Muss immer den Teller leer essen - Übergewicht Familie

Pyxidis
Liebe Ute,

ich bin ein bisschen hilflos bei dem Thema Esssucht, aber ich traue mich mal trotzdem einen Kommentar in Deinem TB zu lassen, wenn das okay ist.

Zitat:
Irgendwie klammer ich mich doch an die ES


Hast Du mal darüber nachgedacht, was in Deinem Leben, die ES ersetzen könnte?

Ich sehe ein, daß Du die ES brauchst, aber vielleicht gibt es irgendetwas anderes auf der Welt, was Dir das geben könnte, was Dir die Esssucht zur Zeit gibt?

Nur mal so ganz naiv gefragt?

Liebe Grüße
Scorpio

05.01.2010 13:14 • #16


U
Hallo Scorpio,
Es gibt schon etwas außer meiner ES, was mir auch wichtig ist. Ich tanze Line Dance, übrigens meine einzige sportliche Aktivität. Und mir fehlt meine ehemalige Therapeutin sehr. Die Therapie ist September letzten Jahres ausgelaufen, ließ sich auch nicht verlängern, da ich in der Psychoanalyse das zusätzliche Sonderkontingent auch bewilligt bekommen und wahrgenommen habe. Ich habe sehr an meiner Therapeutin gehangen, sie war auch ein toller Halt für mich. Nur leider ist es bei TherapeutInnen so, dass sie nach der Therapie nur sehr begrenzt für einen da sind. Und wenn doch, muss man pro Stunde bis zu 80,00 € berappen, und so reich bin ich nicht. Therapie brauchen hin und her - irgendwann sagt die Krankenkasse halt auch Stopp. Und der Punkt war für mich gegeben, und daran habe ich immer noch zu knabbern.
Nun, auch wenn ich die ES habe, bin ich immer noch im Normbereich mit meinem Gewicht. Sollte wohl mehr Sport treiben. Meinem Büro gegenüber ist ja das Fitness-Center, in dem ich meine Beiträge zahle. Aber komischerweise bin ich doch zu faul, dort hinzugehen. Hätte dann Lust auf das Laufband, um schneller Pfunde zu verlieren, was natürlich kein verlust, sondern ein Gewinn wäre.
LG
Ute

05.01.2010 16:35 • #17


A


Hallo Ute71HB,

Muss immer den Teller leer essen - Übergewicht Familie

x 3#3


Pyxidis
Liebe Ute,

daß Dir Deine Therapeutin fehlt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Mir würde es im Moment noch sehr ähnlich gehen.

Allerdings hoffe ich, daß ich bei Therapieende soviel Sicherheit habe, daß ich sie eben nicht mehr brauche und so sollte es meiner Meinung nach auch sein.

Allerdings würde mich interessieren, ob ihr in der Therapie auch Deine Esssucht therapiert habt?

Vielleicht könntest Du auch nochmal die Therapierichtung wechseln, um noch Stunden bewilligt zu bekommen?

Ich habe allerdings im Moment das Gefühl, daß Du noch sehr an Deiner Esssucht hängst. Würdest Du denn wirklich davon wegkommen wollen? Ist das Dein Ziel?

Alles Liebe
Scorpio

05.01.2010 17:44 • #18


U
Scorpio @ da bringst du mich gewaltig in Verlegenheit. Ich glaube, im Moment bin ich da wohl eher therapieresistent. Im Moment will ich das wohl nicht wirklich therapiert haben, hätte zu große Angst, dass es nach hinten losgeht und ich wieder richtig fett werde. Wie gesagt, ich habe Normalgewicht und bin da noch nicht mit zufrieden. Werde ich es je sein? Vllt. muss ich erst die Hölle (Verlust der Privatsphäre durch Krankenhaus, Kontrolle durch andere, zum Zunehmen gezwungen sein) sehen, um da wirklich rauszuwollen. Ich hoffe, dass dich meine Antwort nicht allzusehr schockiert.
LG
Ute

05.01.2010 19:59 • #19


Pyxidis
Liebe Ute,

Deine Antwort schockiert mich nicht; ich lese sie doch auch so in Deinem Tagebuch heraus.

Nur weißt Du was, wenn Du keine Essstörung mehr hättest, dann hättest Du auch keine Angst mehr vorm Zunehmen. Verstehst Du was ich meine?

Dann könntest Du wieder richtig zufrieden mit Dir sein, egal welches Gewicht Du hättest. Der ganze Druck, ständig Kalorien zu zählen und zu Hungern wäre weg und Du hättest wieder viel Zeit für andere schöne Dinge im Leben. Das Leben wäre einfach so viel einfacher und schöner.

Alle, die je zu Dir gesagt haben, Du seist zu dick, sind Ignoranten und haben keine Ahnung.

Ich glaube zwar nicht, daß Dich meine Worte im Moment überzeugen können, aber ich wünsche es mir sehr für Dich.

Naja, ich lese einfach mal weiter in Deinem Tagebuch, wenn das okay ist.

Liebe Grüße
Scorpio

05.01.2010 20:48 • #20


U
Scorpio @ klar verstehe ich, was du mit deiner Antwort sagen möchtest. Lies ruhig weiter mit, wenn du Lust hast.

Früher hatte ich ständig mit Hunger zu kämpfen, dem auch nachgegeben. Da habe ich nie nein sagen können, wenn mir etwas angeboten wurde. Ich war wie ein Tier, das einen Fressinstinkt hat, wie ein Hund, dem man ein Leckerli hinhielt.
Im Elternhaus waren ständig Süßigkeiten, man brauchte nur zugreifen. Mein vater brachte nach der Arbeit vom Einkaufen immer Schokolade mit, tütenweise.

Mit 16 hatte ich ungefähr so ein Gewicht wie heute, vll. ein wenig mehr. Sonntags kam immer Braten mit Kartoffeln, Soße und Gemüse auf dem Tisch. Ja, Nachtisch gab es auch. Immer wurde zum Zugreifen motiviert. Der größte Teil der Familie hatte Übergewicht. Abends wurden aus den restlichen Kartoffeln vom Mittagsessen Bratkartoffeln gemacht, dazu Spiegeleier. Meine Mutter war eine gute Köchin. Meine Großmutter nahm für alles zu viel Fett.
Süßstoff gab es im ganzen Haus nicht. Als ich es mir mal selbst kaufte, gab es Ärger mit meinem Vater.

Süßstoff, so ein chemischer Schweinkram. Zucker ist viel gesünder.
Eben nicht. Warum sonst haben hier alle inklusive mir Übergewicht?
Ja, von den vielen Süßigkeiten und der vielen Schokolade.
Ja, und was ist in den Süßigkeiten und in der Schokolade drin? fragte ich provokant.

Meinem Vater fehlten die Worte, doch weiterhin aber wollte er mir den Süßstoff verbieten, doch ich blieb dabei und ließ mir den Süßstoff nicht verbieten.
Als ich in Berchtesgaden meine Mittlere Reife machte, nahm ich zu. Das Cortison machte hungrig. So kaufte ich mir auch Süßigkeiten und Chips. Schickte meine Mutter mir Pakete, waren auch da diese Dickmacher drin, doch ich aß weiter. Süßigkeiten waren mein Seelentröster, denn die erste Zeit im Internat für Asthmatiker war schwer für mich.

Jeder hänselte mich, weil mein linkes Auge eine Schielstellung nach einer verpfuschten OP hatte und ich überdies auf Zehenspitzen lief. Doch letzteres bekam ich nicht bewusst mit. Jeder neue Schüler wurde erst einmal aufs Korn genommen. Wer sich durchsetzen konnte, war zu langweilig fürs Ärgern, aber er gehörte dann dazu.
Doch mein Sozialverhalten war anders, deshalb war ich umso interessanter. Irgendwann gab es ein neues Opfer, ich hatte ausgedient.
Mein Gewicht stieg und stieg.

Nach zwei Jahren Berchtesgaden zog ich nach Neckargemünd. Dort nahm ich gar weiter zu. Ende des zweiten Lehrjahres begann ich meine erste Diät. Ich verzichtete auf Süßigkeiten, aß nicht zwischendurch. Doch da hatte ich noch keine ES...

Fortsetzung folgt.

06.01.2010 11:51 • #21


U
Fortsetzung...
Ich nahm 20 kg ab, doch nach Beendigung der Ausbildung und der darauf folgenden Arbeitslosigkeit schoss mein Gewicht wieder in die Höhe. Das Gewicht hatte ich bis 1995 gehalten, danach ist es durch Cortisongaben und dem damit verbundenen Appetit wieder gestiegen.
!997 sprach mich meine Lungenfachärztin in Bremerhaven an, dass ich wieder stark übergewichtig war. Ich schämte mich fast zu Tode und begann wieder abzunehmen, auch zuerst auf normalem Weg.

Damit es etwas schneller ging, missbrauchte ich AM. Ich steigerte die Dosen bis zu 40 Tabletten. Dies führte zu Schwindelanfällen und starken Kreislaufbeschwerden. Doch ich wollte schlank sein um jeden Preis. 60 kg wog ich zu meinen besten Zeiten.
Ab und zu verweigerte ich das Essen und regte mich darüber auf, dass man mich ständig damit vollstopfen wollte. Dies war bei meinem damaligen Freund und bei seinen Eltern der Fall. Ich hatte das Gefühl, da wurde nur gegessen, gegessen und noch mal gegessen.

06.01.2010 16:25 • #22


U
2002 nahm ich wieder an gewicht zu.

Mittlerweile war ich wieder regelmäßig auf Cortison, aß demnach wieder Unmengen. Cortison bekam ich wegen schwerer Neurodermitis-Schübe, die mir sogar Klinikaufenthalte einbrachten. Das Personal lernte mich noch sehr schlank kennen und sah zu, dass ich immer mehr wurde. 2005 hatte ich schon über 90 kg drauf, wie grauenhaft. Ich schämte mich zwar sehr, aber der Hunger war kurz nach dem Wiegen wieder da. Kurzzeitig schaffte ich im Jahr 2006, abzunehmen, doch bald war alles und noch mehr wieder drauf. In der Hautklinik sprach man mich immer an und sagte: Mann, du hast aber wieder zugenommen. Ja, nee, is' klar, als wenn ich das nicht selbst immer sehen würde...

Einkaufen von Klamotten war für mich eine Strafe. Ich musste in die Abteilungen für große Größen, wie peinlich. Läden wie New Yorker und Takko Modemarkt mied ich, denn dort gab es Größe 48/50 nicht. Ich fühlte mich mit mir selbst gar nicht wohl, war ungelenkig und langsamer als anderen in meiner Line-Dance-Gruppe. Ich dachte, Auftritte will ich auch gerne mal mit tanzen, aber wenn ich weiter Übergewicht habe, bleibe ich so eine lahme Ente, dann waren Auftritte für mich tabu. Zudem schnaufte ich nach jeder Bewegung wie eine Dampflok.

Normales Diäten mit Hilfe von ernährungsumstellung brachte mir nichts, auch nicht mit sportlicher Unterstützung, ich nahm sogar noch zu, wasd mir natürlich auch wieder unter die Nase gerieben wurde. Zwar lernte ich auf Borkum richtiges Essverhalten, und ich versuchte mich daran zu halten. Doch mittlerweile half ich auch dort mit Essen und anschließendem Erbrechen nach: Die Sucht aber packte mich danach noch nicht.

2008 erreichte ich den fetten Höhepunkt von 102 kg. Immer wieder wurde ich mit der Tatsache, nicht die Schlankste zu sein, konfrontiert. Ich war jedes Mal verletzt und hasste mich immer mehr. Besonders als meine Freundin mir das mal sagte, dass ich ja nun nicht die Schlankste bin, tat es weh. Auf Bildern sah ich superfett aus. Ein Handyvideo, in dem ich meine 102 kg über die Line-Dance-Fläche walzte, beschämte und schockierte mich endgültig. So hässlich und megafett wollte ich nicht mehr sein. Sehr schlimm fand ich, dass ich die fetteste Büroangestellte im Betrieb war. Ich hasste diesen Anblick meinerselbst.

Nach den erwähnten mehreren erfolgslosen Versuchen Abzunehmen entschied ich mich, mich nach jedem Essen zu übergeben. Mir war klar, dass ich es auf anderen Wege nie schaffen würde. Geduld war noch nie meine Stärke. Ich hielt meine ES geheim, doch die Pfunde purzelten kiloweise. Darüber freute ich mich sehr. Da mir der Weg half, schwor ich, dabei zu bleiben.

Versteht meinen bericht bitte nicht als Werbung oder Verherrlichung von ES. Ich war mit meiner Körperfülle total unglücklich, für mich persönlich war es der letzte Strohhalm, die letzte Hoffnung. Die gesundheitlichen Folgen, die ich jetzt noch zusätzlich habe, nahm ich damals wissend im Kauf.

So viel erst mal zu meinem Lebenslauf, was mein Übergewicht betrifft.

LG
Ute

06.01.2010 18:51 • #23


U
Hallo,

dieser Beitrag könnte triggernd sein.

Die letzten Tage hatte ich tagsüber ein Brötchen oder zwei Zwieback gegessen und abends einen kleinen Fressanfall mit den üblichen bulimischen Folgen gehabt. Gestern stand ich vor dem Spiegel und hob das T-Shirt hoch. Ganz deutlich zeichnen sich meine Rippen ab, sie kommen sehr viel weiter vor als mein Bauch. Der ist ziemlich flach. Mittlerweile ist es gar so, dass ich in manchen geschäften (CA, Kik) Größe 36/38 anziehen kann. Das sind Momente, die mich zufrieden machen, so krank sich das auch anhören mag, und normalerweise sollte ich jetzt zufrieden sein. Aber das bin ich noch nicht.

Vor kurzem habe ich meinen Kleiderschrank aufgeräumt, da meine Sachen, die ich jetzt anziehe, keinen Platz fanden. Immer noch befanden sich meine mittlerweile viel zu großen Hosen und Blusen im Schrank. Ich holte diese Sachen heraus und gab sie in den container für Altkleidersammlung. Eine freund gab mir den Tipp, zwei oder drei sachen davon zu behalten, falls mal... Doch das bringt kein Glück, eher Pech, weil man denkt: Okay, ich habe ja noch Sachen, die größer sind, da kann ich doch mal mehr essen. So war es früher, aber ich will nicht mehr in die Große-Größen-Abteilungen, ich will Gr. 40 nicht mal mehr überschreiten. Auch diese größe will ich überhaupt nicht mehr.

Jetzt geht es ein wenig oder gar sehr triggernd weiter...!!!

Doch jetzt, wo es draußen so kalt ist, muss man eine Legging unter die Jeans anziehen. Deswegen habe ich auch noch Jeans mit der Größe. Mir ist klar, dass ich mich in Gefahr bringe, wenn ich so weitermache. Andersrum sehe ich immer noch meine fetten Beine, finde sie hässlich, ekelig. Meinen A**** hasse ich auch, aus den gleichen gründen, wie ich meine Beine hasse. Gut dass ich ihn nicht ansehen muss, denn dann würde ich in genauso am liebsten verletzen wie meine Unterarme, meine Beine verdienen meiner Meinung nach auch SV. O Mann, wenn es danach ginge, gäbe es kaum Stellen an mir, die ich NICHT verletzen will, dazu zählt auch meine verhasste Nase. Ich habe sie mir gebrochen, als ich bewusstlos umgekippt war, weil ich über Tage zu wenig gegessen hatte. Es war ein glatter Bruch, der wohl von alleine zusammenwachsen sollte. Als hässliche Erinnerung von der gebrochenen Nase behielt ich einen hässlichen, die Nase sehr vergrößernden Höcker zurück.

Die Mutter eines Bekannten hatte mich vor kurzem im Bus gesehen und erzählte ihrem Sohn, dass sie mich gesehen hatte. Sie sagte, ich hätte wohl ziemlich abgenommen, aber auch eine ziemlich große Nase.

AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH!, ich schäme mich so meiner Nase. Ich hasse, hasse, hasse sie wie die Pest!!!!. Wenn ich geld genug hätte für OPs, dann wäre meine Sch**ß Nase als erste dran, um den Kamelhöcker da loszuwerden.

LG
Ute

10.01.2010 22:05 • #24


U
Hallo,

habe gerade mal ein Kilo abgenommen. Ein bisschen wenig, wie ich finde. Aus dem Grund beschloss ich, noch mehr von meinem Speiseplan zu streichen. Mittlerweile esse ich tagsüber voll wenig. Dafür aber trinke ich viiiel Kaffee, lutsche zuckerfreie Pfefferminzbonbons. Wenn im Hofcafè belegte Körnerbrötchen sind, hole ich mir für den Tag eines, wenn nicht, esse ich dann außer den Pfefferminzbonbons auch nichts.
Tja, nachdem ich ja nun drei mal über einen längeren Zeitraum schweres Übergewicht hatte, frage ich mich schon, was ich mir wirklich erlauben darf und was nicht.
Manchmal bringen ein paar Mittänzer aus meiner Line-Dance-Gruppe Kuchen mit, und auch Süßigkeiten. früher hatte ich da sehr viel zugelangt, heute halte ich mich extrem zurück, was mir die Frage einbringt: Magst du keinen Kuchen?
Schon, aber das sind mir viel zu viele Kalorien.
Gestern gab es zwei, die Geburtstag hatten. Beide hatten Süßigkeiten und Kuchen. Ich nahm mir eine kleine Scheibe Zitronensandkuchen, aß ihn sehr langsam.
Ende Februar haben wir unsere alljährliche Grünkohlwanderung. Das heißt, vorher ist eine Wanderung mit kleinen Spielchen, und zu Trinken gibt es auch Alk.. Dann geht es in die Gaststätte, und irgendwann gibt es den grünkohl mit Kartoffeln. Schmeckt gut. Das Fleisch lasse ich weg. Nach dem Essen gibt es natürlich Line dance satt. Gut, dass es dabei so viel Bewegung gibt, sonst würde ich mich auch vor der Unternehmung drücken, wie es für Bulimiker und Anorektiker typisch ist.
So, darf gleich Feierabend machen.
LG
Ute

18.01.2010 16:20 • #25


U
Gestern habe ich es doch tatsächlich ohne einem bulimischen Anfall geschafft. Es ist auch zu lästig, wenn man alles in sich hineinstopft und anschließend überm Klo hängt und nicht mal schafft, sich zu erbrechen. Das ganze Essen mit den endlosen Kalorien... noch in einen drin. Gestern wollte ich so etwas alles nicht essen, habe Zwieback und einen Apfel gegessen, damit konnte ich wenigstens besser umgehen, und das konnte ich in mir drin lassen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben.

08.02.2010 09:22 • #26


U
Hallo,

habe eine ziemlich verfressene Woche hinter mir. Ich schäme und hasse mich dafür. Das Erbrechen ist anstrengend, und es kommt nicht mal alles raus. Ich fühle mich fett. Ich sollte Sport treiben, sollte auf das Laufband. Im Fitness-Center meines Arbeitgebers, das auch noch auf dem Gelände ist, wo ich arbeite, gibt es auch eines. Mir fehlen nur noch geeignete Laufschuhe. Mann, ich bin so was von sportfaul, dabei könnte ich dadurch noch mehr abnehmen.
Warum kriege ich immer solche verhassten Fress-Flashes? Klar, mein Körper verlangt danach. Mein Körper, den ich immer noch so hasse mit seinen fetten Beinen, Monsterbeinen. Nein, die sind echt nicht schlank, sondern gnadenlos fett. Mich widert es an, sie sehen zu müssen. Im Sommer trage ich auch stets lange Hosen, oder eben auch 7/8-Hosen. Röcke und kurze Hosen, das wäre für mich die Hölle, bei diesen unförmigen, hässlichen Tretern. Mein Hintern ist genauso. Wenn ich könnte, würde ich da pausenlos reintreten, doch das lässt die Anatomie nicht zu.

Ich bin so was von schwach. Wenn es mir nur auf normalen wege gelingen würde, abzunehmen, doch nach meinen Erfahrungen funktioniert das bei mir nicht. Bei mir musste der drastische Weg sein. Und dann der verdammt Hunger, der mich zum fressen nötigt.

Letzte woche Freitag kam ich gerade zur unrechten Zeit zu meiner Freundin, und - WUMMS - hatte ich einen teller vor mir stehen. Warum bin ich nicht bei meiner Ausrede mit dem schon gegessen zu haben geblieben . Es gab Irish Stew. Lecker, ja. Aber Irish stew kenne ich auch als Choreographie aus dem Line Dance. Lieber tanze ich ihn, als ihn zu essen, so lecker das auch schmeckt. Die Mutter meiner Freundin war dort zu Besuch und hat das Essen vorbereitet. Ich sah sie mit Butter hantieren. Yvonne war noch nicht da, sie kam später.

Dann hatte sie mich zum essen eingeladen. Ich hatte dann auch noch mehr gegessen, als ich wollte.

Ja, Ute, stopf es rei n, damit du wieder fett wirst! Damit du wieder 100 kg wiegst.

Ja, ich weiß, dass meine Gedankengänge krank sind. Aber so bin ich nach mehreren erfolglosen Normal-Diäten eben geworden. Manche Freundinnen, wo ich weiß, dass da immer gegessen, gegessen und noch mal gegessen wird, meide ich zu besuchen. Auch mein Ex-Freund, wenn seine Eltern da sind, sind alle nur am Essen. Doch das habe ich ja schon mal geschrieben.

Ich hole mir morgen Sportschuhe.

LG
Ute

11.02.2010 21:49 • #27


U
Hallo,

habe hier schon länger nichts mehr reingeschrieben. Also auf ein Neues...

Während ich im Krankenhaus war, hatte ich Cortison bekommen. Cortison macht hungrig und fett. Nur die ersten Tage während meines künstlichen Komas habe ich das cortison über die Vene bekommen, dagegen konnte ich nichts machen.

Bevor ich krank wurde, hatte ich ganz stark meine Rippen gesehen, und mein bauch war flach. Als ich aufwachte aus dem Koma, war es vorbei mit flachem bauch. Ich hatte auch eine Magensonde bekommen, auch so ein Feind aller Magersüchtigen. Na, das bin ich nun nicht. Durch das Koma war ich ja nun auch abstinent, was Rauchen anbelangte, und das wollte ich auch beibehalten, möchte ich auch noch. Doch ich vergaß, dass man zu anderen Dingen in den Mund greift. so war es auch bei mir.

Nun gut, dass ich nicht in einer Klinik für Psychiatrie oder speziell für Essstörungen lag. So schummelte ich bei der Tabletteneinnahme und fischte mir diese für die Einnahme heraus, wo ich wusste, dass diese kein Cortison waren. Theophyllin (für Asthma) und die Antibiotika nahm ich ein, die anderen versteckte ich in einer Schachtel, diese in einer tüte. Mir war auch wegen meiner Ängste und Unruhe Lorazepam verordnet worden. Auch dieses landete in der Schachtel. Trotzdem wegen dem rauchentzug fraß ich. Die ersten tage war ich ja noch so zurückhaltend, dass ich noch eine Infusion mit Nährstoffen bekam, die ich mir selbst durch die Essverweigerung verwehrte.

Dummerweise war ich zu Anfang auf die Hilfe der Schwestern angewiesen, weil meine Hände nach dem Koma aussahen wie Krallen, Fein- und grobmotorik waren sehr gestört. Deswegen musste ich von einer Schwester gefüttert werden. Und zudem war mir pürierte Kost verordnet worden, noch auf der Intensivstation, doch auch auf der Station für Lungenerkrankungen verfolgte mich diese Pampe.

Man nahm das normale Essen, was ich zuerst als Neuzugang hatte, weg, und das war Fisch, den darf ich nicht - Allergie. Aber was danach kam, war noch viel schlimmer.

Ich teile diesen bericht mal vorsichtshalber, bevor ich die erlaubte Zeichenanzahl überschreite...

25.04.2010 09:15 • #28


U
Aufrecht saß ich im bett, mein Kopfende hatte mir die Schwester hochgestellt, dass ich gleich essen konnte. Essen... BÄÄÄH!!! Der Albtraum steigferte sich nun aber.

Eine schwester, die mir schon deswegen unsympathisch war, weil sie meinte mir, das Finalgon (Wirkung: Durchblutend, Nebenwirkung: Brennt nach kurzer Zeit) ins Ohrläppchen EINMASSIEREN zu müssen. Ich durchschaute vorhin ihre Absicht sofort und zog, als die Salbe mein Ohr erreicht und ausreichend durchbluten würde, den Kopf weg. So, genug jetzt, die Salbe ist drauf.
Ich muss das einmassieren.
Dann machen sie das bei anderen, nicht bei mir, ich habe Neurodermitis.
Also war die Schwester schon ohnehin recht angefressen, ich aber nicht minder.
Nun kam eben genau diese wieder rein mit einem teller püriewrtem Essen. Kartoffelpüree, püriertes grünes gemüse, was auch immer das sein sollte, und püriertes Fleisch... Das konnte nur sehr viel mit Butter sein!!! Ich sank schon beim eintritt dieser Schwester tiefer in meinem bett unter die Decke, die Beine musste ich anziehen, weil meine füße das Brett am Fußende berührten.
Ihre Miene war genauso pampig wie das Essen. Hätte ich nicht schon eine ES, häötte ich sie wohl in diesem augenblick bekommen.
Ich hasse es, wenn Kartoffelpüree mit Soße oder gar diesem Fleisch, was echt widerlich aussah, vermengt und gemischt wird.
Ich glaube, das hat keinen Zweck..., begann ich mich vor dem Essen zu drücken und machte ein klägliches Gesicht.
Sie essen jetzt. Sie behielt also ihre Art bei, tat genau das, vermischte alles miteinander und zwang den Löffel in meinem Mund, der sich nur widerwillig öffnete. Es schmeckte mir nicht. Schon wartete der nächste Esslöffel mit einem widerlichen Berg von undefinierbarer Farbe vor meinem Mund, der seinen widerwillen und seine Abscheu erst mal genauso wiedergab wie die Schwester, dessen Hackfresse immer ungehaltener wirkte. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während ich auch den nächsten Löffel runter würgte. Das Zeugs schmeckte echt nicht, nicht nur Magersüchtigen oder Bulimikerinnen nicht. Diese Pampe hätten mir nicht mal meine Lieblingsoberärztin oder meine Therapeutin schmackhaft machen können, das Essen hier war kein Essen, dafür schmeckte es zu widerlich und sah zudem noch perv. aus!!!
Alles lief wie in Zeitlupe ab. Kein aufmunterndes wort der Schwester, keine Motivation. Ob Therapeutinnen, die Essbegleitung in Fachkliniken bei den Mahlzeiten durchführten genauso angefressen wirkten? fragte ich mich schaudernd. Für zwei Esslöffel mit diesem perversen Gemisch hatte ich knapp zehn Minuten gebraucht.
Die Hand mit dem dritten Löffel schoss auf mein Gesicht zu. Wieder machte ich bei der Mimik keinen Hehl aus meiner Abscheu. Okay, vor heute Abend gibt es nichts mehr. Nur deswegen ließ ich den Löffel rein, würgte das Gemisch mit was weiß ich wiviel Butter drin herunter und spülte noch Mineralwasser hinterher, um den widerlichen geschmack im Mund loszuwerden.
Sie ließ pürierten Fleisch mit Soße über die grüne Pampe laufen, verrührte es. WUAAAAH, die Alte musste abartige Veranlagungen im blut haben! Nicht noch mal so ein Löffel, nein, das geht gar nicht!!!
Wieder lauerte der Löffel vor meinem Mund. Ich rutschte noch tiefer in meinem bett, was das hochgestellte Kopfende überflüssig machte und sagte leidend: Mir... mir ist.. schlecht. Die Schwester musste damit rechnen, dass ich mich tatsächlich gleich übergeben würde und sie das Bett neu beziehen müsste, wenn sie mir diese perverse Pampe, die sie Essen schrie, in mich reinnötigte. Fluchtartig nahm sie den Teller, während ich tief durchatmete. Für die Pflegerin sollte es so ausehen, als würde ich so diese Übelkeit bezwingen wollen, in Wirklichkeit war es ein Aufatmen der Erleichterung.
Dann mal sehen, wie es heute abend mit dem Essen läuft. murmelte sie.
Waaah, immer dieser verdammte Essenszwang, konnte ich mir nicht verkneifen zu schimpfen.
Das machen wir, damit Sie gesund werden und zu Kräften kommen.
Na, sie sehen jetzt ja, dass ich von dem Kram da nicht gesund werde, versetzte ich und hatte immer noch den Geschmack im Mund.

Doch dabei sollte es nicht bleiben...

25.04.2010 10:05 • #29


A


Hallo Ute71HB,

x 4#15


U
Achtung, dieser Beitrag triggert!!!

Mann, wie ich mich wieder hasse! Ich fresse wieder zu viel, ich nehme zu, und das belegt hier die Waage in der Rehaklinik. Komischerweise behaupten alle, ich hätte abgenommen. LÜGE!!! LÜGE!!! LÜGE!!! Bin ich schon so schlecht, dass mich alle verarschen? Sogar schon meine freundin? Gönnt mir keiner, dass ich schlank bin? Ich verhasste, verfressene M*ssg*b*rt. Ich habe mich nicht mehr unter Kontrolle. Mann eyh, ich kann nicht mehr! Will mir das Essen verweigern, aber bei nächster Gelegenheit stopfe ich mir wieder meine gierige Hackfresse voll

Jaaa, ich weiß ja, dass ich essen muss, aber was mir das bringt, zeigt die Waage ja. Einmal ein Happen auf den Lippen, für immer auf den rippen. Ich gehöre zu denen, die Essen nur anschauen müssen, um davon zuzunehmen. Aber ich verfressenes Miststück fresse alles wie ein Tier. Nur macht sich ein tier keine Sorgen um die Figur.

Alles gerät außer Kontrolle. Ich hasse Essen! Ich will, will und will es verweigern. Von wegen man muss essen. Ich muss es nicht, will es nicht.

Echt, ich bin nicht stolz, dass ich zu solchen Mitteln greifen muss, um wieder die 5 oder gar 6 kg runter zu kriegen, die ich mir jetzt angefressen habe. Aber ich habe nun mal so einen verhassten Körper, der alles, aber wirklich ALLES ansetzt und den ich bezwingen muss, sonst kapiert der nicht, dass er, wenn er schon so hässlich ist, sich zu reduzieren hat. Im Krankenhaus kontrollieren die einen ja, ob man isst. Aber hier in der Rehaklinik bin ich mein eigener Chef über das Essen oder nicht essen.

Mir vergeht ja schon der Appetit, wenn ich daran denke, was das Essen gerade wieder aus mir macht. Alleine mit Ernährungsumstellung ist es bei mir nicht getan. Ich muss mehr tun, als nur Süßigkeiten weglassen, denn ich habe es schwerer mit abnehmen als andere, weil ich eine Schilddrüsenunterfunktion habe. Ich muss 3 x so viel tun, um das gleiche zu erreichen wie andere Menschen. Und ich kann mich damit nicht abfinden. Ich muss mich schon mit so vieles abfinden, aber was zu viel ist, ist halt zu viel, im wahrsten Sinne des Wortes.

26.04.2010 11:33 • #30

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