Carsten1962
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Zwei mal wurden diese Versuche polizeilich dokumentiert und führten zu jeweils einem Tag Aufenthalt in einer Landesklinik, zwei mal konnte ich mit meinem Sohn Schlimmeres verhindern.
Jetzt ist meine Frau im 5. Anlauf verstorben, indem Sie sich in einem See ertränkt hat.
Die Vorstellung, dass meine Frau in eiskaltes Wasser gestiegen ist (meine Frau war eher die Sonnenanbeterin), sich vorher einen beschwerten Rucksack umgeschnallt hat und voller Willenskraft diese Tat durchgezogen hat, bringt mich um den Verstand.
Ihr Leidensdruck in den letzten ca. 5 Jahren durch Darmprobleme, mit unzähligen Arztbesuchen und X Operationen, mit Dickdarm-Stoma und dessen Rückverlegung, konnten Ihren unerklärten Gewichtsverlust nicht stoppen und hat jetzt über den Lebensmut gesiegt.
Eva war eineinhalb Tage als vermisst gemeldet, bevor Taucher sie leblos gefunden haben. Sie hatte mir vor Ihrer Tat noch eine Abschiedsnachricht per APP und Anrufbeantworter geschickt, wo das Auto steht etc. Abschiedsbriefe gab es aus den vorherigen Aktionen schon.
Am Tag als die Taucher fündig wurden war ich auch an dem See, da der Vortag ergebnislos war und ich somit dachte, dass meine Frau vielleicht doch einen anderen Weg eingeschlagen hat.
Ich kam am See an, als meine Frau am Ufer in einem dicken Gummisack lag und habe gefragt ob ich sie noch einmal sehen dürfe. Dies tat ich dann auch.
Wenn ich zu Hause denke, dass meine Frau jetzt gleich um die Ecke kommen müsste, schießt mir dieses letzte Bild in den Kopf und ich weiß sofort, dass das nicht passieren wird.
Ich lasse die Trauer zu, heule Rotz und Wasser, frage mich aber dennoch, wann ich vielleicht was hätte anders machen können. Ich habe meiner Frau immer Mut zugesprochen und ihr weitere Optionen aufgezeigt und wieviel das Leben für uns noch bereithält.
Leider wollte meine Frau nie psychologische Hilfe nach dem Tod Ihrer Mutter im Jahr 2015 annehmen. Sie wusste wahrscheinlich, dass das ein sehr schmerzhafter Weg wird, da ein sehr inniges Verhältnis bestand.
Genausowenig sah meine Frau den Zusammenhang zwischen Darm und Psyche.
Meine Frau wurde nach den 2 Selbstmordversuchen mit Aufenthalt in der Geschlossenen am Folgetag entlassen, da die verantwortlichen Ärzte der Argumentation bereitwillig gefolgt sind, dass es ja kein psychisches Problem gäbe, sobald das organische Leiden beseitigt sei.
Situativ kann ich das sogar nachvollziehen, sehe aber leider das Ergebnis.
Jetzt sitze ich hier und versuche das irgendwie geordnet zu schreiben, was mir glaube ich nicht gelingt.
Ich kannte meine Frau 40 Jahre, davon 27 glücklich verheiratet und jetzt ist da nichts mehr, ausser tiefster Schmerz und Leere.