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Mein Mann ist so gemein

Annaj
Hallo, ich bin über 25 Jahre mit meinem Mann zusammen. Er hat eigentlich nie viel von seinen Gefühlen erzählt. Vor ca. 10 Jahren musste er Firmeninsolvenz anmelden. Vorher wurden schon Depressionen diagnostiziert. Er blieb dauernd im Bett und ging nicht mehr in seinen Laden. Danach trank er bis zu einer halben Kiste B. pro Tag. Nach mehreren Anläufen ging ich zu einer Gruppe von Angehörigen mit Alk.. Ich stellte ihn vor die Wahl und er ging in den Entzug. Das Erlebnis war schrecklich für ihn. Ich war erleichtert, dass er wieder mehr er selbst war. Aber bald trank er Alk. B.. Und ab und an fand ich versteckte leere Flaschen von normalem B.. Nun begann er manchmal richtig fies zu werden: Weil ich nicht im Laden helfen wollte, sei er pleite gegangen. Er wollte doch unbedingt einen Erben haben, ich hätte aber keine Kinder gewollt. Er könne sich vorstellen mit meiner Arbeitskollegin eine Beziehung und ein Kind zu haben. Ich hätte alle seine Freunde vergrault.
Am Wochenende geht er in die Kneipe und im Auto hat er auch Flaschen versteckt. Ich gehe davon aus, dass er jeden Tag zwei Flaschen trinkt. Ich kann echt nicht mehr. Ich arbeite und er sitzt zu Hause auf dem Sofa. Und dann ist er wieder lieb und kocht und kauft ein. Er hat sich auch geöffnet und mit erzählt, was ihn belastet. Aber diese Gemeinheiten kann ich nicht mehr ertragen.

16.11.2023 20:31 • x 4 #1


P
Hey, auch zu dir der Rat, dich, zumindest erstmal mindestens häuslich, zu trennen und für dich zu sorgen. Wenn ihm wirklich was an dir liegt, kämpft er um dich und macht was. Ansonsten lebe dein Leben, das geht auch alleine.
Lieben Gruß, Piet

16.11.2023 21:45 • x 5 #2


A


Hallo Annaj,

Mein Mann ist so gemein

x 3#3


Annaj
Vielen Dank für Deine Antwort. Ich bin tatsächlich geplatzt. Er lag wieder schnarchend auf dem Sofa, als ich nach Hause kam. Im Moment schweigen wir uns an. Wahrscheinlich, weil ich ihn auch noch verrate. Wo er doch schon am Boden liegt und alle ihn verlassen haben. Denn echte Männerfreundschaft und Spaß kann man natürlich nur mit Alk. haben. Und das habe ich ihm ja verboten und allen von seinem Problem erzählt.

17.11.2023 19:08 • #3


R
Zitat von Annaj:
Ich gehe davon aus, dass er jeden Tag zwei Flaschen trinkt.

Was meinst du damit, etwa B. oder hochprozentiges?

17.11.2023 20:00 • #4


B
Solange Dein Mann nicht selbst sieht, dass Er ein Alk. ist kannst Du gar nichts tun.Suche für Dich eine Beratungsstelle auf.Lasse Dir nicht länger einreden, dass Du Schuld hast.
L.G.Birgitt

17.11.2023 20:03 • x 7 #5


Annaj
@Rali Nur B.. Aber da er seine Depressionen nicht behandelt lässt und heimlich trinkt, wird es nicht besser werden. Theoretisch sind 2 Flaschen 0,33 B. okay. Aber jeden Tag und weil er damit versucht seine Probleme zu lösen, macht nichts besser. Sind auch 0,5 l Flaschen.

17.11.2023 20:31 • #6


R
@Annaj
Du meinst er sollte seine Depressionen besser mit Psychopharmaka behandeln lassen?

17.11.2023 20:34 • #7


Annaj
Danke für Euer Mitgefühl. Ich will ihn nicht verlassen. Aber langsam weiß ich echt nicht mehr, was ich tun soll. Weil es mir damit schlecht geht. Ich bin doch kein Stück Dreck, dass man so beleidigen darf, wenn man sich selbst nicht fühlt. Und dann Vorwürfe, was ich anderen erzählen würde über ihn und was andere für Gerüchte über ihn verbreiten. Er hätte da seine Quellen. Ich habe jetzt nach dem Entzug versucht, ihm alles recht zu machen und nichts negatives über ihn zu sagen. Aber langsam fühle ich mich regelrecht von ihm isoliert von meiner Familie usw. Es gibt wütende Nachrichten, wenn ich ohne ihn was mache mit meiner Familie oder den Kollegen*innen. Plötzlich habe ich dabei gegen irgendein Gebot verstoßen. Wo ich doch wisse, dass das und das ihn verletzt.

17.11.2023 20:41 • #8


Annaj
@Rali Er soll aufhören, mich emotional fertig zu machen! Wenn es reichen würde, dass er mal am Wochenende was trinkt, um zu feiern. Aber dieses System haben wir ein Jahr versucht. Und seit einem Jahr ist er plötzlich zwischendurch so fies. Also scheint es mir logisch, dass das zusammenhängt. Und was spricht gegen einen Psychiater? Einfach mal ausprobieren. Keiner kann ihn zwingen, Medikamente zu nehmen.

17.11.2023 20:46 • #9


R
Wie alt ist er und was hat er bisher traumatisches erlebt? Zufällig bei Y gedient?

17.11.2023 20:46 • #10


Annaj
Er ist Ü50. Bei Y war er auch.
Was er mir anvertraut, was ihn beschäftigt, möchte ich keinem erzählen. Auf jeden Fall ist es schlimm. Er scheint starke Schuldgefühle zu haben und Selbsthass.

17.11.2023 20:53 • x 1 #11


Annaj
Ich bin selbst in psychologischer Behandlung, weil er mir die Gruppe der Angehörigen verboten hat. Die hätten mich gegen ihn aufgehetzt. Er versteht nicht, warum ich trotz dem Psychologen nicht mehr so bin wie früher.

17.11.2023 20:57 • #12


P
Zitat von Annaj:
Er ist Ü50. Bei Y war er auch. Was er mir anvertraut, was ihn beschäftigt, möchte ich keinem erzählen. Auf jeden Fall ist es schlimm. Er scheint ...

O.k., ist bestimmt übel und man kann seine psychischen Probleme etwas verstehen. Aber in diesem Thema geht es ja in allererster Linie um DICH. Du willst ihn nicht verlassen und er tut nichts, um seine Lage zu ändern....Was hast du denn, ganz real betrachtet, für Möglichkeiten? Du schreibst also weiterhin jeden Tag, wie fies er wieder zu dir war. Bist du selbst komplett kaputt bist. Das soll es denn sein?
Ist ja löblich, dass du ihn nicht verlassen willst, aber damit hilfst du weder ihm noch dir....Ich denke, ihm geht es noch nicht schlecht genug, er muss erst noch weiter fallen, dann nimmt man irgendwann jede Hilfe an. Klingt hart, das weiß ich, ist aber leider so...

18.11.2023 09:02 • x 4 #13


BlackKnight
Wenn ein Alk. nicht von selbst mit seinem Willen aufhört , kannst du es vergessen.... er wird immer Gründe dafür finden zu trinken.... meist ist der Partner schuld.... wenn er für dich aufgehört hat bringt das aus meiner Sicht nichts, da er wieder anfangen wird, und du auch noch wegen dem Aufhören schuld bist‍️

18.11.2023 09:39 • x 4 #14


BlackKnight
Zitat von Piet:
O.k., ist bestimmt übel und man kann seine psychischen Probleme etwas verstehen. Aber in diesem Thema geht es ja in allererster Linie um DICH. Du ...


... und ihr geht es auch noch nicht schlecht genug um etwas zu verändern‍️.... das ist dann dieser typische Kreislauf....

18.11.2023 09:41 • x 2 #15


Annaj
Ja, ich weiß. Wir haben das vor ein paar Jahren schon mal durchgespielt.

18.11.2023 10:05 • #16


ZeroOne
Wie sich das ließt, scheint der Alk und die Gemeinheiten nur die kleine Spitze des Eisbergs zu sein - Symptome, nicht Ursache.

Wahrscheinlich wären Medikamente auch kein große Hilfe. Er scheint sich als Versager zu sehen und den Eindruck zu haben, dass ihn andere auch als solchen sehen.

Wahrscheinlich wäre eine nachhaltige Psychotherapie über längere Zeit das sinnvollste.
Wenn er im Leben wieder Dinge findet, über die er sich positiv definieren kann, wird er auch wieder ins Gleichgewicht finden.

Aber das ist ein extrem langer und steiniger Weg. Schaffen kann man das nur, wenn man zu 100% davon überzeugt ist, es zu wollen und dafür zu kämpfen.
Wenn man es für andere, oder aufgrund von Druck tut, ist es zum Scheitern verurteilt.

Wie meine Vorschreiber schon anmerkten: wichtig ist, dass du auf dich achtest und dich in den Mittelpunkt stellst.
Wenn dein Mann selbst keinen Kurswechsel aus Überzeugung einleitet, wirst du ihm auch nicht helfen können.

19.11.2023 07:46 • x 3 #17


Annaj
@ZeroOne Weißt Du was? Genau das ist es. Es liegt nicht in meiner Hand, ihn zu retten. Unter Zwang ging das schon einmal daneben. Es ist nicht MEINE Verantwortung. Er muss die Entscheidungen für sein Leben treffen und ich für meine. Und ich muss mich jetzt darum kümmern, dass es mir besser geht. Ich hoffe, ich bekomme das hin. Ich bin froh, soviele gute Tipps hier zu bekommen. Dankeschön

19.11.2023 11:06 • x 4 #18


HDD
Hallo @Annaj,

Zitat von Annaj:
weil er mir die Gruppe der Angehörigen verboten hat

Das geht gar nicht! Drauf solltest du dich nicht einlassen.


Von selbst wird es nicht besser werden. Vielleicht musst du dich von ihm trennen.

Mach dir bitte klar: Worte sind billig. Nur Taten zählen letztendlich.

Du kannst niemanden überzeugen, sich zu ändern. Er muss sich selbst überzeugen. Das kann nur er selbst. Du kannst lediglich die Grundlagen dafür liefern.


Hier will ich kurz skizzieren, was ich für ein erfolgversprechendes Vorgehen halte:

Beklage dich nicht länger bei ihm.
Versuche ihn nicht länger zu überzeugen.
Versuche nicht länger, ihm gut zuzureden.
Sondern handle. Ändere dein Verhalten. Wenn er sich inakzeptabel verhält, sagst du ihm das in ruhigem Ton und entziehst du dich der Situation. Wenn er sich selbst durch sein Verhalten ein Problem schafft, ist das sein Problem. Du hilfst du ihm da nicht mehr heraus. Wenn er ein Gespräch sucht und dir seine schwierige Lage erklärt, dann habe Verständnis, aber in der Sache musst du hart bleiben: Sein Verhalten ist seine Verantwortung, und er hat dir nichts vorzuschreiben.

Versuche nicht weiter, sein Verhalten zu beeinflussen. Mach keine Vorschläge, gib keine Ratschläge. Ich weiß, das ist schwer. Aber sein Verhalten ist seine Verantwortung, nicht deine. Wenn er trinken will, dann trinkt er eben. Du kannst das nicht verhindern. Nur er kann das.

Indem du dich so verhältst, machst du ihm klar, dass du nicht länger seine Mama bist, an die er bequemerweise die Verantwortung für sich und sein Leben delegieren kann.

Gleichzeitig kann ich dir nur raten, dich in eine Lage zu versetzen, dass du dich von ihm trennen kannst. Also: Finanzen (Konto, Geld...), Wohnung, Arbeit, alles was du zum Leben brauchst... so in Ordnung bringen, dass es auch ohne ihn läuft. Zusehen, dass du kurzfristig woandes unterkommen kannst, wenn es nötig werden sollte. Notgepäck für so einen Fall bereitstellen. Mach Kopien deiner wichtigen Unterlagen und bringe sie an einen sicheren Ort. Vernetze dich wieder mit Verwandten, FreundInnen, Kollegen - allen, die dir helfen könnten (damit du im Notfall Hilfe bekommen kannst - du muss ihnen ja nicht sagen warum).

Verbringe mehr Zeit außer Haus. Tu weniger für ihn.

Mach das alles stillschweigend. Gib keine Erklärungen. Stoße keine Drohungen aus. Lass dich auf keinen Streit und keine Diskussion ein (inakzeptables Verhalten, siehe oben).

Lass einfach die Fakten für sich sprechen. Er wird es mitbekommen. Vielleicht merkt er, dass plötzlich ein anderer Wind weht und er mit seinem bisherigen Verhalten nicht weiterkommt.

Wenn das noch nichts nützt (und vermutlich wird es das nicht), und genug Zeit vergangen ist, so dass klar ist, dass deine Verhaltensänderung nicht nur eine vorübergehende Laune ist, und du alle Vorbereitungen getroffen hast, kommt der nächste Schritt. Du ziehst aus (oder wirfst ihn raus, je nachdem, was praktikabler ist).

Wenn er dann klein beigibt (und das wird er!), dann lass ihn erst mal eine Weile hängen, damit er versteht, dass du auch sehr gut ohne ihn weitermachen kannst und das alles keine Show war, sondern bitterer Ernst.

Falls du ihn wieder haben willst (und das würde ich mir gut überlegen!), dann stelle klare Bedingungen, an denen nicht zu rütteln ist und die keinen Interpretationsspielraum lassen. Zum Beispiel: Ab heute kein Tropfen Alk mehr. Klare Konsequenz bei Verstoß: Es ist dann aus. Endgültig. Es gibt keine weitere Chance mehr. Und daran musst du dich dann auch halten! Du kannst nur dann glaubhaft rüberkommen, wenn du diese Überzeugung zu 100% ausstrahlst. Und das kannst du nur, wenn du zu 100% entschlossen bist. Ihm muss klar sein, dass du nun das Sagen hast. Du kannst keine Drohungen ausstoßen, die du nicht gewillt und in der Lage bist, auch zu 100% durchzusetzen, sonst machst du dich unglaubwürdig und bist binnen kurzem wieder da, wo du nicht hinwillst: Beim alten Zustand.

Ich weiß, das alles klingt jetzt sehr hart und nicht jede(r) traut sich das zu. Aber so, wie deine Lage im Augenblick ist, so wie sie sich entwickelt hat und wie die sich weiter entwickeln wird, wenn du nichts drastisches machst, ist das doch auch kein Leben, oder?

19.11.2023 11:53 • x 4 #19


B
@Annaj
Ich kann Dich verstehen...Ist sehr,sehr schwer. Aber auch Du hast nur ein Leben und musst auf Dich acht geben.

19.11.2023 12:48 • x 2 #20


Annaj
Ja, ich muss meine Einstellung ändern. Einmal habe ich das schon geschafft. Und ich schaffe das wieder. Ich habe Familie und einen Job. Und diesmal habe ich einen Therapeuten. Bin nicht alleine.
Genau, ich will nicht mehr auf diese Vorwürfe eingehen. Immer rechtfertige ich mich, dabei ist das Quatsch. Es halt einfacher, auf andere zu zeigen, anstatt selbst über sein eigenes Handeln nachzudenken. Und ich habe immer nachgedacht und Fehler bei mir gefunden. Wir sind alle keine Engel, aber genug ist genug. Ich will das nicht mehr annehmen.

19.11.2023 13:06 • x 4 #21


B
@Annaj
Das ist das Wichtigste....Du bist nicht alleine. Vielleicht erkennt Dein Mann irgendwann, dass Er Hilfe braucht.

19.11.2023 13:27 • x 2 #22


A


Hallo Annaj,

x 4#23


R
Ich denke das ist kein Einzelfall und wenn das bereits in den regionalen Medien folgt mit einer drastischen Häufung?

https://www.schwaebische.de/panorama/ma...ag-2062717

19.11.2023 19:05 • x 2 #23

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