Meine Mutter braucht Hilfe - psychologische Beratung

N
Teil 1:

Hallo ihr Lieben,

ich bin ganz neu hier und eigentlich nicht für mich selbst hier angemeldet, sondern weil ich meiner Mutter helfen muss.

Kurz ein paar Informationen zu mir, zu ihr und zu unserer Familie.

Meine Mutter ist 60 Jahre alt. Sie hatte eine schwere Kindheit, die Familie war sehr arm, ihr Vater starb als sie knapp 2 Jahre alt war. Ihre Mutter schlug sie fast täglich, war überfordert.

Meine Mutter hatte keine schöne Kindheit, wurde nicht gelobt oder hat sich wert gefühlt. Zudem konnte sie aufgrund von Armut kein Abitur machen, sondern musste zur Hauptschule gehen.

Meine Mutter heiratete dann das erste Mal sehr früh, ließ sich direkt wieder scheiden. 1977 heiratete sie dann meinen Vater.

Mein Vater war ein sehr gefühlvoller Mann, der viel nachdachte, Musik liebte, gerne sang und nebenberuflich als Sänger und Entertainer arbeitete. Er brachte die Menschen gern zum Lachen, wobei er selbst wohl tieftraurig war.

Schon als Jugendlicher verführten ihn seine Eltern zum Alk., sodass mein Vater schon früh Alk. war, jeden Tag B. und Wein trank. Hinzu kam, dass er Diabetiker war. Seine Krankheit verschlimmerte sich durch den Alk. immer mehr, sodass mein Vater mit 45 in Frührente ging, nur mit Stock laufen konnte, sich kaum bewegte (er war aber nicht übergewichtig), offene Wunden am Körper hatte und nahezu erblindete (3% Sehkraft).

Mein Bruder (4 Jahre älter als ich, ich bin 25), war schon früh ein echtes Problemkind. Von meinen Eltern verwöhnt, jedoch auch vom Temperament her problematisch, wurde er zum echten Härtefall. Er führ mit 16 Jahren unseren Mercedes nachts ohne Führerschein in einen Fluss, beklaute meine Eltern, versuchte mich und meine Mutter zu vergewaltigen, und war wirklich verrückt. Meine Mutter suchte sich psychologische Beratung, die am Ende dazu führte, dass er in die Notaufnahme der Kinder- und Jugenpsychiatrie aufgenommen wurde, weil es zu Hause mit ihm nicht auszuhalten war.

Die Sache mit meinem Bruder belastete meinen Vater stark, es war doch immer sein lieber Sohn. Hinzu kamen viele Depressionen, die Krankheit, keine Hoffnung für die Zukunft -
Mein Vater nahm sich im Jahr 1997 das Leben und erhängte sich auf unserem Dachboden.

Meine Mutter und ich waren am Boden. Wir gaben jedoch nicht auf, blieben stark und schauten nach vorm.

1998 lernte meine Mutter durch eine Arbeitskollegin ihren neuen Lebensgefährten kennen.
Er ist 8 Jahre älter als sie. Als sie sich kennen lernten, war er recht wohlhabend. Er hat studiert und kennt sich handwerklich sehr gut aus.

Wir fuhren zusammen in den Urlaub, verstanden uns prima, und meine Mutter und er führten eine tolle Beziehung. Meine Mutter lachte, es ging ihr gut, und alles war super.

2000 kauften wir ein Haus auf dem Land, welches der Freund meiner Mutter ein Jahr lang umbaute, wir steckten viel Arbeit hinein. 2001 zogen wir dort ein.

20.09.2010 12:05 • #1


N
Ungefähr um diese Zeit wurde es erstmals schwieriger: Der Freund meiner Mutter verlor seine Ersparnisse und einen Großteil von denen meiner Mutter an der Börse. Finanzielle Probleme kamen auf.

Hinzu kam, wie ich dann erfuhr, dass es wohl auch intimere, S. Probleme gab. Meine Mutter hatte zu dem Zeitpunkt sehr lang keinen Geschlechtsverkehr gehabt (mein Vater war ja schwerkrank), ließ keinen recht an sich heran, und ein Versuch diesbezüglich bereitete ihr große Schmerzen. Letzten Endes kippte sich in dieser Zeit das Bild.

Meine Mutter fing an, ihren neuen Lebensgefährten für vieles verantwortlich zu machen. Zum einen die finanziellen Probleme, zum anderen hieß es, er sei faul (was er definitiv nicht ist! Er arbeitet den ganzen Tag am Haus (er ist Rentner). Vor allem die finanzielle Situation hob meine Mutter besonders hervor.

Er sei ein Schmarotzer, er lebe nur auf ihre Kosten, er leiste nichts. Hinzu kam dann das neue Hirngespinst, er sei gleichgeschlechtlich - lebe heimlich mit einem anderen Mann zusammen.

All dies stimmte und stimmt überhaupt nicht!

Ich habe lange und intensive Gespräche mit V. geführt, uns verbindet sehr viel, und ich weiß dass er nur das Beste will. Meine Mutter ist diejenige, die ihn wegstößt, wenn er sie umarmen oder küssen möchte - von seiner Seite aus ist alles gut! Er ist weder gleichgeschlechtlich noch sonst irgendwas.

Er hat zwar viel Geld an der Börse verloren und nur eine kleine Rente, aber er gibt und kauft so viel wie geht für uns.

Hinzu kommt die Meinung meiner Mutter, V. sei vorwiegend für seine Söhne im Einsatz, nicht für sie. Für seine Söhne täte er alles, für sie jedoch nichts. Es ist also auch ein Neid innerhalb der Familie.

Ein riesiges Problem ist außerdem der Alk.. Meine Mutter ist inzwischen abhängig, es baute sich über die letzten 10 Jahre immer mehr auf. Sie trinkt alle 2-3 Tage Schnap., dann aber auch fast eine Flasche. Zu Anfang kamen ihre Hirngespinste nur heraus, wenn sie etwas getrunken hatte, inzwischen pöbelt sie auch nüchtern herum.

Sie wird sehr ausfallend, beschimpft V. als Faules Miststück, gleichgeschlechtlich Sau und sonstiges. Er solle sich eine Wohnung suchen und ausziehen.

---------------

So. Das ist der Stand der Dinge. Das Problem ist: V. möchte sie nicht verlassen. Wir haben uns so viel aufgebaut und alles könnte so schön sein.

Unsere Diagnose dazu ist, dass meine Mutter unter stärksten Depressionen leidet, die in Verbindung mit Alk. immer schlimmer werden. Sie schläft kaum und schlecht, lässt körperlich und emotional niemanden an sich heran, ist der Meinung alle wollen ihr nur etwas Böses, und hat keinerlei Freude mehr, an gar nichts. Sie sieht Situationen falsch, schätzt sie falsch ein, geht davon aus dass alle ihr nur Böses wollen.

Was können wir tun???

Wenn ich zu ihr sage, sie könne sich ja mal professionelle Hilfe holen, ist sie sauer auf mich, redet dann wochenlang nicht mehr mit mir. Schließlich sei sie ja nicht bekloppt, so sagt sie.
Außerdem halte ich dann ja wieder zu V..

Ohnehin ist sie der Meinung, V. habe mich vergiftet und er sei ein Psychopath, der mich auf seine Seite gezogen habe, ich halte nur noch zu ihm und sei gegen sie.

Dabei wollen wir doch zusammen nur das Beste für sie!

------------------

Wir kommen an sie nicht mehr heran und glauben auch nicht, dass sich ohne professionelle Hilfe an ihrer Sichtweise noch etwas ändern wird.

Darum möchten V. und ich zusammen zu einer Psychologin gehen, um nachzufragen, wie man am besten helfen kann.

Haltet ihr das für eine gute Idee?

Und wer bezahlt diese erst Besprechung?

Was sollen wir ansonsten tun?


Wir sind so ratlos und traurig, das Ganze belastet uns sehr.

Ich würde mich freuen, ein paar Meinungen und Tipps zu hören.

Ganz lieben Dank und alles Gute Euch!

Nina

20.09.2010 12:06 • #2


A


Hallo Nina1985,

Meine Mutter braucht Hilfe - psychologische Beratung

x 3#3


S
Hallo Nina,

ich habe deine Beiträge in den Angehörigenbereich verschoben, da sie hier hergehören.

Serafina

20.09.2010 12:07 • #3


S
Hallo Nina,

das ist ein schweres Los. Wenn sie jedoch jegliche Hilfesangebote ablehnt, könnt ihr nichts machen. Ihr könntet Kontakt mit ihrem Hausarzt aufnehmen und ihm die Situation schildern. Das läuft dann über die Krankenkasse.

Es ist allein ihre Entscheidung, ob sie HIlfe annehmen will oder nicht.

Was bleiben noch für Möglichkeiten in eurer Familie? Gibt es noch andere Familienmitglieder, die mit ihr reden könnten? Wie sieht deine Mutter ihre Zukunft? Kann man überhaupt mit ihr reden und versteht sie dich?

Serafina

20.09.2010 12:15 • #4


F
Zitat:
Das Problem ist: Volker möchte sie nicht verlassen. Wir haben uns so viel aufgebaut und alles könnte so schön sein.

Unsere Diagnose dazu ist, dass meine Mutter unter stärksten Depressionen leidet, die in Verbindung mit Alk. immer schlimmer werden. Sie schläft kaum und schlecht, lässt körperlich und emotional niemanden an sich heran, ist der Meinung alle wollen ihr nur etwas Böses, und hat keinerlei Freude mehr, an gar nichts. Sie sieht Situationen falsch, schätzt sie falsch ein, geht davon aus dass alle ihr nur Böses wollen.

Was können wir tun???

Wenn ich zu ihr sage, sie könne sich ja mal professionelle Hilfe holen, ist sie sauer auf mich, redet dann wochenlang nicht mehr mit mir. Schließlich sei sie ja nicht bekloppt, so sagt sie.
Außerdem halte ich dann ja wieder zu Volker.

Ohnehin ist sie der Meinung, Volker habe mich vergiftet und er sei ein Psychopath, der mich auf seine Seite gezogen habe, ich halte nur noch zu ihm und sei gegen sie.

Dabei wollen wir doch zusammen nur das Beste für sie!


Hallo, Nina, ich greife einfach die letzten Sätze mal auf, weil deine Geschichte ganz schön atemlos macht.

Als erstes sollte dir klar werden, und das ist schwer, dass du nicht für deine Mama verantwortlich bist.

Dass ihr, Volker und du, euch Hilfe holen wollt, finde ich klasse, denn ich erlese eine Co-Abhängigkeit bei dir und dem Stiefvater. Sagt dir das etwas?

Es gibt auch Selbsthilfegruppen um das Thema Co-Abhängigkeit für Angehörige.

Dass ihr einen Facharzt zur Rate ziehen wollt, fidne ich auch gut, nur der wird euch nichts sagen, was der Mutter weiter helfen wird, davon solltest du dich verabschieden. Deine Mutter muss selbst darauf kommen, sich Hilfe zu holen.

Habt ihr beide schon einmal über eine eigene Therapie nach gedacht, um aus diesem Strudel herauszukommen (der Co-Abhängigkeit), das wäre nämlich die nächste Möglichkeit.

20.09.2010 12:21 • #5


N
Danke für Eure Antworten.

Sicherlich kennt ihr das Problem, dass man sagt: ICH KANN ABER NICHT TATENLOS ZUSEHEN.
Ich glaube, das trifft auf Volker und mich zu.

Wir können einfach nicht sagen: Wir können ihr eh nicht helfen, sie muss schon komplett am Boden sein, damit sie einsieht, dass sie Hilfe braucht usw.

Ist es nicht auch traurig, so lange warten zu müssen, bis jemand komplett am Boden ist?
Ich habe Angst davor, dass meine Mutter sich auch das Leben nehmen wird, bevor das der Fall ist.

Wir müssen ihr jetzt helfen, sonst ist entweder Volker tot oder sie. So wie es ist, kann es nicht weitergehen.

Co-Abhängigkeit sagt mir nichts, erklärst Du es mir?

Der Punkt ist auch der, dass Volker mit 68 sagt: Wenn ich nun allein leben soll, nehme ich all mein Hab und Gut und verbrenne es. Mich eingeschlossen.
Er würde die Trennung nicht verkraften, die beiden haben sich so viel zusammen aufgebaut.

Meine Mama ist eigentlich eine so herzensgute, lebenslustige und tolle Frau - sie WAR es - und ich möchte, dass sie es wieder wird.

Tausend Dank für Eure Hilfe.

Nina

20.09.2010 12:28 • #6


N
PS:

Andere Familienmitgleider gibt es nicht. Mein Bruder ist als schwererziehbares Kind nach Irland gegangen, es besteht kein Kontakt zu ihm.

Wir sind allein...

Auf mich hört sie eigentlich nur bedingt, da es dann gleich heißt, ich sei auf Volkers Seite und gegen sie - es ist schwierig.

20.09.2010 12:31 • #7


F
Liebe Nina, ich kann halt nur aus einer Erfahrung mit einer Bekannten sprechen. Sie war Co-Abhängige und wollte ihrem an Alk. erkrankten Mann helfen. Sie hat alles getan, um ihrem Mann zu helfen. Der ließ sich nicht helfen. Also begab sie sich lange Zeit in dieses Verhalten, Kopf im Sand und gut ist. Bis der Tag kam, dass sie nicht mehr konnte und wandte sich hier an unsere Kirchengemeinde. Von da an half sie sich selbst. Und konnte ihren Mann begleiten, er ließ sich irgendwann, jedoch erst, als sie ihn fallen lassen wollte, darauf ein, sich Hilfe einzufordern, Entziehung, Entgiftung, stat. Aufenthalt, Besuch der AA's.

Ich möchte dir hier etwas zititieren, worin sich Co-Abhängigkeit begründet. Man deckt sozusagen den Familienangehörigen, bis irgendwann nichts mehr geht:
Zitat:
dass es nichts Schlimmeres gibt, als zusehen zu müssen, wie ein geliebter Mensch sich selbst ruiniert. Man steht daneben, argumentiert, schickt Energien, gibt alles, was man hat, doch solange der Betroffene die Lage selbst nicht erkannt und sich für Hilfe geöffnet hat, nützen die besten Absichten nichts (das gilt natürlich nicht nur für Abhängige, sondern auch für Kranke bzw. Menschen mit Problemen allgemein).

Genau hier fängt die Co-Abhängigkeit an - das Denken, für diesen Zustand oder seine Heilung mit verantwortlich zu sein.

Je mehr Wissen man im medizinisch-psychologischen Bereich hat, umso schwieriger wird es, einfach im Vertrauen loszulassen. Da wird stundenlang versucht, auf diesen Menschen einzureden (sicherlich mit guter Absicht), doch die Energie verpufft - die daraus resultierende Erschöpfung ist oft größer als nach einer 40-Std.-Woche..

20.09.2010 13:01 • #8


N
Okay, das verstehe ich.

Problematisch ist, dass man an meine Mutter gar nicht erst herankommt. Das stundenlange Reden gibt es nicht, sie blockt es sofort ab.

Ich bin absolut sicher, dass eine Co-Abhängigkeit bei uns besteht, jedoch tue ich mich nach wie vor schwer, sie aufzugeben, vor allem wenn Suizid-Gefahr droht. Sicherlich kann man auch nicht wirklich helfen, gerade die Kommentare und Ratschläge von den nahen Angehörigkeiten prallen ab.

Darum reden mein Stiefpapa und ich auch nur wenig mit meiner Mutter, da man an sie schlecht herankommt, aber wir reden miteinander.
Wir reden vor allem in der Form, dass wir uns immer wieder klar machen, dass meine Mutter krank ist und wir nicht schuld sind. All die Beleidigungen und Kommetare, die mein Stiefpapa abbekommt, sind furchtbar und treffen tief - ich versuche ihm mehr und mehr beizubringen, dass dies nicht sein darf, weil sie nichts mit der Wahrheit zu tun haben.

Wir können und wollen also nicht einfach tatenlos zusehen, das haben wir fast 10 Jahre getan. Es wird nichts bringen, meine Mutter wird sich vermutlich von selbst niemals Hilfe holen - und immer verbitterter werden, bis sie schließlich (selbstverschuldet oder nicht) unglücklich stirbt.

Das wollen wir nicht!

Es geht so nicht weiter und wir haben lange genug gewartet. Von selbst passiert da nichts.

Wir müssen sie also irgendwie darauf stoßen und dazu bringen, mal in eine Beratung zu gehen.

Hm :(

Schwierig alles... trotzdem dankeschön

20.09.2010 13:10 • #9


F
Zitat:
Das stundenlange Reden gibt es nicht, sie blockt es sofort ab.
Auch das ist Energie raubend für dich und den Stiefvater, DAS auszuhalten ....

Zitat:
Schwierig alles... trotzdem dankeschön
... immer wieder gerne ;)

20.09.2010 13:14 • #10


C
Hallo Nina,

mir fällt bei all den Problemen rund um deine Mutter auf bzw. frage ich mich was ist mit DIR?? Wie es dir geht, kommt in deinem Post eigtl. gar nicht vor. Deine Mutter steht immer an erster Stelle. Klar braucht sie Hilfe, aber sie ist letztendliche eine erwachsene Person! Habe den Eindruck, bei euch haben sich die Verhältnisse verkehrt, es scheint fast so als ob sie dein Kind wäre. Das kann es doch nicht sein.

Ich habe es auch oft erlebt, dass ich nicht tatenlos zusehen konnte, wie sich jmd. zugrunde richtet oder schadet durch Dro. oder was auch immer (auch bei meiner Mutter). Inzwischen habe ich aber fast den Eindruck, dass man durch ständige Hilfsangebote, Sich-Sorgen machen etc. den Menschen noch mehr in die Passivität treibt (weil er denkt, es kümmert sich schon jmd. um meine Probleme). Es ist schwierig loszulassen, weil man ja nicht egoistisch sein will und den anderen im Stich lassen will, aber wenn man sich sagt, dass es für den Menschen letztendlich besser ist, ist es vllt einfacher.
Deine Mutter hat in ihrer Kindheit keine Liebe und Geborgenheit erfahren, jetzt will sie, dass du das quasi nachholst. Aber erstens geht das nicht (sie muss selbst ihr Glück finden), zweitens bist wie gesagt du IHR Kind und nicht andersherum!

Was tut oder hat sie eigtl. für dich getan? Bist du ihr etwas schuldig?

Zitat von Nina1985:
Wir können und wollen also nicht einfach tatenlos zusehen, das haben wir fast 10 Jahre getan. Es wird nichts bringen, meine Mutter wird sich vermutlich von selbst niemals Hilfe holen - und immer verbitterter werden, bis sie schließlich (selbstverschuldet oder nicht) unglücklich stirbt.


Ihr habt eben nicht tatanlos zugesehen, sondern immer wieder auf sie eingeredet, sich Hilfe zu suchen. So lange ihr das macht, denkt sie sich: ok, da gibt es Menschen, die übernehemn für mich Verantwortung, sorgen sich um mich (das was sie als Kind nicht hatte!). Und so lange wird sie weiterhin NICHTS machen. Ihr müsst euch dringend mal abgrenzen und ihr deutlich machen, dass ihr nicht mehr gewillt sein, das mitzumachen.
Dein Mutter verhält sich wie ein trotziges Kind. Das ist euch gegenüber nicht fair und zermürbend.

Alles Gute, Cleo

20.09.2010 13:17 • #11


N
Hallo Cleo und vielen lieben Dank.

Du hast teilweise recht, teilweise leider nicht.

Ja, ich habe mich viel um meine Mutter gekümmert, und gerade nach dem Tod meines Vaters hat sich unser Verhältnis in der Tat etwas umgekehrt: Ich war voll und ganz für meine Mutter da, habe ihr Sicherheit und Geborgenheit gegeben.

Inzwischen ist das alles aber etwas anders. Klar mache ich mir immernoch Sorgen und kümmere mich, aber nicht so, dass sie es merken würde. Ich rede zum Beispiel nie mit ihr in der Form, dass ich sage, ich würde mir Sorgen machen und sie müsse sich Hilfe holen.

Eigentlich thematisieren wir ihre Probleme gar nicht, überspielen sie eher.

Wenn ich anfange, sie zu thematisieren, bekomme ich sofort einen blöden Kommentar und meine Mutter blockt. Häufig wird sie dann eher sauer und redet nicht mehr mit mir.

Außerdem ist ihre Depression so weit fortgeschritten, dass sie eher gar nicht glauben kann, dass jemand sie verstehen würde und sich Sorgen macht. Sie blockt dann mit Sätzen wie Du hast doch Dein Leben und bis erwachsen oder so ähnlich.
Meine Mutter hat also überhaupt nicht das Gefühl, dass wir uns um sie Sorgen und kann das auch nicht glauben, selbst wenn wir ihr das sagen.

Sie fühlt sich also eher nutzlos und unverstanden, wenn wir versuche sie zu verstehen oder auch mal persönlich mit ihr sprechen wollen, blockt sie ab. Meiner Meinung nach kann sie gar nicht glauben, dass wir es nur gut mit ihr meinen, und vermutet hinter jedem Anhieb einen bösen Gedanken.

20.09.2010 13:26 • #12


N
PS:

Meinst Du denn, es würde helfen, ihr in krasser Form den Rücken zu kehren?

Sie sagt ja immer zu Volker, er solle sich eine Wohnung nehmen und abhauen, meinst Du man sollte sie mal (probeweise) allein lassen?

Ich wohne übrigens nicht mehr zu Hause.

Vielleicht sollte man zu ihr sagen: Ich mache das alles nicht mehr mit! - und gehen?

Ich befürchte nur, dass dies zu keiner Einsicht führen würde, der Haushalt wäre noch unordentlicher, als er ohnehin schon ist, es gäbe mehr Alk., und sie würde vermutlich 10 x am Tag bei mir anrufen und mich vollquatschen.

Irgendwie glaube ich nicht, dass das eine Lösung sein könnte ...

(Ich bin mal eben eine Stunde unterwegs, bin danach wieder da)

LG und danke

20.09.2010 13:29 • #13


C
Zitat von Nina1985:
Eigentlich thematisieren wir ihre Probleme gar nicht, überspielen sie eher.

Auch das kommt wahrscheinlich als stilles Akzeptieren bei ihr an.

Ich halte es für keine schlechte Idee, wenn ihr Partner mal (vllt nur vorübergehend) auszieht. Nur muss das auch seine Entscheidung sein (du kannst nicht ihre Beziehung regeln) und es darf dann nicht so laufen, dass du stattdessen noch mehr bei ihr vorbei gehst und dich um sie kümmerst. D.h. du müsstest dich dann auch ganz radikal distanzieren, auch wenns schwerfällt; sie wird dir dann wahrscheinlich Vorwürfe machen. Dabei kannst du dir auch professionelle Hilfe und Unterstützung suchen.

LG, Cleo

20.09.2010 15:00 • #14


S
Hallo Nina,

ich möchte Dir gerne aus meinen Erfahrungen schreiben.

Mein Mutter war auch 10 Jahre lang Alk.. Als es anfing, war ich zehn Jahre alt.

Wenn sie unter Alk. stand, konnte man sich nicht mehr normal mit ihr unterhalten, irgendwann auch, wenn sie mal kurz nichts getrunken hatte.
Unsere ganze Familie war sehr belastet.
Lange Zeit wurde das Problem auch nicht richtig thematisiert. Gut, ich und meine Schwester waren noch Kinder.
Da es immer geheim gehalten wurde, um dem guten Ruf nicht zu schaden, sprach mit uns Kindern damals keiner darüber.

Mein Vater reagierte immer mehr mit Aggressionen und ich und meine Schwester waren hilflos. Ich versuchte, ihre Flaschen zu verstecken, bettelte, dass sie nichts mehr trinken soll und mein Mutter sagte immer, sie wäre nicht abhängig, könne jederzeit aufhören. Sie wollte keine Hilfe, war sich nicht bewusst, dass sie Hilfe braucht.

Mit den Jahren spitzte sich das ganze immer mehr zu.Irgendwann, da war ich ca. 19 fragte ich ihren Hausarzt um Rat, weil ich auch so verzweifelt war und dachte, ich müsse doch was tun können.

Er sagte damals zu mir, so leid es ihm tue, aber die einzigste Chance, die wir hätten, wäre, sie fallen zu lassen.
Er sagte auch eindringlich, dass wir Angehörigen auch an schon längst an der Grenze der Belastbarkeit angekommen wären.
Wir sollten Tacheles reden, sollten ihr klar machen, dass wir nicht mehr können, dass wir nicht mehr bereit sind, uns zu kümmern, wenn sie nicht einsieht, sich helfen zu lassen.
Wir könnten ihr aber auch sagen, dass wir wieder da sind, wenn sie sich professionelle Hilfe sucht.

Das war damals verdammt schwer. Aber ich war ja auch nur noch wütend auf sie, obwohl ich sie liebte und zog kurz danach aus, weil ich es nicht mehr mit ansehen konnte.
Eine Weile später fing mein Vater an, die Koffer zu packen, er wollte auch nicht mehr. Das war damals sehr schlimm, meine Mutter rief mich an und sagte, sie tut sich jetzt was an, alle würden sie ja verlassen. Ich bin damals in der Nacht zusammen mit meiner Tante zu ihr gefahren, weil iwr Angst hatten,dass sie ernst macht.

Letztendlich hatte es aber dann plötzlich Klick gemacht, nach einem langen Gespräch sah sie ein, dass auch sie nicht mehr konnte und war bereit, in einer Entzugsklinik zu gehen.

Der Arzt sagte damals übrigens noch zu mir, dass er ihr vielleicht noch ein Jahr geben könnte, ihre Leber sei schon so mitgenommen, dass die Gefahr groß war, an Leberzerrose (weiß gerade nicht, wie es geschrieben wird) zu sterben.
Wenn sie nicht in die Klinik gegangen wäre, dann wäre sie auch so gestorben.

Damals war sie 10 Wochen weg und ist seitdem trocken, das ist jetzt ca. 25 Jahre her.

Also auch von mir nochmal die Anregung, dass ihr vielleicht anfangen könnt, wirklich konsequent mit ihr zu sein.
Ihr könnt ihr sagen, dass ihr es nicht mehr mit macht, könnt ihr ruhig schildern, dass ihr auch sehr angeschlagen seid und dass ihr dann wieder für sie da seid, wenn sie einsieht, dass sie Hilfe braucht.

20.09.2010 15:08 • #15


N
@ Cleo:

Wenn ich mich dann ebenso zurückziehe, befürchte ich die Reaktion meiner Mutter, dass ich mich angeblich auch dann noch mit Volker gegen sie verschworen habe.

Da meine Mutter gern mal einen Streit darin enden lässt, dass sie wochenlang nicht mit mir spricht, befürchte ich in einem solch extremen Falle den Kontaktabbruch.

Hm :(

20.09.2010 15:17 • #16


C
Zitat von Nina1985:
@ Cleo:

Wenn ich mich dann ebenso zurückziehe, befürchte ich die Reaktion meiner Mutter, dass ich mich angeblich auch dann noch mit Volker gegen sie verschworen habe.

Da meine Mutter gern mal einen Streit darin enden lässt, dass sie wochenlang nicht mit mir spricht, befürchte ich in einem solch extremen Falle den Kontaktabbruch.

Hm :(


An dieser Stelle liegt es dann bei dir, auf die Meinung deiner Mutter über dich (und ihren Partner) salopp gesagt mal zu pfeifen. Dann soll sie eben schlecht über dich denken; du weißt für dich, dass du alles getan hast um ihr zu helfen und dir keine Vorwürfe machen musst. Vllt kommt sie irgendwann auch noch auf den Trichter, vllt aber auch nicht. Aber recht machen kannst du es ihr doch sowieso nie, ist mein Eindruck. Du willst für sie die gute Tochter sein, aber letztendlich wird sie dir das nie danken. Das ist bitter - weiß ich aus eigener Erfahrung- aber wir haben auch unser eigenes Leben und können uns nicht für sie opfern.

20.09.2010 15:24 • #17


N
@ Sonnenblume:

Vielen Dank, das hört sich ja sehr positiv an.

Nur wie schaffen wir das? Wie nur?

Jeder Mensch ist anders. Wenn Volker die Koffer packt und auszieht - allein das ist umdenkbar - dann weiß ich nicht, wie meine Mutter damit leben wird. Sie sagt zur Zeit ja immer: Zieh bloß aus! Hau bloß ab!

Ich glaube nicht, dass sie die traurige Verlassene spielen wird.

Ich glaube, sie wird so tun, als ginge es ihr richtig gut. Nur weiß ich auch, dass ICH dann wieder ihr einziger Bezugspunkt bin, sie mich ständig anrufen wird und ständig Kontakt will (ich wohne ja auch nicht mehr zu Hause).

Wenn ich den Kontakt dann abbreche, wird sie sehr sauer sein, wird wütend der Meinung sein, ich hätte mich genauso gegen sie verschworen wie Volker und ich werde sicherlich nie wieder etwas von ihr hören.

Ich wüsste dann nicht einmal, ob sie noch am Leben ist. Sie hat ansonsten keine Familie, keine Freunde.
Ich könnte höchstens erfahren, ob sie noch zur Arbeit geht.

Früher und später wird dann der Tag kommen, an dem sie sich das Leben nimmt.

Sie würde dann keinen Sinn mehr im Leben sehen. ICH bin ihr einziger Haltepunkt, und wenn ich mich von ihr abwende, wäre sie verloren.

Ich kann sie also nicht verlassen, das geht nicht.
Ich kann mir bei meiner Mutter durchaus vorstellen, dass sie sich dann mitsamt Schlaftabletten oder Schmerztabletten zu Tode trinken wird.

Die Leber meiner Mutter ist ebenso kaputt und angegriffen, sie ist ohnehin in keiner sehr guten körperlichen Verfassung.

Was soll ich nur tun?

Ich weiß nicht weiter. Ich kann höchstens nochmal ernsthaft mit ihr sprechen oder ihr einen Brief schreiben, mit der Bitte darum, sie solle sich Hilfe suchen.
Das Problem ist halt nur, dass sie dann der Meinung sein wird, Volker habe mich schon so weit auf seiner Seite, dass ich glauben würde, SIE wäre bescheuert. Dabei sieht sie alles natürlich anders herum, Volker wäre das ganze Übel und wäre sie ihn los würde es ihr endlich besser gehen.

Volker hat Angst davor, einfach auszuziehen oder mal für eine Zeit weg zu gehen. Ich glaube auch nicht, dass ihm das so gut tun würde.
Und ich weiß auch nicht, ob meine Mutter ihn überhaupt vermissen würde, vielleicht wäre er dann endgültig weg und verloren.

Ich weiß nicht .

20.09.2010 15:28 • #18


S
Hallo Nina,

jetzt hast du schon alles, was ihr tun könnt, beschrieben bekommen. Mehr geht nicht. Solange du/ihr nicht aktiv werdet, wird sich nichts ändern.

Vllt solltest du auch daran arbeiten, dich damit abzufinden. Darauf wird es hinauslaufen, wenn deine Mutter ihre Problematik nicht erkennt.


Serafina

20.09.2010 15:44 • #19


C
Möchte noch eins dazu sagen: Es kommt mir so vor, wenn du über deine Mutter sprichst, als würde es um dein eigenes Leben gehen. Kann es sein, dass eure Bindung so eng ist, zu eng?! (Symbiotisch?) Wenn du es schaffst, wieder autonomer zu werden, wird dich die Sucht und Erkrankung deiner Mutter evtl. nicht ganz so mitnehmen.

Kann dir zu dem Thema noch ein Buch empfehlen: Heinz - Peter Röhr, Wege aus der Abhängigkeit. Destruktive Beziehungen überwinden.
Mir hat das sehr geholfen. Allerdings je mehr ich von dir lese, desto sicherer bin ich, dass du therapeutische Hilfe mindestens genauso dringend benötigst, wie deine Mutter.
Versuch deine Gedanken mal wieder mehr auf dich zu fokussieren! Deine Mutter kannst du nicht retten, das muss sie selbst tun, aber dein eigenes Leben kannst du verbessern.
Alles Gute, Cleo

20.09.2010 16:45 • #20


A


Hallo Nina1985,

x 4#21


S
Hallo Nina,

ich habe mit meiner Mutter die Erfahrung gehabt, wie ich sie oben beschrieben habe.Und es hatte Erfolg.
Trotzdem war uns klar, dass wir, wenn wir konsequent werden, auch das Risiko eingehen, dass es eben nicht gut ausgeht.
Die Angst, dass sie sich umbringt, hatte ich auch, in der Nacht, wo ich zu ihr hinfuhr, stand sie auch am offenen Fenster.....

Aber man kann keinen Schritt machen ohne Risiko. Aber wir wussten auch, dass wenn wir diesen Schritt nicht wagen, würde sich NICHTS veändern und wir würden alle daran kaputt gehen.

Zitat von Nina1985:
Früher und später wird dann der Tag kommen, an dem sie sich das Leben nimmt.

Sie würde dann keinen Sinn mehr im Leben sehen. ICH bin ihr einziger Haltepunkt, und wenn ich mich von ihr abwende, wäre sie verloren.

Nina, Du kannst Deine Mutter nicht retten, das ist unmöglich! Wie alle schon vorher beschrieben haben, ist sie immer noch alleine für sich verantwortlich. Und wenn sie beschlossen hat, sich immer mehr zu schaden, dann ist das ihre Entscheidung, leider, so schlimm es auch ist!
Und es ist ebenso Eure Entscheidung, ob ihr das weiter aushalten wollt oder ob ihr versuchen wollt, etwas zu verändern eben mit dem Risiko, dass es nicht positiv verläuft!

Das Problem ist, dass Du bei jeder Überlegung schon vorher weißt, wie Deine Mutter dann reagiert oder sein wird.

Zitat von Nina1985:
Wenn Volker die Koffer packt und auszieht - allein das ist umdenkbar - dann weiß ich nicht, wie meine Mutter damit leben wird.

Warum ist das undenkbar?

Zitat von Nina1985:
Volker hat Angst davor, einfach auszuziehen oder mal für eine Zeit weg zu gehen. Ich glaube auch nicht, dass ihm das so gut tun würde.

Aber die Situation zuhause mit Deiner Mutter scheint ihm ja auch nicht gut zu tun, oder?

Nina, es gibt leider keine Wunderkehrtwendung oder Wunderheilung. Wo gehobelt wird, da fallen auch Späne!

Ich glaube, im Moment ist es am besten, dass Du Dir so schnell wie möglich therapeutische Hilfe suchst, denn es scheint mir, wie Cleo schon gesagt hat, dass Du zu Deiner Mutter und vielleicht auch umgekehrt in einem nicht gesunden Abhängigkeitsverhältnis lebst.
Der Therapeut kann dann zusammen mit Dir bearbeiten, wie Du Dich einfach besser abgrenzen und auch lösen kannst.

20.09.2010 21:16 • #21

Pfeil rechts




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag