Hallo noyau,
erst einmal würde ich dir gerne sagen, dass ich es sehr gut finde, dass du dich so um deinen Sohn kümmerst und dass es dir überhaupt aufgefallen ist, dass etwas bei ihm nicht stimmt.
Damit wären wir aber auch schon bei einigen Fragen, die mir beim Lesen deines Textes gekommen sind - vielleicht möchtest du ja darauf eingehen?
= Woher weißt du, dass dein Sohn *beep*?
Hast du ihn dabeo beobachtet oder hast du physische Anzeichen (rote Augen, Veränderung des Pupillenreflexes etc.) an ihm bemerkt? Oder bist du über seinen Umgang darauf gekommen?
= Gibt es bei euch familiäre Probleme oder hat dein Sohn psychische Auffälligkeiten?
Ich habe selbst kein Kind, das betroffen ist, aber ich kenne genügend Jugendliche, um einen kleinen Einblick in die Thematik zu haben. *beep* ist oft Teil eines Gruppenzwanges bzw. dient zur Etablierung und zum Aufstieg innerhalb der Hierarchie einer Peer-Group. Dieser Teil spielt sehr häufig eine Rolle. ABER: Eine gesunde und gefestigte Persönlichkeit lässt sich nicht zum Dro. zwingen (jedenfalls nicht in dieser Form, einmalige Verabreichung gegen den Willen einer Person ist ein anderes Thema). Deshalb ist es so gut wie immer der Fall, dass bereits eine psychische oder psychosoziale Beeinträchtigung vorliegt, bevor es zum *beep* kommt. Das muss keine ausgewachsene Krankheit sein, sondern kann sich bereits in einem gestörten familiären Verhältnis ausdrücken.
Ich betone dabei, dass ich dir nicht unterstelle, dass du dich zu wenig um deinen Sohn kümmerst oder dass du an seinem verhalten Schuld bist (bevor Missverständnisse auftauchen). Es ist nicht deine Aufgabe, totale Kontrolle über dein Kind zu haben, das wäre im Gegenteil sehr kontraproduktiv. Mir haben viele *beep* oder Abhängige von anderen Dro. erzählt, dass sie sich wünschten, ihre Eltern würden sie fragen, wie es ihnen geht - nicht als bloße Floskel, sondern ernst gemeint. Als Elternteil hält man es oft für selbstverständlich, dass das Kind immer zu einem kommen kann, wenn es Hilfe oder Rat benötigt oder wenn es sich auch einfach mal nur aussprechen möchte. Aber gerade im Jugendalter ist dies aus der Sicht des Kindes oft nicht so selbstverständlich.
Darüber hinaus ist es allgemein ein Balanceakt: Teenager dürfen sich nicht kontrolliert fühlen, aber auch nicht allein gelassen. Sie sind zwar selbstständig, brauchen aber noch Rückhalt - und den besten Rückhalt kann eine gut funktionierende Familie geben.
Du hast geschrieben, dass er dich anlügt und ich habe den Eindruck, dass er eine blockierende Haltung hat - das ist auch vollkommen normal in dieser Situation. Allerdings ist es damit auch schwieriger, eine positiv beeinflussende Situation zu schaffen - aber nicht unmöglich.
Vielleicht helfen dir diese Punkte ja ein wenig weiter. Ich kann dir allerdings auch wärmstens empfehlen, dich an an eine Beratungsstelle in deiner Nähe zu wenden, damit du mit deinem Problem nicht alleine bist und im Idealfall einen festen Ansprechpartner hast. Eine Anlaufstelle dafür ist auch das sog. Elterntelefon (das nicht so schlimm ist, wie es klingt).
Ich wünsche dir und deinem Sohn alles Gute!
P.S.: Was ich noch gerne anfügen würde: Das *beep* an sich kommt zwar nicht aus dem Nichts, beeinflusst biochemisch jedoch auch das Verhalten eines Menschen und kann seinerseits Auslöser für psychische Krankheiten sein. Deshalb ist es für *beep* umso schwerer, ihr Verhalten zu kontrollieren, was wiederum Frustration und als Folge davon auch Aggression auslösen kann. Dein Sohn ist alt genug, um für sein Verhalten die Verantwortung zu übernehmen - aber ich denke, dass man das etwas im Hinterkopf behalten sollte.
04.11.2010 08:02 •
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