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Morgentief bei Depressionen - was dagegen tun?

Octavian
Hallo zusammen,

zunächst mal vielen lieben Dank für die freundliche Aufnahme

Kurz zu meiner Geschichte: Ich leide seit ca 5 Jahren an Depressionen, mit einigen Hochs und Tiefs, momentan wieder ein deutliches Tief.
In den letzten 5 Jahren wurde mein Leben komplett auf Links gedreht: Erste depressive Episode, berufliche Auszeit, ambulante Therapie, Wiedereingliederung, gesundheitl. Besserung, Ehefrau trennt sich, Umzug, Verlust des Arbeitsplatzes, Tod der Mutter, neuer Job, zweite depressive Episode, berufliche Überlastung, Arbeitsunfähigkeit, Kündigung durch AG, Rechtsstreit, stationäre Behandlung in Klinik, vorübergehende Besserung.

Aufgrund meiner positiven Lebenseinstellung konnte ich mich immer wieder selbst motivieren, die Flinte nicht ins Korn zu werfen und die positiven Dinge zu sehen, auch wenn sich so vieles für mich verändert hatte und es einige schwierige Phasen gab.

Jetzt allerdings scheint keine Energie bzw keine Perspektive mehr vorhanden zu sein, ich habe seit etwa 2-3 Wochen extreme Probleme damit morgens aufzustehen (bin nach wie vor arbeitsunfähig). An den meisten Tagen komme ich vor 11/12 Uhr nicht raus, an anderen klappt es etwas früher. Ich habe aber jedes mal extreme Scham- bzw. Schuldgefühle deswegen, auch weil ich sehr leistungsbezogen geprägt bin.

Was kann ich dagegen tun ?
Habe schon verschiedenes versucht (Wecker ausserhalb des Schlafzimmers aufstellen z.B.), aber ohne wirklichen Erfolg. Selbst wenn ich kurz auf bin lande ich doch über kurz oder lang wieder im Bett.

Ich bin für jeden Hinweis / Tipp dankbar!
VIELEN DANK VORAB !

(Zur Medikation: Ich nehme seit Okt.2018 30mg Mirtazapin am frühen Abend / hatte vor einiger Zeit mit Schlafstörungen zu tun)

08.03.2019 23:14 • x 3 #1


CeHaEn
Moin Octavian,

wie gut kommst du allgemein aus dem Bett, wenn du Termine hast? Falls dies kein Problem für dich darstellt: Könntest du dir dann auch selbst Verbindlichkeiten schaffen?

Ich kann auch sehr gut nach 10 Uhr noch im Bett liegen, den Wecker abstellen und mich wieder umdrehen. Doch selbst während schwerer Episoden habe ich mich nur ganz selten mal verspätet. Normalerweise bin ich überpünktlich, wenn es eben diese Verbindlichkeiten gibt.

Wäre das ein Ansatz für dich? Du kannst dir natürlich keine offiziellen Termine aus den Fingern saugen. Möglicherweise reicht bereits eine feste Routine (deine Routine), die du gern einhalten möchtest.

08.03.2019 23:27 • x 4 #2


A


Hallo Octavian,

Morgentief bei Depressionen - was dagegen tun?

x 3#3


Octavian
Hallo CeHaEn,

danke für deine Antwort.

Bis vor etwa 3 Wochen hatte ich keine Probleme damit, Termine einzuhalten.
Allerdings gilt das nur für offizielle Termine, mit eigenen Verbindlichkeiten hat es eher selten funktioniert.

Nun ist es leider so, dass auch die offiziellen Termine unter dem Morgentief leiden, und das möchte ich natürlich sobald wie möglich wieder in den Griff kriegen. Kenne diese extreme Antriebslosigkeit auch nicht von mir, bin ansonsten auch an schwierigen Tagen immer irgendwie hoch gekommen.

Aber jetzt leidet auch mein Alltag und alltägliche Dinge wie zB Ernährung (habe kaum noch Appetit) darunter.
Bin sehr verzweifelt und weiss nicht wirklich weiter.

Viele Grüße, Octavian

09.03.2019 13:55 • #3


Juju
Hallo. . . vielleicht, weil Du momentan keinen Grund und keinen Sinn mehr siehst?
Also bei mir ist das ab und an so.

Ich zwinge mich dann aber so lange, bis es wieder ein besseres Gefühl morgens gibt.

Liebe Grüße

09.03.2019 14:11 • x 1 #4


Octavian
Hallo Juju,

ja, könnte sein dass es auch daran liegt.
Ich hatte trotz allem in den letzten Jahren immer Ziele bzw Perspektiven, diese sehe ich jetzt nicht (mehr).

Habe auch zunehmend den Eindruck, ich drehe mich bei all meinen Bemühungen nur noch im Kreis und komme nicht wirklich weiter.

Das verstärkt dann noch die Gefühle der Hoffnungslosigkeit und Isolation, die mir ohnehin schon zu schaffen machen.
Ist schon eine schwierige Situation.

09.03.2019 14:46 • #5


Juju
Ja, kann ich sehr gut verstehen.
Auch wenn es mir lange nicht so schlecht wie Dir geht, so kenne ich dieses Gefühl sehr gut.
Nicht zu wissen wo man hingehört, was man tun soll und warum überhaupt.
Ich denke, man muss gewisse Dinge zulassen.
Versuche vielleicht mal Deinen derzeitigen Zustand anzunehmen. ohne daptadpwzu urteilen. Ich denke Deine Seele braucht gerade viel Ruhe und vielleicht keine Termine und Verpflichtungen momentan.

09.03.2019 14:57 • x 2 #6


Juju
Wenn Du nichts gegen Medikamente für ein Psyche hast, dann frag doch vielleicht mal einen Arzt, der Dir etwas zur besseren Stimmung aufschreibt.
Ich selbst bin ja vollkommen gegen Medikation.
Aber nicht generell, wenn es bei jemandem gar nicht mehr geht.

09.03.2019 15:00 • x 1 #7


Alexandra2
Moin,
Mein Kaffee ich, damit gehts'. Der Wecker klingelt, ich mache mir 1 Kanne Kaffee, nehme sie mit ins Bett. 1 Becher minimum genieße ich dort, nach 1 Stunde stehe ich auf.
Nach kurzer Zeit brauche ich Pausen, zähneknirschend gewöhnte ich mich daran. Viele Tage hatten mehr Pausen als Aktivitäten. Schrecklich, ich wollte auch etwas leisten.
Inzwischen weiß ich, daß zunehmende Antriebslosigkeit ein Tief ankündigt. Also noch mehr Pausen, Stress vermeiden, und viel Struktur.
Aber der Kaffee ist durch alle Phasen mitgenommen und immer ein Grund zur Freude.
Die von Dir beschriebene Stagnation kenne ich auch. Mir hilft immer wieder 'nicht nachdenken', handeln. Im Sinne von ablenken.
Liebe Grüße
Alexandra

09.03.2019 15:32 • x 3 #8


Octavian
Hallo Juju!
Hallo Alexandra2!

Danke für eure Beiträge, ja ich glaube ich werde jetzt einfach für eine gewisse Zeit den Zustand so akzeptieren, wie er ist und nicht darüber urteilen bzw mich nicht selbst verurteilen.

Es fällt mir nur so unglaublich schwer weil ich Angst habe, nach einiger Zeit alleine und ohne Hilfe (wenn sich ein Verhaltensmuster entwickelt hat) nicht mehr selbständig den Zustand ändern zu können. Und natürlich auch deshalb, weil ich nach wie vor Opfer meiner kindlichen Prägungen bin (du bist nur gut und wirst geliebt und anerkannt wenn du etwas geleistet hast, Arbeit hat noch niemandem geschadet, etc etc).

Dennoch werde ich den Tipp mit dem Kaffee mal ausprobieren (Danke dir Alexandra2) bin auch ein passionierter Kaffeetrinker wenn man das so sagen kann

Struktur und aktives Handeln ist sehr wichtig, da stimme ich dir absolut zu, leider fehlt mir genau das momentan am stärksten: Wenig Struktur in meinem Tagesablauf und Aktivität ohne ein Ziel zu haben macht es eben nicht einfacher.

Wie kriegt ihr das mit der Struktur und Aktivitäten hin ?
Habt ihr Erfahrungen mit ehrenamtlichen Tätigkeiten gemacht?

Viele liebe Grüße, Octavian

09.03.2019 22:54 • #9


CeHaEn
Zitat von Octavian:
.und nicht darüber urteilen bzw mich nicht selbst verurteilen.

Das kanst du dir hoffentlich ganz grundsätzlich aneignen.
Zitat von Octavian:
.weil ich nach wie vor Opfer meiner kindlichen Prägungen bin (du bist nur gut und wirst geliebt und anerkannt wenn du etwas geleistet hast.

Diese Prägung habe ich auch noch inne.
Bestimmt hast du vergessen, was du bereits geleistet hast; oder du siehst deine Leistungen als selbstverständlich an. Stimmt's? Und einem Klon von dir in selber Situation würdest du auch sagen, was er alles kann und geschafft hat. Kannst du es dir selbst auch sagen?

Wenn du fürchtest, dich ohne Hilfe festzusetzen: Was wäre denn eine gute Maßnahme dagegen?

Ein Ehrenamt könnte dir gut tun, denn du hättest tatsächlich wieder eine Aufgabe und würdest bestenfalls auch Resultate sehen. Das sind zwei ziemlich schöne Erfahrungen, finde ich.

09.03.2019 23:15 • x 2 #10


Alexandra2
Lieber Oktavian,
Ich handle völlig chaotisch, bin nie bei der Sache. Mein Geist plappert ständig vor sich hin. Deshalb musste ich lernen, kleine Dinge zu Ende zu machen. Wenn der Kaffee läuft, räume ich die Arbeitsplatte auf (alles Überflüssige wegräumen) und reinige sie. Dieses strukturierte Arbeiten tut mir gut. Das ist eine tägliche im Ablauf ebenso strukturierte Handlung.
Dann habe ich jeden Tag eine Haushaltsaufgabe (z.B. Bad putzen), festgelegt im Wochenplan, sonntags frei.
Uns dann gibt es größere Projekte, die jeden Tag kurze Zeit in Anspruch nehmen, z.B. Fotos digitalisieren, und bis zum Ende erledigt werden.
Ich fände Ehrenamt noch zu früh. Du solltest über lange Zeit stabil sein, Tiefs rechtzeitig erkennen und Strategien haben, wie Du gut mit der Depression leben kannst. Du bist am Wichtigsten.
Liebe Grüße

09.03.2019 23:18 • x 4 #11


Juju
Ich kenne es auch, nur dann gut zu sein, wenn man etwas geleistet hat. Dann erst hat man einen Wert, eine Daseins-Berechtigung.
Ich suche die ganze Zeit nach etwas, was mich erfüllt. Und diese vehemente Suche macht auch mürbe. Zu erkennen, dass es momentan einfach nichts gibt, was mich erfüllt oder glücklich und zufrieden macht.
Dennoch denke ich, ich sehe vielleicht auch die kleinen Dinge nicht und die rufe ich mir ins Gedächtnis.
Ich versuche meine momentane Situation irgendwie zu meistern.

Ehrenamtlich ist alles gut und schön. Wenn es wirklich aus dem Herzen kommt. Nur um etwas zu leisten, wird es Dich nicht weiterbringen.
Du wirst Deinen Wert daraus fälschlich ziehen, dann.

Wenn Du aber so gestrickt bist, Du das machen möchtest, dann empfehle ich es Dir.

10.03.2019 08:44 • x 3 #12


CeHaEn
Natürlich sollte man sich mit einem Ehrenamt identifizieren können. Das ist wie mit einem Beruf, der nicht bloß jetzt erstmal einfach nur Brot auf den Tisch bringen soll. Andernfalls kann sich die Frage aufdrängen, was mache ich hier eigentlich? Es kommt sicherlicherlich individuell darauf an, welche Rolle die Arbeit für die eigene Zufriedenheit spielen soll.

Zitat von Juju:
Ich suche die ganze Zeit nach etwas, was mich erfüllt. Und diese vehemente Suche macht auch mürbe.

Das ist auch eine Art von Leistungsdruck. Viele Menschen haben (oder empfinden einen äußeren) Anspruch, beruflich möglichst erfolgreich zu sein - und leiden darunter.
Daneben scheint es wiederum eine Art Gegenkultur zu geben, nach dem Motto du musst rundum glücklich im Leben werden. Das geht weit darüber hinaus, dass man jemandem quasi ein Recht auf die Suche nach Zufriedenheit zuspricht. Dabei wird lediglich das möglichst hohe Karriereziel durch ein möglichst hohes Glück ausgetauscht. Der Anspruch bleibt unverändert hoch. In diese Falle sollte man nicht tappen.

10.03.2019 10:54 • x 3 #13


maya60
Hallo @octavian,

ich kenne von mir selber dieses Morgentief, wie du es beschreibst, auch die Appetitlosigkeit (oder das Gegenteil: Fressanfälle) sowie Gedanken voller Sinnlosigkeit und Hoffnungslosigkeit nur, wenn ich akute Depressionen habe.

Dann sind das Krankheitssymptome, die weg sind oder gelindert, wenn die Krankheit sich bessert.

Fachärztliche Betreuung und Antidepressivum, begleitende Psychotherapie, gut zu dir selber sein!

Gute Besserung! maya

10.03.2019 15:52 • x 2 #14


Juju
Dir Abends vielleicht ein lachendes Gesicht malen, es neben Dein Bett legen und morgen früh drauf schauen.
Dir etwas vornehmen. Frühstück.?

10.03.2019 16:03 • x 1 #15


Octavian
Hallo ihr Lieben,

Vielen vielen Dank für eure mutmachenden Zeilen, ich weiss das zu schätzen!

Nachdem ich in der vergangenen Woche kaum einen meiner (nicht so zahlreichen) Termine wahrnehmen konnte, war ich heute mal wieder unterwegs. Eigentlich war Walking mit einem Freund geplant, aber wegen des Wetters haben wir das spontan in einen gemütlichen Ausflugsnachmittag mit Kaffee Kuchen sowie anschliessendem leckeren Abendessen in einer einladenden Gaststätte am Main geändert. War eine sehr gute Entscheidung

Ja ich bin auch seit einiger Zeit auf der Suche nach etwas, das mich erfüllt. Noch scheine ich es nicht gefunden zu haben.
Habe schon Verschiedenes ausprobiert aber nie habe ich mich wirklich angesprochen gefühlt.

Auch beruflich hoffe ich so sehr auf eine Perspektive, ich habe allerdings so wenig Zutrauen zu meinen Fähigkeiten und Kenntnissen wie noch nie (obwohl diese fraglos vorhanden sind).

Ich bin in fachärztlicher Behandlung, nehme Mirtazapin, habe vor kurzem den Therapeuten gewechselt (weshalb ich jetzt leider noch eine Wartezeit überbrücken muss), nutze Akupunktur bei einem Heilpraktiker, habe bereits so vieles für mich selbst gemacht. aber das Gefühl mich immer stärker im Kreis zu drehen war noch nie so gegenwärtig.

10.03.2019 21:06 • x 2 #16


Octavian
Fühle mich oft einfach hilflos, sitze dann auf der Couch oder liege im Bett und kann keine Entscheidungen treffen, ganz schlimm. Und diese Einsamkeit, das macht mir sehr zu schaffen, fühle mich so alleine obwohl ich es subjektiv gesehen nicht bin (ich lebe zwar aktuell alleine habe aber 2 Geschwister und einige sehr gute Freunde).

Und an einen Wochenplan mit täglichen Aufgaben oder Pflichten ist momentan gar nicht zu denken. Ich bekomme ja schon Stress, wenn ich um 12 Uhr mittags endlich aus dem Bett komme und dann versuche noch halbwegs in den Tag rein zu finden.

Ist eine nette Idee mit dem Smiley und dem Frühstück, nur wäre das kein offizieller Termin und somit funktioniert das nicht. Ich weiss auch nicht.

Zum Glück habe ich morgen ein prob. Gespräch bei meinem Therapeuten, ich hoffe er kann mir helfen.

Für heute möchte ich ein DANKE
da lassen und wünsch euch eine erholsame gute Nacht!

LG Octavian

10.03.2019 21:20 • x 4 #17


maya60
Hallo @Octavian , alles, was du beschreibst, kenne ich als Depressions-Symptome und wenn die Depression heilt, ist die Wahrnehmung, das Denken und Fühlen und Handeln wieder anders.

Nimm es nicht als Persönlichkeitsmerkmale, sondern als Krankheitssymptome.

Wenn du extremen Eisenmangel hättest, mal als Beispiel, wärst du auch nicht kraftlos wegen mangelnder Disziplin, sondern als Symptom und würdest dich nicht hetzen, verurteilen.

Mit gebrochenem Fuß, andres Beispiel, würdest du dich auch nicht als fußfaul bezeichnen.

Alles braucht seine Zeit, hat nichts mit Fehlverhalten zu tun.

10.03.2019 22:29 • x 3 #18


Octavian
Hallo Maya60,

ja du hast völlig recht, mit gebrochenem Fuß würde ich mich nie als fussfaul bezeichnen.
Den gebrochenen Fuß sieht aber jeder, man muss sich nicht für die eingeschränkte Beweglichkeit rechtfertigen, es ist gesellschaftlich akzeptiert.

Etwas anders ist es bei der Depress. schon, musst du zugeben, richtig ?

Auch in der Öffentlichkeit darüber zu redet fällt mir nach wie vor nicht immer leicht, es gibt bei vielen Menschen noch immer Vorurteile und man wird oft vorverurteilt.

Dazu kommt, dass ich schon immer eine positive und gesunde Erscheinung war und bin, deshalb halten es vermutlich viele Menschen für übertrieben oder eingebildet wenn ich sage ich fühle mich sehr schlecht.

Und hier die gute Nachricht:
Ich habe es heute morgen geschafft etwas früher aus dem Bett zu kommen, so ca. 10 Uhr bin ich raus. Das freut mich sehr, morgen möchte ich dies wiederholen (vielleicht klappt's ja auch etwas früher). Drückt mir mal die Daumen.

Ich wünsch euch einen schönen Montag!

LG Octavian

11.03.2019 12:01 • x 2 #19


Axel61
Ich halte es auch nicht für sinnvoll öffentlich über eine Depression zu reden. Da besteht die Gefahr, dass man den Eindruck erweckt bemitleidet werden zu wollen. Die wichtigen Personen informieren: Ja. Aber lange darüber reden: Nein. Das geht nur mit 'Gleichgesinnten'. Deswegen sind wir ja hier. Du wirst von einem Nicht-Betroffenen nie wirklich Verständnis, sondern ur die Üblichen Tipps kriegen. Andererseits: Es gibt mehr Betroffene, als man so denkt, wenn man sich traut sich zu Outen.

Was Antriebsstörung betrifft: Da hilft bei mir kurzfristig nur Tabletten. Zum Glück sprechen die bei mir sehr schnell an. Zumindest mal bis jetzt. Man wird davon nicht gesund aber man funktioniert wenigstens.

11.03.2019 12:29 • x 2 #20


Juju
Ich sehe es wie Axel. Wirklich nur den engsten Menschen das Problem der Depression erzählen und vielleicht auch schildern. Alles andere wäre auch zu viel erwartet. Ein Mensch, der diese Tiefs nicht kennt, der keine Probleme damit hat, der kann das einfach nicht nachvollziehen und darum kommen auch oft die Sprüche.
Da muss man die eigene Erwartungshaltung weit zurückschrauben. Ich finde, es muss ja auch nicht jeder wissen und man muss sich nicht jedem erklären.
Ich erwische mich selbst auch oft dabei, weil ich den Menschen um mich herum auch lieber gut gefalle, mit guter Laune und Stimmung und Fröhlichkeit in den RAUM bringe.
Aber es ist nunmal nicht mehr so. Also heute schon, aber an manch anderen Tagen eben nicht.
Das ist alles nicht tragisch.
Es kommt bei mir oft darauf an, wie viel Wert ich auf andere und ihre Meinung lege.

Schön, dass Du aus dem Bett gekommen bist.

11.03.2019 12:43 • x 2 #21


Octavian
Hallo,

in der vergangenen Woche habe ich es endlich geschafft, etwas früher aus den Federn zu kommen (zwischen 8 und 10 Uhr). Bis auf zwei Ausreißer, bezeichnenderweise hatte ich keine offiziellen Termine an diesen Tagen.

Allerdings ist da nach wie vor dieses Gefühl, dass ich nichts mit mir und der Zeit die ich habe anfangen kann, selbst wenn ich etwas tue (zB Hausarbeit, Einkaufen, Spazierengehen) fühlt es sich für mich sinnlos und nicht richtig an.

Und wieder diese Einsamkeit.
Ich versuche etwas dagegen zu tun, aber es scheint als würde es nur schlimmer je mehr ich mich anstrenge und die Nähe zu anderen suche. Es ist schwierig für mich allein zu sein, hätte nie gedacht dass das mal so sein könnte.

Ich kann mir selbst auch seit einiger Zeit nichts Gutes mehr tun bzw gönnen, das hat früher oft geholfen wenn es mir besonders schlecht ging, zumindest kurzfristig. Auch dazu fehlt die Energie.

Zumindest habe ich mich durchgerungen ein paar Bücher zum Thema Selbsthilfe aus der Bücherei auszuleihen, die werde ich mir in den nächsten Tagen vornehmen.

Ich wünsche euch einen schönen Samstag!

16.03.2019 13:21 • x 1 #22


maya60
Hallo @octavian, das könnten, so kenne ich das, Depressions-Symptome sein, diese Emotionen, diese Emotionsflachheit mit Sinnlosigkeit und diese Einsamkeitsgefühle. Grübel nicht drüber nach, sondern lasse dich ärztlich und psychotherapeutisch behandeln.

16.03.2019 13:29 • x 1 #23


Octavian
Hallo Maya60,

Danke für deine Antwort,
ich bin bereits seit einiger Zeit in Behandlung (ärztlich und psychotherap.), habe auch eine stationäre Behandlung (6 Wochen) hinter mir, aber habe seit ein paar Wochen den Eindruck dass ich mich im Kreis drehe und sich so gar nichts an meinem Zustand ändert. das macht mich mittlerweile ratlos und verbessert die Depression nicht gerade.

LG Octavian

16.03.2019 13:36 • x 1 #24


Alexandra2
Lieber Octavian,
Du hast mein Mitgefühl. Genau das, was Du schreibst, kenne ich seit 5 Jahren immer mal wieder. Ich werte das zähneknirschend als Streßreaktion. Wobei ich denke, woher kommt der Streß? Aus der Vergangenheit, aus der Vergangenheitsbewältigung, momentanem Bewerten (Mist, schon wieder, ich sollte doch., warum habe ich nicht.) und Überforderung im Alltag.
Es gibt Tage, da ist selbst Kaffekochen Streß und es fällt mir sehr sehr schwer, das zu akzeptieren. Aber wenn ich dagegen angehe, verursache ich mir Streß.
Was hilft, Sehen und Konzentration/Aufmerksamkeit ist dann unmöglich, sind Hörbücher, Telefonate, Projekte in 30 Min. Takten zu bearbeiten (z.B. entrümpeln) und mehr Pausen, als Aktivitäten. Mich nervt sowas kolossal, aber achte ich nicht auf mich, geht's mir noch schlechter.
Es gibt sicher auch etwas, das Du tun kannst, um Dich zu beschäftigen- ohne in Streß zu verfallen.
Liebe Grüße
Alexandra

16.03.2019 13:41 • x 3 #25


maya60
Das kenne ich auch so wie Alexandra und auch ich lenke mich dann ab, weil dann depressive Kreise ablaufen, die nicht weiterhelfen.
Stress kann schon für meinen Körper der Übergang der Jahreszeiten sein oder irgend ein Ungleichgewicht im Umfeld oder vermutlich auch in meiner Hirnchemie.

Aufs und Abs gibts ja bei jedem Menschen, ist sowas von normal, nur bei uns eh Depressiven wird´s dann gleich schmerzhafter und dauert länger.

Solange du gut in Kontakt mit deinen Ärzten und Therapeuten bleibst und hier im Forum in der Selbsthilfe, machst du das Richtige, egal, ob deine Emotionen dir was anderes erzählen.

16.03.2019 13:54 • x 2 #26


CeHaEn
Zitat von Octavian:
.selbst wenn ich etwas tue (zB Hausarbeit, Einkaufen, Spazierengehen) fühlt es sich für mich sinnlos und nicht richtig an.


Dabei sind diese Dinge sogar sehr sinnvoll. Einkaufen musst du, denn dein Kühlschrank füllt sich nicht von allein und ohne Duschzeug wird es schwierig mit der Hygiene. Deine Wäsche muss gewaschen und die Küche geputzt werden.
Das sind solche Sachen, die allgemein zur Verantwortung eines Erwachsenen gehören und für die meisten Menschen sind sie selbstverständlich. Diese Verantwortung berührt dazu noch einen ganz wichtigen Bereich: Deine Selbstfürsorge und damit auch deine Verantwortung für deine eigene Person.
Es geht schließlich nicht nur ums Überleben; satt sein und nicht krank werden - sondern auch ums Leben an sich. Eine saubere Umgebung ist angenehmer als ein Dreckloch. Leckeres Essen bereitet mehr Freude als ein nahrhafter aber geschmackloser Brei. Ein Spaziergang verschafft dir Bewegung und die Gelegenheit, interessante Dinge zu sehen.
Das mögen richtige Binsenweisheiten sein, aber über diese Selbstverständlichkeit verliert man mitunter den Blick für den Wert, der dahintersteckt.

16.03.2019 14:47 • x 3 #27


Liselotte
Ich brauche morgens immer eine angenehme Stimme,
gibt da so verschiedene Meditationsvarianten für den Morgen auf youtube,
danach dann ein wenig Yoga im Bett,
erst im Liegen, dann im Sitzen,
Kaffee,
Dusche, zum Ende kalt, kann man langsam steigern, puuuh .
dann bin ich einigermaßen wach und kann entscheiden, wie es weiter geht.

16.03.2019 19:42 • x 2 #28


Axel61
Grade ist mir unter der Dusche was eingefallen , was ich mal teilen will, als Tipps:

1. Wechselduschen:
Regt den Kreislauf an und wenn das Wasser richtig kalt ist, kann man nicht mehr an Depression denken.
2. Singen:
Musik regt nachweislich die Gehirnaktivität an, auch wenn Sie schräg ist.
3. Lächeln:
Das entspannt die Gesichtsmuskulatur, und das sind eine ganze Menge Muskeln, die da verkrampfen, wenn man böse guckt . Es gibt Untersuchungen das die Entspannung der Gesichtsmuskeln tatsächlich zu einer Simmungsverbesserung und sogar Hormonausschüttung führt. Ich muss dann manchmal über mich selber Lachen . Lächeln führt auch zu einer bessern Befeuchtung der Augen. Ich mache das auch oft beim Autofahren, wenn mich jemand Ärgert. Baut sofort den Stress ab. Also ab un zu einfach mal: Cheeeeeese

Brobiert es einfach mal aus und verucht in Euch rein zu hören. Bei mir funktioniert es und ist besser als Trübsal *beep*.

17.03.2019 08:40 • x 2 #29


A


Hallo Octavian,

x 4#30


Leuchtturm765
Hallo ihr Lieben! Dieses nervige Morgentief kenne ich auch. Bei mir ist es aber eher so, dass ich bereits mit Herzrasen sehr früh aufwache, unruhig und panisch bin und trotz starker Müdigkeit nicht mehr einschlafen kann. In den Tag starten kann ich nicht. Es dauert bis Nachmittags bis sich das etwas gelegt hat. Abends ist es so, als wäre nie was gewesen.
Ich würde dann am liebsten den ganzen Tag im Bett liegen und versuchen, zu schlafen, aber ich muss mich irgendwie zur Arbeit quälen. Wenn ich frei habe, leg ich mich aufs Sofa, döse vor mich hin und schaue nebenbei TV. Zwischendurch gibt es auch gute Phasen, aber die schlechten kommen immer wieder.

18.03.2019 17:54 • x 1 #30

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