Mein Mann nimmt mich nicht ernst / brüllt schnell

S
Ein freundliches Hallo allerseits!

Ich bin neu hier und habe mich endlich mal getraut, in ein Forum zu schreiben, mal sehn obs hilft...

Viele von euch, so auch ich, schreiben: Mein Partner hat Depressionen. Nun möchte ich die Frage aufwerfen, ob dies nicht ein Widerspruch in sich ist. Eine Partnerschaft bedeutet doch eigentlich, dass sich zwei Menschen gleichberechtigt gegenüberstehen und sich gegenseitig -gegebenenfalls ein gemeinsames Ziel verfolgend- unterstützen. Bei einem depressiven Menschen als Partner ist dies jedoch gerade nicht der Fall.

Zumindest habe ich bei meinem Ehemann, mit dem ich seit über 20 Jahren zusammen bin, nicht das Gefühl einer gleichberechtigten und unterstützenden Beziehung. Ganz im Gegenteil sogar: eigentlich weiß ich, dass ich in dieser Beziehung vollkommen alleine bin bzw. alles alleine hinbekommen muss, z. B. seine Schwächen anderen gegenüber ausgleichen, seine Verbalattacken aushalten, und generell aufpassen, nicht das falsche zu sagen bzw. einfach die Klappe zu halten. Zwar habe ich es mir schon weitenstgehend abgewöhnt, ihm gegenüber meine Meinung zu sagen. Leider führt dies bei meinem Mann dazu, dass er mittlerweile auf jede meiner Mimik, sei es auch nur eine zur falschen Zeit hochgezogene Augebraue, genauestens achtet und dann sofort aufbrausend wird, wenn er daraus schließt, ich hätte eine andere Meinung oder fände etwas nicht gut von dem, was er gerade sagt. Das ist lästig! Außerdem werde ich mich wohl nie daran gewöhnen können, aus heiterem Himmel angebrüllt zu werden, ohne dabei einen Riesenschrecken und eine mordsmäßige Wut zu bekommen. Wenngleich dies nahezu täglich vorkommt.

Hat jemand von Euch auch so eine merkwürdige Beziehung? Ich meine einen Partner, bei dem sich die Depressionen nicht so äußern, dass er sich tage- bis monatelang heulend in die Ecke verkriecht; sondern er äußerst aktiv ständig hinter einem her rennt und einem mit seinen (Verbal-)Agressionen die gute Laune vertreibt, um sich dann im nachhinein dafür zu entschuldigen. Meine Güte, er kann ja gerne Depressionen haben (scheinbar findet er sie auch gar nicht so schlecht, zumindest unternimmt er außer einer abgebrochenen Therapie rein gar nichts dagegen. Pillen schlucken lehnt er kategorisch ab. Also, wenn es mir so schlecht gehen würde, dann würde ich alles, was die Phamaindustrie dagegen zu bieten hat, in mich reinstopfen) aber kann er die Depressionen nicht ohne meine Hinzuziehung ausleben?

Wie schützt ihr euch denn dagegen, dass ihr nicht ständig mit nach unten gezogen werdet?

Ich habe zwar viele wirklich gute Freunde, unternehme auch viel mit unseren Kindern und bin ein zufriedener und glücklicher Mensch. Aber manchmal denke ich, dass meine Kräfte nun am Ende sind. Ich habe manchmal das Gefühl, auch wenn es sich sehr nach Esoterik-Mist anhört, dass er meine Stärke und Kraft richtig aus mir heraussaugt, um sie für sich zu gebrauchen, so wie ein ..äh.. Vampir.

Es wäre schön, wenn jemand von euch mir einen Rat geben könnte, wie man dem Kräfteverfall vorbeugen kann.

Haltet euch wacker und liebe Grüße

17.08.2011 00:13 • #1


Glasscherbe
Liebe sphinx,

Depression hin oder her: Ich finde nicht, dass es so sein sollte, dass du deine Meinung verbirgst und die Klappe hältst. Ich denke, dass du damit seine Reaktionen aus seiner Sicht für absolut und jederzeit zulässig erklärst. Das sind sie aber nicht. Wenn es ihm nicht gut geht, kann er vielleicht nicht immer so agieren, wie er möchte oder wie es sein sollte. Dauernde Wutanfälle und Verbalattacken sind dennoch nicht wirklich sinnvoll. Egal, ob er sich entschuldigt hinterher: Ich würde ihn diesbezüglich nicht mit Samthandschuhen anfassen, sondern mal Klartext reden.
Du schreibst selbst, dass er die Therapie abgebrochen hat und auch keine Medikamente nimmt. Kann es sein, dass er nach dem Motto lebt: Nimm mich wie ich bin oder lass es bleiben? Ich finde das wenig partnerschaftlich. Er erwartet von dir, dass du ihn akzeptierst und benimmt sich im Gegenzug total egoistisch, was das angeht. Bist du glücklich damit? Möchtest du, dass das so weiter geht und du mehr und mehr Kraft verlierst?

Rede mit ihm - auch er sollte sehen, wie es dir geht und Rücksicht nehmen. Er ist nicht allein, es ist eine Partnerschaft - wie du eingangs schon sagtest.

17.08.2011 07:51 • #2


A


Hallo sphinx,

Mein Mann nimmt mich nicht ernst / brüllt schnell

x 3#3


M
Auch ich sehe das Verhalten deines Mannes nicht als Depression an.
Natürlich möchte ich ihm die Diagnose nicht absprechen. Trotzdem gibt es ihm nicht das Recht dich derart zu behandeln.
Ich spreche aus der Sicht eines Depressiven.

Gab es eine Zeit, in der er sich denn besser verhalten hat?
Wannn änderte sich sein Verhalten?


Bevor auch du in einer sselische Erkrankung rein rutschst, solltest du versuchen die häusliche Situation bald zu entschärfen.
..Aber da bist du ja nun dabei...

17.08.2011 10:54 • #3


D
Seinen Partner ständig in Watte zu packen und seine Meinung hinter dem Berg zu halten hilft weder ihm noch Dir. Das ist zumindest, was ich in der letzten Zeit für mich festgestellt habe.
Anfangs habe ich meine Gefühle immer für mich behalten um keine Ängste zu schüren oder meine Frau nicht zu belasten. Aber seitdem ich, hier über's Forum, darauf gekommen bin, das es eigentlich falsch ist, äußere ich meine Gefühle auch.
Das hatte bei uns zur Folge, das ich mich in schwachen Momenten immer öfter bei meiner depressiven Frau anlehnen durfte/konnte und es uns beiden sehr gut tat.

Kraftlos, ausgesaugt fühlen dürfen wir Angehörigen uns ruhig. Wenn das aussaugen aber schon Methode hat. Hm, das find' ich schon etwas kritisch. Ich gebe meine Kraft gerne her, aber ausnutzen lassen möchte ich mich nicht. Ist aber bei mir zum Glück auch nicht der Fall.
Daher kann ich mich Glasscherbe nur anschliessen; Red' mal offen mit ihm.

17.08.2011 11:12 • #4


Pyxidis
Hallo Sphinx,

was empfindest Du noch für Deinen Mann?

Ich könnte mich nicht mit der Situation arrangieren, ständiger Spielball meines Mannes zu sein. Die verbalen Attaken auf Dich können nur als fiese Aggression ausgelegt werden. Nicht Du solltest Dich anpassen, sondern Dein Mann sich Hilfe holen und zwar bald, denn lange würde ich das an Deiner Stelle nicht mehr mitmachen und wenn nötig auch eine Trennung in Betracht ziehen.

Ja, ich rege mich auf und zwar über Deinen Mann.

Und ich schließe mich Monty an, daß ich aus dem Verhalten jetzt erstmal noch keine Diagnose Depression herauslesen kann und es gibt auch keine Entschuldigung dafür.

Alles Gute für Dich,
Scorpio

17.08.2011 11:15 • #5


T
Hallo sphinx,

keine Therapie und keine Medikamente, dafür aber extrem aufbrausend? Das klingt für mich Laien nicht nach Depression, sondern nach einem recht großen Egoisten. Ich habe zwar selber sehr lange gebraucht, bis ich akzeptiert hatte, dass ich depressiv bin und noch einmal einige Zeit, bis ich bereit war Hilfe anzunehmen, Aber dein Mann scheint ja auch schon längere Zeit dieses Verhalten an den Tag zu legen.

Damit eine Therapie Erfolg haben kann, muss ich sie als Patient aber auch wollen und aktiv mitarbeiten. Bei mir musste der Leidensdruck leider erst recht hoch sein, bis ich dazu bereit war. Solange du deinen Mann nur verhätschelst wird sich wahrscheinlich nicht genügend Druck aufbauen, als dass er bereit ist seine Situation zu ändern.

Meine Partnerin ist Borderliner, leider geht es zur Zeit ihr sehr schlecht. Ich bin also im Moment derjenige, der die (Fern-)Beziehung versucht am laufen zu halten. dabei muss ich auf mich aufpassen, dass ich von ihrer Krankheit nicht zurück in mein Loch gerissen werde. Also irgendwo ein Stück weit egoistisch sein. Ich kenne meiner Partnerin aber auch anders, wenn es ihr gut geht ist sie durchaus auf Augenhöhe mit mir und ich kann Kraft aus unserer Beziehung schöpfen. Es sind wechselnde Phasen.

Das Tho

17.08.2011 11:15 • #6


S
Hallo sphinx,

ich glaube schon, dass es eine Depression ist. Deine Geschichte liest sich wie meine, jedoch mit anderen Vorzeichen (m/w).

Ich habe, beispielsweise, mehr als 25 Jahre mit meiner Frau glücklich zusammengelebt, Kinder in die Welt gesetzt und ein Eigenheim geschaffen. Sicher, Probleme gab es auch. Hauptsächlich hat mich die unbegründete Eifersucht und die damit verbundenen Kontrollen immer genervt. Aus Liebe schaut man darüber großzügig hinweg.

Aber um nicht immer in grenzenlose Diskusionen verwickelt zu werden, die eigentlich auch zu nichts geführt haben, habe ich halt die eine und ander Aktivität ohne sie aufgegeben. Mir ist es nicht wirklich aufgefallen, dass ich irgendwann keine Freunde mehr hatte, mit meinen Kollegen nicht zusammen feierte, nicht mehr zu meinem Vereinstreffen gegangen bin. Ein schleichender Prozess.

Erst, als ich nichts mehr zum Aufgeben hatte, gingen die Probleme los und ihre Depression brach offen aus mit den von dir geschilderten Symptomen. Die letzten Jahre bin ich deshalb durch eine Hölle gegangen, habe mich mit hinunter ziehen lassen und stand kurz vor dem Suizid. Ein Therapeut hat mich daraus befreit. Die mit der Therapie einhergehende Verhaltensänderung bei mir und die Probleme in Ihrer Arbeit, die täglich zunahmen, haben dann dazu geführt, dass meine Frau sich in Behandlung begeben hat.

Inzwischen habe ich gelernt, ihren verbalen Attacken aus dem Weg zu gehen, mir wieder einen Verein (ComputerClub für 50+) aufgebaut, habe Spaß damit und fühle mich wohl dabei. Immer wieder versucht sie, mir auch das wieder madig zu machen. Jetzt weiß ich aber, warum sie das macht und lasse mir da nicht mehr rein reden.

Ergo: Bleibe dir selber treu, tue etwas für dich - nur für dich - auch wenn der Partner/diePartnerin dich angreift, du wärest egoistisch wie immer.

Auch für mich hat es den Anschein, das Depressive in ihrer Krankheit auch eine Art Ausrede haben, um ihren Unmut, bzw. ihr Unwohlsein auf den Nächsten (i. d. R. der nächste Angehörige = uns) ab zu laden. Eine Rechnung, wie in einer normalen Partneschaft aufzustellen, wer gibt wem wieviel, funktioniert nicht. Wäre dein Partner an den Rollstuhl gefesselt, würdest du diese Rechnung sicher auch nicht aufstellen?

Was dir keiner abnehmen kann, du musst für dich entscheiden, ist dir dein Partner so viel wert, dass du das mit ihm durchstehst oder hast du die Schnauze voll. Eine Trennung kann für beide von Vorteil sein.
Ich kann halt die schönen Tage unserer Ehe nicht vergessen und will mich auch an mein Eheversprechen (...wie in schlechten Tagen) halten.

Locker Leben geht anders!

Schöne Grüße und viel Kraft wünscht dir

Smartm

17.08.2011 13:30 • #7


M
Hallo Du,
Zitat von sphinx:
Ich meine einen Partner, bei dem sich die Depressionen nicht so äußern, dass er sich tage- bis monatelang heulend in die Ecke verkriecht; sondern er äußerst aktiv ständig hinter einem her rennt und einem mit seinen (Verbal-)Agressionen die gute Laune vertreibt, um sich dann im nachhinein dafür zu entschuldigen.
Ja, das gibt es häufiger - nicht alle Depressiven müssen oft weinen und verkriechen sich - bei einigen äußert sich die Erkrankung häufig in Aggressionen. Da muß ER sich helfen lassen durch einen Facharzt, womöglich mit einer Therapie und Medikamenten. Wenn wenn er das alles ablehnt, geht es ihm noch nicht schlecht genug. Kann ich mir vorstellen, er kann sich ja an Dir abreagieren.

Du kannst ihn nicht zwingen, sich behandeln zu lassen. Aber Du kannst Dich abgrenzen, ihm Grenzen setzen. Sonst bist Du bald selbst behandlungsbedürftig.
Er trägt die Verantwortung für sich und Du für Dich.
Zitat von sphinx:
eigentlich weiß ich, dass ich in dieser Beziehung vollkommen alleine bin bzw. alles alleine hinbekommen muss,
Vielleicht kann man dann auch direkt allein leben .

17.08.2011 17:58 • #8


S
Ich weiß gar nicht, ob ich jetzt allen antworte oder mein Beitrag nur unter einem Beitrag von Euch steht...gemeint sind jedenfalls alle fleißigen Antworter

Zunächst einmal vielen Dank für eure Antworten, hat mich wirklich sehr gefreut! Tja, nun bin ich also dabei ;o)

Um das Ganze etwas zu konkretisieren:

Mein Mann leidet tatsächlich unter ärztlich und therapeutisch diagnostizierten Depressionen, wahrscheinlich gepaart mit einem ohnehin aufbrausenden Wesen. Vor 5 Jahren hatte er eine sog. Midlife-Krise und da war es besonders schlimm für ihn, weil er absolut ausgebrannt und am Ende war; aber auch für mich, weil er mich, auch während ich schwanger war, über ein Jahr war mit einer anderen Frau betrogen hat. Da habe ich ihn erstmal rausgeschmissen, aber wir haben dann doch wieder zueinander gefunden. Vielleicht kann man es auch anders umschreiben: er wollte nicht die Entscheidung treffen, sich zu trennen und ich wollte ihm diese Entscheidung nicht abnehmen, weil er verdammt noch mal eigenständig eine Entscheidung für sich treffen sollte. Ich wollte nicht, dass er sich dann noch mehr bemitleidet frei nach dem Motto: Buhää, jetzt hat mich auch noch meine Frau verlassen. Ich habe ihm klargemacht, dass wenn er bleiben möchte, er eine Therapie machen soll und das hat er dann auch getan. Ja, wer mich betrügt hat im übrigen eine Therapie dringend nötig.

Geredet habe ich abertausendmal mit ihm, seitenlange Briefe verfasst, er könne ja gern eine andere Meinung haben, aber mich nicht anbrüllen. Aus seiner Sicht gestaltet sich das allerdings anders: er ist bedingt durch seine Verhaltenstherapie schon stolz darauf, wenn er mich nur jedes 3. Mal dumm anpflaumt. Damit konnte er dann wenigstens 2 Mal seine Agressionen besiegen. Diese Argumentation bringt zwar für mich relativ wenig, aber ist für ihn schon ein Erfolg und ein Schritt in die richtige Richtung. Für mich steht damit fest, dass Reden hierüber definitiv nichts bringt, weil er es eh nicht ändern kann und ich schon gar nicht.

Ich habe für mich entschieden, dass eine Trennung für mich nicht in Frage kommt. Wir haben 2 süße Kinder! Außerdem kommen mein Mann und ich eigentlich ganz gut miteinander klar, wenn da nicht immer diese Ausbrüche von ihm wären, die mich wie auf einem Minenfeld wandeln lassen. Eigentlich hat mein Mann auch stets die besten Absichten, aber es geht halt, weil er sich selbst damit unter Druck setzt, oftmals nach hinten los. Ob es noch die große Liebe ist, kann ich nicht sagen und ist ebenfalls sicherlich eine Definitionsfrage. Ich bin der Ansicht, dass wenn man nach über 20 Jahren eine gute harmonische und innige Freundschaft hat mit seinem Partner (was bei uns leider sehr oft nicht der Fall ist..) und sich gemeinsam an seinen Kindern erfreut, dann kann man sich sehr glücklich schätzen. Rein Partnerschaftlich muss ich mich wohl damit abfinden, dass ich von meinem Mann leider keinerlei Unterstützung erwarten kann, wenn ich mal schlecht drauf bin oder einfach einen Mann zum Anlehnen brauche. Das geht bei uns nur umgekehrt. Wenigstens bestehe ich überwiegend aus Resilienz. Wahrscheinlich halten meine Kraftreserven doch noch mindestens weitere 15 Jahre bis die Kinder ausgezogen sind und dann kann ich, wenn er immer noch seine Deprssionen pflegt, zu ihm sagen: Ich zieh aus!

Ich finde es jedenfalls toll, dass ihr nicht zu mir gesagt habt: das ist bei depressiven Menschen so, akzeptiere die Krankheit bei deinem Mann etc. .. Ich weiß manchmal schon selbst nicht, was bei ihm die Krankheit ist und was nicht...

Seid erstmal gegrüßt und gute Nacht...

18.08.2011 00:25 • #9


D
Ok, er hat eine Depression. Reden bringt nichts und zwei mal nicht schreien ist ein Erfolg. Ja, macht Sinn. Aus seiner Sicht. Wenn Du damit zurecht kommst soll es wohl so sein. Was ist allerdings aus Deinen Beiträgen nicht so erkennen kann.

Ein zusammenleben nur der Kinder wegen, hm find ich persönlich etwas kritisch.
Auch könnte ich mir vorstellen, das das Verhalten Deines Mannes
Zitat:
Außerdem werde ich mich wohl nie daran gewöhnen können, aus heiterem Himmel angebrüllt zu werden, ohne dabei einen Riesenschrecken und eine mordsmäßige Wut zu bekommen. Wenngleich dies nahezu täglich vorkommt
bei den Kindern als Ah, so macht man das wenn man Erwachsen ist, als normal gewertet wird. Das könnte bei den beiden später zu echten Problemen führen.

Auch wenn Du, was ich nicht aus Deinem ersten Beitrag lese, mit der Situation noch 15 Jahre leben kannst. Eure Kinder werden dies nicht ohne weiteres können. Von daher würde ich zumindest auf einer Therapie bestehen.

18.08.2011 06:25 • #10


M
Zitat von Dussel:
Von daher würde ich zumindest auf einer Therapie bestehen.
Ich finde es nicht nur virtuell schwer, einzuschätzen: Was ist ein Beziehungsproblem, was ist Depression? Vielleicht beides?
Ich habe meinem Mann in einer krankheitsbedingten Situation eine Therapie abverlangt. Er hat sie auch gemacht und es war gut so. Trotzdem kann man niemanden dazu zwingen, dann hilft es nämlich nichts!

Liebe Sphinx, in wie weit Du damit leben kannst, kannst nur Du allein entscheiden. Für mich persönlich wären solche Ausbrüche nicht lange zu ertragen, bei aller Liebe. So etwas empfinde ich als zu sehr verletzend. Zeit, daran zu arbeiten sollte jeder bekommen. Aber davon wollte ich auch etwas sehen. Aber da ist jeder Mensch anders. Ich behaupte jedenfalls, dass niemand so etwas sehr lange aushalten kann, früher oder später kommt es zur Eskalation. Aber vielleicht täusche ich mich da ja auch .

Was Dussel bezüglich der Kinder schreibt, ist nicht von der Hand zu weisen. Da würde ich sehr gut drüber nachdenken. Kinder können mit Gebrüll und Geschrei nicht umgehen, es macht ihnen Angst, weil sie nicht verstehen..... Leider können sie auch nicht darüber reden (eben weil sie nicht verstehen, was vor sich geht) und das macht sich früher oder später bemerkbar. Ein Kurs in Kinderpsychologie würde hier zu weit führen und gehört auch nicht hierher aber Kinder haben sehr feine Antennen und können mit solchen Situationen nicdht umgehen.

18.08.2011 12:05 • #11


JeanLucca
Hallo Sphinx.

Zitat von sphinx:
Ich habe für mich entschieden, dass eine Trennung für mich nicht in Frage kommt. Wir haben 2 süße Kinder!

Ich habe mich damals für eine Trennung entschieden weil wir süße Kinder haben. Mir war es wichtig das sie nicht an dem Konflikt zwischen den Eltern teilhaben - sie merken das da was nicht stimmt. Wenn die Partnerschaft in Ordnung wäre und wir uns auch mal gestritten hätten mit einer Lösung am Ende, dann wäre es etwas anderes, denn sowas gehört dazu und zeigt den Kindern ja gesunde Konfliktfähigkeit. Aber bei uns war die Partnerschaft so im Eimer das ein gesunder Streit nicht möglich war.

Ich habe für mich entschieden das ich so nicht Leben möchte und habe meine Familie verlassen. Den letzten Auslöser gab eine Bemerkung von einem Freund. Der fragte was ich will: Eine Beziehung in der ein mieses (lautloses) Klima herrscht in dem sich meine Kinder nicht zurechtfinden oder willst Du das Deine Kinder zu ihren Eltern aufschauen. Heute schauen sie auf - zu ihrer Mutter und zu mir.

Ich schreibe das nur um eine andere Seite darzustellen.

Lieben Gruß, JeanLucca

18.08.2011 12:22 • #12


S
Da habe ich jetzt wohl etwas für Verwirrung gesorgt, einerseits zu sagen ich kann nicht mehr und mein Mann ist ein agressiver Penner und danach auszuführen, dass ich noch 15 Jahre Kraft habe und so ein Monster ist mein Gatte nun doch wieder nicht. Es zeigt jedoch meine Hin- und Hergerissenheit, zwischen Hoffnung auf Besserung und Kraftlosigkeit. Vielleicht geht es euch als Angehörige ja manchmal ähnlich.

Zudem ist es schwierig, die ganze komplexe Situation zweier Leben umfassend und damit für andere stets nachvollziehbar darzustellen, weil hierfür ja nur ein paar Zeilen vorgesehen sind. Somit kann ich nur einige Ausschnitte oder das was mir wichtig erscheint darstellen. Vielleicht können wir einige Dinge als gegeben voraussetzen, damit die Kommunikation einfacher wird:

Mein Mann hat wirklich eine diagnostizierte Depression.

Mein Mann müßte selbstverständlich eine Therapie machen. Ich persönlich halte von der ganzen Rederei wenig, sondern würde die Pharmaindustrie bevorzugen. Oftmals ist es nur ein Botenstoff, der im Gehirn fehlt, der durch Medikamente hinzugefügt werden kann. Aber da seid ihr die besseren Experten und bei jedem Fall muss eine geeignete Therapie, sei es Reden oder Pillen, gefunden werden, die zu der Depressionsart und dem dazugehörigen Menschen (was für eine Formulierung...) passt. Aber wie ihr ebenfalls anführtet, muss eine Therapie von meinem Mann auch gewollt sei. Mangels Vorliegen eines geeigneten Druckmittels ist eine Therapie bei meinem Mann ohnehin nicht erzwingbar.

Eine Trennung kommt für mich aus einer Vielzahl von Gründen nicht in Frage. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass ich die Entscheidung anderer, die sich getrennt haben, nicht gutheiße.

Da nun also Depression ja, Therapie nein, Trennung nein,
würde mich interessieren, wie ihr als Angehörige mit der Situation klarkommt, dass euer Partner unter Depressionen leidet, insbesondere wenn sich die Depression in Agressionen äußern; was ihr z. B. in konkreten Situation einer Verbalattacke macht, ob sie euch überhaupt noch stört bzw berührt, weil ihr wisst, dass in dem Moment weder ihr als Partner gemeint seid noch der Partner hierauf aufgrund seiner Erkrankung einen nennenswerten Einfluss hat. Ich fand den Vergleich von SmartM mit dem Rollstuhl sehr gut. Das ist genau das, was ich mir auch immer sage: Ob jemand nun ein Bein weniger hat oder Depressionen, beides sind Krankheiten bzw. Zustände, und sollten grundsätzlich von dem jeweilgen Partner mitgetragen werden. Bei der Depression finde ich es halt nur so tückisch, weil man die Auswirkungen so schlecht erkennen und abgrenzen kann. Was hat Dir, SmartM, denn Dein Therapeut geraten, in Situationen in denen Deine Frau rummault, für Dich zu tun, damit es Dich nicht so trifft oder runterzieht? Wahrschenlich raten Therapeuten gar nichts, sondern lassen den Klienten raten...

...und so grüße ich euch ratend... und wünsche noch einen schönen Abend

18.08.2011 21:14 • #13


M
Hallo Sphinx,
Zitat von sphinx:
Ich persönlich halte von der ganzen Rederei wenig, sondern würde die Pharmaindustrie bevorzugen
So leicht ist das leider nicht, dass man Pillen einwirft und dann wird man wieder gesund . Es gibt selten ein entweder - oder Die Medikamente bewirken eigentlich, dass der Patient überhaupt erstmal in einen therapiefähigen Zustand versetzt wird. Dann sollte eine Therapie folgen, es gibt da verschiedene Arten. Welche davon sinnvoll ist, wird der Therapeut zusammen mit dem Depressiven entscheiden.

Zitat von sphinx:
Wahrschenlich raten Therapeuten gar nichts, sondern lassen den Klienten raten...
Ich kann da nur von meiner Therapeutin reden. Sie hat mit uns gemeinsame Gespräche geführt und mir letzendlich geraten, was mir mein gesunder Menschenverstand auch schon geraten hatte. Im Moment des verbalen Ausbruchs abwenden! Man sollte immer signalisieren, dass man zum weiteren Gespräch bereit ist, sobald der Depressive sich beruhigt hat und sich wieder unter Kontrolle hat. Und bis dahin sollte man den Raum verlassen.

Eine Krankheit berechtigt niemanden, den Partner als Fußabtreter zu benutzen. Da entstehen Verletzungen, die manchmal nie mehr heilen. Und es gibt leider auch Menschen, die sich dann in ihrer Depression einrichten, sie immer vorschieben. Egal ob bewußt oder unbewußt.

18.08.2011 21:41 • #14


A


Hallo sphinx,

x 4#15


D
Ok, Depression JA; Therapie NEIN; Trennung NEIN

Wie sollst Du mit der Situation umgehen oder sogar dazu kommen Kraft zu tanken um weiterhin für Deine Familie da zu sein. Sehr schwierig, da steckt man halt nicht drin.
Bei mir und meiner Süßen ist es so, das ich mir seit kurzer Zeit angewöhnt habe meine Gefühle wirklich zu äußern. Ihr zu sagen, Engel, das finde ich jetzt unfair, das hat wehgetan oder auch mal So Schatz, jetzt ist gut. Lass es sein. Es reicht für heute.
Dann kommen oft die Tränen und lange und gute Gespräche. Früher habe ich auch immer versucht weiteren Stress von ihr fern zu halten und sie in Watte gepackt und dabei immer mehr Kraft verloren.
An Tagen wo es ihr gut geht versuche ich Kraft aus gemeinsamen Unternehmungen, Sauna, schwimmen in Zukunft hoffentlich bald Klettern zu ziehen.
Noch mehr Kraft ziehe ich aus meinen Hobbys, wenn ich mich zurückziehen kann und im Zigarrenclub einfach mit meinen Jungens ein paar Stunden sitzen kann und fast alles zurückstellen kann.
Aber für mich ist es auch sehr oft wirklich schwer immer Verständnis zu zeigen (was ja auch wirklich vorhanden ist), immer stark zu sein und diesem ständigen Auf und Ab gegenüber flexibel zu sein.

19.08.2011 05:34 • #15

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