Hallo ihr Lieben
Meine Wanderung war schön, seeeehr anstrengend, hat mich an meine Grenzen und zum Heulen gebracht und hat mich gelehrt, dass ich mich mal wieder selbst überschätzt habe.
Am Tag vor der Wanderung hat mich mein Mann bestimmt 3x gefragt, ob ich jetzt wirklich Wandern gehen will. Ich hab immer ja gesagt. Hätte er doch seine Bedenken geäußert, wär mir so einiges erspart geblieben. Aber das ist ein anderes Thema, Kommunikation, das muss ich auch noch üben.
Nun, wir sind früh um 5 schon losgefahren, damit wir auch wirklich die Zeit hatten, notfalls wieder auf den leichteren Wanderweg zu wechseln, wenn es denn nicht geht. Dann sind wir früh um halb neun gestartet, motiviert mit Spaß. Nach der ersten Steigung hab ich schon gemerkt, dass ich relativ langsam gehen muss, damit ich genug Luft bekomme. Das Wasser ist mir in Bächen vom Kopf getropft, es war aber auch heiß. Die ersten 1,5 Stunden waren ok, dann haben wir auf einer Alm pausiert. Danach ist es dann erst richtig steil geworden und mir ist beim Gehen schier die Luft weggeblieben. Ich musste immer wieder stehen bleiben, sonst wär ich gar nicht weiter gekommen.
Dann sind wir zur Abzweigung schwieriger oder leichterer Weg gekommen, aber ich wollte ja an die Stelle wo ich vor 3 Jahren die Panikattacke bekommen hab. Das erste Positive war, dass ich über diese Stelle einfach drüber gehen konnte und wir in die Wand eingestiegen sind. Das war auch kein Wanderweg mehr, sondern eher ein Klettersteig, allerdings ohne Absicherung. Aber es ist gegangen, ich musste mich sehr konzentrieren und hab schon gemerkt, dass ich an meiner persönlichen Grenze bin, aber wir sind ungefähr das erste Drittel hochgegangen. Dann ist es leider passiert, ich bin an einer Stelle hängengeblieben und fand einfach nichts, wo ich mich besser festhalten konnte, oder wo ich meine Füße abstellen konnte. Und dann kam die Panik. Es war fürchterlich. Mein Mann hat mir dann geholfen, dass ich die Stelle überwinde. Dann hab ich mich erstmal hingesetzt und ausgeruht. Dann kam ein anderer Wanderer vorbei, der den Weg schon öfters gegangen ist. Auf Nachfrage wie es weitergeht meinte er ungefähr genauso wie jetzt, aber für den Ausstieg sind wir eigentlich schon zu weit gegangen. Dann hab ich überlegt, was besser ist, weitergehen oder zurück, was auch nicht lustig wäre. Ich hab dann gemeint, ich probier es noch und bei der nächsten kritischen Stelle kehren wir um. Nun, die nächste kritische Stelle war genau der Felsen, an dem ich mich ausgeruht hatte. Ich hab ihn gesehen und die Panik war sofort wieder da. Also sind wir mühsam wieder abgestiegen. Es war zwar gut, dass ich nicht VOR der Wand gescheitert bin, aber wieder umkehren zu müssen war auch kein schönes Gefühl. Wir haben dann versucht einen Weg quer zu gehen, damit wir nicht erst wieder ganz absteigen und dann wieder aufsteigen müssen, aber das war leider nicht möglich. Und dann kam der Satz von meinem Mann: oh Gott, es ist ja schon eins, um 5 müssen wir in unserer Hütte oben sein, solange waren die Betten reserviert. Und schon war er da, der ZEITDRUCK, ich hab mich gefühlt, als wär die Zeitschaltuhr einer Bombe eingeschaltet worden. Und genauso hat mein Herz getickt. TIK TAK TIK TAK, immer schneller und schneller. Ich hab mich dann hinsetzen müssen und hätte am liebsten geheult. Mein Mann hat das dann relativiert, wir hätten genug Zeit und wir brauchen bloß anrufen, dass wir später kommen, aber ich hab nichts davon mehr registriert.
Wir sind dann abgestiegen und wieder den leichteren Weg hoch. Aber es war, als hätte mir meine Psyche jegliche Kraft geraubt. Ich hab mich mühsam den Weg hochgeschleppt und hab mit den Tränen gekämpft. Irgendwann hab ich mich hingesetzt und hab bloß noch geheult. Bevor ich krank wurde hab ich JEDE Wanderung geschafft, egal wie schwer sie war, aber diesmal war ich an meiner Grenze angelangt. Mein Mann hat mich dann gezwungen, einen Schokoriegel zu essen, ich hatte überhaupt keinen Hunger. Ich hätte nie gedacht, dass mir sowas passieren kann, aber 2,5 Jahre Depression und 15 kg Übergewicht machen sich halt doch bemerkbar.
An dem Punkt wo wir grade waren hatten wir die Option zur nächsten Hütte weiterzugehen, ca. 1-1,5h Aufstieg, zur ursprünglichen Hütte zu gehen, das wären nochmal ca. 2h Aufstieg zusätzlich gewesen, oder Abstieg. Aber ich wollte nicht nochmal mitten am Weg umkehren. Dann haben wir in der ursprünglichen Hütte abgesagt, ich hab mich sehr mühsam zur nächsten Hütte geschleppt und wir haben dort eine lange Pause gemacht. Übernachten wollten wir beide dort nicht, das war ja nicht unser Plan gewesen und es hat auch eine Schulklasse dort übernachtet. Das Gekreische wollten wir uns nicht anhören. Also sind wir, auf einen gaaaanz einfachen Weg 2,5h zum Auto abgestiegen und wieder heimgefahren. Ich gab am Schluss gedacht, ich kann keinen einzigen Meter mehr gegen.
Der Tag war insgesamt ca 6h Aufstieg und ca. 3h Abstieg. Ich hätte auch von selbst drauf kommen können, dass diese Tour noch nichts für mich ist. Aber ich wollte halt mal wieder nicht 80%, sondern 120%. Naja, nach der ersten schweren Enttäuschung haben wir uns für den restlichen Sommer und Herbst vorgenommen, nur noch kleinere Touren von 2-3h zu gehen. Ich bemühe mich, das ganze nicht negativ zu sehen und heute gelingt es mir auch schon besser. Gestern war natürlich die Enttäuschung groß.
Soviel zu meiner Wanderung
LG Eis
24.07.2019 13:58 •
x 4 #45