Mit Personalrat über Krankheit reden?

L
Hallo zusammen,

vllt erinnert sich noch jemand an mich....

Nach einer Durststrecke aufgrund der Krise (arbeitslos) arbeite ich bald wieder 2 Jahre in Vollzeit. Die Stelle ist seit letzten Sommer unbefristet. Für meine Gesundheit war dieser Arbeitsplatz bisher nur positiv. Der beste, den ich je hatte. Nicht einen Tag habe ich bisher aufgrund von Krankheit gefehlt, weil es mir eben bisher immer gut ging. Quasi bin ich richtig aufgeblüht.

Fast 2 Jahre habe ich mich voll eingebracht, weil mir die Arbeit gefallen hat. Der Knackpunkt bisher war und ist, dass ich als einzige im Team überall einspringen kann und muss. Die anderen stellen sich an oder der Teamleiter findet es bequemer, mich einzusetzen, weils da keine Diskussionen gibt und er weiß, dass er sich 100 %tig auf mich verlassen kann. Finanziell zahlt sich das für mich nicht aus, im Gegenteil, aufgrund meiner kurzen Betriebszugehörigkeit bekomme ich am wenigsten. Nunja, da ich viel härtere Arbeit gewohnt bin, war das bisher nichtmal so tragisch.

Ab und zu muss ich auch die Vertretung am Empfang machen, was Schichtarbeit bedeutet und da beginnt es, schwieriger zu werden. Während der Jahre der Depression/Panikattacken war das Schichten in der Altenpflege das Schlimmste. Laut einem Attest von meinem damaligen Psychiater wird darauf hingewiesen, dass sich die Krankheit chronifiziert hat und ich Schichtarbeit, körperlich schwere Arbeit und arbeiten unter Zeitdruck meiden soll, da sonst mit einem Rückfall und somit der Verschlechterung meines Gesundheitszustands und längeren Ausfallzeiten zu rechnen sei. Bisher habe ich nun immer die Kurve gekriegt, weil ich gewisse Strategien habe und ich mir die Vertretung mit einem Kollegen teilen kann, allerdings bemerke ich die Anfänge in Form von innerer Unruhe und Schlafstörungen.

Beim Einstellungsgespräch war von Schichtarbeit oder überhaupt der Arbeit am Empfang überhaupt keine Rede. Allerdings ist der Arbeitsvertrag so aufgesetzt, dass sie einen praktisch vielseitig einsetzen können.....

Da die Arbeit ansonsten viel Spaß macht, war der Schichteinsatz irgendwie auszugleichen. Öfter dürfte es jedoch nicht sein, das spüre ich.

Jetzt kommt es allerdings ganz dick.

Aufgrund einer großen Veränderung wird es darauf hinauslaufen, dass wir künftig an einem andern Ort arbeiten müssen. Zunächst auf freiwilliger Basis (ha, ha, bis jetzt kenne ich keinen, der dies freiwillig tun will). Dazu im Zwei-Schicht-Dienst, in einem Großraumbüro für eine völlig stupide (Bildschirm-)Arbeit, die jedoch unter Zeitdruck laufen wird. Ganz krass auch, dass ich täglich insgesamt 3,5 Stunden unterwegs wäre. Freizeit quasi kaum mehr möglich. Dazu noch für dasselbe Gehalt, mit höheren Ausgaben (Fahrtkosten).

Meine Frage nun. Wir haben einen Personalrat. Lohnt es, über meine gesundheitlichen Probleme und Bedenken zu reden? Kann er mir Auskunft geben, ob es überhaupt zulässig ist, 3,5 Stunden täglich zu pendeln? Hockt so ein PR nicht zwischen den Stühlen? Wo kann ich mich noch informieren? Ist das Attest zu alt, ich bin seit Jahren nicht mehr in Behandlung, weil es mir eben seit Jahren sehr gut ging (da ich alle Risikofaktoren ausschalten konnte, auch/und gerade, die beruflichen)?

Vielen Dank im Voraus.

30.08.2012 17:29 • #1


M
Hallo Leni66,

welcher Einsatzort steht in deinem Arbeitsvertrag ? Wie du das alles schilderst, bringt der neue Einsatzort nur Nachteile für dich.

Bei 3,5 Stunden Wegstrecke, wäre schon überlegenswert, dann doch lieber eine betriebsbedingte Kündigung in kauf zu nehmen,
eventuell hast du dann noch die Möglichkeit, eine Abfindung herauszuhandeln.

Jetzt bist du noch im AV, da wären verstärkte Bewerbungen auch sehr sinnvoll. Vielleicht haste schneller einen neuen Arbeitsplatz
als du denkst

30.08.2012 18:07 • #2


A


Hallo Leni66,

Mit Personalrat über Krankheit reden?

x 3#3


L
Hallo Mag,

danke für die schnelle Antwort. Im Arbeitsvertrag steht innerhalb der dazugehörigen Geschäftsstellen, allerdings ist der neue Standort dazu gekommen und steht somit zumindest nicht im Vertrag. Klar höre ich mich auch vorsorglich nach neuer Arbeit um und jeder im Team hat so seine Idee, wie er mit der Situation umgehen wird. Die, die sich bisher immer um die Arbeit und um Neuerungen gedrückt habe, werden es wohl auch dieses Mal schaffen- leider weiß ich (noch) nicht, wie das geht....

30.08.2012 19:10 • #3


Albarracin
Experte

30.08.2012 20:48 • #4


L
Hallo Wolfgang,

so werde ich es machen, also mit dem PR reden und meinen Hausarzt aufsuchen. Facharzt habe ich derzeit nicht, da es mir- wie gesagt- gut ging. Gut ging es mir halt nur, weil ich eben gewisse Risikofaktoren ausschalten konnte und viel für meine seelische, wie körperliche Gesundheit getan habe.

Schwerbehinderung/Gleichstellung wurde abgelehnt, kurz danach habe ich meinen jetzigen Arbeitsplatz gefunden.

Danke dir!

31.08.2012 15:42 • #5


Albarracin
Experte

01.09.2012 10:39 • #6


L
Hallo Wolfgang,

das Ding ist halt, dass ich seit Jahren die (Panik-) Beschwerden, nicht mehr habe, eben, weil ich den - für mich- perfekten Arbeitsplatz hatte.

Beim Arzt war ich nur, um Rezepte oder Überweisungen zu holen, aber nicht mehr wegen Panik oder depressiver Verstimmungen.

OK, die Betablocker, die ich seit Jahren nehme, halten meinen Puls in Schach, damit es nicht in Panik ausartet. Für den Magen nehme ich Säureblocker, da ich unter Reflux leide und der Reflux kann natürlich bei psychischer Belastung stärker werden....Für meine Rücken sollte ich längst dauerhaft in eine Gymnastikgruppe gehen, was jedoch durch meine Einsätze im Spätdienst nicht regelmäßig möglich ist und so behelfe ich mir zu Haus im heimischen Wohnzimmer mit Pezziball und Isomatte. Wenn ich das alles lese, fühle ich mich gar nicht mehr fit :-(

Gewerkschaft, da hast du Recht, das werde ich nächste Woche machen!

01.09.2012 17:28 • #7


Albarracin
Experte

02.09.2012 20:22 • #8


L
Hallo zusammen,

wollte einfach mal kurz ein Update geben.

Ich war also Anfang des Jahres beim PR. Es war ein sehr gutes Gespräch, was zur Folge hatte, dass ich nicht mehr in Zwei-Schicht am Empfang eingesetzt wurde und vorerst nicht an diesen weit entfernten Arbeitsplatz fahren musste. Also erstmal aufatmen.

Symptommäßig ging es mir wieder in großen Schritten besser. Mittlerweile hatte ich mich intern auf eine andere Stelle beworben und ich konnte mich unter allen Bewerben durchsetzen Endlich ein eigenes Aufgabengebiet und dazu noch eine Gehaltsstufe mehr. Das Thema mit diesem weit entfernten, stupiden Arbeitsplatz hat sich somit erledigt.

Bald gehts los. Lampenfieber habe ich allerdings gewaltig, doch das war in über 30 Jahren Berufsleben immer so, wenn ich eine neue Stelle angetreten habe.

24.08.2013 14:40 • #9


achtsamkeit
Prima! Glückwunsch, dass du das geschafft hast. Du siehst wenn sich eine Tür schließt öffnet sich eine andere!

LG Achtsamkeit

24.08.2013 15:37 • #10


L
Vielen Dank, Achtsamkeit.

Das Gefühl ist schon toll, es beflügelt.

25.08.2013 09:45 • #11


Albarracin
Experte

01.09.2013 10:46 • #12


L
Hallo Albarracin,

vielen Dank für deine Antwort.

Ja, es gibt allerlei. Eine SB Vertretung, eine Gleichstellungsbeauftragte usw.

Was ich seltsam finde ist, dass sich Ärzte schwertun, wenn ich das Thema Antrag auf Gleichstellung/SB überhaupt anspreche. Mal abgesehen von mir selbst ist mir das jetzt wieder aufgefallen, als ich einen guten Freund zur Psychiaterin begleitet hatte. Ihm geht es- jetzt mal im Vergleich zu mir- extrem schlecht und er hat allerlei Krankheiten. Nun hat er einen Antrag gestellt und wenn der nicht durchgeht, dann weiß ich auch nicht. Will sagen, dann hab ich ja gleich gar keine Chance.

12.09.2013 15:04 • #13


A


Hallo Leni66,

x 4#14


L
mal wieder ein kurzes Udate.

Der erneute Antrag wurde ebenfalls abgelehnt. Bei einem Freund (der schon lange krangeschrieben ist), bei dem das ungefähr zeitgleich lief, hats geklappt. So kanns gehen. Vllt werde ich es irgendwann einmal wieder versuchen. Die Refluxprobleme und gelegentliche Stimmungstiefs, Schlafstörungen usw plagen mich immer mal wieder, wobei der Grund eher an privaten Sorgen liegt. Den Alltag kann ich trotzdem (noch) gut meistern.

Ich bin nun fast ein Jahr in der anderen Abteilung an meinem neuen Arbeitsplatz und dort geht es mir sehr gut. Es passt momentan perfekt. Die tagtägliche Wertschätzung ist enorm, das Aufgabengebiet vielseitig, hochwertig, spannend- dazu noch eine Gehaltstufe mehr. Das Team ist angenehm und ein wirkliches Team. Dieser erfolgreiche Wechsel hat mir einen regelrechten Energieschub gegeben.

Trotzdem weiß ich: nichts ist so beständig, wie die Veränderung. In ein paar Monaten oder Jahren kann sich die berufliche Situation wieder ändern. Umstrukturierungen stehen bestimmt mal wieder an.

17.08.2014 09:43 • #14

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