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Mich selbst besser verstehen und akzeptieren

Pilsum
Ist es eigentlich schwierig, sich selbst besser zu verstehen?
Und wenn ja, warum ist das schwierig?

06.07.2021 10:21 • x 1 #106


Heideblümchen
Guten Morgen, @Pilsum ... eine interessante Frage. Ich selber habe kein Problem damit, mich selber zu verstehen. Ich entscheide und denke aus Erfahrungen und Situationen und auch aus Gewohnheiten heraus. Ich bin eine Meisterin in Selbstreflektion, aber auch in der Einschätzung anderer, ihrer Stimmung, ihrer Absichten.
Schwerer fällt es da offenbar anderen (vor allem Familienmitgliedern), meine Logik zu verstehen und damit umzugehen, denn ich selber finde mein Verhalten und meine Denkweisen meist absolut gerechtfertigt und auch erklärbar. Liegt wohl daran, dass ich - nicht zuletzt auch durch die Depression und ihre unterschiedlichen Facetten, wie sie bei mir auftritt - mich selber in den letzten 2 Jahren sehr verändert habe. Ich persönlich habe mich mit meinem neuen ICH arrangiert. Meine Familie (noch) nicht. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mit mir nicht immer besonders kritisch umgehe. Alles kommt spontan aus mir heraus und wenn ich doch mal unzufrieden mit mir selber bin, dann mache ich das lediglich gedanklich auch mit mir selber aus. Mein Fazit: ich verstehe mich selber schon sehr gut.

06.07.2021 12:00 • x 1 #107


A


Hallo Pilsum,

Mich selbst besser verstehen und akzeptieren

x 3#3


Jedi
Hi @Pilsum

Zitat von Pilsum:
Ist es eigentlich schwierig, sich selbst besser zu verstehen?

Ich würde jetzt ganz spontan sagen, Ja, es ist schwierig !
Zitat von Pilsum:
Und wenn ja, warum ist das schwierig?

Da so meiner Meinung nach sicher unsere Prägungserfahrungen eine Rolle - wie wir konditioniert sind u.
was wir dadurch gelernt haben, an uns bestimmte Anteile nicht zu mögen.
Diese Anteile werden von uns verdrängt u. gelangen in unseren Schatten, weit weg aus unserem Bewusstsein.
Deshalb ist es nicht schwer zu verstehen, warum Themen wie Selbstliebe u. Selbstmitgefühl auch Polarisieren können.

So ist es auch nicht einfach seine Glaubenssätze zu verändern u. oft zeigen sich Verhaltensmuster, die wir
zu Kinderzeiten so angewandt haben u. damals auch oK waren.
Aber als der heutige Erwachsene eben nicht mehr einem Erwachsenen- Verhalten entspricht.
(Beispiele können Bindungsängste sein oder die Flucht zu ergreifen, vor Konfliktgesprächen mit der Partnerin -Partner)

Wer sagen kann, dass er sich versteht, sich gut Selbstreflektieren kann u. über Selbstmitgefühl verfügt,
der hat die Königsdisziplin erfolgreich erreicht.
Da hat @Heideblümchen meinen Respekt !

LG Jedi

06.07.2021 13:24 • x 2 #108


Pilsum
Zitat von Heideblümchen:
Ich bin eine Meisterin in Selbstreflektion,


Guten Morgen Heideblümchen,

was willst Du damit sagen?

Zitat von Heideblümchen:
Allerdings muss ich auch sagen, dass ich mit mir nicht immer besonders kritisch umgehe.


Bedeutet nicht gerade, sich selbst reflektieren, kritisch mit sich umzugehen?

Zitat von Heideblümchen:
Alles kommt spontan aus mir heraus und wenn ich doch mal unzufrieden mit mir selber bin, dann mache ich das lediglich gedanklich auch mit mir selber aus.


Etwas nur in Gedanken allein zu verstehen ist vermutlich oft nicht ausreichend. Sollte man dann in
Teilbereichen nicht auch mal etwas an seinem Verhalten verändern?

07.07.2021 08:48 • #109


Pilsum
Zitat von Jedi:
Hi @Pilsum Ich würde jetzt ganz spontan sagen, Ja, es ist schwierig ! Da so meiner Meinung nach sicher unsere Prägungserfahrungen eine Rolle - ...


Hallo Jedi,

hier im Forum habe ich den Einddruck, Du kannst andere Menschen gut verstehen.
Sollte es Dir deshalb nicht auch leicht fallen, Dich selbst zu verstehen?
Warum findest Du, spielt unsere Prägung dabei eine wichtige Rolle?

07.07.2021 17:18 • x 1 #110


Heideblümchen
Guten Morgen @Pilsum und alle.

Zitat von Pilsum:
Guten Morgen Heideblümchen,

was willst Du damit sagen?


Mit (eigener) Selbstreflektion meine ich, dass ich mich selber sehr gut kenne. Ich agiere und rede sehr überlegt, aus dem Kopf heraus. Oft liest oder hört man: ich war über mich selber überrascht. Das geht mir anders. Sowas passiert mir nicht. Irgendwie habe ich für alles eine klare Linie, eine Ansicht, eine Meinung, bin aber natürlich trotzdem kompromissbereit und noch lernfähig. Da ich mich aber früher sehr oft selber hinterfragt habe, ist mir heute klar, wer ich bin, wer ich, aus den unterschiedlichsten Gründen und Einflüssen und Erfahrungen, GEWORDEN bin. Bei meiner Psychologin bringe ich zum Beispiel die Lösungen meiner Probleme meistens schon selber mit, so dass sie nicht wirklich viel für mich tun kann. Und ich bin jemand, der bei fast allen Situationen schon weit in die Zukunft schaut nach dem Motto bedenke das Ende, also: wenn ich dies oder jedes mache/sage, was für Folgen/Konsequenzen hat das? Manchmal ist das sogar ein Fluch, denn für meinen Partner kommt das manchmal als rechthaberisch rüber, denn ich habe mit meiner sehr überlegten Art oft Recht in Dingen, die sich so entwickeln, wie ich das vermutet habe, einfach, weil ich weiter in die Zukunft blicke als er und mir daher oft schon vorher vorstellen kann, wie eine bestimmte Sache endet oder was sie für Konsequenzen hat. Mein Partner hat sich dran gewöhnt

Zitat von Pilsum:
Bedeutet nicht gerade, sich selbst reflektieren, kritisch mit sich umzugehen?


Nein, schwer zu erklären, aber ich brauche mit mir nicht kritisch sein, denn ich bin selber zufrieden mit dem, was ich denke und sage. Weil es wohl überlegt ist und selten spontan, worüber ich mich dann wundern oder ärgern könnte. Was ich anstrengender finde ist, wenn jemand anderes, der mir nahe steht, so gar nicht über sich oder die Konsequenzen seines Tuns/Denkens/Handelns/Redens nachdenkt. Manchmal ist das für mich verletzend, weil es oberflächlich erscheint und ich mich dann angegriffen fühle, da ich selber nie mit jemandem SO reden würde.

Zitat von Pilsum:
Etwas nur in Gedanken allein zu verstehen ist vermutlich oft nicht ausreichend. Sollte man dann in
Teilbereichen nicht auch mal etwas an seinem Verhalten verändern?

Da ich sehr anpassungsfähig bin und gute Antennen dafür habe, was für Bedürfnisse meine Lieben und andere, mir nahestehende Personen haben, versuche ich immer, alles richtig zu machen. Das gelingt mir oft auch. Und da ich mit der Reaktion, die ich dann erlebe, meist zufrieden bin, würde ich genau dies nicht ändern wollen. Im Gegenteil, ich bin mit dem, wie ich durchs Leben komme und mit meinem Verhalten auf die jeweiligen Herausforderungen überwiegend zufrieden und möchte das gar nicht ändern. Sobald ich an Empathie anderen gegenüber verlieren würde, vieles mehr lautstark kritisieren würde, hinterfragen würde, wäre ich so wie die Menschen, die immer nur alles negativ sehen (so sehe ich das zumindest). Ich bin ein sehr positiver Mensch, komme auch meist so rüber und könnte es gar nicht ertragen, mich eines Tages zu verändern.....Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich permanent dagegen ankämpfe, dass eine Krankheit wie die Depression die Überhand bekommt und über mich, meine Persönlichkeit, mein Verhalten. Ich will mich nicht verändern!

08.07.2021 09:54 • x 1 #111


Jedi
Hi @Pilsum

Zitat von Pilsum:
Sollte es Dir deshalb nicht auch leicht fallen, Dich selbst zu verstehen?

Tut es ! - Es ist Mal mehr u. mal weniger, aber das ist Ok für mich !
..........................................................................................................
Zitat von Pilsum:
Warum findest Du, spielt unsere Prägung dabei eine wichtige Rolle?

Ich halte mich nun einmal an meine eigenen Erfahrung !
Durch unterschiedlichste Erlebnisse, auf die ich jetzt nicht näher eingehen möchte - übernommene Glaubenssätze u.
verdrängte Anteile, die ich weit aus meinem Bewusstsein weggeschoben, in meinen Schatten, konnte
ich feststellen, dass alles zusammen immer noch in mir stark gewirkt haben u. so Einfluss auf mein Verhalten u.
Denken genommen haben.
Erst durch meine Psychoanalyse u. der Schattenarbeit, konnte ich diese Anteile sichtbar machen u. konnte so
verstehen, warum sich in meinem Leben etwas gezeigt, bzw. immer wieder gezeigt hat.
Etwas, was immer wieder in meinem Leben, als Wiederholung passiert ist, stand unter dem Einfluss aller meiner
Schattenanteile.
Erst als ich diese verdrängten Anteile in mir sichtbar gemacht habe, sie mir in mein Bewusstsein geholt haben,
konnte ich damit arbeiten u. lernte mich dabei besser verstehen.
So konnte ich mein Verhalten u. Denken verstehen, aber auch, warum ich etwas in mir abgelehnt u. nicht so haben
wollte, wie es war. Auch konnte ich dadurch verstehen, warum sich oft die immer gleichen Wiederholungen
in meinem Leben gezeigt haben.

Ich für mich pers. bin überzeugt, dass unsere Prägung sehr viel Einfluss hat, wie wir uns selbst sehen, gar beurteilen,
wie wir über unser Uns u. unser Leben denken u. wie wir mit anderen Menschen in Kontakt treten od. sind.
Auch wie wir mit unseren Krisen umgehen, hat was mit unserer Prägung zu tun u. wie gut wir uns selbst verstehen können.

LG Jedi

08.07.2021 11:03 • x 2 #112


B
Zitat von Pilsum:
Warum schaffen wir das oft noch nicht so gut, wie wir das eigentlich möchten?


Ich denke, weil es oft an angelernten oder gar anerzogenen Verhaltensweisen liegt.

Ich kämpfe z.B. immer noch damit, mir selbst zu genügen und mit meinen eigenen Leistungen zufrieden zu sein. Ich weiß auch ziemlich genau, wo meine Stärken liegen. Das Dumme ist nur, dass ich immer wieder nach vermeintlicher Perfektion strebe und mir Messlatten anlege, die unmöglich zu erreichen sind. Nach meiner Therapie weiß ich auch, woher das kommt. Aber so ein angelerntes Verhalten abzulegen, ist nun mal unheimlich schwer. Aber ich tue mein Bestes und bin auch schon ein Stückchen vorangekommen.

09.11.2021 23:06 • x 2 #113

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