Mein Freund hat zwei Gesichter

L
Ich kenne ihn jetzt fast 3 Jahre. Nach wenigen Monaten Beziehung kam das Ende. Er machte Schluss, weil er das Gefühl hatte, mir nicht gerecht zu werden, nicht gut genug zu sein, er fühlte sich unter Druck gesetzt und eingeengt.

Es folgten 6 Monate harte Zeiten für mich. Er war sehr unfair mir gegenüber.

Ich kannte ihn trotz der wenigen Monate inzwischen soweit, dass ich wusste, dass er wahrscheinlich an Depressionen litt.
Seine Eltern haben eine richtige Trennungs-Schlacht hingelegt, ich denke, diese hat ihn sehr beeinflusst.

Nach 6 Monaten kamen wir wieder zusammen.
Es schien alles vergessen. Es war alles in Ordnung. Ich hab auch wirklich gedacht, ich hätte mir seine kranke Seite eingebildet. Als wäre das übertrieben und könne schonmal vor kommen. Nur ab und zu schlich sich das Gefühl ein 'es ist nicht vorbei' und er hatte öfter wieder schwarze Stunden.

Es folgten anderthalb Jahre. Es war nie immer alles perfekt, aber es war eine sehr innige und schöne Beziehung.
Er hatte vor ca einem Jahr wieder ein Tief seine Zunkunft betreffend, was wir aber überstehen konnten.
Anfang diesen Jahres fing es an, dass er wieder öfter in Löcher viel. Ich erinner mich an ein Konzert, er steht neben mir. Steif und absolut 'tot'.
Innerlich ist er zusammen gebrochen. Er konnte nicht weinen. Aber es ging ihm wahnsinnig schlecht.. grundlos.
Sowas passierte öfter.
Nun. Es ist so, dass er dieses Jahr zum zweiten Mal versuchte, mit seinen Wunschstudium zu beginnen.
Wie letztes Jahr war er mehrere Monate beschäftigt mit den Vorbereitungen, und dann mit den Prüfungen.
Und es klappte wieder nicht. Seine Welt ist eingestürzt.

Gleichzeitig kam es, dass wir beide sehr in der Luft hingen, ich ebenso. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, haben uns aber mehr genervt, als geholfen.

Sein größtes Problem ist es, Gedanken und Wünsche in Worte zu fassen. Er hat grundsätzlich alles in sich rein gefressen. Auch wenn ihn etwas an mir nicht gepasst hat. Bis es nicht mehr ging. Dann kam es in sehr verletzenden Worten oder Taten zum Vorschein.

Irgendwann fing es an, dass er immer distanzierter und kälter wurde. Wenn ich mit ihm über etwas wichtiges sprechen wollte, hat er abgeblockt.
er wurde mir fremd. Ich hatte Angst. Ich hab so oft geheult oder auch Streit provoziert, einfach weil ich so hilflos war.

Irgendwann dann endlich hat er sich getraut. Er hat gesagt, er könne nicht mehr. In den letzten Monaten sei so viel Mist passiert in unserer Beziehung und er würde nicht mehr so weiter machen wollen.
Ich war ruhig. Ich war geshockt und gleichzeitig glücklich, dass er endlich redet..
Wir haben uns schließlich auf eine Pause geeinigt. 2 Wochen ohne Kontakt. Als ich ihn dann wieder traf, konnte er mir nicht mal in die Augen sehen. Er hat gejammert, er hätte Schmerzen, die letzten Tage waren so schei*e und er sei Down ohne Grund..
Schließlich, nach hartnäckigem nachfragen, hat er mir auch gesagt, er würde sich gerade verstellen und sich unwohl fühlen.
Ich hab ihm klar und direkt gesagt, dass ich ihm nichts getan hätte, dass ich mir zu schade sei, dass er mich behandelt, als wäre ich der Grund für alles Schlechte in seinem Leben. Und dass er sich anscheinend durchgehend verstellen muss, wenn er vor seinen Freunden einen auf happy macht, obwohl er sich fühlt wie ein Trümmerhaufen.
Das hat ihn aufgetaut und am Ende des Abends war er unfassbar motiviert und verliebt.

1 Woche lang ging das Spiel weiter. Ich konnte nicht mehr. Wenn ich fragte, was wir sind, kam immer 'ich weiß nicht, was ich will' und schließlich trafen wir uns wieder und ich sagte, ich bräuchte eine Entscheidung.
Diese ging gegen mich. Er war sehr kalt. Wir saßen nebeneinander, er konnte mir nicht in die Augen sehen. Ich hätte auch einen Eisklotz an seine Stelle setzen können. Er war vollkommen regungslos. Hat nichts an sich ran gelassen. Eiskalt. Die andere Person, die ich nicht kenne.

Wir sind vollkommen friedlich auseinander gegangen.
Ich habe mir vorgenommen, komplett von der Erwartungshaltung runter zu kommen und mich ab und zu zu melden, wenn ich mich selbst bereit fühle.
Er hat ständig das Gefühl gehabt, dass ich böse sei, dass ich von ihm erwarte, perfekt zu sein (im Nachhinein waren es wohl banale Kleinigkeiten, mit denen er nicht klar kam). Ich habe ihm einen Brief geschrieben und er hat ernsthaft gefragt, ob er ihn noch lesen darf, oder ob er zu böse sei.
Ich bin sehr traurig, denn gerade in diesen schlechten Zeiten reagiere ich immer verständnisvoll, warm und alles andere als wütend.
Ich wollte mich also ab und zu melden, zeigen, dass ich da bin und dass ich hinter ihm stehe, auch wenn es gerade so hart ist wie nie.

29.07.2011 23:24 • #1


L
Wir haben uns versprochen, uns nicht absichtlich zu verletzen, nicht voreinander weg zu laufen.
Nur genau das tut er jetzt. In 2 Wochen ist ein Festival, auf das wir beide gehen wollten. Zusammen. Wir hätten ja nicht zusammen hin fahren müssen. Aber jetzt hat er seine Karte verkauft. Was mich traurig macht. er hat sich so darauf gefreut.. ich hab knapp nachgefragt, und er hat trotzig reagiert, er hätte keine Lust mehr und besseres zu tun..

Es scheint, als wäre er mir böse. Diese Hass-Phase beginnt wieder und das macht mich sehr fertig. Ich bin bereit, normal mit ihm umzugehen. Er macht mich schlecht, für seine Freunde bin ich die Böse, er hat sie meinetwegen vernachlässigt, jedoch war ich die jenige, die wollte, dass er sich mehr um sie kümmert.
Es ist doch klar, dass er ihnen nicht sagt: Hey ich bin krank und kann keine Beziehung führen.
Ich bin die Blöde. Und das macht mich so traurig.. Niemand kennt ihn so, wie ich.. er kann sie alle täuschen. Mich nicht.

Ob er überhaupt depressiv ist?
Ich bin mir sicher, dass er zumindest so krank ist, dass er dringend Hilfe braucht.
Er hat sich in den letzten Jahren sehr verändert. Ist sehr spießig geworden. Sein Horizont ist winzig, er hat null Vertrauen in sich selbst.
Die Angst vor der Zukunft macht ihn klein. Er hat ständig Schmerzen im Rücken, schläft schlecht. Er ist kalt und grau. Er weint nie.
Ich konnte nie mit ihm streiten, auch wenn es um winzige Sachen ging, war danach für ihn die Beziehung quasi beendet. Er weiß nie, was er will.
Manchmal fühlt er sich selbst schizophren, sagt er. Teilweise ist er voller Hass.


Nun bin ich sehr überfordert. Ich wollte mich in der nächsten Woche bei ihm melden, aber sein pampiges Verhalten hat mich so verletzt und shockiert, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass er das überhaupt will.

WIe verhalte ich mich am besten und vorallem: Wie kann ich helfen.

Ich weiß genau, er würde ohne ärztliche Hilfe nicht mehr da raus kommen. Aber er kümmert sich nicht. ich wollte ihm sagen, dass ich gern da bin, aber ich hab auch Angst, dass ich selbst kaputt gehe. Ich wollte ihm sagen, dass er sich Hilfe suchen muss, und dass ich vorher nicht bereit bin, weiter die Verständnisvolle zu spielen. Also ich bin sehr gern für ihn da, aber ich hab das Gefühl, er braucht dringend einen Ar., dass er anfängt, sich Hilfe zu suchen.

Ich bin überfordert.. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir ein bisschen helfen könntet, wie ich mich in der Situation richtig verhalte und vielleicht gibt es ein paar Betroffene, die sich ähnlich fühlen wie er..

Danke! Das ist mir sehr wichtig.

29.07.2011 23:24 • #2


A


Hallo lilylu,

Mein Freund hat zwei Gesichter

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soulmate88
Hallo lilylu,

so wie du schreibst, würde ich nicht sagen, dass du irgendwas falsch gemacht hättest oder so. Du reichst ihm deine Hand, mehr kannst du nicht tun, er muss sie ergreifen.
Hat er selbst die Einsicht, dass er professionelle Hilfe braucht?
Ich denke schon, dass das gut für ihr wäre, da er ja scheinbar nicht so richtig mit sich selbst klarkommt. Und du musst dir darüber im Klaren sein, dass du nicht die Verantwortung für ihn hast. Du tust was du kannst, aber es gibt auch Grenzen. Er ist, trotz Beziehung oder auch nicht Beziehung, ein eigenständiger Mensch. Er muss selbst einsehen, dass es so nicht weitergeht, es geht ja irgendwie nicht voran, Stillstand. Er reagiert nicht auf deine Hilfeangebote. Solange er es nicht selbst akzeptiert, wird sich auch nicht viel ändern.
Weißt du wie er zu therapeutischer Hilfe steht? Hast du ihn schon mal gefragt?

Liebe Grüße
soulmate

30.07.2011 14:46 • #3


L
Vielen Dank, ich bin sehr froh, wenn sich jemand ein paar Gedanken dazu macht.

Ich hab öfter mit ihm darüber gesprochen, ja. Er meint selbst, dass er wohl professionelle Hilfe braucht, aber er hat nicht den Mut, es durchzuziehen.
Für ihn ist es schon ein Problem, offen zu sagen: Ich brauche Hilfe. :(
Deshalb hat er mich mal darum gebeten, Psychologen zu kontaktieren. Das verlief sich dann aber im Sand und ich dachte mir auch, dass er diesen Schritt machen muss.

Eigentlich läuft es doch auch so, dass man ersteinmal zum Hausarzt geht und sich einen Psychologen verschreiben lässt, oder?

Ich fühle mich sehr hilflos. Vor einer Woche noch, sagte er mir, er könne nicht ohne mich, aber auch nicht wirklich mit mir. Heute ist es vorbei und ich dachte, es wäre alles so friedlich. Stattdessen scheint er jetzt gegen mich zu hetzen und mich zu hassen?
Aber warum? Ich war immer fair und hab ihm nichts böses getan.
Er wollte letztendlich das Ende der Beziehung, warum wird er jetzt gemein?
Was ist los in seinem Kopf?

Ich hab auch das Gefühl, er erwartet Hass-Briefe meinerseits und dass ich sauer bin. Aber so bin ich nicht und ich werde es ihm auch nicht so einfach machen, ihm das zu geben... Auch wenn es sehr hart und verletzend ist, wie er sich verhält.

Muss es wirklich Monate oder Jahre dauern, bis er so tief gefallen ist, dass ihm nichts anderes bleibt als eine Therapie? :( Wenn er endlich anfangen würde, sich Hilfe zu suchen, wäre so ein großer Schritt getan..

30.07.2011 15:07 • #4


soulmate88
Sein Verhalten klingt etwas nach typischen Borderline-Verhaltensweisen... Was jetzt aber keinesfalls was heißen muss! Aber er scheint emotional sehr instabil zu sein, zwischen Liebe und Hass hin- und her zu pendeln. Zwischen Wollen und Nicht-Wollen...usw...

Zitat von lilylu:
Eigentlich läuft es doch auch so, dass man ersteinmal zum Hausarzt geht und sich einen Psychologen verschreiben lässt, oder?

Das ist sehr unterschiedlich. Ich habe mich meist eigenständig bei einer Institutsambulanz gemeldet, mein Problem geschildert, gesagt wie akut es ist, und so sehr schnell einen Termin bekommen. Eine Überweisung vom Hausarzt braucht man dann aber trotzdem. Wie es mit niedergelassen Psychologen ist weiß ich nicht, da war ich nicht. Habe nur mitbekommen, dass es dort seeehr lange Wartezeiten gibt.
Also die schnellste Variante ist, sich eine Klinik mit Institutsambulanz suchen, beim Hausarzt ne Überweisung holen und dann hingehen. Bei mir lief das jedenfalls immer total problemlos! Weiß nicht wie es bei anderen ist. --- Bitte berichtigen! ---

Das ist doch schon mal gut, dass er dich gebeten hat einen Psychologen zu kontaktieren. Klar hat er Angst. Aber es ist okay wenn du ihn an die Hand nimmst und ihn soweit unterstützt, wirklich irgendwo aufgenommen zu werden. Über die Türschwelle muss er dann aber alleine treten! Ar. von dir ist okay! Aber danach muss er mehr oder weniger alleine weitermachen. Du wirst dich bestimmt entlastet fühlen, weil die Verantwortung nun mehr beim Psychologen liegt. Verantwortung abgeben ist für Angehörige sehr wichtig, weil es dich sonst selbst noch kaputt machen könnte.

30.07.2011 15:37 • #5


L
Sein Verhalten klingt etwas nach typischen Borderline-Verhaltensweisen... Was jetzt aber keinesfalls was heißen muss! Aber er scheint emotional sehr instabil zu sein, zwischen Liebe und Hass hin- und her zu pendeln. Zwischen Wollen und Nicht-Wollen...usw...

ja das stimmt!! Und damit bin ich nicht mehr klar gekommen. Er war teilweise sehr hässlich, ich wusste auch nicht mehr, was ehrlich gemeint war. Teilweise hat er Sachen nur unter Druck hinter sich gebracht. Also auch Sachen in der Beziehung.

Ich denke nur, dass es jetzt zu spät ist, dass ich bei einem Arzt anrufe. Wir sind nicht mehr zusammen und ich habe das Gefühl, ich würde über seinen Kopf hin weg entscheiden.
Ich weiß jetzt überhaupt nicht, wie ich mich verhalten soll. Wie soll ich ihm klar machen, dass er sich Hilfe suchen muss und wie kann ich da helfen?

Vorallem weil er sehr verletzt scheint (obwohl er keinen Grund hat, da ich, wie gesagt, nichts böses getan hab). Ich wollte mich anfang der Woche eigentlich bei ihm melden, hab aber jetzt das Gefühl, dass er selber ankommen muss und Zeit braucht.
Bloß ohne Kontakt kein Ar.???! :/

30.07.2011 15:46 • #6


soulmate88
Dann lass ihm die Zeit! Er wird sich bestimmt melden, wenn er soweit ist. Habt ihr noch ein freundschafliches Verhältnis?
Das ist natürlich richtig, dass du nicht über seinen Kopf hinweg entscheiden sollst! Wenn dann müsstet ihr vorher darüber reden! Und wenn er alleine keinen Termin machen kann aber es für ihn okay ist, dass du es für ihn machst, dann ist es auch okay. Im Moment ist es glaub ich erstmal das beste abzuwarten. Und sich erst wieder an das Thema ranzutasten, wenn du das Gefühl hast, dass er einigermaßen offen dafür ist. Du hast ihm bestimmt schon klar gemacht, dass du für ihn da bist, wenn er dich braucht, oder? Egal wie und ob er darauf reagiert hat, er hat es wahrgenommen und wird darauf zurückkommen. Aber das braucht Zeit.

30.07.2011 16:23 • #7


L
Naja, eigentlich hatten wir abgemacht, dass wir uns nicht voreinander verstecken und normal miteinander umgehen.
Aber er sagte auch, dass er auf freundschaftlicher Ebene nicht weiter machen will, weil er zu viel empfindet.
Dass er seine Festival-Karte über facebook verkauft und mich damit bloßstellt, weil ich bis dahin dachte, wir fahren hin, und ja alle Freunde wussten, dass wir zusammen hin wollten, zeigt mir ja nur, dass er alles andere als gut zu mir steht ?!

Ich hab ihm mehrfach gesagt, ich sei da. Aber ich kann mir irgendwie kaum vorstellen, dass er es überhaupt je ernst genommen hat in letzter Zeit.. so kalt und abwesend, wie er war.

Also sollte ich mich nicht melden? Gar nicht? Ich habe Angst, dass er dann wieder denkt, er wäre mir egal...
Andererseits würde ich ihn im Moment noch einengen?
Ich weiß es nicht. Klar ist, dass er sich auch keine Hilfe suchen wird, und das ist für mich schon Zeitverschwendung.

Er fängt wohl auch wieder an, sich mit Alk. voll zu schütten.


Ich habe mich durch einige Threads gelesen und hab fast geheult, weil ich ihn überall wiederfinden konnte.
Gerade auch die Sache mit dem einengen, die beschrieben wurde. Er konnte nie sagen, wenn ihm etwas zu viel wurde.
Warum nicht? Es hätte alles so viel einfacher gemacht. Wenn er einfach gesagt hätte: Ich brauche grad mal Zeit für mich.

Stattdessen kam es so weit, dass sein Körper geschrieen hat: Mach Schluss!

Oh wo führt das alles hin..

31.07.2011 11:39 • #8


L
ich finde das so assozial.
seine freunde, seine familie. alle stellen sich gegen mich. ich werde so fertig gemacht. er trampelt auf meinen gefühlen rum.
dabei hab ich ihm doch nichts getan!? :(

womit hab ich das verdient???

31.07.2011 14:14 • #9


B
Vielleicht verbindet er mit Dir seine schlechten Gefühle, wenn er an Dich denkt, dann sind da gleichzeitig die Gedanken daran, wie zwiespältig er ist. Und somit bist Du für ihn erstmal ein rotes Tuch. Das ist gemein, ja, aber wie ich an meiner Geschichte selbst merke, wohl leider nicht ungewöhnlich. Und ich bin schon wieder geneigt, ihm das nicht übel zu nehmen.
Wie häufig seht Ihr Euch denn in harmloseren Situationen, im Freundeskreis etc?

01.08.2011 17:15 • #10


L
das denke ich auch. ja.
auch als wir uns nach einer woche pause wieder sahen, war er auch sehr verkrampft, hat mir nicht in die augen sehen können und sagte dann nach ca 100 versuchen, aus ihm raus zu quetschen, was los ist, hat er gesagt, dass er sich unwohl fühlt, sich verstellt und sich nicht freut, in meiner nähe zu sein.
später am abend war dann ja plötzlich alles in ordnung. ich schätze, dass lag daran, dass ich selbst sehr kritisch an unsere fehler ran gegangen bin und fair, direkt aber auch streng und selbstbewusst gesprochen hab. eine woche später war ich so zermürbt von der ungewissheit, was mit uns ist, dass ich sehr zittrig und weinerlich war, ich schätze, dass war sehr erdrückend.

wie war das denn bei dir, binchen?

wie verhalte ich mich also am besten?
den kontakt nur von ihm halten lassen? ich würde sehr gern nochmal mit ihm über eine therapie sprechen..
sollte ich noch warten?

ich bin so unsicher, tut mir leid. und es ist schrecklich, dass ich als seine vertrauteste person plötzlich isoliert, ignoriert und ausgeschlossen werde. ich werde wie eine aussätzige behandelt, wie dreck, als hätte ich ihn krank gemacht :(
ich will einfach, dass er die krankheit nicht akzeptiert, sondern gegen an geht. ich weiß, dass er nicht so ist. er denkt, es ist eben ein charakterzug. dabei ist es die krankheit..

01.08.2011 18:59 • #11


L
achso und wegen der frage, wie oft wir uns sehen.

wir haben uns in den letzten monaten unserer beziehung zu oft gesehen und aufeinander gehockt. hatten beide leerlauf und kamen damit nicht klar.

ich bin mir so sicher, dass es besser wird, wenn er endlich den schritt richtung therapie macht. aber ich habe den draht zu ihm verloren. wir sind nicht mehr zusammen, er lässt mich nicht an sich ran.

wenn dann schreiben wir öffentlich (fb) oberflächliches zeug, was man sich auch gleich sparen könnte. wenn überhaupt. ansonsten funkstille.

ich hab ihn schonmal verloren. ich wollte das nie wieder durchmachen. ich bin einfach nur hilflos.

01.08.2011 19:45 • #12


L
ich lese gerade das buch 'depression, helfen und sich nicht verlieren'
es hilft mir irgendwie sehr, zu verstehen, allerdings macht es mir auch ein sehr schlechtes gewissen, dass ich mich falsch verhalten hab.

letzte woche, als ich sagte, ich könne nicht mehr, ich bräuchte eine entscheidung. ich hab null darüber nachgedacht, dass er emotional vollkommen gekippt ist, dass ich ihn in seinen depressionen allein lasse, wenn ich sage, dass er gerade nur den kopf hat, sich um sich selbst und nicht um andere zu kümmern.

ich hab das gefühl, dass ich mich hab ablenken lassen durch andere. auch wenn er unfair war die woche mir gegenüber, weiß ich, dass die krankheit aus ihm spricht. ich will ihn anrufen, ein bisschen mit ihm reden, den bezug nicht verlieren...

02.08.2011 09:21 • #13


B
Zitat von lilylu:
ich könne nicht mehr, ich bräuchte eine entscheidung. ich hab null darüber nachgedacht, dass er emotional vollkommen gekippt ist, dass ich ihn in seinen depressionen allein lasse, wenn ich sage, dass er gerade nur den kopf hat, sich um sich selbst und nicht um andere zu kümmern.


Soweit ich das alles verstanden habe: Entscheidungen zu verlangen, ist in der Tat problematisch, weil er nicht klar denken kann wegen seiner Probleme. Dass er gerade nur einen Kopf für sich selbst hat, finde ich grundsätzlich nicht schlimm zu sagen, weil das ja Teil seines Problems ist.

Zitat von lilylu:
ich hab das gefühl, dass ich mich hab ablenken lassen durch andere. auch wenn er unfair war die woche mir gegenüber, weiß ich, dass die krankheit aus ihm spricht. ich will ihn anrufen, ein bisschen mit ihm reden, den bezug nicht verlieren...


Wie meinst Du das mit dem Ablenken? Dass Dich andere zu einer falschen Denkweise über ihn gebracht haben oder dass Du meinst, Dich nicht genug gekümmert zu haben? Würde er denn auf ein Telefonat / Gespräch eingehen?

02.08.2011 11:03 • #14


L
letzte woche hatte ich nur noch überhaupt kein empfinden dafür, dass seine depressionen wieder gekommen sind.
ich hab nur gesehen, dass es mir selbst sehr schlecht ging mit der situation. nicht zu wissen, was wir sind..

inzwischen hab ich das gefühl, er denkt ich hätte ihn aufgegeben. was ich aber nicht tue.

ja mit ablenken meine ich, dass meine familie und meine freunde mich nur in gewisser weise verstehen. aber dass sie meine angehörigen sind so zu sagen, macht sie auch gleichzeitig wütend und sie nehmen eine anti haltung ein. ich hab aber gemerkt, dass das nicht so einfach geht. es ist die krankheit, die ihn anders werden lässt, er selbst ist ja nicht schei., weil er eben so ist.

ich hab ihm eine sms gecshrieben, dass ich ihm einen schönen tag wünsche.
er hat sogar geantwortet. gut oder schlecht?
nicht dass er wieder denkt, er MUSS antworten.

und dann erinner ich mich immer an letzte woche 'ich brauche dich. mein leben ist nicht besser ohne dich'

und ich denke mir: ja verdammt! ich bin hier, ich gehe nicht, gib mir ein zeichen, wie ich dir helfen kann!! ;(

02.08.2011 11:59 • #15


L
er erzählt den leuten genau das gleiche, wie bei der letzten trennung.
ich hätte ihn eingeengt, man hätte sich nicht mehr verstanden und so weiter.
das ist so ungerecht..

außerdem geht er wohl sehr spät ins bett und kriegt null auf die reihe.

03.08.2011 10:15 • #16


B
Hallo lilylu,
heute habe ich mich aufgerafft ein Forum für Angehörige zu suchen und da finde ich deinen Beitrag. Ich habe Tränen in meinen Augen, weil ich da meinen Freund und mich sehe. Ich weiß nur, das kann so nicht weiter gehen. Ich bin total am Ende. Kann kaum noch schlafen, habe meinen Elan fast verloren, möchte mich auf den Grund des Sees vor meiner Haustüre versenken.

Bei mir sind es nicht drei Jahre, sondern nur 1,5 !

Trotzdem habe ich selten in meinem Leben einen so liebevollen und vorsichtigen (im Umgang mit mir, wenn's gut läuft) Mann getroffen. Er hat immer davon gesprochen, daß er wahrscheinlich etwas Probleme mit dem Liebe machen hat, wegen Depri, Medis, etc. und dann war er der, der total verblüfft war/ist, wie sehr sein Begehren mir gegenüber Ihn frei macht.

Und bei Allem gibt es die Verletzungen, die Trennungen, den teilweisen Auszug aus unserer gemeinsamen Wohnung. Sein permanentes schlechtes Gewissen, nicht gut genug für mich zu sein. Er spricht von Beziehungsunfähigkeit, keine Frau glücklich machen zu können. Von der Angst getrieben, seinen Kindern kein guter Vater zu sein, nur weil er sich aus einer nicht wohlwollenden Beziehung getrennt hat.

Seine Noch-Frau und sein ganzes privates Umfeld kennt seine Erkrankung und nutzen permanent seine Zustandsbefindlichkeit aus. Hauptsache der Typ ist irgendwie zu Hause, damit die Nachbarn etc. - damit halt alles stimmt ! Hauptsache das Haus ist sicher, alles wird gezahlt und keine Ansprüche werden gestellt. Er selber hat erzählt, daß er weiß, nur geheiratet worden zu sein, als er Karriere gemacht hat. Vorher war da nix. da wurde sogar Butter und Wasser je hälftig aufgeteilt, obwohl er da total wenig Kohle hatte. Da ging es ihm noch gut. Die Depression kam später, ca. vor 7 Jahren. Seine Frau ist es gewohnt Geld auszugeben von dem andere Familien (!!!) leben müssen - wohlgemerkt nur für sich !

Klar - so jemanden verliert man nicht gerne, gelle. Das ist bei uns noch ein weiteres Problem. Und alle Schuldzuweisungen, gehen ausschliesslich über die Kinder von ihr aus.

Ihm darf es einfach nicht gut gehen. Hauptsache er nimmt seine Pillen und macht alles was sie will. Er wollte sich sein Traumauto kaufen und da war wohl ihr Kommentar, daß er dann gleich die Scheidungspapiere unterschrieben mitbringen kann. Sie selber fährt ein eigenes Auto (hat er ihr gekauft !) .

Ich komme mir vor, als ob ich ständig nur Schadenbegrenzung mache und selber bleibe ich auf der Strecke. Wer streichelt meine Seele ?

Hab ich das verdient. Was hilft mir das, wenn ich DIE FRAU seines Lebens bin. Die Liebevollste und Warmherzigste Frau, die er je getroffen hat.

In letzter Zeit habe ich sogar an Suizid gedacht, weil ich kein Land mehr gesehen habe. Nur am Rudern. Am Ende. Jetzt brauche ich Hilfe aus dieser Spirale.

Ja, das mit den zwei Gesichtern ist tatsächlich Realität. Und wie !

07.08.2011 13:02 • #17


J
Hallo lilylu, hallo blume888,

ich raff mich auf und schreib' von der Anderen Seite. Beide Beschreibungen enthalten Teile von mir. Insbesondere die Schilderung von Dir, blume888, schildert eine mir sehr bekannte Lebensphase.

Als ich merkte es geht mir nicht mehr gut, ich schlafe nicht, ich habe keine Konzentraion mehr, keine Lust, hatte ich einen Wunsch: ehrliches Mitgefühl, auch einmal Sorge zu spüren, in den Arm genommen zu werden. Mit mir kam ich schon lange nicht mehr klar. Zu viele Ziele, zu hohe Ansprüche und alles bewerten.

Heute nun ahne ich - es gibt einen anderen Weg. Den alleine zu gehen ist weitaus schwerer als mit einem Partner. Ich brauche vor allem Zeit, oft auch Ruhe, Stille, um manches zu erkennen. Es sind immer kleine Schritte, die Erfolg verheißen. Wenn früher mein Wunsch, wie oben beschrieben, darin bestand Mitgefühl zu erhalten, ahne ich heute, das alleine hätte nicht gereicht und nicht geholfen.

Ich darf mich selbst gerne haben, ich darf stolz auf mich sein. Ich darf mich über kleinsten Dinge freuen, die ich gemacht habe. Ich darf mir gutes tun. Und ist es nur einfach ein Bad zu geniessen, zu laufen oder zu lesen - weil ich es mag. Und es darf mir egal sein, ob meine bisherige Welt damit klar kommt. Das bin ich! Wenn ich diese kleinen Dinge wahrnehme, ein Lächeln und von meinen Ansprüchen runter gehe, mein Selbst nicht mehr am Außen messe, dann geht es mir besser.

Diesen Sprung zu schaffen, dazu bedarf es Geduld, der Betroffene muss mitmachen, und ich glaube externe Hilfe ist wichtig, damit Partnerschaften nicht überfordert werden.

LG Jadel

07.08.2011 14:58 • #18


L
danke euch.

ich bin zur zeit sehr verwirrt und habe mal wieder das gefühl, mir die depressionen komplett einzubilden. als sei ich selbst krank.

nach aussen scheint es ihm besser zu gehen, als je zuvor. er sprüht quasi vor lebensfreude. so bekomme ich es jedenfalls mit. gesehen hab ich ihn seit der trennung nicht mehr.

gestern hab ich mit ihm sms hin und her geschrieben. mit belanglosem zeug. um 5 uhr nachts hab ich längst geschlafen, als er mir einfach nur einen smiley schickte. ich bin sehr sehr durcheinander, natürlich auch irgendwie wahnsinnig verletzlich.

eigentlich wollte ich ihm einen brief schreiben, aber ich denke, die idee ist vielleicht doch nicht so toll.
vielleicht hilft einfach nur abzuschließen. es macht mich so traurig, nicht mehr teil seines lebens zu sein.

07.08.2011 20:13 • #19


L
heute gab es schon wieder belangloses hin und hergeschreibe.
bei mir ist es gerade extrem eng zwischen aufopfern und unabhänig einfach da sein wollen.
es ist sehr hart, er verletzt mich ja immer wieder in seiner art. auch dass er so wahninnig macho-artig drauf ist im moment.ich hab angst, mich selbst zu verlieren und mir zu sehr seinen kopf zu zerbrechen. das will ich nicht.

09.08.2011 00:14 • #20


B
Hallo lilylu, Hallo Jadel !

Besonders Dir, Jadel, Danke. Mir ist ein Einatmen möglich gewesen. Es gibt so viele Zwänge. So unglaublich viel Machtgelüste. Manchmal wird mir da ganz bange. Schlimm genug an Depression erkrankt zu sein. Wenn dann auch noch das Umfeld in Supermarktmanier versucht sich zu bedienen, dann wird das eng.

Ich habe auf jeden Fall mal die Initiative ergriffen und mich auf die Suche nach Selbsthilfegruppen für Angehörige gemacht. Das ist gar nicht so einfach.
Schön wäre natürlich etwas in der Nähe zu finden. Ich bin berufstätig und kann eine längere Anfahrt gar nicht wirklich realisieren. Mal sehen was sich da jetzt so findet.
Vielleicht muß auch eine neue Gruppe gegründet werden, hm.

Nicht den Kopf, d.h. den Überblick zu verlieren, ist im Moment Priorität für mich.

Auf jeden Fall wünsche ich uns für den Tag gutes Durchhalten. Ich weiß nicht, wie das bei Euch ist, aber mein Magen fährt Karussell und mein Herz ist ein klopfender Riesenfels.

Ich grüße Euch
blume888

09.08.2011 12:16 • #21


B
Hallo lilylu,

....er ist weg. Wieder mal. Vor 1,5 Wochen gekommen, weil er es ohne mich nicht aushält und jetzt in den Zwang geriet, nicht genügend Zeit für die Kinder haben zu können. Schlechtes Gewissen. Seine Ex (noch Frau) weiß wirklich an welchen Stellen er zu kriegen ist. Ihrer Meinung nach müssen sie als Eltern eine Einheit bilden und die komplette Freizeit und Wochenenden GEMEINSAM mit den Kindern verbringen.

Da bleibt kein Freiraum für Ihn und auch für Uns. Mit diesem Spiel ist seine Ex quasi im Spiel. Sie hofft, daß die Andere Frau dann endlich aufgibt und abhaut.

Die letzten Tage ist er abends zu uns nach Hause gekommen, völlig glücklich, hat schon an der Tür gerufen Hallo Süße, ich bin da. Oh, das tut so gut dich zu sehen.
Hat mich umarmt etc.

Jetzt kam gestern eine sms, daß er sich endgültig zurückzieht, weil er mir nur den Geliebtenstatus geben kann. Ich soll ihn nicht mehr kontaktieren (wir haben eine gemeinsame Wohnung !) und wir müssen endlich versuchen voneinander loszukommen.

Ich bin für ihn seine große Liebe, die zärtlichste und liebevollste Frau, die er je kennen gelernt hat.

Jetzt bin ich im Loch. Muss nach mir schauen. Irgendwie.

:(((

blume888

12.08.2011 09:59 • #22


L
hey,

mein ex war die letzte woche wieder einfach nur verletzend.

hat am tag meines geburtstages sein kommen abgesagt, per freundin mein geschenk abgeben lassen und es kam nur eine sms mit: 'alles gute'

er hat angeblich gesagt, er wolle mir den abend nicht vermiesen.

er ist sehr sehr sehr sehr sehr sehr feige. und ich mach das nicht weiter mit. er tut mir nur weh und unser versprechen, normal mit mir umzugehen hat er sofort gebrochen. was soll ich denn noch tun?

ich werd mich nicht aufopfern. egal ob er krank ist oder nicht, das ist keine entschuldigung.

du solltest das auch nicht mit dir machen lassen..

15.08.2011 02:20 • #23


F
Hallo lilylu und alle Anderen!!!!
Ich kann gut nachempfinden, wie schwer diese Verletzungen sind, ohne Grund und so böse...
Auch ich habe Angst zu zerbrechen, selbst krank zu werden und daß mein Mitleid und die Liebe nur ausgenutzt werden..
Mein Mann und ich sind fast 2. Jahre verheiratet, er hat eine Persönlichkeitsstörung - da ist er der zärtliche, liebevolle Ehemann und dann ein Mann, der voller Hass und Rache ist...dieses wechselhafte
macht mich so kaputt...wir leben jetzt getrennt, weil ich es nicht mehr ertragen kann, und schon gar nicht die Kinder( es sind meine Kinder)...ich weiß auch nicht ,wie es weiter gehen soll....

12.12.2011 13:44 • #24


A


Hallo lilylu,

x 4#25


S
Hallo Frauenwunder,

auch hier ist der Thread schon etwas älter. Uns würde schon deine Geschichte sehr interessieren. Vllt. schreibst du sie mal gesondert auf.

Danke.

Serafina

12.12.2011 15:24 • #25

Pfeil rechts




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