Snoopy
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Um meine Situation zu verstehen wird es wohl am Besten sein mal bei Adam und Eva anzufangen.
Nach einer 4-jährigen Beziehung habe ich mich im Juni 2013 von meinem damaligen Freund getrennt. Die Anfangszeit war sehr schön und harmonisch, wir sind schnell zusammen gezogen (in die Dachwohnung meines Elternhauses) und er hat einen Job in der Umgebung gefunden. Als er dieses verlor ging er zurück in seine alte Heimat (300km Distanz) und hatte dort schnell einen neuen Job. Die Distanz tat uns aber nicht gut. Also hat er in der Zwischenzeit nach einem Job in meiner Nähe gesucht, als er ein gutes Angebot hatte kam er zurück und wir wohnten wieder zusammen. Leider stellte sich heraus dass er zwar in seinem Berufsfeld aufblühte aber immer weniger Zeit für mich hatte. Wahrscheinlich waren das schon die ersten Anzeichen für seine Depression. Er hat sich immer mehr in seinem Arbeitszimmer vergraben, es gab Probleme auf der Arbeit und es kam zu einem weiteren Wechsel. Die Ansprüche waren höher, mehr Druck, mehr Stress. Alles nahm seinen Lauf. Er war seitdem in psychischer Behandlung, bekam Tabletten. Ging aber nicht regelmäßig zu seinen Terminen weil er dachte er braucht das nicht. Ich konnte damals noch nicht damit umgehen, er hat sich immer mehr zurück gezogen, ich habe mich immer mehr überflüssig gefühlt, mich ebenfalls von ihm zurück gezogen.
Anfang April 2013 erlitt mein Opa einen Herzinfarkt. Krankenhaus, ITS, OPs, Rheha, das volle Programm. Ich hätte ein wenig Unterstützung gebraucht. Jemand an meiner Seite der für mich da ist, mich auffängt und mich unterstützt. Ich habe mir 2 Wochen frei genommen, Oma so gut es ging unterstützt, ihr viel abgenommen. Als ich wieder arbeiten war habe ich in der Firma einen ehemaligen Kollegen getroffen. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen, sind ins Gespräch gekommen. Er hat mir angesehen dass es mir nicht gut geht. Und ich hatte endlich das Gefühl es ist jemand da der mich versteht, auffängt und für mich da ist. Wir haben uns oft getroffen nach der Arbeit oder in den Pausen und viel geredet. Langsam kamen wir uns näher, eine kleine Affäre. Es tat mir gut. Aber das schlechte Gewissen plagte mich doch ein wenig, also habe ich das ganze nach 6 Wochen beendet. Aber an meiner Beziehung hat es nicht viel geändert, meinem damaligen Freund habe ich nichts davon gesagt. Ich hatte Angst mich von ihm zu trennen, wusste nicht wie es werden sollte und hatte auch irgendwie das Gefühl ich darf mich nicht trennen, es geht ihm ja eh schon so schlecht. Aber nach Wohnungen habe ich doch schon geschaut, durchgerechnet ob ich mir das leisten kann. Das war Mitte Mai 2013.
Anfang Mai 2013 bekamen wir einen neuen Kollegen in unsere Abteilung. Anfangs hatten wir nicht viel miteinander zu tun. Einige Zeit später kamen wir ins Gespräch, er hat mich um Rat gefragt. Er ist seiner damaligen Exfreundin über den Weg gelaufen und hatte sich wohl Gedanken darüber gemacht sich wieder mit ihr einzulassen. Er hat mir ein wenig von ihr und ihrem Lebensstil erzählt und meinen Rat dazu erhalten. Ich habe ihm abgeraten. Sie war sehr offen was ihr S. und die Beziehung angeht und er wollte eine feste Beziehung und sie nicht mit anderen Männern teilen wollen. Also hat er von mir den Rat bekommen, lass es sein, sie wird sich nicht ändern. Meine Wortwahl fand ich damals sehr hart, deshalb habe ich ihm kurze Zeit später auf Facebook geschrieben und mich dafür entschuldigt. Von seiner Vorgeschichte und Krankheit wusste ich damals noch nichts. Also bin ich vollkommen unvoreingenommen auf ihn zugegangen. Es tat uns beiden gut und über unser Liebesleben und Beziehungen auszutauschen. Ich habe ihn auf meine aktuelle Beziehung angesprochen und er hat mir den Rat gegeben, reden und eine Lösung finden. Wir haben abends oft geskypte. Mit meiner Beziehung hatte ich eigentlich schon abgeschlossen nur noch nicht den Mut gefunden es meinem Exfreund zu sagen. Also habe ich mir gedacht stelle ich ihn vor vollendete Tatsachen und mache es mir damit auch leichter. Die Kraft ihn aus der Wohnung und meinem Elternhaus zu werfen hatte ich nicht, aber die Kraft und den Willen von zuhause auszuziehen. Also habe ich mir eine Wohnung gesucht, auch näher an der Arbeit.
Das war Anfang Juli 2013. Und innerhalb von 2 Wochen hatte ich eine passende kleine Wohnung und konnte zum 01.08.13 einziehen. Zwischen meinem Kollegen und mir hat es immer mehr geknistert, wir haben sehr oft zusammen gearbeitet und es hat sehr gut harmoniert, wir haben uns gut verstanden. Aber beide haben wir versucht die Gefühle im Keim zu ersticken, weil wir Kollegen sind und beide getreu dem Motto Never *beep* the company keine Beziehung wollten. Auch nicht weil er noch nicht bereit war für eine Beziehung und ich noch in einer steckte bzw mich getrennt habe. Jedenfalls habe ich mich mich Anfang Juli 2013 getrennt und meine Familie vor vollendete Tatsachen gestellt Ich ziehe aus, ich habe zum 01.08. eine Wohnung und ich habe mich getrennt Der Schock war groß, mehr über den Auszug als über die Trennung. Da ich die Wohnungsschlüssel schon einige Tage vorher bekam habe ich die Nächte dort schon verbracht, auch weil ich von meinem Exfreund weg wollte. Da mein Kollege um die Ecke wohnt kam er aus Neugier vorbei um zu sehen wo ich denn jetzt gelandet bin. Ganz stolz habe ich ihm meine neue Wohnung gezeigt.
Entgegen allen Vorsätzen und der Vernunft haben wir uns geküsst und sind seit dem zusammen. (7 Monate) Vor den Kollegen konnten wir es bis jetzt ganz gut geheim halten und die die es wissen freuen sich für uns und geben ihr bestes dass es weiterhin geheim bleibt.
Soweit zu meiner Vorgeschichte.
Mein Freund hat mir nach einigen Treffen erzählt dass er in psychischer Behandlung ist. Und dass er seine Tabletten (Fluoxetin) abgesetzt hat da es ihm im Moment sehr gut geht und er das Gefühl hat ich reiche ihm vollkommen aus und er braucht seine Tabletten nicht mehr. (Bis dahin wusste ich nur dass er in Kairo einen Zusammenbruch hatte, seitdem zurück in Deutschland war und seit ein paar Monaten in unserer Abteilung seine Wiedereingliedung hatte) Stück für Stück hat er mir seine Geschichte erzählt. Er war einige Jahre im Ausland stationiert, meist in Krisenländern (Afrika, Iran, Teheran, ... zuletzt in Kairo).
Er hat viel für die Firma in Kauf genommen und selbst viel zurück gesteckt. Die Quittung dafür hat er erhalten. Ein Zusammenbruch während der Arbeit. Komplettes Blackout. Klinikaufenthalt Anfang des Jahres 2013, Therapie seit dem, Behandlung, Tabletten. Seit Mai 2013 durfte er wieder Arbeiten.
Leider haben sich auf der Arbeit ein paar Probleme ergeben. Durch eine eingeschränkte Berechtigung kann er nicht in vollem Umfang arbeiten wie er gerne möchte und auch kann. Er ist immer auf Kollegen angewiesen. Das stört ihn sehr. Auch wenn er sich immer auf uns verlassen kann, nagt es trotzdem sehr an seinem Selbstbewusstsein.
Nachdem es auf der Arbeit zu einem Dejavu kam nimmt er wieder Tabletten (nach Rücksprache mit seinem Doc). Und auf der Arbeit ist es ein stetiges Auf und Ab. Ebenso wie mit seiner Depression. In letzter Zeit ist er wieder häufiger deshalb krank geschrieben, nach 2 kleineren Zusammenbrüchen nach Hause geschickt worden. Unregelmäßig beim Psychologen, seine Tabletten vergisst er oft. Wenn ich ihn daran erinnere reagiert er oft genervt darauf. Und in unserer Beziehung spiegelt sich das Auf und Ab ebenso wieder. Mal haben wir sehr schöne Tage, unternehmen viel, lachen viel. Und dann hat er wieder ein Tief und ich stehe ratlos daneben und habe das Gefühl ich mache alles falsch.
Alles was ich sage legt er auf die Goldwaage, versucht es zu bewerten, meist negativ. Jeden Blick wertet er als Kritik. Die ersten 4 Monate haben so gut geklappt. Wir hatten beide das Gefühl er ist wieder voll im Leben angekommen. Er hat sogar seine Baupläne in die Tat umgesetzt, mit mir gemeinsam. Mich komplett in die Planung mit eingebunden. Ich stand ihm zur Seite bei allen Behördengängen. Unterstütze ihn so gut ich kann. Oft bedankt er sich für meine Unterstützung und dass ich für ihn da bin.
Aber dann braucht er auch wieder seine Auszeiten. Ist viel alleine im Wald, stundenlang und meist geht es ihm besser danach.
Ich bin wirklich froh dass unser Weg sich gekreuzt hat, mein Schatz steht mir auch viel zur Seite und gibt mir viel Kraft. Ich stehe vor einem Firmenwechsel bei dem er mir mit viel Geduld und Kraft zur Seite steht und mich unterstützt. Trotz vielen Tiefs finden wir immer wieder einen Weg und raufen uns zusammen.
Wow, vor 2 Stunden habe ich total aufgelöst angefangen zu schreiben, mittlerweile geht es mir schon viel besser.
Auch wenn ich immer noch nicht weiß was ich nun in Zukunft ändern kann um ihn besser zu unterstützen und auch ihn besser zu verstehen.
Mache ich denn so viel falsch?
Verletzte ich ihn so oft mit meinen Aussagen und meinen Blicken?
Vielleicht weiß ja jemand einen Rat. Ist oder war in einer ähnlichen Situation. Oder findet einfach nur ein paar schöne Worte.
Danke schonmal (auch fürs lesen meines doch sehr lang gewordenen Textes)
Snoopy
Zu meiner weiteren Geschichte, mein Ex ist Ende 2013 (nachdem ihn meine Mama rausgeschmissen hat) endlich ausgezogen (ich habe damit abgeschlossen auch wenn von ihm noch oft Nachrichten kommen, die ich gekonnt ignoriere, es wird weniger und sicher hört es irgendwann auf, schließlich hat er seit einigen Monaten auch eine neue Freudin) und ich komme auch wieder gern nach Hause. Oma und Opa kommen langsam damit zurecht dass ich nicht mehr regelmäßig da bin und freuen sich um so mehr wenn ich mal vorbei schaue und meine Mama sagt du wirst langsam erwachsen