Mein Freund ist depressiv - wie soll ich mich verhalten?

Snoopy
Hallo. Auf der Suche nach einem guten Rat (oder ein wenig Unterstützung) bin ich hier im Forum gelandet. Ein Rat für meine Beziehung, den (besten) Umgang mit meinem Partner und seiner Depression und eine Erklärung.

Um meine Situation zu verstehen wird es wohl am Besten sein mal bei Adam und Eva anzufangen.

Nach einer 4-jährigen Beziehung habe ich mich im Juni 2013 von meinem damaligen Freund getrennt. Die Anfangszeit war sehr schön und harmonisch, wir sind schnell zusammen gezogen (in die Dachwohnung meines Elternhauses) und er hat einen Job in der Umgebung gefunden. Als er dieses verlor ging er zurück in seine alte Heimat (300km Distanz) und hatte dort schnell einen neuen Job. Die Distanz tat uns aber nicht gut. Also hat er in der Zwischenzeit nach einem Job in meiner Nähe gesucht, als er ein gutes Angebot hatte kam er zurück und wir wohnten wieder zusammen. Leider stellte sich heraus dass er zwar in seinem Berufsfeld aufblühte aber immer weniger Zeit für mich hatte. Wahrscheinlich waren das schon die ersten Anzeichen für seine Depression. Er hat sich immer mehr in seinem Arbeitszimmer vergraben, es gab Probleme auf der Arbeit und es kam zu einem weiteren Wechsel. Die Ansprüche waren höher, mehr Druck, mehr Stress. Alles nahm seinen Lauf. Er war seitdem in psychischer Behandlung, bekam Tabletten. Ging aber nicht regelmäßig zu seinen Terminen weil er dachte er braucht das nicht. Ich konnte damals noch nicht damit umgehen, er hat sich immer mehr zurück gezogen, ich habe mich immer mehr überflüssig gefühlt, mich ebenfalls von ihm zurück gezogen.
Anfang April 2013 erlitt mein Opa einen Herzinfarkt. Krankenhaus, ITS, OPs, Rheha, das volle Programm. Ich hätte ein wenig Unterstützung gebraucht. Jemand an meiner Seite der für mich da ist, mich auffängt und mich unterstützt. Ich habe mir 2 Wochen frei genommen, Oma so gut es ging unterstützt, ihr viel abgenommen. Als ich wieder arbeiten war habe ich in der Firma einen ehemaligen Kollegen getroffen. Wir haben uns eine Weile nicht gesehen, sind ins Gespräch gekommen. Er hat mir angesehen dass es mir nicht gut geht. Und ich hatte endlich das Gefühl es ist jemand da der mich versteht, auffängt und für mich da ist. Wir haben uns oft getroffen nach der Arbeit oder in den Pausen und viel geredet. Langsam kamen wir uns näher, eine kleine Affäre. Es tat mir gut. Aber das schlechte Gewissen plagte mich doch ein wenig, also habe ich das ganze nach 6 Wochen beendet. Aber an meiner Beziehung hat es nicht viel geändert, meinem damaligen Freund habe ich nichts davon gesagt. Ich hatte Angst mich von ihm zu trennen, wusste nicht wie es werden sollte und hatte auch irgendwie das Gefühl ich darf mich nicht trennen, es geht ihm ja eh schon so schlecht. Aber nach Wohnungen habe ich doch schon geschaut, durchgerechnet ob ich mir das leisten kann. Das war Mitte Mai 2013.
Anfang Mai 2013 bekamen wir einen neuen Kollegen in unsere Abteilung. Anfangs hatten wir nicht viel miteinander zu tun. Einige Zeit später kamen wir ins Gespräch, er hat mich um Rat gefragt. Er ist seiner damaligen Exfreundin über den Weg gelaufen und hatte sich wohl Gedanken darüber gemacht sich wieder mit ihr einzulassen. Er hat mir ein wenig von ihr und ihrem Lebensstil erzählt und meinen Rat dazu erhalten. Ich habe ihm abgeraten. Sie war sehr offen was ihr S. und die Beziehung angeht und er wollte eine feste Beziehung und sie nicht mit anderen Männern teilen wollen. Also hat er von mir den Rat bekommen, lass es sein, sie wird sich nicht ändern. Meine Wortwahl fand ich damals sehr hart, deshalb habe ich ihm kurze Zeit später auf Facebook geschrieben und mich dafür entschuldigt. Von seiner Vorgeschichte und Krankheit wusste ich damals noch nichts. Also bin ich vollkommen unvoreingenommen auf ihn zugegangen. Es tat uns beiden gut und über unser Liebesleben und Beziehungen auszutauschen. Ich habe ihn auf meine aktuelle Beziehung angesprochen und er hat mir den Rat gegeben, reden und eine Lösung finden. Wir haben abends oft geskypte. Mit meiner Beziehung hatte ich eigentlich schon abgeschlossen nur noch nicht den Mut gefunden es meinem Exfreund zu sagen. Also habe ich mir gedacht stelle ich ihn vor vollendete Tatsachen und mache es mir damit auch leichter. Die Kraft ihn aus der Wohnung und meinem Elternhaus zu werfen hatte ich nicht, aber die Kraft und den Willen von zuhause auszuziehen. Also habe ich mir eine Wohnung gesucht, auch näher an der Arbeit.
Das war Anfang Juli 2013. Und innerhalb von 2 Wochen hatte ich eine passende kleine Wohnung und konnte zum 01.08.13 einziehen. Zwischen meinem Kollegen und mir hat es immer mehr geknistert, wir haben sehr oft zusammen gearbeitet und es hat sehr gut harmoniert, wir haben uns gut verstanden. Aber beide haben wir versucht die Gefühle im Keim zu ersticken, weil wir Kollegen sind und beide getreu dem Motto Never *beep* the company keine Beziehung wollten. Auch nicht weil er noch nicht bereit war für eine Beziehung und ich noch in einer steckte bzw mich getrennt habe. Jedenfalls habe ich mich mich Anfang Juli 2013 getrennt und meine Familie vor vollendete Tatsachen gestellt Ich ziehe aus, ich habe zum 01.08. eine Wohnung und ich habe mich getrennt Der Schock war groß, mehr über den Auszug als über die Trennung. Da ich die Wohnungsschlüssel schon einige Tage vorher bekam habe ich die Nächte dort schon verbracht, auch weil ich von meinem Exfreund weg wollte. Da mein Kollege um die Ecke wohnt kam er aus Neugier vorbei um zu sehen wo ich denn jetzt gelandet bin. Ganz stolz habe ich ihm meine neue Wohnung gezeigt.
Entgegen allen Vorsätzen und der Vernunft haben wir uns geküsst und sind seit dem zusammen. (7 Monate) Vor den Kollegen konnten wir es bis jetzt ganz gut geheim halten und die die es wissen freuen sich für uns und geben ihr bestes dass es weiterhin geheim bleibt.

Soweit zu meiner Vorgeschichte.
Mein Freund hat mir nach einigen Treffen erzählt dass er in psychischer Behandlung ist. Und dass er seine Tabletten (Fluoxetin) abgesetzt hat da es ihm im Moment sehr gut geht und er das Gefühl hat ich reiche ihm vollkommen aus und er braucht seine Tabletten nicht mehr. (Bis dahin wusste ich nur dass er in Kairo einen Zusammenbruch hatte, seitdem zurück in Deutschland war und seit ein paar Monaten in unserer Abteilung seine Wiedereingliedung hatte) Stück für Stück hat er mir seine Geschichte erzählt. Er war einige Jahre im Ausland stationiert, meist in Krisenländern (Afrika, Iran, Teheran, ... zuletzt in Kairo).
Er hat viel für die Firma in Kauf genommen und selbst viel zurück gesteckt. Die Quittung dafür hat er erhalten. Ein Zusammenbruch während der Arbeit. Komplettes Blackout. Klinikaufenthalt Anfang des Jahres 2013, Therapie seit dem, Behandlung, Tabletten. Seit Mai 2013 durfte er wieder Arbeiten.
Leider haben sich auf der Arbeit ein paar Probleme ergeben. Durch eine eingeschränkte Berechtigung kann er nicht in vollem Umfang arbeiten wie er gerne möchte und auch kann. Er ist immer auf Kollegen angewiesen. Das stört ihn sehr. Auch wenn er sich immer auf uns verlassen kann, nagt es trotzdem sehr an seinem Selbstbewusstsein.
Nachdem es auf der Arbeit zu einem Dejavu kam nimmt er wieder Tabletten (nach Rücksprache mit seinem Doc). Und auf der Arbeit ist es ein stetiges Auf und Ab. Ebenso wie mit seiner Depression. In letzter Zeit ist er wieder häufiger deshalb krank geschrieben, nach 2 kleineren Zusammenbrüchen nach Hause geschickt worden. Unregelmäßig beim Psychologen, seine Tabletten vergisst er oft. Wenn ich ihn daran erinnere reagiert er oft genervt darauf. Und in unserer Beziehung spiegelt sich das Auf und Ab ebenso wieder. Mal haben wir sehr schöne Tage, unternehmen viel, lachen viel. Und dann hat er wieder ein Tief und ich stehe ratlos daneben und habe das Gefühl ich mache alles falsch.
Alles was ich sage legt er auf die Goldwaage, versucht es zu bewerten, meist negativ. Jeden Blick wertet er als Kritik. Die ersten 4 Monate haben so gut geklappt. Wir hatten beide das Gefühl er ist wieder voll im Leben angekommen. Er hat sogar seine Baupläne in die Tat umgesetzt, mit mir gemeinsam. Mich komplett in die Planung mit eingebunden. Ich stand ihm zur Seite bei allen Behördengängen. Unterstütze ihn so gut ich kann. Oft bedankt er sich für meine Unterstützung und dass ich für ihn da bin.
Aber dann braucht er auch wieder seine Auszeiten. Ist viel alleine im Wald, stundenlang und meist geht es ihm besser danach.
Ich bin wirklich froh dass unser Weg sich gekreuzt hat, mein Schatz steht mir auch viel zur Seite und gibt mir viel Kraft. Ich stehe vor einem Firmenwechsel bei dem er mir mit viel Geduld und Kraft zur Seite steht und mich unterstützt. Trotz vielen Tiefs finden wir immer wieder einen Weg und raufen uns zusammen.

Wow, vor 2 Stunden habe ich total aufgelöst angefangen zu schreiben, mittlerweile geht es mir schon viel besser.
Auch wenn ich immer noch nicht weiß was ich nun in Zukunft ändern kann um ihn besser zu unterstützen und auch ihn besser zu verstehen.
Mache ich denn so viel falsch?
Verletzte ich ihn so oft mit meinen Aussagen und meinen Blicken?

Vielleicht weiß ja jemand einen Rat. Ist oder war in einer ähnlichen Situation. Oder findet einfach nur ein paar schöne Worte.

Danke schonmal (auch fürs lesen meines doch sehr lang gewordenen Textes)
Snoopy

Zu meiner weiteren Geschichte, mein Ex ist Ende 2013 (nachdem ihn meine Mama rausgeschmissen hat) endlich ausgezogen (ich habe damit abgeschlossen auch wenn von ihm noch oft Nachrichten kommen, die ich gekonnt ignoriere, es wird weniger und sicher hört es irgendwann auf, schließlich hat er seit einigen Monaten auch eine neue Freudin) und ich komme auch wieder gern nach Hause. Oma und Opa kommen langsam damit zurecht dass ich nicht mehr regelmäßig da bin und freuen sich um so mehr wenn ich mal vorbei schaue und meine Mama sagt du wirst langsam erwachsen

11.03.2014 11:55 • #1


achtsamkeit
Hallo Snoopy,
ob du etwas falsch machst oder gemacht hast kann ich nicht beurteilen.
Jedenfalls scheint mir dein Freund gefühlsmäßig stark Achterbahn zu fahren. Was ich für problematisch halte ist, dass er mal eben die Tabletten absetzt weil es ihm scheinbar gut geht und dann nimmt er sie wieder. Deshalb wird es wohl schwer sein, dass er in ein stabiles Gleischgewicht kommt.
Du kannst nicht für ihn alles regeln, er muss selbst Verantwortung für sich unetrnehmen bezgl. seiner Gesundheit. Unterstützen ja und beistehen, aber du hast auch deinem Körper und deiner Seele gegenüber eine Pflicht. Wenn es dir evtl. dann immer schlechter geht ist letztlich keinen von euch geholfen.

LG Achtsamkeit

11.03.2014 17:14 • #2


A


Hallo Snoopy,

Mein Freund ist depressiv - wie soll ich mich verhalten?

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Snoopy
Seit einigen Wochen geht es ihm von Tag zu Tag ehr schlechter. Vieles liegt an der Arbeitssituation. Nachdem er letzte Woche krank geschrieben war und heute wieder arbeiten war gab es ein Gespräch mit dem Vorgesetzten. Bei dem jetzt in Frage gestellt wird ob er seinen aktuellen Beruf überhaupt noch ausüben kann.
Termin bei unserem Medizinischen Dienst ist am Mittwoch.
Das hat ihn total aus der Bahn geworfen. Er schottet sich total ab. Zieht sich zurück, lässt niemanden an sich ran, mich nicht, seine Freunde auch nicht mehr.

Gibt es irgendetwas das ich für ihn tun kann oder wie ich ihm helfen kann?
Fühle mich total hilflos, stehe daneben und kann nur zu sehen wie es im Moment täglich weiter nach unten geht.

Noch dazu mache ich mir Sorgen um unsere Beziehung. Auf der einen Seite wäre ich gerne bei ihm und auf der anderen Seite respektiere ich seinen Wunsch alleine zu sein. Was mir sehr schwer fällt, aber ich weiß dass ich ihn nicht einengen darf, er braucht seinen Freiraum.

12.03.2014 17:29 • #3


M
Hey Snoopy,

seid ihr beiden noch zusammen? Bei mir gibt´s viele ähnliche Fragen für die meine Ärztin keine Antwort hat. Es geht bei der Sache ja auch viel um das wie lerne ich meinem Gefühl zu vertrauen?. Mein Freund (mit Diagnose paranoide Schizophrenie seit 1,5 a) ist so oft genau der in den ich mich verliebt hab und den nächsten Moment denke ich mir Wie wahnsinnig überhaupt noch mit ihm zusammen zusein!.

Lustigerweise habe ich mich aus meiner letzten Beziehung auch rausgewunden. Hatte aufgrund seiner Selbstmorddrohungen auch das Gefühl, dass ich ihm das nicht antu´n kann, aber jetzt, vier Jahre nach der Trennung, sind wir gute Freunde mit einem respektvollen Umgang und guter Anteilnahme.

Meine Frage ansonsten: Muss man sich denn immer wieder zwingen sein Verhalten von Ich bin nichts lieber als der Engel, der Dir guttut zu Idiot, stell Dich auf die Füsse, sonst machst Du unsere Beziehung kaputt! Ich weiss, die Grauwerte, die Balance.. wie trainiert man das, man kann nicht ständig total in sich reinhören und erst mal ne Stunde drüber nachdenken, siehe dieses Geschreibsel, das auch gerne gleich gelöscht werden darf, wenn´s keinen Sinn macht.

Bin nur so froh endlich ein Forum gefunden zu haben für Co-Kranke oder die es nicht werden wollen. Irgendwie scheinen wir im Jahr 2014 das Wissen um psychische Erkrankungen nicht gerade mit Stolz teilen zu wollen, sehr schade.

31.10.2014 13:14 • #4


M
Hallo mikamo,

ich befürchte, ich kann Dir keine Antwort auf die Frage geben, denn auch die Grauwerte liegen weit auseinander und auch wenn die Krankheit recht ähnlich ausschaut, Menschen sind immer unterschiedlich.
Ich habe selbst hier im Forum meine Fragen gestellt und die Situation beschrieben. Es ist gut hier schreiben zu können und man bekommt oft viele Gute Antworten auf seine Fragen. Aber ein Patentrezept gibt es wohl nicht. Es läuft immer darauf hinaus, wer sich nicht helfen lassen möchte, dem kann man nicht helfen. Und eine Beziehung/Freundschaft/Ehe/etc. läuft nur richtig, wenn es ein nehmen und geben ist. Oder aber einer von Beiden gibt sich nach und nach immer mehr auf, weil der/die andere sich nicht helfen lässt. Da bist Du dann an dem Punkt: Beziehung oder Selbst frei leben? Aber kann man dann damit fröhlich leben, wenn man den Menschen aufgegeben hat? Auch da ist jeder Mensch anders, denke ich. Ich selber habe meine Freundin nicht aufgegeben, aber gebe immer mehr von mir selbst auf. Ob das richtig ist, weiss ich nicht, aber es ist mein Weg. Vielleicht auch, weil ich keinen anderen sehe.
Denn eins ist immer noch richtig. Medizinisch ist die Psyche noch immer ein Stiefkind. Hilfe zu bekommen ist nicht einfach. Termine schlecht zu bekommen und eine vernünftige Psychologin/Psychologe hat nur wenig Zeit, da es einfach viel zu wenige gibt und die Kasse auch nur einen bestimmten Zeitraum unterstützt (so war es in unserem Fall). Ich hoffe bei dieser Denkweise im medizinischen Bereich auch nicht mehr auf Besserung, denn selbst bei anderen Fachgebieten wird es immer schlimmer.

Ich wünsche allen Kranken, dass sie sich helfen lassen und Hilfe finden und uns/den Angehörigen viel Kraft und Glück, egal welchen Weg sie gehen müssen. Es ist gut, dass es die Menschen hier im Forum gibt. Danke dafür. Denn, wenn man nur einem hier geholfen hat, hat man schon eine Menge bewirkt.

LG
Melle

13.11.2014 11:59 • #5


M
Du hast mir doch meine Frage beantwortet, ganz im Moment weiss ich, dass ich nicht bescheuert bin es immer wieder zu versuchen eine normale Beziehung zu führen, und die Momente, in denen man positiv überrascht wird sind zwar wenige, aber es gibt sie und meiner Meinung nach könnte mir kein Mensch auf der Welt diese Momente so schön bereiten.

Unsere Menschen sind so verflixt verletzlich, dass sie sich seelisch so übel verletzt haben, aber vielleicht wäre ja jeder andere harte Hund halt genau nicht das was wir so lieben können. Als ich meinen Freund kennenlernte dachte ich: krass, seelenverwandtschaft!

Auch unsere Medaille hat eine andere Seite. Es ist schwer, wenn man die nur vermutet und selten jemand diese Seite sieht, das ist gemein, ich finde ja, dass Partner von psychisch Kranken einmal am Tag fünf Minuten die Schulter geklopft kriegen müssten, ich mach das jetzt mal im Geiste für Dich, klar sind Menschen verschieden, hab aber das Gefühl wir beide haben viel gemeinsam, ich wünsche mir, dass sich das noch lange richtig anfühlt. So schnell werden wir uns davon nicht unterkriegen lassen, die werden alle noch Augen machen!

13.11.2014 12:49 • #6


M
Schön. Freut mich, dass ich helfen konnte.
Ich mach das jetzt (mit Höhen und sehr vielen Tiefen) seit etwa 15 Jahren mit. Ich gebe zu, oft gedacht zu haben, wäre es nicht für beide besser, wenn wir getrennte Wege gehen. Aber nein, ich bin weiter da, wenn sie mich braucht.
Ich habe keine Ahnung, ob das immer gut geht, denn immer die ganzen Vorwürfe zu hören, verunsichert auch. Mach ich wirklich alles falsch? Ich denke, es ist schwer ein normales Leben mit Stress, Hektik, Terminen und was alles so im Leben nicht geplant ist zu bewältigen, während der andere immer leicht überfordert ist. Ganz banale Dinge, bei denen ich mir nichts denke, lösen manchmal da Krisen aus und ich denke, ich bin doch nur, wie ich bin, was habe ich falsch gemacht?
Es ist nicht leicht, aber es ist es wert (für mich jedenfalls). Aber ich weiss auch, es besteht die Gefahr, selbst in ein Loch zu fallen und dann hat man keinem geholfen. Deswegen würde ich es für mich als meinen Weg bezeichen, aber er kann auch falsch sein.
Wie gesagt, jeder ist anders und ich drücke Dir, bzw. euch die Daumen einen richtigen Weg, oder zumindest Deinen/Euren Weg zu finden. Und Du bist nicht bescheuert, oder wenn doch, dann ist dieses bescheuert einfach nur liebevoll und manschlich. Vielleicht ist das heute oft tatsächlich nicht normal.

13.11.2014 13:53 • #7


M
Hi Melle,

das ist doch auch hundsgemein, so geht es mir die Tage mit der Schwere des Hebstes, dass man sich manchmal denkt Was für eine Verschwendung!, mein Freund und ich hätten so schön viel auf die Beine stellen können, alles da, aber stattdessen verleben wir den Sommer in der dunklen Bude..

Ich könnte darüber nachdenken was ich falsch gemacht hab, aber meine Therapeutin sagt, ich bin nicht schuld, das glaub ich ihr gern sofort, und jeder Mensch ist so, dass er denkt er wäre an was schuld. Ich kann mir vorstellen, dass Du das von Deiner Freundin so oft zu hören kriegst, dass es regelrecht in Dich eingemeisselt ist. Würdest Du sagen: Mein Schatz, ich glaube, ich bin an gar nichts schuld! dann hätte sie ja wieder verschiedene Ansätze für ihre Krankheit, z.B. da schau her, ihm geht´s so gut, weil er selbstbewusst dasteht und ich bin ein Wrack!, oder schau mal, der nimmt meine Qual gar nicht ernst.

Wir beiden haben keine Kinder, ich wollte eigentlich auch nie eins haben, ausser als ich meinen Freund kennengelernt hab.. dazu kam es nicht und jetzt mit dem Wahn trauen wir uns nicht.. aber der Umgang mit ihm kommt mir manchmal vor als wäre er ein Kind und ich müsste unbedingt pädagogisch korrekt handeln um ihm nicht das letzte bisschen Selbstvertrauen zu nehmen.

ABER DAS IST NICHT UNSERE AUFGABE; VERDAMMT!!!!! ICH WILL AUCH MAL DASTEH`N WIE EIN VERFLIXTES OPFER!!!

Was mich sehr stört ist die Tatsache, dass ich sehr viel trinke in letzter Zeit um dieses Gefühl der Wut, das ich nicht rauslasse zu betäuben und ich habe grosse Lust mir jetzt zum Mittag noch ein B. aufzumachen um mich ins kleine Dämmern zu versetzen.. da sitz ich ja schon im einem kleinen Loch!

16.11.2014 13:32 • #8


M
Hallo Mikamo,

jetzt baust Du mich auf mit dem Satz über die Schuld. Ich arbeite daran, aber es ist nicht leicht.
Das Gefühl der verschenkten Tage kenne ich auch, aber darüber wütend zu sein, trifft es nicht. Ich bin darüber eher traurig. Nicht nur für mich, auch für sie. Aber ich kann sie nicht zu ihrem Glück zwingen. Und kann ich mir überhaupt anmaßen zu entscheiden, was gut für sie ist?

Das Alk. da nicht hilft, muss ich Dir ja nicht sagen, aber verstehen kann ich es. Ich habe für mich aber mal irgendwann entschieden, keinen Alk. zu trinken, wenn es einen schlechten Hintergrund dafür gibt. Also nicht aus Wut, Frust, oder so etwas...

Ich drücke Dir die Daumen, dass die Wut schnell nachlässt.

18.11.2014 21:40 • #9


M
Tach Melle,

Und die Hoffnung das irgendwann alles gut wird? Legt man die ab oder kann man die immer noch hegen nach so langer Zeit? Ich komm mir jetzt nach 1,5 Jahren schon komisch vor, wenn ich meinem Umfeld erzähle, dass es ja nur momentan so ist, aber viele Sachen auch schon viel besser geworden sind weil ich im Hinterkopf dann schon wieder an das nächste Ereignis denke das ihn beunruhigt.

Mich wundert bei meinem Freund, dass er jetzt mit 4,5 mg Risperidon im vergleich zum letzten Jahr (3 mg und da ging es ihm super) relativ instabil ist, aber auch so ne starke Negativsymptomatik nach der letzten Akutphase zeigt. Mein Freund geht zwar mit mir raus, aber wer uns nicht von früher kennt, der denkt wahrscheinlich Warum ist die denn mit so nem Zombi unterwegs, kaum Mimik oder Gestik, kein aufmerksames Zuhören oder lebendiges Antworten...

Was Du früher mal geschrieben hast über Freunde, die Dir abhanden kamen, das passiert mir (uns) dieses Jahr sehr viel, dass sich Freunde von meinem Freund belastet fühlen, dass eine Freundin meint, dass sie es schwer ertragen kann wie er mich behandeln würde.. hatte ich mal wieder gar nicht so gesehn.

Hast Du Deine Freundin krank kennengelernt oder hast Du auch eine gemeinsame gesunde Zeit, die Du zurücksehnst? Vielleicht sollte ich nächstes mal alles aufschreiben was toll ist und nicht was schwierig ist.

Die Wut ist schon für was gut hab ich gehört, ist nur die Kunst sie an der richtigen Stelle rauszulassen, meine Therapeutin empfiehlt Spazierengeh´n. Sach mal, hattest Du in den 15 Jahren auch mal Verhaltenstherapie für den Umgang mit der Krankheit Deiner Freundin? Muss man das dann regelmässig wiederholen, dass was hängenbleibt?

Schreibe ich schon wieder wirr und ohne Zusammenhang? Egal, tut einfach gut.

Pass mal auf wer es schneller schafft seinem Partner ein befreites Lachen aus der Kehle zu locken... das muss doch drin sein, was meinst Du? Kitzeln, Abfüllen und schlechte Comedy sind nicht erlaubt. Oh, Mann, da geht mir auch schon das Repertoir aus..

19.11.2014 10:35 • #10


M
Hallo Mikamo,

Du hast recht, wenn Du schreibst, dass es gut tut, sich hier auszutauschen. Das geht mir auch so.

Zu Deinen Fragen:
Als wir uns kennenlernten, war sie nicht krank, hatte aber vorher schon mal einen langen Klinik-Aufenthalt hinter sich. Es waren auch sehr schöne Zeiten. Sowohl zu Beginn, als auch zwischendurch. Aber der größte Zeitraum war schwierig und oft auch traurig. Mittlerweile weiss ich mir da auch keinen Rat mehr, denn die körperlichen Schmerzen durch verpfuschte OP´s machen wohl auch jeden nicht depressiven Menschen psychisch fertig. Jetzt kommt da bei ihr halt beides zusammen und das jetzt seit ein paar Jahren. Medikamente gegen Depression nimmt sie keine mehr. Nach 2 Jahren zahlte die Kasse auch den Besuch beim Psychologen nicht mehr. Dabei war das in meinen Augen ohnehin viel zu wenig und zu kurz. Neue beantragen will sie nicht mehr. Auch die Klinik, in der sie während unserer Zeit noch mal war und die ihr sehr gut getan hat (danach ging es ihr eigentlich ganz gut) will sie nicht mehr aufsuchen. Wie gesagt, die starken Schmerzen stehen wohl im Vordergrund.
Wir sind früher oft rausgegangen, die letzten Jahre nur noch mal spazieren gehen. Mehr geht nicht. Daher habe ich auch immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal raus gehe und das ist selten genug.

Ich schätze, mit dem Lachen, dass wirst Du gewinnen, denn momentan geht es ihr wieder sehr schlecht. Es ist aber auch ok, wenn Du es schneller schaffst, bedeutet es doch, dass wenigstens ein Mensch, der es dringend benötigt, wieder gelacht hat. Ich drücke Dir die Daumen.


Mit der Wut hast Du recht. Die Wut an sich soll man nicht unterdrücken, aber man muss einen positiven Weg finden sie raus zu lassen. Ich mach das mit joggen.

19.11.2014 18:01 • #11


M
Hallo Melle,

ein paar Tage kann ich jetzt nicht ins Internet, wollte Dir nur sagen, dass ich mir oft versuche Deine Situation vorzustellen und sie auch mit meiner vergleiche. Ich weiss, dass wenn ich nicht regelmässig mein schlechtes Gewissen verdrängen würde, dann wär´ ich auch kaum draussen, aber meine Therapeutin sagt, dass ich auf mich aufpassen muss, sonst kann ich meinem Freund auch nicht weiter eine starke Partnerin sein. Das habe ich meinem Freund auch so erklärt und seitdem sagt er nur selten Bitte bleib hier, ich brauch Dich.

Ich hoffe Du musst dieses Wochenende nicht so viele Kilometer joggen, ich wage seit Juni mal wieder länger als einen Tag eine Flucht zu einer Freundin. Viel Stärke und Nachsicht und Liebe für unsere Liebsten wünsch ich uns. Bis denn mikamo

21.11.2014 16:39 • #12


M
verflixt, seit dem Aufsteh´n kann ich nicht aufhören zu heulen, wo ist meine Hoffnung und wo ist die Erinnerung an die Zeit wo alles noch gut war und wo ist sein Blick auf mich? Liebt er mich überhaupt oder bin ich nur seine Leine, damit er nicht untergeh´t? UND WARUM ICH???????? Bin ich denn selber so krank, dass sich gesunde Männer einfach nicht für mich interessieren.. Ich hab so Panik, dass meine Liebe abhaut! Oder noch schlimmer, dass sie schon weg ist und erst jetzt merke ich´s langsam.. Träumen ist für mich so wichtig, aber gestern abend konnte ich kein Bild, das ich mir vorgestellt hab, glauben.

Ich hab die beste Therapeutin, er den besten Psychiater, wir haben (hatten) tolle Freunde, auch meine Arbeit ist prima, körperlich sind wir stabil, meine Methoden zur Abgrenzung beispielhaft, Sport ausreichend, Genuss vorhanden. Kleine Glücke immer wieder.

Aber die Hoffnung packt trotzdem ihre Sachen und lässt mich dumm zurück.

09.12.2014 10:29 • #13


M
Hallo Mikamo,

das ist traurig. Ich dachte, nach Deinem letzten Posting, ihr habt einen guten Weg eingeschlagen.
Vielleicht ist Hoffnung das Einzige, was einem bei einer solchen Situation in einer Partnerschafft hilft, für den anderen da zu sein.
Auf der einen Seite wünsche ich Dir, dass Du diese Hoffnung wieder findest und ihr gemeinsam aus dem ganzen Dunkel herausfindet.
Falls Du Dich aber dafür entscheidest, eine Trennung wäre der bessere Weg für Dich, kann Dir keiner einen Vorwurf machen.
Ich stelle mir zwar nicht die Frage nach der Trennung, aber die Frage: Warum ich? stelle ich mir auch öfter.
Jeder Mensch sollte die Chance haben Glücklich sein zu können. Aber bei manchen ist eine Krankheit im Weg, bei anderen sind es andere Gründe.
Ich wünsche Dir, aber auch Deinem Freund, dass ihr das Gefühl Glücklich zu sein wieder haben werdet. Ob gemeinsam, oder jeder für sich, da
kann ich keine Antwort drauf geben.
Ich wünsche Dir viel Kraft Mikamo.
Liebe Grüße
Melle

12.12.2014 14:00 • #14


M
Danke Melle,

diese Attacke Anfang der Woche war schlimm, aber nicht dauerhaft, nur einen Tag... am Abend hab´ ich mich bei meinem Freund ausgeheult, geschimpft und gefleht und wir haben zusammen tatsächlich ein paar Bilder geträumt.. und ich weiss nicht, ob es von ihm nur Theater war mir zuliebe, oder ob er das wirklich noch so ersehnt.. aber wir hatten eine grosse Werkstatt und einen Garten und einen Bus zum Urlaub machen in unserem Traum und wir haben ihn in Gedanken gemeinsam mit unserer Ausrüstung bestückt für eine lange Reise..

Gerade erstmal wieder alles gut, das ist auch der Mist, dass einem in der Umgebung was viel Schlimmeres begegnen muss, damit man wieder demütig genug ist, z.b. Suizid des Bruders einer Bekannten letzte Woche.. ich denke ja oft Mist, Junge, wo sind Deine Lebensgeister??, aber dass er keine Selbstmordgedanken mehr hat, beweist ja auch schon was.

Deine Worte haben sehr gut getan, wenn ich an Euch beide denke, weiss ich nicht, ob es reell ist sich zu wünschen, dass die Schmerzen verschwinden, ob das überhaupt geht? Wenn ich nur längere Zeit Rücken- oder Zahnschmerzen hab´ darf man mich gar nicht mehr anfassen, da werd´ ich sehr bös.. Tut ihr Euch gut? Wenn schon kein herzhaftes Lachen, gibt es diese kleinen weichen Lächeln, die man sich schenkt um ich liebe Dich zu sagen?

Kraft muss ich Dir nicht wünschen, wer so lange da ist, der hat die, aber ich wünsche Dir, dass die nie ausgeht. Und bis das Wunder geschieht wünsche ich Euch viele kleine Momente, so wie am Meer, wenn man abends dasitzt im warmen Sand und auf die kitschige Sonne schaut und die Wahrnehmung sich in Wellen und Möwen auflöst...

Für Eure Liebe alles Gute wünscht Mikamo

13.12.2014 08:45 • #15


A


Hallo Snoopy,

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M
Hallo Mikamo,

ich wünsche Euch (aber auch allen, die das hier lesen) ein schönes Weihnachtsfest.
Ich hoffe, dass die Probleme und Schmerzen zumindest an diesen Tagen mal eine Auszeit haben.

Und Danke an die, die das Forum hier betreiben und die, die es zu einem wichtigen Bestandteil für Betroffene und uns Angehörige machen.

An einem Feiertag wie heute, möchte ich nicht über Sorgen und Probleme schreiben, sondern einfach nur Alles Gute wünschen.

Liebe Grüße
Melle

25.12.2014 11:14 • #16

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