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Nichts wird besser

Lost111
Jetzt sitze ich hier und weiß nicht, wohin mit mir.
Alles dumpf in mir, ich kann das gar nicht so richtig beschreiben.
Die Gefühle sind nach wie vor weitestgehend weg.
Allein die tiefe Traurigkeit bleibt. Keine Freude, kein Spaß, kein Antrieb.
Das sind Symptome der Depression, sagen Therapeut und HA. Das ist mir bewusst.
Aber so lange wie aktuell hat das noch nie angehalten, und das macht mir so
langsam echt Angst!

Heute Termin beim HA. Weitere Arbeitsunfähigkeit um 4 Wochen.

Ich meine, ich funktioniere irgendwie - ich nehme Arzt-Besuche wahr, gehe einkaufen,
war heute bei Muttern zum Essen beispielsweise. Aber ich bin einfach nur da.
Ich lache, wenn es von mir erwartet wird. Ich rede, wenn ich reden muss.
Aber es berührt mich null. Ich kann nichts damit anfangen.
Und wenn ich dann wieder alleine bin, fühle ich mich noch leerer als ohnehin schon.
Ich bin ein Zuschauer meines Lebens.

Am Montag steht der alle 3 Monate stattfindende Termin bei meiner Psychiaterin
an. Was soll ich der sagen? Ich bin mit der Medikation nicht zufrieden. Und ein Medi möchte
ich absetzen. Würde etwas anderes helfen? Ich fühle mich rat- und hilflos.
Ich habe dahingehend kaum noch Hoffnung.
Sie wird mir wohl - wiederholt - raten, in eine Klinik zu gehen. *Lachtot*

In der Therapie kommen immer mehr Baustellen zutage. Mir kommt es so vor, als
stehe ich immer noch am Anfang. Bin ich zu ungeduldig? Mag schon sein.

Tut mir echt leid, dass ich wiederholt am Jammern und Klagen bin.
Ich wiederhole mich eh immer nur.

14.12.2023 23:32 • x 2 #1


R
Habe gerade deinen thread: Arbeit zieht mich runter überflogen. Die Zeit vor Weihnachten zieht noch zusätzlich die Menschen in tiefe depressive Phasen...
Wurde eine Akutklinik oder eine psychosomatische Reha empfohlen?

15.12.2023 00:02 • x 1 #2


A


Hallo Lost111,

Nichts wird besser

x 3#3


Oli
Zitat von Lost111:
Ich wiederhole mich eh immer nur

Das finde ich normal. Ich rede daher
mit manchen Leuten nicht mehr über meine Erkrankung. Irgendwann will es keiner mehr hören. Dafür sind aber ja die Therapeut:innen da.

Auf die Frage: „Wie geht es Dir?“, antworte ich mittlerweile mit irgend etwas Alltäglichem und Konkretem: „Toitoitoi: ich habe keine Erkältung“, oder: „Irgendwie habe ich mir den Hals verrenkt“.


Zitat von Lost111:
In der Therapie kommen immer mehr Baustellen zutage. Mir kommt es so vor, als
stehe ich immer noch am Anfang. Bin ich zu ungeduldig?

Mir hat irgendwann der Spruch: „Auch die längste Reise beginnt mit einem ersten Schritt“ den Rest gegeben - nach 25 Jahren Therapie und dem Eindruck, dass es die ganze Zeit stetig bergab mit mir ging. Ich fand diese Bemerkung fast zynisch.

Zitat von Lost111:
Ich bin mit der Medikation nicht zufrieden. Und ein Medi möchte
ich absetzen. Würde etwas anderes helfen?

Ja! Das sind doch genau die Themen, die dort hingehören.

Zitat von Lost111:
Sie wird mir wohl - wiederholt - raten, in eine Klinik zu gehen. *Lachtot*

Das ist deren Job. Nimm‘s nicht persönlich.

Zitat von Lost111:
Ich bin ein Zuschauer meines Lebens.

Das geht mir haargenau so. Dabei satt mittendrin.

Zitat von Lost111:
Und wenn ich dann wieder alleine bin, fühle ich mich noch leerer als ohnehin schon.

Yepp. So ist das. Ich versuche mittlerweile, dieses Loch vorher schonmal bedacht zu haben. Sei es, dass ich mich bei bestimmten Dingen nicht so sehr verausgabe oder aber eine Anschlusstätigkeit plane. Gelingt noch nicht wirklich gut, aber etwas.

15.12.2023 00:05 • x 2 #3


Lost111
Zitat von Rali:
Habe gerade deinen thread: Arbeit zieht mich runter überflogen. Die Zeit vor Weihnachten zieht noch zusätzlich die Menschen in tiefe depressive Phasen...

Ok. Ja, man hört oft, dass Weihnachten und der Jahreswechsel viele Menschen runterzieht. Und ich kann es verstehen.
Aber ich leide an chronischen Depressionen, die sich seit Anfang September arg verschlechtert haben.

Zitat von Rali:
Wurde eine Akutklinik oder eine psychosomatische Reha empfohlen?

Wie ich bereits schrieb: mir wird am Montag sehr wahrscheinlich wieder ein Klinikaufenthalt empfohlen.

15.12.2023 00:09 • #4


R
Zitat von Lost111:
Wie ich bereits schrieb: mir wird am Montag sehr wahrscheinlich wieder ein Klinikaufenthalt empfohlen.

Akut oder Reha?

15.12.2023 00:12 • #5


Lost111
Zitat von Oli:
Auf die Frage: „Wie geht es Dir?“, antworte ich mittlerweile mit irgend etwas Alltäglichem und Konkretem: „Toitoitoi: ich habe keine Erkältung“, oder: „Irgendwie habe ich mir den Hals verrenkt“.

Oli! DAS sollte ich echt mal so sagen. Aber das würde ich nie bringen.

Zitat von Oli:
Mir hat irgendwann der Spruch: „Auch die längste Reise beginnt mit einem ersten Schritt“ den Rest gegeben - nach 25 Jahren Therapie und dem Eindruck, dass es die ganze Zeit stetig bergab mit mir ging. Ich fand diese Bemerkung fast zynisch.

Ok, es tut mir wirklich leid, dass du diese Erfahrungen machen musstest.
Ich habe sehr lange gebraucht, um mich überhaupt nochmal auf eine Therapie einzulassen. Denn ich wollte es schon aufgeben. Ich weiß nicht, wohin mich die Reise diesmal führt - aber ich finde langsam Vertrauen. Und das ist echt mehr als schwer bei mir.

Zitat von Oli:
Ja! Das sind doch genau die Themen, die dort hingehören.

Ob ich mich das trauen werde, wird sich zeigen.

Zitat von Oli:
Das geht mir haargenau so. Dabei satt mittendrin.

Korrekt.

15.12.2023 00:23 • #6


Lost111
Zitat von Rali:
Akut oder Reha?

Beides wäre machbar.

15.12.2023 00:23 • #7


Oli
Zitat von Lost111:
Oli! DAS sollte ich echt mal so sagen. Aber das würde ich nie bringen.

Ich musste das echt üben, weil ja in Wirklichkeit das vorherrschende Gefühl meine Niedergeschlagenheit ist.
Ich lüge dann aber wenigstens nicht, anders als wenn ich „gut“ antworten würde, sondern ich rette mich in eine Aussage, die faktisch korrekt ist. Das hilft mir, mich nicht die ganze Zeit doof zu fühlen.

15.12.2023 00:30 • x 2 #8


Lost111
Zitat von Oli:
Ich lüge dann aber wenigstens nicht, anders als wenn ich „gut“ antworten würde, sondern ich rette mich in eine Aussage, die faktisch korrekt ist. Das hilft mir, mich nicht die ganze Zeit doof zu fühlen.

Stimmt. Ich sage immer automatisch gut, wenn mich Jemand fragt. Obwohl es gelogen ist.

15.12.2023 00:35 • #9


Oli
Wenn das für Dich ok ist und Dir das einfach über die Lippen geht, ist ja auch echt nichts dagegen zu sagen, wenn Du „gut“ sagst. Es interessiert eine Sekunde später ja eh keinen mehr. Mir kommt das halt einfach nicht über die Lippen.

15.12.2023 00:44 • x 1 #10


Lost111
Zitat von Oli:
Wenn das für Dich ok ist und Dir das einfach über die Lippen geht, ist ja auch echt nichts dagegen zu sagen, wenn Du „gut“ sagst. Es interessiert eine Sekunde später ja eh keinen mehr. Mir kommt das halt einfach nicht über die Lippen.

Ja, denn die meisten interessiert es nicht. Und wenn man nein sagen würde, müsste man sich erklären.

15.12.2023 00:49 • #11


W
Zitat von Lost111:
Ja, denn die meisten interessiert es nicht. Und wenn man nein sagen würde, müsste man sich erklären.


Du könntest ja alternativ auch mit Geht so oder Ganz okay antworten. Ich finde es legitim sowas zu sagen auch wenn es einem schlecht geht denn es ist erstmal eine Frage der eigenen Definition, man kann auch einen Zustand der zwar nicht gut ist als okay bezeichnen unter dem Aspekt, dass es zb an anderen Tagen noch deutlich schlechter war.
Auch für außenstehende ist es wohl eher Interpretationssache, und da du ja sagst die meisten interessiert es eh nicht, werden diese Personen dann wohl kaum genauer nachhaken.

15.12.2023 01:17 • x 1 #12


Lost111
Zitat von way2go:
Du könntest ja alternativ auch mit Geht so oder Ganz okay antworten. Ich finde es legitim sowas zu sagen auch wenn es einem schlecht geht denn es ist erstmal eine Frage der eigenen Definition, man kann auch einen Zustand der zwar nicht gut ist als okay bezeichnen unter dem Aspekt, dass es zb an anderen Tagen noch deutlich schlechter war.

Ja, das könnte ich so sagen. Aber der Reflex geht zu gut.

15.12.2023 01:23 • #13


R
Zitat von Lost111:
Beides wäre machbar.

Reha ist empfehlenswert während die Akutklinik nicht unbedingt mein Fall wäre. Die Rehaklinik darfst dir je nach Kostenträger selbst aussuchen und hast Anspruch auf Einzelzimmer sowie genügend Freizeit während in der Akut je nach Klinik mit - 4 Bett Belegung sowie Mitbewohner aus allen möglichen Schichten usw.

15.12.2023 01:27 • x 1 #14


A


Hallo Lost111,

x 4#15


Lost111
Zitat von Rali:
Die Rehaklinik darfst dir je nach Kostenträger selbst aussuchen und hast Anspruch auf Einzelzimmer sowie genügend Freizeit während in der Akut je nach Klinik mit - 4 Bett Belegung sowie Mitbewohner aus allen möglichen Schichten usw.

Na ja, ob ich wirklich einen Anspruch auf ein Einzelzimmer hätte, kann ich nicht sagen. Denn das hatte ich bislang in keiner Klinik. Ich habe bislang 2-Bett-Zimmer gehabt.
Auch akut hatte ich ein 2-Bett-Zimmer.
Ist halt überall anders, denke ich. Je nach Belegung wohl.

15.12.2023 01:29 • #15

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