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Nach außen wirke ich stark - bin aber mit den Nerven am Ende

M
Guten Abend alle zusammen,

ich befinde mich seit vier Wochen in einer Therapie.Immer wenn ich zum Termin fahre, fragt mich mein Psychotherapeut wie die Woche für mich war.Ich berichte ihm dann von meinen Gefühlen und Ängsten.Er meint wir wären auf einem guten Weg.Nur leider sieht es in mir ganz anders aus.Zu Hause breche ich dann regelmäßig in Tränen aus und bin mit meinen Nerven völlig am Ende.In diesem Moment würde ich sofort freiwillig in eine Klinik gehen. Kann der Psychologe mich dann überhaupt richtig behandeln ?
Er möchte auch das ich das opipramol absetze.Ich habe das auch versucht,aber bei einer halben Tablette angelangt werden meine Gefühlzustände wieder viel schlimmer und ich komme nur schwer aus diesem Loch raus.

24.04.2019 20:11 • x 2 #1


O
Guten Abend!

Manchmal sehen Therapeuten tatsächlich schon etwas Licht am Ende des Tunnels, wenn wir das noch nicht realisiert haben.
Allerdings muss die Wahrnehmung des Therapeuten nicht unbedingt die richtige sein.
Man darf und soll da durchaus in sich hinein fühlen und sich auch vertrauen. Das eigene Wohlbefinden kann keiner von außen beurteilen.
Nehme an, dass Dein Medikament ein Anridepressivum ist. Das nimmt man gewöhnlicherweise nach der Genesung eine längere Zeit (mindestens 1/2 Jahr) weiter um einen Rückfall zu vermeiden.
Welchen Grund hat Dein Therapeut, Dir jetzt schon eine Reduktion zu empfehlen?
Ist er derjenige, der es Dir verschreibt?
Dass man sich nach einer Therapiesitzung auch mal schlecht fühlt und diverse Themen in einem arbeiten, was sich zunächst als Rückschritt anfühlt, ist ganz normal. Aber ständig sollte das auch nicht so sein.
Es ist wichtig, dass Du darüber sprichst, wie's Dir wirklich geht.

Soweit meine Gedanken dazu.

Lg

24.04.2019 21:15 • x 4 #2


A


Hallo Melli83,

Nach außen wirke ich stark - bin aber mit den Nerven am Ende

x 3#3


M
Vielen Dank für deine Antwort.Das Antidepressiva hat mir mein Hausarzt verschrieben.Ich nehme es abends vor dem Schlafen und es entspannt mich und sorgt vor allen Dingen auch dafür,dass meine psychosomatischen Beschwerden besser werden.Ich persönlich fühle mich nur so hin und her gerissen,der Therapeut sagt absetzen,ich merke aber selber,dass es mir mit besser geht.
Morgens ist es immer besonders schlimm.Ich schlage die Augen auf und meine Gedanken kreisen und schon bin ich in dieser Spirale gefangen.
Ich suche dann oft das Gespräch mit meiner Familie,meinem Mann oder meiner Mutter.Mir geht es zum Beispiel besser,wenn ich morgens einen festen Termin habe und sei es nur ein Arztbesuch.Ich möchte diese Gefühle nicht zulassen,frage mich aber manchmal,ob das der richtige Weg ist.Denn es fühlt sich so an als würde ich davor weg laufen. Ist das der richtige Weg?
Ein anstehender Familienurlaub mit meinem Mann und meinem Sohn im August löst in mir aktuell keine Vorfreude aus.Das hatte ich früher nie. Ich war immer ein aktiver Mensch, lebenslustig und froh.Hab mich auf den Tag gefreut.Und jetzt fühlt es sich so an als wäre ich ein anderer Mensch geworden,der nicht mehr genießen kann und sich über schöne Dinge freut.
Ich möchte das so nicht akzeptieren,komme aber gerade nicht weiter.

25.04.2019 08:12 • x 2 #3


Pilsum
Hallo Melli,

warum zweifelst Du die Art der Behandlung durch Deinen Therapeuten schon
nach 4 Wochen an?
Gefällt Dir seine Vorgehensweise nicht?
Ob Du das Medikament noch weiter nimmst, solltest Du selbst entscheiden.
Dein Therapeut kann etwas empfehlen, Du selbst entscheidest aber immer,
ob Du etwas veränderst oder nicht.

Viele Grüße

Bernhard

25.04.2019 10:34 • x 2 #4


O
Naja, ich sehe das ein wenig anders:
Die Chemie zwischen Therapeut und Patient sollte schon passen. Und das stellt sich meist schon sehr früh heraus, ob diese passt oder nicht.

Natürlich entscheidet jeder selbst, ob er ein Medikament einnimmt oder nicht.
Allerdings sollte ein Fachmann auch entsprechend aufklären. Im Fall von Antidepressiva ist es nunmal so, dass üblicherweise erst ausgeschlichen werden soll (dh, laaaangsam), wenn man über einen lämgeren Zeitraum stabil ist.

Wenn Du merkst, es hilft Dir und Du hast keine starken Nebenwirkungen, gibt es (noch) keine Grund zur Reduktion.

Sprich das doch mal in der Therapie an.
Vielleicht wirkst Du nach außen tatsächlich stabiler als Du bist?

Lg derweil

25.04.2019 11:53 • x 2 #5


M
Ich finde den Therapeuten im Prinzip gut, allerdings hat er gleichzeitig eine Zusatzausbildung zum Heilpraktiker gemacht und ist vermutlich deshalb gegen Tabletten.
Ich habe sie jedenfalls gestern Abend wieder eingenommen.
Gestern habe ich ihm gesagt, dass ich bei ihm stärker rüber komme als ich bin.
Zu Hause bin ich abends in Tränen ausgebrochen.Dort ist mir das noch nie passiert.
Ich bin seit Mitte Februar in diesem Zustand und suche nach guten Möglichkeiten mir auch selbst zu helfen.
Wie lange sollte ich einer Therapie erstmal eine Chance geben ?
Nichts mehr genießen zu können fühlt sich fürchterlich an

25.04.2019 13:19 • x 2 #6


O
Guten Morgen!

Die Behandlung/ Heilung einer Depression braucht viel Zeit.
Geduld haben ist dabei die wichtigste Lektion. Das kennen wir alle.
Es sind die ganz kleinen Schritte, die uns voran bringen.

Verzweiflung, Tränen, etc, all das gehört auch dazu.

Aber Du kannst Dir sicher sein, dass Du danach wieder genießen kannst.

Lg

26.04.2019 06:13 • x 3 #7


Hoffnung21
Liebe Melli,
Die Wirkung nach außen ist auch bei mir deutlich stärker, als man sich innen drin fühlt. Man hat ja auch , zumindest in meinem Fall, über einen sehr langen Zeitraum gelernt, alles Schlechte zu verstecken. Das ging bei mir soweit, dass ich den Psychiater wechseln musste, weil er wohl das Gefühl hatte ich simuliere. Der neue Arzt hat dann auch nach einem schweren Rückfall, als ich heulend in der Praxis stand wegen einer Krankmeldung, und dem Gefühl hab es wieder nicht geschafft erst gesehen, wo ich wirklich stehe, wenn ich die Maske nicht mehr aufrecht halten kann.
Das mit den Tabletten ist so eine Sache. Natürlich ist es besser und schöner ohne Tabletten, aber das ist die Entscheidung von DIR und deinem Arzt. Normal nimmt man Antidepressiva's etwa 1/2 bis 3/4 Jahr weiter bis man stabil genug ist. So wie Du Dich beschreibst klingt das für mich leider nicht stabil.
Ich weiß nicht, ob im Prinzip gut ausreichend ist für einen Therapeuten. Es ist schon sehr wichtig, dass der Therapeut einen wirklich versteht.
Noch ein Tipp von mir, vereinbare mal vorsorglich einen Termin bei einem Facharzt, das dauert in der Regel sehr lang und vielleicht brauchst Du ja ein anderes Antidepressiva, das kann der Facharzt besser als der Hausarzt.


Alles Gute
Eis

26.04.2019 06:24 • x 3 #8


M
Nein stabil bin aktuell gar nicht.
Ich war jetzt über Ostern ein paar Tage bei meinen Eltern mit meinem Sohn,da mein Mann auf Grund von Schichtdienst eh nicht zu Hause gewesen wäre.
Als ich zurück gekommen bin,habe ich unser Haus als sehr negativ wahr genommen und würde am liebsten direkt wieder flüchten.
Auch das Verhältnis zu meinem Mann ist seit der Erkrankung Mitte Februar völlig anders.Ich zweifle sogar unsere Ehe an.Das war vorher nie so und macht mir große Angst.Dabei hat er Verständnis für meine Situation.Ich stelle alles in Frage.
Ist das normal ?Weiß langsam nicht mehr weiter.

26.04.2019 16:09 • x 1 #9


O
Klingt alles ganz normal, sprich wie eine normale Depression:
Alles wird in Frage gestellt. Wo einst Wohlgefühl war, ist kein Gefühl oder gar Unwohlgefühl. Etc.

Was jetzt wirklich für Dich wahr ist oder nicht bzw. was die Ursachen der Depression sind, wirst Du vermutlich Schritt für Schritt aufarbeiten können.

Oft fühlt man sich vielleicht gerade zuhause so unwohl, weil einem sämtliche vertraute Gefühle abhanden gekommen sind. Das macht Angst.
Auch die fehlenden (positiven) Gefühle zum Partner verunsichern sehr.

So war es bei mir.

26.04.2019 17:48 • x 3 #10


Hoffnung21
Hallo Melli,
Das wichtigste im Moment ist, KEINE Entscheidungen zu treffen. Im Moment ist im Kopf alles durcheinander. Was Du v.a. brauchst, ist ganz viel Geduld. Es sind ganz kleine Schritte, die man am Anfang macht, manchmal geht man auch zwei Schritte vor und wieder einen zurück. Man glaubt dann lange, dass sich ja gar nichts ändert. Aber wenn Du irgendwann mal an den Anfang zurückblickt, wirst Du erkennen, dass sich viel getan hat.
Ich hab am Anfang erst mal lernen müssen, dass man nicht perfekt sein muss. Dann schaut es daheim halt furchtbar aus. Irgendwann ist auch wieder eine Zeit, wo Du Dich besser fühlst und dann kannst Du was verändern. Das ist im Moment nicht wichtig.
Mir haben vor allem - nach den ersten Wochen wo ich auf der Couch vor dem Fernseher versackt bin- Spaziergänge in der Natur geholfen. Ich bin dann oft ewig im Wald spazieren gegangen. Um das Grübeln zu vertreiben hab ich dann nach Empfehlung meiner Psychotherapeutin den Blick nach außen gelenkt, hab Wolken und Bäume genau betrachtet. Also ein bisschen wieder Kind sein und alles ganz genau aufnehmen.Das hat am Anfang noch nicht so gut geklappt, hab zwischendurch immer wieder angefangen zu heulen, aber mit der Zeit wird das besser. Immer wenn ich daheim zusammengebrochen bin, hab ich mich angezogen und bin spazieren gegangen. Vor allem im Wald ist es mir gut gegangen, ich hab mich da so geschützt gefühlt mit den Bäumen um mich rum. Probiers doch mal aus!
Alles Gute
Eis

26.04.2019 22:54 • x 2 #11


M
Ich bin euch wirklich dankbar.Eure Antworten geben mir Kraft, weil man merkt, dass es nicht nur mir so geht.
Ich befinde mich scheinbar noch ganz am Anfang von allem.Suche immer noch nach dem Knopf, der diese sehr sehr unangenehmen Gefühle und Gedanken ausstellt.
Ich habe auch immer wieder dieses Gefühl keine Liebe empfinden zu könnenbei meinem Sohn.
Ich fühle mich so schlecht deswegen.Das darf einer Mutter doch nicht passieren.Und sowas hatte ich nie zuvor.

27.04.2019 00:01 • x 3 #12


Hoffnung21
Liebe Melli,
Fühl Dich nicht schlecht deswegen, das ist die Depression.
Ich selbst habe eher das Problem mit zu wenig Antrieb gehabt, Gefühle waren nicht so stark beeinträchtigt. Jede Depression ist anderes!
Aber ich kann Dir von einem Fall aus der Reha berichten, der hatte genau das gleiche Problem seiner Frau und den Kindern gegenüber. Er meinte, es ist nett wenn sie ihn besuchen, aber er fühlt nichts dabei. Er ist dann (Nach über 1 Jahr!) medikamentös umgestellt worden und dann saß da ein ganz anderer Mensch bei uns am Tisch. Er hatte wieder Gefühle, hat mit uns gelacht und sich auf das Wochenende gefreut. Als wir ihn dann gefragt haben was sich bei ihm verändert hat kam die Antwort: neue Glückspillen! Aufgrund meiner und dieser Erfahrung hab ich dir ja empfohlen zum Facharzt zu gehen. Man muss nicht akzeptieren, wenn die Therapie nicht anschlägt oder nicht ausreichend ist. Allerdings muss man auch sehr stark an sich selbst arbeiten, und das geht nur mit begleitender Psychotherapie und GEDULD.
Alles Gute
Eis

27.04.2019 07:21 • x 2 #13


M
Hallo Eis,

der Fall aus der Reha ist wirklich wie meiner.Ich bin froh,dass du davon berichtet hast.
Was wäre denn ein richtiger Facharzt?Ein Psychiater und kein Psychotherapeut?
Das opipram welches ich einnehme,scheint dann wohl auch nicht das passende Medikament zu sein wobei ich auch nur abends 1x 50mg einnehme.Könnte es auf 3x erhöhen.Es macht nur so müde.
Morgens direkt nachdem ich die Augen aufschlage, ist für einen kurzen Moment alles ganz klar in meinem Kopf.Sobald ich eine halbe Stunde wach bin, geht das Rad der Gedanken wieder los.
Das mit dem Spazieren gehen werde ich ich auf jeden Fall machen.
Bei mir kommt noch hinzu,dass ich wirklich starke psychosomatische Beschwerden habe.Das beeinträchtigt mich sehr bei vielen Dingen.
Zur Abklärung stehen noch einige wichtige Untersuchungen Mitte Mai an.Dann hab ich wenigstens danach was die körperlichen Beschwerden angeht ein besseres Gefühl.

27.04.2019 08:11 • x 2 #14


A


Hallo Melli83,

x 4#15


Hoffnung21
Hallo Melli,
Ich hatte auch viele physische Baustellen und bin über Jahre! von einem Facharzt zum nächsten, i.d.R. ohne Befund, bis irgendwann gar nix mehr ging und die Depression erkannt wurde. Aber es muss halt alles andere ausgeschlossen werden.
Der richtige Facharzt ist der Psychiater oder Nervenarzt (=Neurologe+Psychiater). In der Regel wartest Du ziemlich lange auf einen Termin, deshalb würde ich das relativ bald machen. Der Facharzt (bis dahin der Hausarzt) kann dann auch entscheiden, ob die Dosis erhöht werden sollte, oder ob ein anderes Präparat besser ist. Als Anhaltspunkt nimm max. 4-6 Wochen. Wenn sich in dieser Zeit keine Änderung einstellt muss die Medikation angepasst werden.
An dem Gedankenrad musst DU arbeiten, Blick nach Außen. Versuch, Dich auf was bestimmtes zu konzentrieren und stell Dir vor z.B. wie alt mag der Baum sein, wie viel Hunde pinkeln da dran.usw. Das ist wirklich schwierig am Anfang, aber man kann es üben.
Alles Gute
Eis

27.04.2019 08:24 • x 2 #15

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