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Mein Tagebuch

Nuala
Wer meine Beiträge liest, der weiß, ich bin alleine.
Ich bin alleine, obwohl ich eigentlich mitteilsam und kommunikativ bin.
Alleine kann ich dies nicht ausleben - also fühle ich mich oft einsam.

Gestern hatte ich einen menschlichen Kontakt: Ich hatte das Bett meiner
ehemaligen Mitbewohnerin Katrin inseriert.
Es ist ein 1 x 2m Bett - schwarzes Metall.
https://photos.app.goo.gl/ZaYbE6JBRW6y4dWM6

Ca. 3 Jahre wohnt sie jetzt schon nicht mehr hier. Sie hat ihre Möbel hier gelassen.
Der Schreibtisch gehört mir.
Sie kam in den 3 Jahren einige Male zu Besuch. 1 - 2 Mal im Jahr. Stets für 4-5 Tage.
Und schlief dann natürlich in diesem Bett. Ich wünsche mir auch sehr, dass sie weiterhin mindestens 1 x im Jahr kommt.

Ich habe ihr nichts davon gesagt, dass ich das Bett inseriere. Ihr liegt nichts weiter an dem Bett. Es war natürlich gut, dass sie bei ihren Besuchen darin schlafen konnte.

Warum habe ich mich also zum Verkauf entschlossen?
Primär aus farblichen Gründen: Es ist schwarz. Wer sich die Fotos im Link angesehen hat, der weiß: Ich mag es weiß.

Zudem hat das Bett ein hohes Fußteil. Es ragt also über die Matratze hinaus. Und das mag ich bei Betten auch nicht. Jedenfalls nicht, in kleinen Räumen.
Ab 30qm wäre es mir vielleicht egal.

Nachdem die Anzeige einige Tage online war, meldete sich ein Interessent.
Und alles ging ganz schnell und reibungslos: Sie kamen, bauten das Bett blitzschnell ab und waren weg.

Das Bett wird für ein Mädchen benötigt. Sie war dabei: Vater, Onkel und sie.
Sie sah meine Katze und erzählte mir, sie habe eine, die fast genauso aussähe, nur kleiner. Sie liebe Katzen.
Beide schauten wir beim Zerlegen des Bettes zu und ich fragte sie, ob sie als Mädchen denn nicht ein weißes Bett lieber gewesen wäre. Sehr nüchtern antwortete sie, weiß würde zu schnell schmutzig.
Da hast Du recht, antwortete ich. Weiß vergilbt zudem sehr schnell. Schau mal, dieses Schubladenelement.

Es war ein nettes Ereignis. Ich mag Kinder. Und viele Kinder, denen ich im Laufe des Lebens begegnet bin, mochten mich.

Jetzt liegt die Matratze also auf dem Boden. Ich frage mich, ob das ok für Katrin sein würde. Sollte ich ein preiswertes, weißes Bett kaufen?
Oder vielleicht doch eine Schlafcouch. Aber kommt sie überhaupt noch mal zu Besuch? Sonst kommt ja niemand. Sieht das Zimmer ohne Bett nun besser aus? Ein Papp-Bett entdeckte ich gestern im Internet. Faltbar, auch in weiß - aber so teuer wie ein Holzbett.

Ich schreibe dieses Tagebuch für mich. Ich möchte wichtige Themen meines Lebens bearbeiten und Leser dürfen/können daran teilhaben. Ich möchte mein Gefühlsleben offen legen.
Leser, die meine Beiträge alle gelesen haben, wissen jetzt schon mehr von mir als jeder andere Mensch.
Ich möchte spontan schreiben, was mir in den Sinn kommt.

Und trotzdem bin ich um Verständlichkeit für Leser bemüht.
Doch ich denke, dafür muss es nicht chronologisch sein. So würde es erst recht langweilig.
Ein Puzzle setzt man ja auch nicht strategisch zusammen. An allen möglichen Ecken, Enden und mittendrin setzt man passende Stücke ein - bis sich allmählich das volle Bild zeigt.

Es ärgert mich schon etwas, dass es mir nicht gelingt, Themen vollständig zu bearbeiten. Überall möchte ich Dinge ergänzen.
So auch zum Thema Wer war mein Vater.
Mir fiel nachts nämlich noch was ein. Wie gesagt, meine Familie war wortkarg, fast stumm. Über Gefühle wurde nicht gesprochen. Und gezeigt wurden sie auch nicht.
Mein Vater sprach also fast gar nicht. Da wird jede Aussage, Äusserung wichtig und interessant. Der Analyse wert sozusagen.

Also einmal hörte er wie ich sagte, ich sei halbe Holländerin und halbe Deutsche.
Dies veranlasste ihn zur unfreundlichen Korrektur: Das sei Unsinn. Ich sei ganze Holländerin und ganze Deutsche.

Im TV höre ich manchmal, dass Menschen mit zwei Nationalitäten es gedankenlos genauso formulieren wie ich. Und ich denke stets. Nein, es ist nicht richtig: ihr habt 2 volle Nationalitäten.

Ein riesiges Thema, das mich mein ganzes Leben begleitet hat, und für Leser noch nicht nachvollziehbar sein kann, ist:
Ich darf nicht so enden wie meine Mutter. Um Himmels willen, ich muss verhindern, dass ich so ende wie sie. Wie kann ich verhindern, dass ich so ende? Es muss mir gelingen...

Etwas anderes möchte ich an dieser Stelle nachtragen.
Es ist verständlicher, wenn ich es jetzt schreibe. Gestern fragte ich Katrin ja, ob sie Angst vor ihrem Vater hat(te)... Ich wollte zunächst nur die beiden ersten Sätze der Antwort preisgeben.
Ich bin weiterhin unsicher. Manche Ausdrücke müssten eigentlich wirklich aussterben. Und das würde ich durch ein Zitat nicht unterstützen.
Ich entscheide mich für einen Mittelweg:
Ich versuche immer, nicht so schnell auszuticken, aber manchmal hält man das halt nicht mehr aus
Wenn man ne Musiksendung guckt und jeder zweite Kommentar N.(rassistisch), gleichgeschlechtlich oder gleichgeschlechtlich N (rassistisch). ist.

Das hat mich dann doch geschockt...
Da habe ich mit meinem Vater/meinen Eltern dann ja doch vergleichsweise Glück gehabt.
Schweigen ist vielleicht wirklich besser sich vor allem Negatives, Rassistisches, Falsches anhören zu müssen.

Derselbe Gedanke kam mir, als ich mir hier im Forum Beiträge durchlas.
Meine Güte, manche Kinder werden ja regelrecht mit Negativität aufgeladen.
Es führt zu Verunsicherung, Selbstzweifeln etc.
Wenn ich mir vorstelle, dass es Eltern gibt, die ihren Kindern wiederholt sagen, sie seinen nicht gewünscht gewesen, ein Unfall, man habe ihr Leben zerstört.

Menschen halten Gewalt immer noch für etwas körperliches. Und soweit ihnen bewusst ist, dass es seelische Gewalt gibt, halten sie sie für weniger schlimm.

Nicht zuletzt aus diesen Gründen habe ich große Angst vor dem Arbeitermilieu, der Unterschicht. Es gibt im Leben keine Garantie. Doch Bildung erhöht die Chancen. Die Fähigkeit/Wunsch/Bereitschaft zur kritischen Selbstanalyse, Selbstreflexion...
Auch wenn eines sicher ist: Gebildete Menschen sind keine besseren Menschen.

Wobei Leben Psychologie ist. Und psychologisch wird man in der Schule nicht gelehrt. Ein Drama!

Wäre ich Lehrerin - egal, welches Fach - ich würde bei jeder neuen Klasse Psychologie zum Thema machen. Insbesondere Mobbing. Wir würden uns einen passenden Film anschauen und das analysieren. Und wir würden und die psychologische Struktur der eigenen Klasse anschauen. Und uns umschauen, und ich würde sie animieren, dafür zu sorgen, dass sich niemand ausgeschlossen fühlt. Jeder sollte mit jedem sprechen. Und gemeinsam könnte man schauen, wie man das Gelernte umsetzen kann.
Denn für Ausgeschlossene ist Schule Horror.
Ich hätte es versucht...

Während ich das schrieb, wurde ich von meinem Katerchen genervt. Dabei hatte er doch gerade sein tägliches Stück Fleisch bekommen. Ob er raus wollte? Draußen scheint die Sonne... Heute habe ich aber wirklich gar keine Lust. Er war gestern draußen und er muss ja nicht unbedingt jeden Tag raus, denke ich mir.
Der Balkon ist doch auch schön. Er ist abgezogen. Mal sehen, wo er ist. Ob er auf den Balkon möchte...

02.01.2022 13:12 • x 2 #16


Nuala
Unser Haus in dem kleinen 500-Seelen-Dorf damals hatte ich schon näher beschrieben. Es war recht dunkel, lag an einem Hang. Der Eingang war oben am Hang.

Genauso lag das Haus von Sonja's Eltern (Vater Professor) auch, fällt mir ein.
Ich beschrieb ja, dass es bei uns eine dunkle Holztreppe gab, die nach unten führte. Das Dach war nicht ausgebaut.

Die Eltern von Sonja haben das architektonisch eindeutig besser gelöst.
Sie haben das Dachgeschoss großzügig ausgebaut. Sonja hatte oben 2 Zimmer, ihr jüngerer Bruder seins und der Vater sein Büro. In luftiger, heller Höhe.
Die cremefarbene Marmor bzw. Granittreppe wand sich elegant nach oben. Dadurch entstand oben eine Art Galerie. Man konnte von oben nach unten auf die Diele schauen.

Ihr Untergeschoss war ebenfalls ausgebaut. Eine Treppe aus demselben Steinmaterial führte auch nach unten. Dort war sicher irgendwo eine Art Waschküche. Man landete auf jeden Fall in einem großen, ungenutzten Raum mit Glasttürfront und Zugang zum Garten.
Zudem hatten sie daneben eine Einliegerwohnung. Ein asiatischer Student oder wissenschaftlicher Mitarbeiter wohnte dort. Ein Koreaner.

Deren Haus dürfte ca. 15 Jahre später gebaut worden sein.
Es liegt in einem schönen Stadtteil in der Nähe der Universität.
In einem kleineren Stadtteil nebenan, noch näher an der Universität wohnten wir in dem bereits erwähnten kleinen Reihen-Miethaus.
Ein Grundstück in einer Stadt, dann noch in Uninähe, dürfte sehr teuer gewesen sein. So etwas hätten wir uns niemals leisten können.

Wir zogen hier her, als ich ca. 14/15 Jahre alt war. Ich zu dieser Zeit in der 8. Klasse.
So lernte ich Sonja kennen. Ich war zunächst in der Nebenklasse. Dort war nur ein einziger Sitzplatz neben einem ruhigen Mädchen frei.
Ich fühlte mich neben ihr aber auch insgesamt in der Klasse nicht wohl.
Ich spürte eine Ausgrenzungssituation. Das Mädchen schien isoliert zu sein.
Leider war sie Zeugin Jehova's und lud mich in ihre Kirche ein.
Das erwähnte ich zuhause und meine Mutter schritt anscheinend hinter meinem Rücken ein.
Sie sprach kein Wort mehr mit mir. Ich müsse mich entschuldigen. Wie wusste nie wofür. Erst jetzt, Jahrzehnte später, ahne ich, dass es um diese Einladung ging.

Wir wuchsen ohne Religion auf. Meist konnte ich mir aussuchen, an welchem Religionsunterricht ich teilnehmen wollte. Soweit es überhaupt evangelischen Unterricht gab. Später gab es Ethikunterricht.
Ohne diesen wählte ich den Unterricht mit dem nettesten Lehrer.

Na ja, die Situation in dieser Klasse wurde für mich unerträglich. Ich musste den Umzug verkraften und niemand redete mit mir. Von Anfang an nicht.
Ich verstehe auch, dass das passieren kann. Man schleppt sich morgens in die doofe Schule und hat ja schon mindestens einen Freund. Warum soll man sich aktiv um eine neue Mitschülerin bemühen, wenn man schon Freunde hat?
Aber es ist für Neuankömmlinge schlichtweg grausam.

Es gab nur wenige in der Klasse, die Französisch als zweite Fremdsprache hatten und wir wurden für Französisch zu einer anderen Klasse hinzu addiert.

Das nahm meine Mutter zum Anlass, den Wechsel in eine Nebenklasse, in der alle Französisch hatten, anzuregen.
Es wurde bewilligt und meine Schulzeit wurde annehmbarer.
Es war eine Klasse mit nur wenigen Mädchen. Wenn ich so durchzähle:
Nur 6 Mädchen ohne mich.
Sonja Anne waren erfreut über den Zuwachs. Zur Erinnerung: Anne ist die, mit der ich nach dem Abitur ein Interrail Ticket gekauft habe.
Meine Mathenoten schwankten sehr. In den Jahren bis nach der 10. kassierten Sonja ich regelmäßig unser Mangelhaft. Sonja's Leichtigkeit steckte mich an. Wir nahmen ja denselben Bus. Ein Mal hatten wir Mathe in der ersten Stunde. Wir waren irgendwie spät dran. Wir trafen draußen auf unseren Lehrer, der sich wohl auch verspätet hatte. Wir ließen unseren Charme spielen, bezirzten ihn etwas - in der Hoffnung, er würde notentechnisch Gnade walten lassen...

Es waren schöne Jahre.
Wir hatten eine etwas unsichere, nervöse Französischlehrerin. Das nutzen ein paar Jungs aus und verklebten das Schloss zum Unterrichtsraum. Es war lustig, sie so überfordert zu sehen. Die harmlosen Späße zu harmlosen Zeiten - in einer harmlosen, idyllischen abgelegenen Stadt.

Sie tat mir schon etwas Leid. Dann machten wir einen Schüleraustausch mit Frankreich. Mit der Bahn ging es nach Lyon. Wir standen vor dem Abteil der Lehrerin. Glas trennte es vom Gang. Und ich werde die Szene nie vergessen: Eine Mitschülerin, die in der Nähe stand, begann Grimassen zu schneiden und sie nachzuäffen.
Oberhalb der Sitze gab es damals jedenfalls noch Spiegel. Die Lehrerin sah das und war tief verletzt.
Diese Mitschülerin war mir von Anfang an unsympathischer. Wir trafen uns viele Jahre später mal an der Uni. Ich glaube, sie hat Pädagogik oder Psychologie studiert. Wir sprachen kurz miteinander. Warm wurden wir nie.
Sie hat zeitweise bei der hiesigen Zeitung gearbeitet. Ich sah sie vor einigen Jahren mal in der Stadt. Sie hat sich gut gehalten. Bei meinem Anblick machte sich ein ablehnender Ausdruck auf ihrem Gesicht breit.

Und wie das Leben so spielt. Vor 2-3 Jahren meldete sich ihre Tochter auf meine Stellplatz-Anzeige. Mit unverändertem Nachnamen.
Ich musste länger darüber nachdenken, ob ich antworte...

Draußen wird es allmählich dunkel. Ich liege auf dem Sofa im Wohnzimmer. Verhüllt in dicken Decken, da ich nicht frieren möchte. Ich heize nicht...
Grisu, mein liebes Katerchen schlummert unter meinen angewinkelten Beinen.
Im Hintergrund flimmert der TV. Ich hatte ihn stumm geschaltet, damit ich mich besser konzentrieren kann.

Den Briefkasten habe ich gestern leider nicht geleert. Ich war auch nicht spazieren, wie geplant. Ich hatte mich zwar angezogen, fühlte mich aber derart müde. Ich bin nur mit Grisu um das Gebäude spaziert. Na ja - er mit mir.
Mir fiel auch ein, dass heute Sonntag ist und der Briefkasten noch warten kann.

Es wäre schrecklich, einen Brief mit schlechtem Inhalt zu öffnen und sonntags dann nicht handeln zu können.
Dasselbe gilt ja eigentlich auch für heute. Also kann ich es auf morgen verschieben...

02.01.2022 17:48 • x 2 #17


A


Hallo Nuala,

Mein Tagebuch

x 3#3


Nuala
Mein schlummerndes Katerchen:
https://photos.app.goo.gl/ZaYbE6JBRW6y4dWM6

Wie ärgerlich! Es heißt natürlich: Oh je, und ich muss in den Briefkasten schauen.
Hoffentlich gibt es nicht noch mehr Fehler.
Wirklich aktiv kontrollieren tue ich den Text nicht nochmal. Aber oft formuliere ich um, und habe Geschriebenes dann doch längere Zeit im Blickfeld.
Ich muss das stärker kontrollieren.
Ärgerlich ist auch, dass es zu spät für eine Bearbeitung war. Warum keine 30 Min. Bearbeitungszeit?

02.01.2022 17:56 • x 2 #18


Nuala
Unsere Charme-Offensive damals blieb übrigens erfolglos.
Es blieb bei der Note mangelhaft.
Mir machte das natürlich schon große Sorgen. Mathe war ein Hauptfach. Derart wichtig, dass man es nicht abwählen, irgendwie los werden konnte.
Man glaubt wahrscheinlich heute noch, dass der IQ sich in der Mathenote widerspiegelt.
Dass es einfach nur zu viele völlig unfähige Mathelehrer gab, würde mir niemand glauben. Und es gab ja auch Schüler, die bei jedem Mathelehrer konstant gute Noten hatten.

Ich erinnere mich noch ganz genau an eine der Mathearbeiten bei diesem Mathelehrer, der unserer spontanen Charme Offensive standgehalten hatte.

Es gab ein neues Thema - also auch neue Chancen: Die Sinus-Kurve.
In höchstens 2 Stunden behandelten wir dieses Thema. Es schien vom Umfang her überschaubar und sehr beherrschbar zu sein. Und ich hatte geübt und es auch verstanden.
Die Arbeitsblätter wurden verteilt und ich war völlig geschockt und überrumpelt:
Thema war Kosinus. Natürlich bekam ich einen Blackout und die dazu passende Note.

Bis zur 10. Klasse war ich an dieser Schule. Ob es 2,5 Jahre derselbe Lehrer war, weiß ich nicht mehr.
Aber den Lehrer, den ich dann im Internat hatte, werde ich nie vergessen:
Dr. Dr. Lichter - den Titeln zufolge ein mathematisches Superhirn.
1,5 Jahre hatte ich eine 2+.
Irgendwie irritierte mich das simple Niveau der Matheklausuren.
Ich werde nie verstehen, dass eine Freundin - heute Lehrerin - mangelhaft stand.
Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist mathematische Legasthenie in schwerer Form.

Ich wechselte im 2. Halbjahr der 12. Klasse erneut die Schule. Mein Bruder und ich entschieden, alleine zuhause zu wohnen. Mein Vater wollte ja, dass meine Mutter vorübergehend zu ihm nach Kuwait zieht...

Nun ja, in mathematischer Hinsicht traf mich der Schlag.
Ich weiß noch genau. 2 x die Woche hatte ich Matheunterricht. Ein Mal morgens in der ersten Stunde und ein Mal nach einer Freistunde.

Ich betrat zum ersten Mal den Klassenraum und war überrascht:
Wieso war es denn so merkwürdig leise hier? Ich setzte mich auf einen freien Platz in der letzten Reihe.
Es war die lange Reihe der Versager, wie sich später herausstellen wird.

Mündliche Mitarbeit gab es nicht. Das Mathebuch war hauchdünn. Der Stoff schien erneut eigentlich sehr überschaubar zu sein.
Es stellte sich heraus: Es gab im Halbjahr 2-3 große schriftliche Mathearbeiten.
Statt mündlicher Mitarbeit: Zahlreiche schriftliche kleinere Tests. Zudem konnte man jederzeit überraschend an die Tafel zitiert werden, um die Hausaufgabe zu präsentieren.

Nun ja, ich hätte mich mündlich gar nicht beteiligen können: Denn ich verstand plötzlich gar nichts mehr.
Ich konnte die Hausaufgaben wirklich noch nicht einmal ansatzweise lösen.
Die männlichen Mitschüler waren verständnisvoll und ich nutzte die erwähnte Freistunde zum Abschreiben. Und vor der Mathestunde, die in der ersten Stunde lag, pflegte ich früher zu erscheinen.

Trotzdem - mir war klar, dass das nicht lange gut gehen konnte.

Liebe Leser, sogar der Matheunterricht im autoritären Dritten Reich dürfte amüsanter gewesen sein.
Es herrsche Angst und blankes Entsetzen.

Er wollte sich natürlich schnell einen Überblick über meine mathematischen Fähigkeiten verschaffen.
Und schnell kam der Tag, an dem er reinkam und ohne in die Runde zu schauen, schrie (Name geändert)
Müller - an die Tafel

In herrischem Ton: Schreiben sie die Hausaufgabe an die Tafel und legen Sie dann die Unterlagen weg.
Geschockt erhob ich mich und ging zur Tafel. Grabesstille im Raum...
Während ich die Aufgabe an die Tafel schrieb, wanderte er durch die Reihen, um die Hausaufgaben der anderen zu sichten.

Dieser erste Teil gelang mir ja noch. Aber lösen konnte ich die Aufgabe nun wirklich nicht.
Das Warten an der Tafel schien mir unendlich lang. Hilfe - gleich dreht er sich um.
Ich nahm visuellen Kontakt zu den männlichen Schulkameraden in den ersten Reihen auf. Man hatte erstaunlicherweise den Mut, mir etwas zuzuflüstern.
Aber es war aussichtslos. Ich hatte keinen blassen Schimmer von der Lösung.

Und dann war es so weit: Er hatte den Gang durch die Reihen beendet, alles Hausaufgaben gesichtet und drehte sich um.

Was ist los? Wieso fangen Sie denn nicht an? Betretenes Schweigen meinerseits.
Und dann hämisch: Glauben Sie wirklich, ich weiß nicht, dass Sie abschreiben?
Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?
Setzen!
Puuuuuh... Ich hatte es hinter mir - es war überstanden.

Kurze Zeit später wandert er zwecks Hausaufgaben-Überprüfung erneut durch die Reihen und ein anderes Opfer steht hilflos an der Tafel.
Dann erreicht er irgendwann die letzte Reihe und schließlich mein Heft:
Keine Hausaufgabe
Mir war dieses Problem mit Mathe irgendwann zu stressig geworden. Jeder Arbeitseinsatz war sinnlos. Zudem war es nicht einfach, die Jungs ständig nach den Lösungen zu fragen.
Er bekam einen cholerischen Anfall: Was erlauben Sie sich eigentlich? Andere machen sich wenigstens die Mühe, abzuschreiben.

Eine Mitschülerin namens Dagmar erzählte mir, sie habe diesen Mathelehrer ja schon seit der 10. Klasse und habe aufgrund intensiver Nachhilfe immerhin ein ausreichend. Das schien mir schlecht investiertes Geld.

Zudem würde es mich wahrscheinlich nicht von meinem Mangelhaft erlösen. Der Nachhilfelehrer bräuchte ja auch Zeit, um die Arbeitsweise, Vorgehensweise dieses abartigen Mathelehrers zu analysieren. Dabei soll Mathe ja eigentlich schlichtweg einfach nur logisch sein.
Logik konnte ich hier jedoch keine erkennen. Und meinem Nachhilfelehrer würde es wahrscheinlich genauso gehen.

Ich erinnere mich: In einem Jahr war Vektor Rechnung dran. Ein ganz neues Thema. Die Chance wollte ich natürlich nutzen. Das Thema kam mir recht leicht vor und ich glaubte gut auf die Mathearbeit vorbereitet zu sein.
Und irgendwie kamen mir die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt erstmalig irgendwie vertraut vor. Ich füllte alles aus und war auch wirklich 45 Min. lang beschäftigt.

Bei der Abgabe ließ der Lehrer es sich nicht nehmen, mich zu fragen:
Na, wie war es denn? Ja, ganz gut eigentlich entgegnete ich.
Er erwiderte etwas spöttisch: Na, dann müssten Sie ja eigentlich 15 Punkte (Höchstpunktzahl) bekommen.
Und ich dachte so bei mir, ja - das könnte wirklich sein...

Ich glaube, es war ein befriedigend. Nur nützte mir das am Ende nichts:
Hausaufgaben an der Tafel, zahlreiche kurze, schriftliche Zwischentests:
Endnote erneut: Mangelhaft.

Ich weiss noch, im letzten Halbjahr - ausgerechnet des letzten Schuljahres (13. Klasse) ging mir die Luft ganz aus.
Ich hatte Panik vor diesem Lehrer. Die beste Lösung schien mir, da einfach nur noch periodisch zu erscheinen. Krankschreiben konnte man sich ab 18 ja selber. Meine Mutter weilte ja sowieso in Kuwait. Wäre sie da gewesen, hätte sie Verständnis gehabt.

Meine periodischen Besuche sollten sich auch auszahlen: Gegen Ende des Halbjahres sollten alle Kandidaten mit mangelhaft und ungenügend anscheinend noch eine letzte Chance zur Notenverbesserung eingeräumt werden. Es kam mir jedenfalls so vor. Sensibel, wie ich bin, fiel mir auf, dass meine letzte Reihe an die Tafel zitiert wurde.
Nun ja, diese Reihe war zum Glück lang, aber ich wollte kein Risiko eingehen und entschied, dem Matheunterricht von nun ab ganz fern zu bleiben...

Eines Tages kam Dagmar auf mich zu: Du, der Lehrer in Mathe hat Dich heute aufgerufen. Er hat dann realisiert, dass Du auch heute nicht da bist. Und stell Dir vor: Er hat gelacht. Er hat gelacht und gesagt, er wäre an meiner Stelle heute auch nicht gekommen.

Was - der kann lachen? Und dann? Ja, nichts.

Ich bin mir sicher, meine mathematische Begabung wurde zu Schulzeiten einfach nicht erkannt. Ich musste nicht mal rechnen: Mich erwartete in diesem allerletzten Schulhalbjahr in Mathe die Note ungenügend.
Ein Novum...

Und ich lag richtig. Meine Nachbarin, Lehrerin an diesem Gymnasium erzählt mir später, es habe wegen mir eine Sonderkonferenz.

Trotz guter Noten in allen anderen Fächern brach mir Mathe nämlich das Genick. Rein rechnerisch führten meine Mathenoten tatsächlich dazu, dass ich das Abitur nicht bestanden hatte.
Also schenkte man mir die zum Bestehen erforderlichen, fehlenden 3 Punkte.

Das ist auch richtig so.
Denn ich bemerkte damals recht schnell, dass ich bei diesem Mathelehrer auf keinen grünen Zweig kommen würde und dass das mein Abitur gefährden würde.
Die damalige Bitte meiner Mutter, mich einem anderen Mathekurs zuzuordnen, war abgelehnt worden. Mit der Begründung, ein Wechsel sei wenig hilfreich. Denn dann müsse ich - aus organisatorischen Gründen u.a. - auch den Kunstkurs wechseln. Und bei diesem anderen Kunstlehrer gäbe es auch auffällig viele Schüler mit mangelhaften Leistungen.
Schwer zu glauben irgendwie. Aber Mitschüler bestätigten das.
Das wäre uns aus nachvollziehbaren Gründen nicht so wichtig gewesen...

Ich habe den Aufbau mehrfach verändert. Ich bin mir nicht sicher, ob der Aufbau logisch, verständlich geblieben ist.

Ich habe mich sehr um eine erheiternde Darstellung bemüht und hoffe, sie verfehlt die beabsichtigte Wirkung nicht...

02.01.2022 21:42 • x 2 #19


Nuala
Physik blieb mir bis zum Schluss ein Rätsel.
Ich erinnere mich an den besonderen Saal mit ansteigenden dunklen Stuhlreihen. Vorne ein Tisch, der Experimente erlaubte.
Der Lehrer war ruhig, eher introvertiert und sehr freundlich.

Aber das nützt einem am Ende auch nichts. Es geht um Noten.
Ich erinnere mich noch an das Thema Strom.
Der Lehrer erwähnte eine tatsächliche und eine technische Stromrichtung und mir war sofort klar, dieses Fach muss ich so schnell wie möglich abwählen.
Das mit den zwei Stromrichtungen kam mir unlogisch vor. Natürlich fließt Strom immer in die Richtung, in der er wirklich und tatsächlich fließt.

Dann waren Atomkraftwerke Thema. Ich weiß noch, ich zeichnete die Silhouette des Atomkraftwerkes sorgfältig von der Tafel ab.
Immerhin zeichnete ich gerne und hatte in Kunst stets mindestens eine zwei.
Auch die Notizen übertrug ich in gleicher Weise.
Die nächste Klassenarbeit stand an - Thema Atomkraft.
Ich bereitete mich also vor, betrachtete diese Skizze und für Sekunden hatte ich zeitweise wirklich das Gefühl, die Arbeitsweise verstanden zu haben. So, wie wenn die Wolkendecke kurz aufbricht und die Sonne plötzlich sichtbar wird.

Leider konnte man sich bei diesem Lehrer auch nie wirklich sicher sein, was abgefragt werden würde. Man konnte durchaus den Eindruck gewinnen, dass sie selbst vergaßen, was sie mit ihren jeweiligen Klassen wirklich besprochen hatten und es vllt. verwechselten.

Ich hatte aus dem Vorjahr jedenfalls ein befriedigend und fürchtete um diese doch noch akzeptable Note.

Der Tag der Prüfung kam, ich entschied mich, mit dem Rad zu fahren.
Ich erahnte die nahende Katastrophe. Mitten auf dem Weg entschied ich mich, krank zu werden und kehrte um.

Im Zeugnis hatte ich die Note vom Vorjahr. Sonja hatte weniger Glück. Sie war eine Weile sauer auf mich. Ihre Eltern waren anscheinend strenger. Wobei ihre Mutter meiner Einschätzung nach nicht das Problem gewesen sein dürfte.
Ich denke ihr Vater, der Professor, hatte Wind davon bekommen.

03.01.2022 01:21 • x 2 #20


Nuala
Ein einziger Lehrer während meiner Schullaufbahn brachte mich zum Weinen.
Ich besuchte insgesamt 4 verschiedene Gymnasien.
Das erste, als ich noch im Dorf wohnte.
Danach ein Gymnasium in der Stadt meiner Jugend, in der ich - mit Unterbrechungen - immer noch wohne. Darunter die 2 Jahre in derselben Klasse mit Sonja und Anne.
In der Oberstufe war ich 1,5 Jahre Internat. Ich habe Google Maps bemüht - es lag ca. 50Km entfernt. Und die letzte Hälfte besuchte ich wieder ein Gymnasium hier in der Stadt. Ein anderes.

In meiner Jugendzeit war es eine Stadt mit ca. 100.000 Einwohnern. Heute sind es 130.000. Um die Uni herum sind neue Wohngebiete entstanden. Ich glaube, die Uni wurde in den 70ern gebaut.

Der Vorteil vieler verschiedenen Schulen ist natürlich, dass man insgesamt mehr Mitschüler kennenlernt. Kontakte habe ich jedoch keine mehr.

Im letzten Gymnasium hatte ich leider gleich zwei problematische Lehrer.
Zum einen den fürchterlichen Mathelehrer. Zum anderen hatte ich plötzlich und erstmalig eine schreckliche Französischlehrerin.

Ich hatte sprachliches Talent und hatte - neben Englisch und Erdkunde - Französisch als Hauptfach gewählt.
Ich hatte auch stets gute Noten. Auch bei dieser fürchterlichen Französischlehrerin - aber es war der Horror.

Sie hieß Madame R. Es war ein deutscher Nachname. Demnach dürfte sie mit einem Deutschen verheiratet gewesen sein. Vor ein paar Jahren traf ich meinen Biolehrer aus dieser Zeit und wir reden über meine Schulzeit dort.
Er erzählt mir, sie stamme aus der französischen Bourgeoisie - also dem wohlhabenden Bürgertum.

Als Neuling suche ich also den Raum, in dem der Französischunterricht stattfinden soll. Die Tische und Stühle in Hufeisenform aufgestellt. Und auch in der Mitte 2 Reihen, frontal zur Tafel hin.
Alle sind schon da. Zwei Tische an der Wand, links neben der Tür sind noch frei.
Also setze ich mich an den Tisch direkt an der Tür. Ich habe keine Sitznachbarn.

Es ist vielleicht gut, dass ich keine Details über diesen Kurs kannte. In der Oberstufe gibt es ja keine festen Klassen mehr. Zur Oberstufe wählt jeder Schüler seine Hauptfächer aus...
Später erfahre ich, dass dieser Kurs eine Ausnahme war. Denn an dieser Schule konnte man Französisch als erste Fremdsprache wählen - was unüblich war. Und alle hatten Französisch als Hauptfach gewählt. Also kannten sie sich alle sehr gut. Und sie hatten 2 Jahre länger Französisch gelernt als ich.

Ein Schüler, der nahezu perfekt Französisch sprach, brachte regelmäßig eine Kassette mit aufgenommenen französischen Nachrichten mit.
Hier in der Gegend gab es französische Soldaten. Es gab auch ein französisches Gymnasium. Er hatte scheinbar Kontakte zu Franzosen.

Nun, hörten uns die Nachrichten erst vollständig an. Dann wurde alles zurückgespult... Diese Furie von Französischlehrerin wollte sich natürlich so schnell wie möglich ein Bild von meinen Französischkenntnissen machen.

Der erste Satz wurde abgespielt und ohne Vorwarnung rief sie einen Namen auf. Dieser musste den Satz wiederholen.
Kaum jemand verstand viel. Sie stammelten irgendetwas. Meist nur die ersten 2-3 Worte und sie war begeistert: Oui, oui - très bien. (Ja, ja, sehr gut.) Très, très bien! Et alors? (Und weiter?) Und blickte erfreut, fast euphorisch in die Runde. Endlos lange Minuten beschäftigte uns ein einziger blöder französischer Satz.

Niemand verstand diese französischen Nachrichten. Das war schon mal gut - ich nämlich auch nicht.

Es dauerte nicht lange und ich kam dran. Wir hörten wieder einen Satz, Madame ließ den Blick durch die Reihen schweifen und blickte mich angsteinflößend an: Nuala - s'il vous plaît. Übersetzt: Nuale - bitte schön...
Wörtlich übersetzt: Nuala - wenn es Ihnen gefällt.
Französisch ist so eine poetische, so elegante Sprache.

Ich bekam einen Schreck, Panik - und blieb vollkommen sprachlos.
Später gelingt es mir irgendwann, den regelmäßigen Schock etwas zu überwinden und auch mir gelingt es, 1-3 Wörter zu stammeln.
Aber ich glaube, Begeisterung zeigte sie bei mir nie.

Sie wollte, wie erwähnt, so schnell wie möglich einen möglichst umfassenden Einblick in meine Französischkenntnisse gewinnen.
Wir bekamen eine schriftliche Hausaufgabe.
Zu der Zeit war ich mit meinem jüngeren Bruder alleine zuhause. Meine Mutter war einige Monate bei meinem Vater in Kuwait. Meine ältere Schwester war bereits ausgezogen. Sie hatte ihr Studium in einer anderen Stadt begonnen.

Ich sehe es noch vor mir: Ich sitze alleine an dem großen Tisch im Wohnzimmer und beschäftige mich mit dieser Hausaufgabe.
Neben mir ein Wörterbuch. Das war erlaubt. Ich hatte sprachliches Talent und beherrschte diese komplexen - wunderschönen - französischen Satzkonstruktionen.
Ich hatte Freude an meinen eigenen Formulierungen.

In der nächsten Stunde sammelt sie meine Hausaufgabe ein und nimmt sie mich.
Sie muss sich mit meiner Arbeit zügig beschäftigt haben... Ich saß links, dicht an der Tür. Diese öffnet sich und noch bevor die Lehrerin in mein Blickfeld gerät, landet mein Hausaufgabenheft auf meinem Tisch.

Sie schreit: Das ist nicht ihre Arbeit. Das kann nicht ihre Arbeit sein. Das ist zu gut für Sie. Sie können ja nicht mal sprechen.

Ich war absolut geschockt, fühlte mich zudem bloßgestellt und konnte nichts sagen. Meine Mutter war so eine liebe Frau. Ich hatte doch schon einige weibliche Lehrer gehabt.
Aber noch nie war jemand so mit mir umgegangen. Das war ja pure Abneigung - wenn nicht sogar Hass.

Direkt nebenan wohnte ja eine Lehrerin, die an meiner Schule unterrichtete.
Ich glaube, Englisch und Französisch.

Ich erinnere mich nicht, wie ich auf sie getroffen bin, ob ich dort geklingelt habe.
Jedenfalls berichte ich ihr von dem Vorfall und breche in Tränen aus.

Viele Jahre später fragt sich mich, ob sich die Situation im Französischunterricht sich damals eigentlich irgendwann gebessert habe.
Ich bestätige das. Sie ließ allmählich von mir ab und suchte sich ein anderes Opfer.
Sie eröffnet mir anschließend, sie habe damals mit dieser Lehrerin gesprochen...


Ich schaue in mein Postfach. Oh je - unter anderem Post von meiner Bank.
Zur Erinnerung: Mutig wie ich bin, verlange die Erstattung von Kontoführungsgebühren. Und das als Sozialfall. Und zudem trotz Drohung, mir das Konto zu kündigen...

Panik macht sich breit. Ich muss noch an den Briefkasten und unzählige Brief mit möglicherweise negativem Inhalt öffnen. Und jetzt auch noch das.

Mehr als Sterben geht nicht. Mehr als Sterben geht ja wirklich nicht.
Und die Angst vor einem längeren, grausamen, schmerzvollen, deprimierten Sterben ist doch meine größte Angst.
Dann müsste ich doch eigentlich in der Lage sein, diese Angst vor möglicherweise unangenehmer Post zu bewältigen. Peanuts müssten diese Briefe, Nachrichten dann doch eigentlich sein.
Aber ich spüre deutlich - es sind keine...

03.01.2022 14:12 • x 2 #21


Nuala
Ich habe neue Fotos zum Link zugefügt.
Noch mal eines von der Mülldeponie im Wohnzimmer.
Mit dem vielen Packpapier wurde die Katzenhöhle (Foto) verpackt. Die Höhle ist natürlich cremefarben und passt farblich perfekt zu meiner Einrichtung. Ich dachte wirklich, Grisu könnte diese Höhle gefallen.
Er schläft unter meinen Beinen, manchmal in seiner Transportbox... Dann bekommt er also eine richtige Katzenhöhle.
30 Euro hat dieses Unterfangen mit Versandkosten gekostet.
Ein hoher Betrag für einen Sozialfall.

Er interessiert sich jedoch nicht für die Höhle sondern ausgerechnet für das Packpapier.
So langsam gebe ich die Hoffnung auf.
Um die Chancen zu erhöhen, dass sie ihm irgendwann gefällt, verstecke ich das Fleischstück, das er täglich bekommt darin.
Bisher blieb diese Strategie erfolglos. Er holt das Stück Fleisch einfach raus.

Also habe ich die Höhle inseriert - ohne Erfolg. Es bleibt das Tierheim. Leider ist es abgelegen. Ich könnte dort fragen, ob jemand hier wohnt und es mitnimmt. Wichtig wäre mir dabei, dass es wirklich im Tierheim landet und nicht privat genutzt wird.

https://photos.app.goo.gl/ZaYbE6JBRW6y4dWM6

Dann noch einige Fotos, die Grisu mit einer Eierpackung zeigen.
So viele Verhaltensweisen, Vorlieben, die er als kleines Baby hatte, hat er behalten.
Es ist so lustig. Zuerst passte er noch in die 10er Packung, dann wird es allmählich knapper. Und jetzt sieht es endgültig komisch aus. Ein Foto ist von heute...

Ich habe mich gerade geduscht und mir die Haare gewaschen. Das mache ich nur 2 Mal wöchentlich.
Es mag Leser entsetzen. Aber ich bin ja fast immer alleine, gehe kaum unter Menschen. Und meine Haare sind nicht mehr so fettig wie früher.
Einige Stellen wasche ich natürlich täglich.
Ich scheine nicht in schlechter Gesellschaft zu sein. Es war im TV: Ashton Kutcher Partnerin handhaben es scheinbar ähnlich.

Allerdings habe ich zeitweise Schwitzattacken. Das kann eigentlich nur hormonell bedingt sein - die Menopause.
Dann nehme ich einen unangenehmen säuerlichen Geruch an mir wahr. Am Décolleté, irgendwie...

Und wer weiß, vielleicht nimmt man den selbst an sich später wahr als andere.
Im Winter, dick angezogen, mag das unbemerkt bleiben - und vielleicht sogar nicht vorhanden sein.

Im nächsten Sommer will ich das intensiver beobachten. Aber als Sozialfall ist Duschen teuer. Und ob ein Mal tägliches Duschen überhaupt ausreichen würde? Im letzten Sommer hatte ich das Gefühl, ständig so merkwürdig zu riechen.

Es dämmert schon wieder... Ich war nicht am Briefkasten. Auf einen Tag mehr oder weniger wird es doch wohl nicht ankommen.
Ich liege mit nassen Haaren auf dem Sofa.
Ich trage sie - obwohl Mitte 50 - immer noch lang. Weiße Haare sehe ich bisher nur vorne an der Stirn und seitlich.
Die färbe ich dunkelblond. Früher hatte ich blond gefärbte - also nur gebleichte - Haare. Dann verlor ich die Hälfte unwiederbringlich durch ein Medikament. Gebleichte lange Haare brechen ja leicht ab. Deshalb habe ich mit dem Blondieren aufgehört.
Ich weiß, dass viele Frauen die Haare um die 50 kürzer tragen. Aber es erspart mir den Frisör. Den könnte ich mir nicht wirklich leisten. Im Spiegel kontrolliere ich periodisch, ob mir die langen Haare noch stehen.
Ich scheine ja etwas jünger auszusehen. Wahrscheinlich hält mich mittlerweile niemand mehr für Mitte 30, aber doch eventuell für Mitte 40. Da kann man die Haare doch eigentlich noch lang tragen?
Na, ja, und ich sehe noch viel ältere Frauen, deren Haare weiterhin lang sind.

Wo ist Grisu eigentlich?

03.01.2022 17:43 • x 2 #22


Nuala
Meine Grundschule der 70er befand sich in einem 3 Km entfernten Dorf.

Es fuhr ein Schulbus. Morgens warteten wir an einem fensterlosen Bushäuschen aus dicken Holzbalken. Ich glaube, der Bus war stets zu voll. Ich kann mich nicht daran erinnern, mal einen Sitzplatz gehabt zu haben.

Die Schule lag erhöht auf einem Berg. Es war ein neuer großer Gebäudekomplex mit Hauptschule. Mir gefiel die Atmosphäre dort.

Mein erster Lehrer war männlich. Nach 2 Jahren bekamen wir einen anderen. Ich bin mir nicht sicher, welcher der erste war. Ich denke, der war der erste, der Birkel hieß. Wir amüsierten uns über den Namen und nannten ihn Birkel-Nudel.
Insbesondere dieser Lehrer hatte etwas sehr Warmherziges.

Ich erinnere mich noch, als er auf dem Rückweg von einem Wandertag vor dem Überqueren einer Straße fragte, in welche Richtung man denn zuerst schauen sollte.
Ich stand in seiner Nähe, war gut gelaunt und guter Dinge. Also antwortete ich ins Blaue hinein: Erst rechts, dann links.
Behutsam fragte er in die Runde, ob das richtig sei...

Die Schule besaß ein Hallenbad. Einige schwammen schon sicher durften schon in der ersten Stunde die ganze lange Bahn nutzen. Ich war noch etwas unsicherer und übte noch kürzere Distanzen im niedrigeren Wasser.
Ich glaube, er war etwas angespannt, damit auch wirklich niemand ertrinkt.
Schnell durfte ich auf Nachfrage ins tiefe Wasser.

Ich mochte den Sportunterricht. Ich erinnere mich noch, dass wir u.a. Hockey spielten. Das spielte ich leidenschaftlich gerne.

Auch eine Art Radprüfung absolvierten wir in diesen 4 Jahren. Wir übten auf einem Parkour auf einem der Pausenhöfe. Zur Prüfung dann mit dem Bus in eine Nachbarstadt.

Dunkel erinnere ich mich noch, dass ich in der Mathestunde nach vorne gerufen wurde. Ich hatte damals je ein Muttermal auf einer Wange. Anhand dieser erklärte der Klassenlehrer die mathematische Symmetrie. Hoffentlich jedenfalls.

Nicht vergessen habe ich auch den Tag in Mathe, wo das 3er Einmaleins Thema war. Ich sollte es aufsagen. An sich sollte das ganz schnell aufgezählt werden - auswendig gelernt. Und mir wurde klar, dass ich das nicht konnte. Ich zählte unter der Bank mit den Fingern. Ich war viel zu langsam.
Aber mein Klassenlehrer war ja nett. Er ließ sich eventuelle Enttäuschung jedenfalls nicht anmerken.

In schlechter Erinnerung ist mir die Kunstlehrerin geblieben. Es war eine sehr schlanke, feminin wirkende und elegant gekleidete Dame. Ihr Ehemann war auch Lehrer. Sie besaßen den passenden Hund: Einen eleganten Afghanischen Windhund. Den müssen Sie mal dabei gehabt haben.

Um Ostern herum sollten wir einen Osterhasen malen. Ich war in guter Stimmung und plapperte fröhlich mit meiner Sitznachbarin.
Plötzlich herrschte mich die Lehrerin an, ich solle ruhig sein.
Ich bin mir nicht sicher... Ich glaube sie sagte noch, ihr fiele auf, dass ich immer dann quatschen würde, wenn sie mir den Rücken zudrehe.
Sie unterbrach meine Fröhlichkeit harsch und ich verstummte. Ich glaube, niemand im späteren Leben würde mich als fröhlichen Menschen bezeichnen.

Sie hätte mir das ja auch freundlich sagen können. Kind gerecht...

Sie schaute auf mein Bild und sagte, Aufgabe sei gewesen, einen Osterhasen zu malen und keinen Hasen.
Ich bin mir ganz sicher, dieser Dame war ich nicht sympathisch.
So ein Erlebnis ist für Kinder schon einschneidend. Man ist derart jung, klein und unerfahren. Und ein erwachsener, mächtiger Lehrer mag einen offensichtlich nicht. Glücklicherweise war sie nicht meine Klassenlehrerin.

Darüber hinaus gab es einen ganz fürchterlichen Deutschlehrer, vor dem alle große Angst hatten. Meine ältere Schwester kannte diesen Lehrer auch.

Er war schlimm! Ich weiß noch, wir mussten mal wieder ein Gedicht auswendig lernen. Und ich hatte mich auch vorbereitet und es hakte beim Üben zuhause auch immer seltener.

Wir wurden aufgefordert, uns in eine Reihe aufzustellen. Ich glaube, es war der Erlkönig. Ich war an der Reihe. Ich war derart aufgeregt, dass ich schnell ins Stocken kam. Das missfiel dem Lehrer sehr. Der war sehr streng.
Ich würde sagen, es war vielleicht das erste Mal, dass ich Druck verspürte und wirklich große Angst.

In einem Schuljahr wurde ich mal stellvertretende Klassensprecherin. Das überraschte mich sehr.

Dann erinnere ich mich noch an ein Schulfest. Wir entschlossen uns für ein Mäuse-Roulette. Irgendjemand brachte weiße Mäuse mit...

Eines Tages kam ein Amtsarzt in die Klasse. Einzeln mussten wir mit *beep* Oberkörper zu ihm an den Pult.
Ein Mädchen aus meinem Dorf hatte eine Wirbelsäulen-Verkrümmung, trug ein - unsichtbares - Korsett und musste zum Sonderturnen.
Irgendwann kam ich dran und der Art äußerte: Oh je. Die muss zum Sonderturnen, sonst bekommt sie später Probleme. Ich war geschockt! Das sagte er in Anwesenheit der ganzen Klasse. Ich kam mir zudem ausgesondert, anders vor.

Weinend kam ich zuhause an und fragte meine Mutter, ob ich da denn wirklich hin müsse. Meine Mutter verneinte dies. Sehr wahrscheinlich würde man krampfhaft nach mehr Kursteilnehmern suchen.

Hätte man es nicht Sonderturnen genannt, hätte ich es vielleicht akzeptiert. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Mutter das damals richtig entschieden hat. Man hätte sich das vielleicht von einem Orthopäden erklären lassen sollen. Aber es waren die 70er und wir wohnten in einem Dorf...

Ich werde später erhebliche orthopädische Probleme bekommen. Aber ziemlich sicher aus völlig anderen und damals durch reine Inaugenscheinnahme sowieso nicht sichtbaren Gründen.

Auf die viel höheren Anforderungen der 5. Klasse am Gymnasium war ich nicht vorbereitet. Sie trafen mich ohne jede Vorwarnung.

03.01.2022 21:30 • x 2 #23


Nuala
Meine Grundschulzeit bewerte ich als überwiegend schön.
Ich weiß nicht mehr, neben wem ich saß, wer meine Freundin war.
Ob es 4 Jahre lang dieselbe war.

Einen Jungen namens Andreas fand ich sympathisch.
Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn auf dem Sportplatz vor mir. Ich beobachtete ihn und dachte, der ist aber nett.

Die Kinder kamen aus zahlreichen Dörfern der Gegend.

Damals gab es Poesiealben. Den Begriff musste ich kurz recherchieren.
Wir Mädchen schrieben uns gegenseitig Sprüche hinein und schmückten es mit klebenden Bildchen.

Ich hatte kurze blonde Haare, war groß und schlank gewachsen. Aber ein Mädchen mit blonden langen Haaren war größer als ich.

Ich erinnere mich an Rita. Ein Mädchen mit dunkelroten langen Haaren. Rechtes und links zusammen gebunden. Oft irgendwie lockig eingerollt.

Sie lädt mich zum Geburtstag ein und ich ich darf dort übernachten.
Sie wohnte in einem sehr winzigen Dorf mitten im Nirgendwo. Aber natürlich mit Kirche.
Ihre Eltern waren Bauern. Sie wohnten in einem uralten Haus. Das Wohnzimmer war klein und wirklich sehr düster. Ich erinnere mich schemenhaft an schwere dunkle Möbel.

Es ist Wochenende und ich gehe mit zur Kirche. Ich war überrascht, dort unseren Religionslehrer zu sehen. Plötzlich stehen alle auf um den Leib Christi, - eine Oplate - einzunehmen. Mein erster Kirchenbesuch.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war ängstlich und wollte nicht alleine sitzen bleiben. Es kam auch völlig unvorbereitet. Also stelle auch ich mich an und empfange von meinem Religionslehrer die Oplate.

Abends liegen wir zusammen in einem riesigen Bauernbett. Das Zimmer lag im ersten Stock. Es war schon sehr aufregend für mich. Es war draußen schon dunkel.
Plötzlich gruselige Geräusche am Fenster. Jemand klopfe gegen die Fensterscheibe. Rita schaut mich lachend an: Einer ihrer großen - deutlich älteren Brüder - hatte sich einen Spaß gemacht. Er hatte sich eine Leiter besorgt, um uns zu erschrecken.

Rita's Reaktion deutete darauf hin, dass sie das schon kannte.

Vor einigen Tagen habe ich Rita erstmalig gegoogelt.
Sie hat einen ca. 8 Jahre älteren Mann aus der Gegend geheiratet, der eine poetische Ader hat. Er veröffentlicht im Internet Gedichte. Er hilft Rita mit den Kühen. Vielleicht hat sie den Betrieb der Eltern übernommen.

Ich suche nach Bildern: Und ich sehe eine Frau mit denselben roten Haaren, derselben schlanken Figur. Das ist sie, denke ich zunächst.
Jetzt kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht eher ihre Tochter sein könnte.

Wie die Zeit vergeht...

Ich war nie im Kindergarten. Über diese Tatsache denke ich heute häufiger nach. Hätte mich das anders geprägt?
In unserem Dorf gab es keinen Kindergarten.
Ich glaube, einmal äußere ich den Wunsch bei meiner Mutter. Und ich sehe mich in einem großen Raum mit vielen Kindern. Meine Mutter spricht mit einer Frau. Die vielen Kinder ängstigen mich zu sehr. Ich will nicht.

Ich denke, meiner Mutter kam das ganz recht. Wir hatten nur ein Auto. Oft fuhr sie meinen Vater zur Arbeit und hatte das Auto dann doch tagsüber zur Verfügung. Generell frage ich mich, ob wir uns kein kleines zweites Auto leisten konnten.

Ich hatte 2 Geschwister. Einen ein Jahr jüngeren Bruder und eine fast 2 Jahre ältere Schwester. Eigentlich dürfte ich mich also nicht alleine gefühlt haben.

Wir wohnten im mittleren Haus von 3 Häusern. Unsere Nachbarn hatten beide jeweils zwei Kinder.
Wir sind alle Baby-Boomer-Kinder. Es gab in fast jedem Haus dieses Neubaugebietes der 70er Kinder.

Und trotzdem - denke ich an meine Kindheit in diesem Dorf, fühle ich Einsamkeit.
Mein Bruder und ich waren die einzigen, die mit den beiden Bauernkindern im selben Alter spielten.
Unser Garten war schön. Wir waren oft in diesem Garten.
Als Schuhe benutzten wir holländische Holzclogs. Später erfahre ich, dass Nachbarkids die cool fanden und auch wollten.

Wie dem auch sei - ich frage mich schon häufig, was diese Kinder denn drinnen in ihren Häusern so machten.

Wenn ich mich an Fußball erinnere und andere Zusammentreffen, dann sind das seltene Highlights. So selten, dass ich mich vielleicht nur deshalb an sie erinnere.
Damals gab es nicht oft Schnee, aber deutlich mehr als heute. Einmal lag sehr viel Schnee. Wir Kinder fuhren mit Schlitten die Steile Hauptstraße des Neubaugebietes hinab. Hakten die Schlitten ineinander. Dasselbe einmal im Wald über dem Wohngebiet.

Es gibt einige Fotos, die uns mit den Kindern des Hause links von uns, Manuel und seine ein Jahr älteren Schwester im Schnee zeigt. Wir fahren mit dem Schlitten die leicht abschüssige Kuhwiese gegenüber unserer Häuser hinab.

Dann noch ein früheres Foto. Ich und ich glaube mein Bruder zusammen mit Manuel und Bea vor ihrem Haus. Wir spielen im Matsch. Bea hat eine Schaufel in der Hand. Den Platz pflasterten sie später - leider - mit Steinplatten.

Mir fällt auf, wie hübsch Bea war. Sie hatte langes, braunes Haar. Ich empfand sie schon damals als hübscher als mich und meine Schwester. Sie war 3 Jahre älter als ich. Ob das der Grund ist, wieso ich zu ihr nie wirklich Kontakt hatte?
Ihr gutes Aussehen flößte mir sicherlich auch Angst ein.

Sie hat später Architektur bzw. Innenarchitektur studiert, einen Architekten geheiratet und zog - vielleicht aus finanziellen Gründen - zurück in ihr Elternhaus. Ich wir trafen uns mal in unseren 20ern hier in der Stadt.
Sie hatte damals schon eine 2-jährige - sehr gut aussehende - Tochter.
Ich wohnte hier in der Stadt, nicht weit von meiner jetzigen Wohnung.

Sensibel und in kleinen Schritten gewöhnte sie ihre Tochter an den nahegelegenen Kindergarten. Ich glaube, ich begleitete beide bei ihrem ersten Besuch. Sie trödelte auf dem Weg etwas.
Ich weiß noch, gedanklich beschäftigte mich die Attraktivität dieser kleinen Familie: Ihr Mann war gutaussehend und schon auf den ersten Blick auch (wie Bea's Vater) ein weicherer Typ.

Wenn ich mich recht erinnere, weinte die Tochter beim Abschied der Mutter. Aber glaube, sie hatte vor, die bald zurückzukehren und die Zeit langsam zu verlängern.

Und spätestens jetzt denke ich: Sie hatte warmherzige, liebevoll wirkende Eltern und sie ist genauso. Ich habe sie bereits erwähnt. Sie waren evangelisch, scheinbar nicht von hier, sondern aus dem Norden und sprachen perfektes Hochdeutsch. Wegen einer vielleicht einfach nur unbedachten Äußerung der Mutter hatte ich früher darauf gewartet, von ihnen in ihren Sommerurlaub nach Spanien mitgenommen zu werden...

Wir trafen uns nur 1-2 Mal. Ich hatte damals ein Auto und fragte sie, ob wir ihre Mutter in ihrem Elternhaus besuchen sollten. Es dürfte ca. 10 Jahre nach unserem Wegzug gewesen sein.

Die Mutter erwartete uns und stellte mir ihren neuen Pudel vor. Dieser war grau. Sie sagte fast entschuldigend, er sei leider etwas ängstlich.

Ich bin jetzt 54 - dann müsste Bea jetzt ca. 57 Jahre alt sein. Ich googelte sie vor einigen Jahren: Ich finde ein Portraitfoto von ihr.
Sie hat schwarze Haare, kurz - das kann sie sich bei ihrem schönen Gesicht auch leisten. Sie strahlt - sie strahlt hell wie die Sonne in die Kamera.
Sie scheint zumindest zeitweise in ihrem Beruf gearbeitet zu haben.

Sie hat später scheinbar noch einen Jungen geboren. Ich google weiter und sehe, die Tochter hat auf dem Gymnasium, das auch wir alle besucht haben, das Abitur gemacht.

Mittlerweile dürfte sie sogar schon ihr Studium abgeschlossen haben.
Sicher ist sie so hübsch wie ihre Eltern geblieben...

Es ist sehr viel Zeit vergangen...

04.01.2022 12:41 • x 2 #24


Nuala
Schauen gesunde Menschen nach vorn und kranke zurück?
Es dürfte zu simpel sein. Vielleicht ist es sogar falsch.

Wirklich aktiv zurückschauen kann man sowieso erst ab einem gewissen Alter.
Zudem benötigt man Zeit. Und je älter man ist, desto mehr Zeit dürfte ein umfassender Blick erfordern.

Ist es normal bzw. gesund in den 50ern zurück auf sein bisheriges Leben zu schauen? Geht es allen oder wenigstens den meisten so?

In Bezug auf Männer verwendet man den Begriff der Midlife-Crisis.
Aber die 50er Jahre dürften auch für Frauen schwierig sein.
Durch das Älterwerden der Kinder erlebt man die Phasen des eigenen Lebens sozusagen ein zweites Mal. Aus anderer Perspektive...
Bis diese Kinder schließlich ausziehen und versuchen, sich ein eigenes Leben aufzubauen. So oder so ähnlich also müssen sich damals die eigenen Eltern gefühlt haben...

Im TV hörte ich mal, Menschen ohne Kinder würden sich jünger fühlen.
Das könnte sein.

Ich werde nie Oma sein. Ich bin (eine unbekannte) Tante. 2-fach, nehme ich an.

Und in welche der beiden Kategorien gehören Menschen, den tiefen Blick hinein in das eigene Innere verweigern?


Ich fühle mich - wie immer - müde und krank. Gestern habe ich geduscht, ich könnte heute also problemlos einkaufen gehen. Ich habe keine Möhren mehr. Ich versuche, mich möglichst gesund zu ernähren und täglich etwas Gesundes zu essen.
Auch roter Spitzpaprika schmeckt mir roh. Im Kühlschrank sind noch welche.

Mit Grisu war ich schon kurz draußen. Hatte ich schon erwähnt, dass feuchtes Wetter ihm nichts ausmacht. Bedauerlicherweise irgendwie...

Ob es heute Entzugserscheinungen sind? Ob es diese hohe Anzahl von Allergien ist? Sogar gegen meine Amalgamfüllungen bin ich allergisch.
Ich habe jedoch große Angst vor Zahnverlust und würde mir sogar neue legen lassen.

Denn - wie zuvor erwähnt - ich darf auf keinen Fall so enden wie meine Mutter - u.a. zahnlos...

04.01.2022 15:54 • x 2 #25


Nuala
Es wäre mittlerweile sowieso zu spät für eine Bearbeitung des letzten Textes...
Mir fiel sofort nach dem Upload die sprachliche Ungenauigkeit auf.

Ich DARF so enden wie meine Mutter.
Und ich KÖNNTE enden wie sie.

Aber ich MÖCHTE - ich WILL nicht so enden.

Es macht mir Angst. Es ist eine ständige - und auch sehr berechtigte - Angst.
Die läßt sich auch nicht abschütteln. Man kann sie nicht loswerden.
Ich schreibe MAN, denn ich bin mir sicher, NIEMANDEM würde das gelingen.

Die Frage - ob ich dasselbe Ende nehmen werde - sie wird sich wohl erst im Moment des Sterbens oder zum Todeszeitpunkt beantworten lassen.

04.01.2022 16:19 • x 2 #26


Nuala
Ende Januar bekomme ich endlich die 3. Corona Impfung.
Ich liege im Bett, das Laptop auf dem Bauch. Im Hintergrund läuft der TV mit Nachrichten.

Ich erwähne die Impfung, weil in diesem Moment Bilder von Corona Demonstrationen sehe.
Ich kann diese Demonstrationen nicht einmal ansatzweise nachvollziehen.
Wir sind offensichtlich eine funktionierende Demokratie und Rechtsstaat und keine Diktatur.
Ich wünschte, man könnte diese Demonstranten belächeln.
Was sind das für Leute? Ich nehme an, es sind überwiegend bildungsferne Schichten.
Heutzutage gibt es allerdings viele Esoteriker. Die sind oft sehr gebildet.

Spontan kommt mir Frau N. in den Sinn. Ich lernte sie kennen, als ich meine Eltern mit ca. 17 Jahren in Kuwait besuchte. Wir passten einige Tage auf ihre rote Katze auf.
Sie erzählte, dass sie gequält worden sei. Sie habe Brandwunden gehabt. Vermutlich durch Zig..

Ich lernte sie kennen. Sie wohnte mit ihrem Mann, einem australischen Ingenieur, in einem viel schöneren Gebäude. Es hatte einen Pool. Ich sehe vor mir wie diese schlanke, attraktive Frau am Pool liegt...
Sie war Lehrerin für Englisch und Französisch.

Auch die Wohnungseinrichtung beeindruckte mich damals. Diese Frau hatte einen exquisiten Geschmack.
Sie muss ca. 10 Jahre jünger gewesen sein als meine Mutter.

Ich weiß nicht warum, aber wir blieben in Kontakt oder nahmen ihn irgendwann wieder auf. Wir telefonierten. Sie hatte noch vor wenigen Jahren - mit sicher mindestens 70 Jahren - eine sehr schöne, junge Stimme am Telefon.
Ihre Ehe wurde unglücklich. Ihr Ehemann zog zurück nach Australien. Sie haben einen Sohn. Ihr Kind aus 2. Ehe.
Als ich nach Details der Eheprobleme fragte, erzählte sie, er habe auch ständig *beep* gesagt. Das habe sie gestört. Er würde sich mit seiner jetzigen australischen Frau auch viel besser verstehen.

Ich musste den Kontakt zu ihr beenden. Nach Telefonaten ging es mir extrem schlecht. Das sagte ich ihr auch. Gespräche eskalierten zu oft.

Denn sie ist Esoterikerin. Ich weiß nicht, woran sie alles glaubt. Es ist diffus und wahrscheinlich endlos. Jedenfalls an eine ganze Menge. Sie ist überzeugt, mehrfach gelebt zu haben. Ihre Rollen in der Vergangenheit waren immer von Bedeutung. Sie organisiert sicher noch heute Treffen zu übersinnlichen Themen. Und es gibt anscheinend auch einige Professoren und andere wichtige Persönlichkeiten, die an Übersinnliches glauben. Die werden von ihr eingeladen, um Vorträge zu halten.

Mich läßt das von jeher unbeeindruckt. Wiederholt antwortete ich in dieser Art: Frau N. - wenn ich mich im Internet auf die Suche nach einem Professor machen würde, der der Meinung ist, die Erde sei eine Scheibe, dann fände ich einen.

Sie bot mir einmal sogar an, mir eine Behandlung bei einem Geistheiler zu bezahlen. So verzweifelt ist sie. Ja Sie - nicht ich. Sie will mir bei meinen Problemen helfen, damit es mir endlich mal besser geht.
Und wenn es mir weiterhin schlecht geht, dann sei das kein Wunder. Ich würde mir von ihr ja nicht helfen lassen...

Ich verwende bewusst den Präsens, weil es wahrscheinlich immer noch so wäre, hätten wir Kontakt. Unser Streit ist in der Vergangenheit durchaus verbal eskaliert.

Dieses Jahr erreichte mich eine Email von ihr kurz vor Weihnachten. Kurze Grüße und im Anhang eine lange Info. Ich las Letzteres nicht, da es etwas Übersinnliches sein wird.
Sie gibt einfach nicht auf. Mehrfach bot ich ihr an, dass wir Übersinnliches ausklammern und ich so tue, als ging es mir gut - jedenfalls aber kein Problem erwähnen würde.

Es funktioniert nicht...

Dieses Mal antwortete ich. Mit einer Ecard mit vorgedruckten Weihnachtsgrüßen.

Ich erwähne sie hier, weil ich annehme, dass sie nicht geimpft ist. Sollte nur einer ihrer Professoren Impfungen für falsch halten, wird sie dem sicherlich sowieso blind folgen.

Und trotzdem - sie fehlt mir...
Sie hat ja insgesamt 2 Kinder und ich frage mich oft, wie die ältere Tochter in ähnlichem Alter damit umgeht. Oder ob sie in der Lage ist, Übersinnliches thematisch auszuklammern.

Ich finde es schade - eher für mich. Denn sie hat sehr viele Kontakte...
It's a strange world.

04.01.2022 21:47 • x 2 #27


Nuala
Warum bin ich gescheitert? Und woran bin ich gescheitert?

Diese Fragen beschäftigen mich natürlich auch regelmäßig.
Spontan muss ich an die Wahl des Studienfachs - Jura - denken.

Ganz zu Anfang erwähne ich einige Details...

Mir war spätestens als Jugendliche bewusst, dass ich Tiere mag und ich weiß noch, dass mich der Gedanke streifte, ich wäre gerne Tierärztin.

Doch direkt nach dem Umzug vom Dorf in die ca. 30Km entfernte Stadt - meinem heutigen Wohnort - bekomme ich erste Allergien: Pollen, Tierhaare, Wolle, Parabene, Hausstaub...

Über Medizin dachte ich nie nach - obwohl meine beiden Freundinnen Sonja und Anne in der 9. und 10. Klasse damals schon dieses Fach studieren wollten.
Aber Anja hatte eindeutig viel bessere Noten als ich. Ihr Vater war Arzt.
Sonja's Vater, wie häufig erwähnt, Professor an der hiesigen Uni.

Es gab damals zudem eine Ärzteschwemme. Und eine Lehrerschwemme. Während meines Jurastudium plötzlich eine Juristenschwemme.
Die Zugangsbedingungen für Medizin wurden geändert. Neben dem Numerus Clausus gab es eine zusätzliche Prüfung.
Sehr viele Hürden, die ich nehmen müsste.

Als wir noch im Dorf wohnten, ich also höchstens 14-15 Jahre alt gewesen sein kann, erwähne ich Biologie.
Doch meine ca. 2 Jahre ältere Schwester erwähnt, ob ich denn wirklich Frösche sezieren wolle. Die Vorstellung schockte mich und womöglich müsste ich den Frosch vorher auch selber töten...

Ich weiß noch, dass ich letztlich jedenfalls unbedingt studieren wollte - irgendwas. Ich muss schon eine Vorstellung von der Struktur dieser Gesellschaft gehabt haben. Für verschiedene soziale Schichten, Hierarchien und davon, dass vor allem Leistung zählt.
Und wer will nicht gefallen? Gibt es jemanden, der sich nicht über Anerkennung freut. Jemanden, der nicht nach dieser Anerkennung strebt?
Gibt es ausgegrenzte, unsichtbare, glückliche Menschen?

Damals gab es ein Büchlein vom Arbeitsamt über verschiedene Studiengänge.
Das las ich mir alles durch und suchte stets nach Angaben zum Gehalt.

Ich glaube, meine Mutter war sich nicht sicher, ob Architektur das richtige für mich sei. Wegen einer instabilen Leistungskurve in Mathe.
Es ist - wie bereits erwähnt - am zwingend erforderlichen Schreinerei-Praktikum letztlich gescheitert.

Ich hatte mich um einen Studienplatz für BWL beworben, besuchte die Universität der benachbarten Stadt. Auf dem waldreichen Unigelände fühlte ich eine deprimierende Atmosphäre. Das wäre kein guter Start. Und unsicher war, ob dieses traurige, einsame Gefühl sich irgendwann verflüchtigen würde.

Über Jura wusste ich nicht viel. Ich wusste nichts über diese hohen Durchfallquoten. Ich glaube, 25% schafften damals das 1. Staatsexamen nicht.
Das dürften höhere Zahlen sein als bei Medizin.
Nun war das Auswahlverfahren bei Medizin strenger. Man darf annehmen, dass diese Studenten einen höheren IQ hatten.
An meiner Uni gab es für Jura jedenfalls keinen NC.

Unter Jura konnte ich mir einen Beruf vorstellen. Ich wusste, es gibt Rechtsanwälte, Richter, Staatsanwälte.
Und ich wollte doch viel Geld verdienen.
Andere Studiengänge wären mir zu unsicher gewesen. Was macht man mit Computerlinguistik? Was mit Theaterwissenschaften?
Und die Psychologen - haben die nicht alle selbst noch viel größere Probleme?
Ich muss später doch auf eigenen Beinen stehen können.
Schon deshalb, um nicht dasselbe Ende zu nehmen wie meine Mutter...

Ich wusste nicht, dass Jura auch dadurch schwieriger war, dass man dieses 1. Staatsexamen schreiben muss und nicht nur ein Diplom.
Zwischen beiden besteht ein riesiger Unterschied:
In Diplomstudiengängen schrieb man diverse Prüfungen und zum Schluss suchte man sich ein Thema für das Diplom. Beides musste nichts miteinander zutun haben.

In Jura erwartete einen der wahrer Horror: Man schrieb ebenfalls diverse Prüfungen... Aber eine Chance, dieses Staatsexamen zu bestehen hatte man nur, wenn man für ein Jahr einen privaten Kurs, ein Repetitorium besuchte.
Und wie der Name schon sagt: Repetieren = Wiederholen.
Stoff des 1. Staatsexamens war der Prüfungsstoff sämtlicher vorangegangener Jahre.
Viele lernten nach dem Repetitorium ein weiteres Jahr.
2 Versuche hatte man und einen 3. Gnadenschuss.
Das alles hört sich nach einem langen Studium an. Und der Eindruck täuscht nicht.
Und danach ging es ja weiter: Das 2- jährige Referendariat. Immerhin mit winzigem Gehalt. Während Mediziner vor dem Facharzt immerhin schon 2000 - 3000 Euro verdienen waren unsere Bezüge winzig. Um die 1000 Euro. Ein Leben wie zu Studentenzeiten.

Diese Länge der Ausbildung ist problematisch - mit kranken Eltern.
Und das Studium zahlt sich bei vielen Absolventen nie aus:
Nur Mediziner können sicher sein, stets eine Stelle zu finden und stets ein gutes Gehalt zu bekommen.
Juristen mit nichten... Es gibt viele juristische Taxifahrer...

Ein Segen ist für Ärzte auch der Facharzt. Juristen, die alleine arbeiten, müssen aus rein finanziellen viele verschiedene Fachrichtungen abdecken.
Sehr stressig. Überhaupt: Die juristische Tätigkeit bleibt in intellektueller Hinsicht sehr anspruchsvoll. Der Stress entsteht natürlich auch dadurch, dass Fälle vor Gericht landen. Man wird von Richtern ggf. gerügt... Vielfach öffentlich.

Hatte je ein Patient den Eindruck, ihr Hausarzt sei in intellektueller Hinsicht gestresst, würde Bücher wälzen?
Psychiater haben nur eine kleine Anzahl von Medikamenten zur Verfügung. Wer weiß, vielleicht gibt es sogar welche, die nur drei Psychopharmaka für gut halten.
Sie können machen was sie wollen. Wirkliche Angst vor leeren Wartezimmern müssen sie sich nicht machen. Es ist eine ruhige, bequeme Tätigkeit - jedenfalls mit eigener Praxis.

Kurzum - meine Jurastudium war ein Fehler.
Diese vielen Prüfungen ließen mir zudem keine Zeit über einen Studienwechsel nachzudenken. Mein Vater war schwer krank. Ich studierte von BaföG. Ich hätte vielleicht noch im 1. Jahr die Möglichkeit für einen Wechsel gehabt.

Und meine Noten waren zunächst gut. Zwei Professoren werden mir das erforderliche Empfehlungsschreiben für ein Auslandssemester geben...

05.01.2022 13:27 • x 2 #28


Nuala
Es ist 15 Uhr. Ich bin endlich im Supermarkt gewesen.
Biege links ab, habe ich zwei Möglichkeiten: Erst den Netto und dann in ca. 500m Entfernung den Lidl.

Über den Netto ärgere ich mich regelmäßig. Oft fehlt Ware. Eine Weile aß ich beispielsweise täglich Salat. Die gesuchten Sorten waren oft ausverkauft oder vertrocknet.
Das nervt auf Dauer!

Um kein Risiko einzugehen, entschied ich mich heute also für den Lidl.
Dort sind die Warteschlangen an den Kassen auch kürzer. Schnell wird eine zusätzliche Kasse geöffnet...

Die 2Kg Möhren waren billiger als 1Kg. Ob ich diese riesige Menge rechtzeitig verspeisen kann?
Auch neue rote Spitzpaprika kaufte ich. Nur selten sind die billiger als die normalen.

Ich will nicht verschweigen, dass ich Süßes liebe und natürlich habe ich zugegriffen. Fast 10 Tafeln Billig-Schockolade - Vollmilch und Vollmilch-Nuss.
Reste von Weihnachtsgebäck.

Seitdem ich die Keto Diät ausprobiert habe, versuche ich täglich Nüsse zu essen. Auch Haselnüsse - trotz Pollenallergie.
Pollenallergien sind besonders übel. Denn meist entstehen Kreuzallergien zu Nahrungsmitteln. Eine Verwechslung im Immunsystem.
Ich spüre das deutlich, wenn ich Möhren esse. Auch bei Äpfeln und natürlich bei Haselnüssen. Schon seit einigen Jahren ist mir klar, dass der Etagenwechsel nach unten in Richtung Lunge begonnen hat. Sehr langsam - zunächst betrifft es meinen Kehlkopfbereich, den Hals.

Seit der Keto Diät ist mir auch klar, dass wir zu viel Omega 6 Fettsäuren zu uns nehmen. Und dass dieses die Omega 3 Fettsäure blockiert.
Seitdem kaufe ich das teure Leinöl. Ich verwende es im Salat, mische es unter Schmand. Schmand mit Curry esse ich auch gerne als Brotaufstrich.

Ich verwende Baumwolltaschen. Im Winter bin ich schwarz angezogen und achte darauf, die farblich passende Tasche mitzunehmen.
Mein Mundschutz muss natürlich auch schwarz sein.
Für den Sommer habe ich blaue und rosafarbene.

Die Tasche war randvoll und viel zu schwer. Ich habe auch einen Hackenporsche, also einen Trolley. Den habe ich mir für den Transport der 10Kg Katzenstreu-Säcke gekauft.
Es wäre besser gewesen, diesen mitzunehmen. Jedoch nehme ich mir ja nie vor, so große Mengen einzukaufen.
Immerhin - jetzt muss ich eine Weile nicht einkaufen.

Im Supermarkt waren andere Kunden. Ich war also unter Menschen gewesen.
An der Kasse hatte der Kassierer ein Problem mit dem Scannen der Haferflockenpackung. Er konnte es lösen und um ihm zu helfen, wies ich darauf hin, dass auf dem Band noch eine zweite Packung lag.

Also habe ich sogar etwas gesprochen. Aber ich rede ja auch viel mit Grisu...
Apropos - ich bekam Grisu ja sehr jung, als Kitten.
Natürlich sprach ich in Babysprache mit ihm. Ich denke, man macht es automatisch. Er ist mittlerweile groß und schwer - trotzdem ist er weiterhin mein Baby. Ein Riesenbaby. Ich spreche nun häufiger mit normaler Stimmlage. 1,5 Jahr alt ist er inzwischen.

Doch neulich lagen wir beide nebeneinander im Bett und schauten TV.
Im TV spricht eine Frauenstimme plötzlich in Babysprache mit einem Tier.
Grisu springt und rennt begeistert zum TV-Gerät.

Also werde ich bei der Babysprache bleiben.
Auch er miaut meist sehr hell. Ich habe ihn mit ca. 5 Monaten, also recht jung kastrieren lassen. Er verhält sich irgendwie auch noch wie ein naives Baby - solange er keinen Vogel oder keine Insekten sieht.
Mäuse kennt er nicht.

Auf dem Rückweg kam ich natürlich am Briefkasten vorbei. Aber ich war sowieso zu sehr beladen...

Ich liege auf dem Sofa im Wohnzimmer. Einen der Äpfel habe ich zerschnitten und werde ihn noch ganz essen.

Grisu liegt auf dem Teppich, seiner Mülldeponie. Er hat aufgehört bettelnd zu miauen und spielt mit einem Fisch.
Es ist ein Fisch, der bei aufgeladener Batterie mit dem *beep* wedelt. Er mag ihn jedoch auch unbeweglich. Er presst ihn gerade an seinen Bauch und bohrt die Krallen der Hinterbeine hinein. Ganz so, als sei es ein echter Fisch.

Manchmal beträufele ich die beiden Fische und andere Gegenstände mit Baldriantropfen. Die haben eindeutig eine animierende Wirkung.

Ich fühle mich müde und krank wie immer. Alle Gelenke tun weh, der Schädel brummt und im Mund kribbelt es.
Depressionen können sicherlich viele verschiedene Ursachen haben. Ganz sicher spielen bei mir Entzündungen eine Rolle. Sogar meine Gehörgänge jucken. Dann wird wohl auch das Gehirn betroffen sein.

Manchmal schaue ich Grisu zu und ich bin froh, dass er nicht weiß, was chronische Schmerzen sind. Und ich hoffe, dass ich mich in Bezug auf seine Hinterbeine, seine Hüftgelenke täusche, er keine Arthrose entwickeln wird...
Ich bin vorbereitet... Überall Stühle, damit er nicht so hoch springen muss - und Polster, damit er sanfter landet.

05.01.2022 16:38 • x 1 #29


A


Hallo Nuala,

x 4#15


Nuala
Nachts habe ich schlecht geschlafen. Mir kommt es vor, als sei ich nur oberflächlich eingenickt. Nachts kam der Kater und macht Lärm. Also lockte ich ihn ins Wohnzimmer und schloss die Tür.

Ob gerade Vollmond ist? Ich will es nicht wissen, denn dann würde ich erst recht schlecht schlafen, wenn ich ihn zufällig am Himmel bemerken würde.

Alles wie immer: Kopfschmerzen, Müdigkeit, Gelenkschmerzen - insbesondere die Schultern und die Hüftgelenke.

Mir wird klar, morgens wache ich stets mit einem riesigen, undefinierbaren Angstgefühl auf.
Es dürfte durch das ungelöste Briefkasten- bzw. Postproblem mindestens vergrößert werden.
Ich fühle, ich bin nicht mehr leistungsfähig. Ich habe einige Probleme erforderlichen Ämtern mittlerweile mitgeteilt...
Es scheint eher ignoriert zu werden.

Ich wurde aufgefordert, eine Reha zu beantragen. Vielleicht hat mein Hausarzt sich beim Ausfüllen des Antrags nicht genügend Mühe gegeben. Gelangweilt gab er wahllos drei Diagnosen an, die er beim flüchtigen Blick in den Computer fand...
Die Reha wurde abgelehnt. Ich wollte sie auch nicht. Ich habe seit mindestens 30 Jahren Probleme. Es geht weiter bergab. Das würde sich durch eine Reha nicht verbessern.

Es kam nur eine ambulante Reha infrage - wegen der Katze.
Ich bekam Post von der Krankenkasse und auf der ersten Seite stand: Ihre stationäre Reha kann nicht gewährt werden.
Man würde das korrigieren. Auch in ambulanter Form käme keine Reha in Betracht.

Grisu hat gegen 11 Uhr - wie immer - sein Stück Fleisch bekommen. Wie immer, dient es seiner Beschäftigung. Es ist eingewickelt...
Ich habe ein kurzes Video davon gemacht. Ich hoffe, es freut mögliche Leser.
https://photos.app.goo.gl/ZaYbE6JBRW6y4dWM6

Jetzt liegt er am Fußende des Bettes. Eben hat er noch miauend gebettelt. Er will raus. Ich werde mich aufraffen, den Steppmantel anziehen, damit meine Schlafmontur etwas verdeckt wird. Nur Teile meiner Jogginghose sind sichtbar.
Die Sonne scheint recht stabil...

Ich fühle mich so krank und schwach. Gestern hatte ich 50mg meines Opioids genommen. Es könnten heute Morgen also auch Entzugssymptome sein.
Soll ich 25mg für eine Milderung möglicher Entzugssymptome nehmen? Oder wieder 50mg - oder 100mg? 200mg nehme ich nur selten.
Ich bin froh, dass diese Medikamente als Nebenwirkung die Stimmung aufhellen. Jedenfalls dann, wenn man sie nicht täglich nimmt oder die Dosis variiert.
Ich denke, ich nehme 25mg. Und wenn der Tag zu trüb und endlos lang wird kann ich immer noch erhöhen. Es dauert stets 2-5 Stunden, bis ich eine Wirkung verspüre.
Je nach Dosis, verschwinden die Schmerzen subtil. Dann fühle ich mich wie früher, vor 30 Jahren - in meinen 20ern...

06.01.2022 13:01 • x 2 #30

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