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Offen umgehen mit psychischen Problemen in der Schule

Fionas
Hey ihr Lieben,
im Moment bin ich am Überlegen, ob ich mich nach den Ferien wirklich vor meine Klasse stellen sollen, weil ich dieses dauerhafte Versteckspiel von meinen psychischen Erkrankungen satt habe. Bin mir aber immer noch unsicher, ob ich es wirklich durchziehen soll. Eine Lehrerin, der ich sehr vertraue, hat mir das Angebot gemacht mir dabei zu helfen, und würde mich demnach auch dabei unterstützen.
Ein paar Angaben zu mir. Ich bin 15 Jahre alt; gehe in die neunte Klasse ans Gymnasium und leide unter schwerer Depression, Sozialer Phobie (beeinträchtigt mich kaum noch) und einer Somatisierungsstörung. Zudem nähert sich nun langsam der Sommer und ich will die Narben, die ich mir selbst zugefügt habe, nicht länger unter meiner Kleidung verstecken. Vor einer Weile hätte ich mir echt jemanden gewünscht, der so offen mit seinen Problemen umgeht und sich nicht dafür schämt. Ich kann es echt schlecht einschätzen, wie meine Klasse reagiert. Bisher wissen drei Mitschüler von meinen Problemen und diese haben alle gut auf mein Geständnis reagiert. Und vor allem fanden sie es gut, darüber bescheid zu wissen. Seitdem öffnen sich die Personen mir gegenüber auch mehr, was ihre Probleme angeht.
Ich habe dieses ständige Verstecken komplett satt, weil es einfach alles nur noch schlimmer macht.
Mein Zustand ist soweit stabil. Leide seit der 6./7. Klasse unter den Problemen und im vergangen Jahr war ich auch für vier Monate in einer Klinik. Mir liegt es am Herzen mit meinen Problemen offen umzugehen, aber gleichzeitig habe ich auch Angst vor der Reaktion der anderen.

Was meint ihr soll ich das wirklich machen? Oder soll ich meine Probleme doch lieber weiter für mich behalten?.

Liebe Grüße
Fionas

23.05.2021 17:01 • #1


T
Hallo Fionas,

das ist echt eine Frage, die nicht so leicht zu beantworten ist. Es ist total verständlich, dass du dich nicht mehr verstecken möchtest. Ich glaube kaum, dass dir jemand sagen kann, ob du dich vor die Klasse stellen sollst oder nicht. Aber ich kann dir meine Gedanken dazu mitteilen:
Also wenn es deine Idee ist, dann ist das schonmal gut. Wenn es die Idee von jemand anders war, z.B. von deiner Lehrerin, dann ist es nicht so gut.
Die Frage ist, wie eure Klassengemeinschaft ist, wie ihr sonst miteinander umgeht, davon würde ich es abhängig machen. Wenn in einer Klasse ein paar Hater sind, dann wird es evtl. noch schwieriger. Auch wenn schon jemand in der Klasse gemobt wird, wäre ich vielleicht vorsichtiger.
Wichtig ist auch die Frage, inwiefern dich deine Lehrerin unterstützen würde, evtl. indem sie auch selbst etwas zur Klasse sagt, wenn du es erzählst.
Was du auch machen könntest wäre, es den anderen einzeln zu erzählen, da bist du ja anscheinend schon dabei. Und ich würde nicht alles rauslassen, nur das, was du auch wirklich von dir preisgeben magst.
Vielleicht hilft dir das ein wenig.
Ich drück dir die Daumen
Träumer59

23.05.2021 23:05 • x 1 #2


A


Hallo Fionas,

Offen umgehen mit psychischen Problemen in der Schule

x 3#3


buddl1
... wenn es doch schon drei wissen,
wozu noch mehr?
um sich zu präsentieren?
ich gehe grundsätzlich von mir aus und glaube, dass jene 3
mindestens jeder einen weiteren in Kenntnis gesetzt hat.
das ist weder schlimm noch ungewöhnlich,
jemand fragt und es wird geantwortet, ohne dir darüber zu berichten.
so verschwiegen können sie auch nicht bleiben, was sollte sie dazu verpflichten.

um so mehr, glaube ich,
kehre wie gewohnt in die Schule zurück,
zeige dich so, wie du bist.
nur so können sie sehen, wie mit dir in der Gemeinschaft weiter umgegangen werden kann,
ohne das Hass, Leid oder Mobbing Einzug halten können.
was deine Narben aus den S V V betrifft,
wer sie sieht wird fragen,
du antworten kannst oder solltest,
dass sie ein Bestandteil deines Lebens wurden, als du sehr krank warst.
und ja es ist eine Krankheit die in einer Klinik endete.

nicht jeder wird dir zusprechen können und wollen,
muss er auch nicht, man kann nicht jedermanns Freund sein.
einige reichen.
und was die Vertrauenslehrerin betrifft,
sie kann für dich werben und du mit ihr immer das Gespräch suchen,
wenn etwas mit einem Mitschüler zu klären sein sollte.
sie ist deine Stütze und gleichzeitig dein Rückzugsort.
als Schutz vor weiteren Narben.

hab keine Angst vor dem schulischen Neubeginn,
erwarte nicht mehr als alle anderen
und du wirst sehen,
man nimmt dich so wie du bist,
weder als König, noch als Bettler
sondern einen von ihnen.
buddl1,

24.05.2021 09:21 • x 2 #3


Fionas
Danke für deine Antwort @Träumer59 Das mit dem Öffnen war meine Idee, also indirekt halt. Hab halt das dauerhafte Verstecken satt und das weiß die Lehrerin auch. Irgendwann hab ich ihr gesagt, am liebsten würde ich mich einfach vor alle stellen und es einmal sagen, was mit mir los ist. Ich meine, mitbekommen, dass ich Probleme habe, haben es die meisten. Und ich habe echt auch nicht die Nerven dazu, jedem einzelnen zu sagen, woher die Narben kommen. Am liebsten würde ich einfach sagen, es ist ein Teil meiner Vergangenheit. Aber da ich hin und wieder doch Rückfälle bekomme, was das Thema Svv angeht, kann ich das wohl schlecht behaupten. Dann hatte meine Lehrerin den Vorschlag, dass sie eine Stunde frei legen könnte, damit wir gemeinsam das Thema angehen können. Sie lässt es mich auch komplett selber entscheiden, wie wir es machen. Sie unterstützt mich dabei, wenn ich es mache, indem sie zuvor selber bisschen über das Thema spricht, ohne mich dabei konkret zu erwähnen.
Was die Klassensituation angeht, hat sich da mittlerweile einiges entwickelt. Meine Mitschüler sind sehr viel reifer geworden, wenn man es so nennen mag. Mittlerweile gehen alle miteinander sozial um und es kommt nur zu kleinen Konflikten. Na ja ich gucke mal, wie sich alles entwickelt. Letztendlich werde ich sehr wahrscheinlich auf mein Bauchgefühl hören.

24.05.2021 14:15 • x 1 #4


Fionas
@buddl1 Danke dir für deine Antwort

24.05.2021 14:17 • x 1 #5


T
Zitat von Fionas:
Letztendlich werde ich sehr wahrscheinlich auf mein Bauchgefühl hören.

Das ist das Beste, was du tun kannst
So wie du die Situation, was deine Lehrerin vor hat, und deine Klasse beschreibst, brauchst du da wohl keine grossen Bedenken zu haben.

24.05.2021 22:06 • x 1 #6


Lost111
Hallo liebe @Fionas ,

Zitat:
Was die Klassensituation angeht, hat sich da mittlerweile einiges entwickelt. Meine Mitschüler sind sehr viel reifer geworden, wenn man es so nennen mag. Mittlerweile gehen alle miteinander sozial um und es kommt nur zu kleinen Konflikten. Na ja ich gucke mal, wie sich alles entwickelt. Letztendlich werde ich sehr wahrscheinlich auf mein Bauchgefühl hören.

Ich finde das total mutig von dir!
Und so, wie du die Situation beschreibst, würde ich ein offenes Umgehen damit befürworten.
Du hast die Unterstützung deiner Lehrerin, das ist viel wert.
Mach es so, wie es sich für dich gut und richtig anfühlt. Du wirst die für dich richtige Entscheidung treffen.

LG Lost111

24.05.2021 22:34 • x 1 #7


crystalline
Ich habe damals auch mit ca. 14/15 die erste depressive Episode gehabt, mit schlimmen Panikattacken, die auch unter dem Unterricht kamen. Bei mir hat sich die ganze Erkrankung auch körperlich geäußert und ich musste oft mitten aus dem Unterricht aussteigen. Genauso wegen Panikattacken, die auf einmal kamen und wegen denen ich anfing zu weinen. Meine Lehrer wussten deshalb bald Bescheid und ich durfte den Unterricht jederzeit verlassen, mir wurde dann immer eine Begleitperson nachgeschickt. Ich habe nie vor der Klasse darüber gesprochen, aber die Lehrer wussten eben Bescheid und ein paar Mitschüler auch...Es gab in der Klasse aber nie Diskussionen darüber oder irgendjemanden der sich negativ geäußert hat. Ich denke, es gab vielleicht ein paar ungeklärte Fragen von Mitschülern, die nie zu mir vordrangen, aber im Grunde habe ich mich immer gut aufgehoben gefühlt und nie so, als müsste ich irgendetwas verstecken. Grundsätzlich war es für mich auch befreiend, dass ein Teil besser Bescheid wusste und ich jederzeit hätte offen darüber reden können. Man muss auch sagen, dass meine Klassenkameraden alle wirklich fürsorglich mit mir umgegangen sind, egal wie eng ich mit ihnen befreundet war.
Aber grundsätzlich ist das natürlich immer schwierig zu pauschalisieren. Ich denke, es macht extrem viel aus, wie die Lehrer reagieren und wie die Stimmung und der Zusammenhalt in der Klasse insgesamt ist.

24.05.2021 22:53 • x 1 #8


Fionas
@Träumer59 Danke dir für deinen Zuspruch. Ich glaube auch, dass ich letztendlich kein Bedenken brauche. Schließlich kann ich ja auch noch 'nen Rückzieher machen, bevor ich was über mich erwähne.

25.05.2021 08:59 • x 1 #9


Fionas
@Lost111 Danke dir für deinen Zuspruch. Bringt mir ein Lächeln aufs Gesicht, weil es mir mehr Sicherheit gibt

25.05.2021 09:00 • #10


Fionas
@crystalline Danke für deine Antwort. Das hört sich nach einer echt guten Klassensituation an. Das mit den Panikattacken kenne ich auch von mir. Zwar ist das bei mir nie direkt im Klassenzimmer losgegangen. Aber ab und zu habe ich dann eine Weile auf der Toilette verbracht und das blieb dann auch nicht unbedingt unbemerkt. Bei mir wissen alle Lehrer, dass ich in einer psychiatrischen Klinik war; mehr wissen allerdings nur zwei Lehrer. Die anderen Lehrer wissen meistens nie wirklich, wie man mit mir umgehen sollte, wenn ich mich mal verkrieche oder einfach mal null Konzentration habe. Mal gucken wie ich mich entscheide. Aber im Moment läuft es eher darauf hinaus, dass ich es der Klasse erzähle.

25.05.2021 09:06 • #11


crystalline
@Fionas vielleicht kannst du auch mit den anderen Lehrern darüber reden, wie es dir geht und was du in solchen Situationen brauchst? Aber insgesamt denke ich, du solltest da auf dein Gefühl hören - wenn du darüber sprechen möchtest und denkst, es würde helfen, dann solltest du das tun. Grundsätzlich gilt, dass man nie von allen Leuten Empathie oder Verständnis erwarten darf, weil sich zwar jeder in etwa vorstellen kann, wie es sich anfühlt, wochenlang ein Bein eingegipst zu haben, aber nicht, wie es sich anfühlt, wenn die eigenen Gedanken und Gefühle einen überrennen und foltern. Aber je mehr darüber gesprochen wird, desto eher bekommt man auch hier vielleicht einen Wandel. (:

25.05.2021 11:58 • x 1 #12


Fionas
@crystalline Hab ich auch schon ein paar Mal überlegt, ob es einfach geschickt wäre, wenn alle Lehrer so ein bisschen bescheid wüssten. Na ja mal gucken. Sicherlich werden es nicht alle wirklich verstehen, aber das ist auch nicht so schlimm. Und mit negativem Verhalten von anderen Menschen kann ich zum Glück mittlerweile ganz gut umgehen.

25.05.2021 13:18 • #13


Fionas
Hey ihr Lieben,
danke nochmal für all eure Antworten
Die Stunde hat jetzt gestern stattgefunden und die Reaktion war sehr positiv. Alle haben es akzeptiert und ja
Bin echt froh es gemacht zu haben.

18.06.2021 19:29 • x 1 #14


Lost111
Zitat von Fionas:
Die Stunde hat jetzt gestern stattgefunden und die Reaktion war sehr positiv. Alle haben es akzeptiert und ja
Bin echt froh es gemacht zu haben.

Super gemacht!

LG Lost111

18.06.2021 19:30 • x 1 #15


A


Hallo Fionas,

x 4#16


Marylu
Liebe Fionas, habe gerade die Beiträge gelesen und finde es super mutig von dir, dass du dich geoutet hast. Trägst du doch dazu bei, dass mehr Menschen von psychischen Erkrankungen erfahren und verständnisvoller damit umgehen, schließlich kann es jeden treffen. Ich bin auch immer offen mit meinen Depressionen umgegangen und nur auf positive Resonanz gestossen. Ganz liebe Grüße.

18.06.2021 22:37 • x 1 #16

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