Heideblümchen
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Hi liebe Forennutzer,
ich bin ja jetzt schon eine zeitlang hier, weil ich auch unter einer schweren Depression leide, habe aber derzeit das Gefühl, dass sich was verändert. Ich kann es aber nicht einschätzen und brauche mal euren Rat und eure Erfahrung dazu.
Letztes Jahr im März bin ich sehr krank geworden. Im Oktober war ich dann so kaputt, mutlos und fertig, dass mich nur noch ein 2monatiger Aufenthalt in einer Klinik für Depressionskranke auffangen konnte. Ich wurde medikamentös gut eingestellt und habe nach dem Klinikaufenthalt mein Leben wieder gut in den Griff bekommen.
Nach dem extremen Tief habe ich den Energieschub, den ich im Laufe der nächsten Monate empfunden habe, genossen. Ich war mit meinem Partner ab März permanent beschäftigt, ein altes Haus, das wir gemietet haben, zu renovieren. Im Juli sind wir dort eingezogen, Anfang August jetzt habe ich nach 16 Monaten krank-sein wieder angefangen, in Teilzeit zu arbeiten.
So weit, so gut.
Seit ich wieder arbeite, also, seit 2,5 Wochen, merke ich eine Veränderung. Ich liebe meinen Job, aber ich fühle mich jeden Tag nach der Arbeit, als hätte ich einen Schlag von der Seite bekommen. Mir ist schwindelig ohne Ende und ich fühle mich total angespannt, aber andererseits auch müde, habe Beklemmungen und Bauchschmerzen. Kaum bin ich nach 35 Minuten Autofahrt zuhause angekommen, bin ich aber wieder fit.
Aber dann geht es los: Ich muss (1) etwas tun. Nach einem Umzug gibt es ja in Haus und Garten genug zu tun, aber ich brauche mehr. In den letzten Tagen habe ich damit angefangen, auch am Hinterhaus, wo auf einem gemeinsamen Grundstück mit unserem Haus noch ein 3-Familien-Haus mit lauter älteren Leuten steht, das Unkraut wegzumachen. Unser Vermieter kümmert sich schon länger nicht darum und die alten Leutchen sind einfach zu alt dafür.
Das alles wäre ja nicht so das Problem. Was mir aber auffällt: ich fühle mich angetrieben, diese Arbeit zu machen. Ich bin für sie überhaupt nicht zuständig, das müsste der Vermieter oder ein Gärtner machen. Und es ist nicht so, als hätte ich im eigenen Garten nicht genug zu tun. Aber ich fühle mich angetrieben von dem Gedanken, diese Aufgabe zu erledigen. Gleichzeitig kämpfen unterschiedliche Gefühle in mir. Mein Partner hat mich liebevoll verrückt genannt, als ich ihm sagte, dass ich dieses Unkraut-Ausrupfen machen möchte. Dass er das gesagt hat, stört mich weniger als der Gedanke daran, es nicht zu tun. Nicht diesem Druck nachzugeben. An Tagen, wo es für diese Gartenarbeiten einfach zu heiß war, hat es mich extrem unruhig und unzufrieden gemacht, nicht im Garten arbeiten zu können. Es war auch irgendwie traurig, das nicht zu machen. Gleichzeitig habe ich dann, wenn ich wieder am Nachbarhaus geackert habe, ein unheimliches Schuldgefühl meinem Partner gegenüber gehabt, weil ich mich durchgesetzt habe, gegen seine Einwände, den Garten nebenan doch einfach in Ruhe zu lassen. Ich kann dieses Gefühl der Getriebenheit so schlecht erklären, ohne dass es komisch rüber kommt. Ich kann einfach nur sagen, dass es mich nicht aus den Krallen lässt, wenn ich diesem extremen inneren Druck nicht nachgebe.
Kleinere Anzeichen sind, dass ich vieles kontrollieren muss, damit es in meinem Kopf Sinn macht. Mein Partner hat dieser Tage z.B. etwas im Keller gesucht und nicht gefunden. Als er es mir erzählt hat, musste ich - für mich persönlich, damit mein Kopf Ruhe gibt - so lange suchen, bis ich das Gesuchte gefunden habe. Es hätte mich kirre gemacht, diesem ich muss das jetzt suchen und finden nicht nachzugehen. Es ist, als würde mein Partner einen Knopf bei mir drücken und rase los und mache und tue und suche und organisiere und und und. mittlerweile sagt mein Partner schon kaum mehr etwas, was mich zum Losrennen antreibt.
Nach einer langen Phase des ständig beschäftigt-seins mit dem Umbau und dem Einzug merke ich quasi jetzt, wo es ruhiger wird, dass der Motor immer noch dreht und beschäftigt werden will. Und wenn ich dem nicht nachgehe, dann werde ich unruhig und unzufrieden und habe das traurige Gefühl und die Unruhe daraus, etwas nicht vollendet zu haben.
Im Gegensatz zu früher, wo ich um 20 Uhr schon schlafend auf dem Sofa lage, finde ich jetzt um 23 Uhr noch keine Ruhe, bin hellwach und voller Energie. Nehme ich dann meine Tabletten, falle ich innerhalb von 15 Minuten in Tiefschlaf. Schlafe ich nachmittags außerplanmäßig mal ein, wache ich schon kurz danach wieder auf mit einem extrem beklemmenden Gefühl.
Klar, ich kann das alles beim nächsten Termin auch meinem Neuro erzählen, aber ich wollte mir hier einfach von euch Erfahrenen mal erzählen lassen, ob ich am Rande einer Manie entlang kratze. Ich hoffe, ich habe das anschaulig genug erklärt, wie unruhig mich dieses Nichtstun macht und wie befreiend es ist, dem Druck nachzugeben und teils bis zur Erschöpfung zu machen und zu tun, bis mich mein Partner abends bittet, endlich ins Haus zu kommen und die restliche Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben. . (was in mir ein unbefriedigendes Gefühl des noch nicht alles erledigt habens auslöst). .Sorry für den Roman und natürlich spreche ich auch mit meinem Neuro darüber. Aber vielleicht kennt ihr diese Anzeichen und könnt mich aufklären, ob es eine neue Phase der eh schon anwesenden Depression ist. Für mich ist das Thema nämlich nach wie vor noch relativ neu. .Vielen lieben Dank!
ich bin ja jetzt schon eine zeitlang hier, weil ich auch unter einer schweren Depression leide, habe aber derzeit das Gefühl, dass sich was verändert. Ich kann es aber nicht einschätzen und brauche mal euren Rat und eure Erfahrung dazu.
Letztes Jahr im März bin ich sehr krank geworden. Im Oktober war ich dann so kaputt, mutlos und fertig, dass mich nur noch ein 2monatiger Aufenthalt in einer Klinik für Depressionskranke auffangen konnte. Ich wurde medikamentös gut eingestellt und habe nach dem Klinikaufenthalt mein Leben wieder gut in den Griff bekommen.
Nach dem extremen Tief habe ich den Energieschub, den ich im Laufe der nächsten Monate empfunden habe, genossen. Ich war mit meinem Partner ab März permanent beschäftigt, ein altes Haus, das wir gemietet haben, zu renovieren. Im Juli sind wir dort eingezogen, Anfang August jetzt habe ich nach 16 Monaten krank-sein wieder angefangen, in Teilzeit zu arbeiten.
So weit, so gut.
Seit ich wieder arbeite, also, seit 2,5 Wochen, merke ich eine Veränderung. Ich liebe meinen Job, aber ich fühle mich jeden Tag nach der Arbeit, als hätte ich einen Schlag von der Seite bekommen. Mir ist schwindelig ohne Ende und ich fühle mich total angespannt, aber andererseits auch müde, habe Beklemmungen und Bauchschmerzen. Kaum bin ich nach 35 Minuten Autofahrt zuhause angekommen, bin ich aber wieder fit.
Aber dann geht es los: Ich muss (1) etwas tun. Nach einem Umzug gibt es ja in Haus und Garten genug zu tun, aber ich brauche mehr. In den letzten Tagen habe ich damit angefangen, auch am Hinterhaus, wo auf einem gemeinsamen Grundstück mit unserem Haus noch ein 3-Familien-Haus mit lauter älteren Leuten steht, das Unkraut wegzumachen. Unser Vermieter kümmert sich schon länger nicht darum und die alten Leutchen sind einfach zu alt dafür.
Das alles wäre ja nicht so das Problem. Was mir aber auffällt: ich fühle mich angetrieben, diese Arbeit zu machen. Ich bin für sie überhaupt nicht zuständig, das müsste der Vermieter oder ein Gärtner machen. Und es ist nicht so, als hätte ich im eigenen Garten nicht genug zu tun. Aber ich fühle mich angetrieben von dem Gedanken, diese Aufgabe zu erledigen. Gleichzeitig kämpfen unterschiedliche Gefühle in mir. Mein Partner hat mich liebevoll verrückt genannt, als ich ihm sagte, dass ich dieses Unkraut-Ausrupfen machen möchte. Dass er das gesagt hat, stört mich weniger als der Gedanke daran, es nicht zu tun. Nicht diesem Druck nachzugeben. An Tagen, wo es für diese Gartenarbeiten einfach zu heiß war, hat es mich extrem unruhig und unzufrieden gemacht, nicht im Garten arbeiten zu können. Es war auch irgendwie traurig, das nicht zu machen. Gleichzeitig habe ich dann, wenn ich wieder am Nachbarhaus geackert habe, ein unheimliches Schuldgefühl meinem Partner gegenüber gehabt, weil ich mich durchgesetzt habe, gegen seine Einwände, den Garten nebenan doch einfach in Ruhe zu lassen. Ich kann dieses Gefühl der Getriebenheit so schlecht erklären, ohne dass es komisch rüber kommt. Ich kann einfach nur sagen, dass es mich nicht aus den Krallen lässt, wenn ich diesem extremen inneren Druck nicht nachgebe.
Kleinere Anzeichen sind, dass ich vieles kontrollieren muss, damit es in meinem Kopf Sinn macht. Mein Partner hat dieser Tage z.B. etwas im Keller gesucht und nicht gefunden. Als er es mir erzählt hat, musste ich - für mich persönlich, damit mein Kopf Ruhe gibt - so lange suchen, bis ich das Gesuchte gefunden habe. Es hätte mich kirre gemacht, diesem ich muss das jetzt suchen und finden nicht nachzugehen. Es ist, als würde mein Partner einen Knopf bei mir drücken und rase los und mache und tue und suche und organisiere und und und. mittlerweile sagt mein Partner schon kaum mehr etwas, was mich zum Losrennen antreibt.
Nach einer langen Phase des ständig beschäftigt-seins mit dem Umbau und dem Einzug merke ich quasi jetzt, wo es ruhiger wird, dass der Motor immer noch dreht und beschäftigt werden will. Und wenn ich dem nicht nachgehe, dann werde ich unruhig und unzufrieden und habe das traurige Gefühl und die Unruhe daraus, etwas nicht vollendet zu haben.
Im Gegensatz zu früher, wo ich um 20 Uhr schon schlafend auf dem Sofa lage, finde ich jetzt um 23 Uhr noch keine Ruhe, bin hellwach und voller Energie. Nehme ich dann meine Tabletten, falle ich innerhalb von 15 Minuten in Tiefschlaf. Schlafe ich nachmittags außerplanmäßig mal ein, wache ich schon kurz danach wieder auf mit einem extrem beklemmenden Gefühl.
Klar, ich kann das alles beim nächsten Termin auch meinem Neuro erzählen, aber ich wollte mir hier einfach von euch Erfahrenen mal erzählen lassen, ob ich am Rande einer Manie entlang kratze. Ich hoffe, ich habe das anschaulig genug erklärt, wie unruhig mich dieses Nichtstun macht und wie befreiend es ist, dem Druck nachzugeben und teils bis zur Erschöpfung zu machen und zu tun, bis mich mein Partner abends bittet, endlich ins Haus zu kommen und die restliche Arbeit auf den nächsten Tag zu verschieben. . (was in mir ein unbefriedigendes Gefühl des noch nicht alles erledigt habens auslöst). .Sorry für den Roman und natürlich spreche ich auch mit meinem Neuro darüber. Aber vielleicht kennt ihr diese Anzeichen und könnt mich aufklären, ob es eine neue Phase der eh schon anwesenden Depression ist. Für mich ist das Thema nämlich nach wie vor noch relativ neu. .Vielen lieben Dank!