesen Dingen stattfindet, dann kommt auch die liebevollste Geste mitunter einfach nur oben drauf, die Last wird schwerer.
Dein Freund hat gesagt, dass er jetzt allein sein möchte.
Mein Vorschlag: Respektiere seinen Wunsch. Es ist egal, ob der Abstand für ihn nun gut oder schlecht ist und ob er anders mit seiner Situation umgehen sollte. Dein Freund möchte gerade seine Ruhe haben. Er ist ein erwachsener Mann (oder zumindest ungefähr zweimal volljährig ), er ist ein mündiger Mensch - und du kannst an seinem Wunsch nichts ändern.
Für dich mag es auch besser sein.
Du sagtest, dass du ihm ohne seine Depression nicht hinterherlaufen würdest. Kann es sein, dass du dich nicht nur aus Zuneigung so gern um deinen Freund kümmern möchtest? Dein Freund reagiert kaum auf deine Gesten. Er hat dir gegenüber geäußert, dass er allein sein möchte. Ganz tief in dir drin möchtest du ihn aber weiter betüddeln. Drängst du deinem Freund deine Zuneigungsgesten vielleicht auf; zumindest ein Stück weit? Kannst du verstehen, dass er sich bedrängt fühlen möge?
Trägt dein Einsatz möglicherweise auch ein Anhängsel in Form deines eigenen Selbstwerts? Falls ja: Hast du das nötig? (Rhetorische Frage! Die einzig richtige Antwort lautet NEIN.)
Dieser Absatz soll ein Denkanstoß sein und vielleicht liege ich daneben.
Jedenfalls steckst du viel Einsatz in die Situation und dir missfällt die spärliche Rückmeldung. Dabei ist es ganz natürlich, dass du mit deinem Freund interagieren willst. Du willst ein Paar mit ihm sein. Du versuchst dir dieses Paarerlebnis zu holen, obwohl in diesem Augenblick nicht viel zu holen ist. Deine Enttäuschung ist vorprogrammiert und keinem von euch beiden ist damit geholfen.
Schön, dass du selbst auf die Idee gekommen bist und erstmal das Handy liegen lassen möchtest. Das wird sich für dich blöd anfühlen, aber ich halte es für eine gute Idee.
Zitat von selly:dass er Streit nicht erträgt.damit nicht klar kommt.selbst Kleinigkeiten veranlassen ihn zum Rückzug und er hat immer Minderwertigkeitskomplexe.
Zitat von selly:und er immer extrem sich in Kritik reinsteigert
Diese beiden Punkte sind keine Überraschung. Wenn man seinen Selbstwert mit der Lupe suchen muss, dann fühlt man sich in Konflikten prinzipiell unterlegen; man nimmt Schuld auf sich, die gar nicht für einen bestimmt ist; man nimmt Kritik über jedes vernünftige Maß hinaus persönlich. Die Unterscheidung zwischen Kritik an der eigenen Person und Kritik an einer konkreten Handlung findet nicht statt. Das ist schon blöd genug, aber obendrein können viele Kritiker diese Unterscheidung auch nicht vornehmen und schlagen dadurch weiter in die Kerbe.
Darauf kannst du insofern Einfluss nehmen, als dass du deine Form der Kritik betrachtest. Vielleicht passiert es dir ab und zu, dass du
deinen Wunsch viel mehr als
Vorwurf formulierst. Das kann man ganz oft in Streits beobachten. Beispiel: Statt
ich wünsche mir mehr Nähe und Zärtlichkeit[i], wird oft gesagt:[i]Du fasst mich ja gar nicht mehr an. Du hast kein Interesse an mir. Der Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit mag sich aus dem Kontext erschließen, aber es werden gleich zwei Dinge geäußert, die sich durchaus von dem Wunsch unterscheiden. Erstens der Vorwurf an den Anderen, statt des eigenen Wunsches. Zweitens dann noch eine Interpretation (kein Interesse) aus diesem Vorwurf heraus - obwohl diese Verknüpfung ohne Weiteres gar nicht erfolgen muss. Das kommt beim Empfänger echt mies an.
Daneben steht sicher auch die Frage nach dem Anlass. So mancher Streit muss nicht sein, oder der Gegenstand des Streits ist nur ein Stellvertreter für dahinterliegende Probleme. Da sollte man die Augen weiter aufmachen.
Auch das sei dir nur als Denkanstoß mitgegeben. Dies fällt noch unter deinen Einfluss.
Zitat von selly:Und ich fühle mich schuldig, da er mit Streit nicht klar kam.
Der eigene Umgang mit Kritik obliegt jedoch deinem Freund. Daran muss er selbst arbeiten. Das ist anstrengend, aber machbar und zumutbar. Falls dein Freund derzeit nicht in Therapie ist, dann ist es höchste Eisenbahn!