Wie @Wuslchen geschrieben hat, bringen uns solche Sätze nichts, wenn wir denken, das sei totaler Quatsch.
Genau wie du wusste ich nicht, wie ich so einen Satz für mich formulieren kann, damit er sich für mich authentisch oder irgendwie annehmbar anfühlt. Die formulierten Sätze oben wurden mir auch auf die Hand gelegt - mit denen sollte ich das ausprobieren. Aber du hast recht - sie helfen so nicht so gut. Ich lese sie und fühle mich davon ganz weit entfernt.
Ich hab mal zwei Zitate aus meinem TB hergeholt:
Zitat von Jedi: Angsterkrankte u. ich gehöre ja dazu, brauchen eine Verstärkung durch positive Erfahrungen.
Denn nur so kann unser Hirn lernen u. diese Angstgedanken überschreiben - somit neue
Gedanken lernen. Durch die Neuroplastizität unseres Hirn, können wir lernen u. es ist ein Prozess
der Zeit u. Geduld uns abverlangt. Aber es lohnt sich, von den falschen Gedanken, die uns blockieren u.
uns als Versager dastehen lässt, davon zu befreien.
Denn Du bist keine Versagerin, auch wenn Dir jetzt noch nicht so alles gelingen mag
Gebe Dir die nötige Zeit, bleibe Geduldig mit Dir (Selbstliebe kann Dir dabei behilflich sein)
u. nehme bewusst wahr, dass Du in einem Prozess steckst u. der dauert so lange, wie Du es
brauchen wirst !
Das gilt auch für dich Lost und für so viele von uns!
Zitat von Wuslchen:(...) .... würde Selbstliebe aber durch Selbstmitgefühl ersetzen. Ich persönlich komme mit diesem Gedanken der -liebe gar nicht klar, ich brauche noch etliche Schritte dazwischen; und da ist -mitgefühl deutlich leichter anzunehmen und ganz vorsichtig umzusetzen.
Selbstliebe find ich bis heute schwer. Selbstmitgefühl klingt irgendwie weicher. Wenn ich abends um 21:30 Uhr noch am Spülstein stehe und die restlichen Töpfe auswasche, dann merke ich oft, wie schwer meine Beine sind oder dass mir die Schultern weh tun. Ich denke dann an den Tag zurück und spule alles noch einmal in mir ab. Und sage mir dann, dass der Tag voll war und dass ich vieles geschafft habe und auch, dass es vermutlich ganz normal ist, wenn ich jetzt einfach fix und alle bin und dass es okay ist, wenn ich gleich doch ins Bett krabbel, anstatt nochmal ins Forum zu kommen - so wie gestern. Ich halte das für Selbstfürsorge und auch für Mitgefühl gegenüber mir selbst. Auch wahrzunehmen, dass da jetzt eine Grenze für mich erreicht ist, weil ich einfach nicht mehr kann.
Du hattest gefragt, ob mir diese Sätze geholfen haben und ob ich die jetzt auch noch nutze.
Mh.. das ist schwer zu sagen, weil sie nicht zu mir gepasst haben. Ich habe schon einiges ausprobiert: diverse Motivations- und Selfcare-Apps, ich habe mir kleine Zettel geschrieben oder gemalt und sie an den Laptop geklebt, an die Kühlschranktür, an die Fenster im Bad usw. Ich habe mir Erinnerungen im Handy eingespeichert, die tagsüber immer mal wieder erscheinen.
Mir ist dabei aufgefallen, dass ich diese Botschaften erst immer nur gelesen, aber nicht wahrgenommen habe. Die sind gar nicht in mir angekommen. Ich konnte damit auch überhaupt nichts anfangen, fand es lächerlich und habe mich geschämt, wenn so eine Erinnerung überhaupt surrte.
Die Zeit hat mir gezeigt, dass Selbstmitgefühl nicht nur bedeutet, mir hübsche Dinge zu sagen oder sie zu lesen, weil mich das nicht berührt hat. Ich hatte das Gefühl, dass ich das anders / aktiver angehen muss. Ich habe mir dann ein hübsches Notizheft besorgt. Ich wollte versuchen, dort jeden Abend etwas einzuschreiben - etwas Gutes. Finde mal etwas Gutes, wenn du glaubst, du bist selbst gar nicht gut. Das Heft ist bis heute leer und steht auf meinem Schreibtisch, aber auch nur, weil es hübsch anzusehen ist. Dann habe ich mir irgendwann so ein ein guter Tag-Buch gekauft. Selbstliebe und Dankbarkeitstagebuch mit vorformuliertem Innenleben. Ein paar Seiten habe ich beschrieben, der Rest wartet noch auf mich - es dürfte bereits über ein Jahr auf mich warten. Dann hat mir Mo einen Terminplaner für 2022 zu Weihnachten geschenkt. Auch ein wunderhübsches Buch in dunkelgrün. Ein paar Seiten beschrieben - der Rest leer.
Wie du siehst - ich fange etwas an und gebe es wieder auf. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich, treffen am Ende aber doch auf nur einen - ich bin es mir nicht wert mir diese Zeit für mich zu nehmen. Ist ja auch anstrengend sich wirklich nur mit sich selbst zu beschäftigen.
Selbstmitgefühl bedeutet aber irgendwie auch, im Alltag zwischen all der Hektik die eigenen Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen, oder nicht? Ich trinke z. B. sehr wenig und habe kein Hungergefühl. Ich sitze ab und zu bis 13 Uhr oder später bei der Arbeit und habe noch nichts gegessen und nur ein Glas Wasser getrunken. So habe ich angefangen, mir öfter zwischendurch die Zeit zu nehmen, um kurz in mich hinein zu schauen. Und mittlerweile merke ich; Huch, mein Körper braucht Wasser und ich sollte jetzt vielleicht eine Kleinigkeit essen.
Meine Therapeutin sagt, dass ein durchgeplanter Alltag nicht als Rechtfertigung gilt, schlecht mit sich umzugehen oder nicht für sich einzustehen. Es bedeutet zu lernen, damit aufzuhören, sich durch einzelne Aktionen wieder „aufzupeppeln“ und sich wieder herstellen zu wollen. Es ist wichtiger, wirklich gut für uns zu sorgen, mehrmals am Tag.
Das ist schwer, aber es ist machbar.
Ich weiß, du magst keinen Tee, aber für mich ist das in dieser Jahreszeit oft mal ein heißer, gut duftender Tee in meiner Lieblingstasse - nur ich und der Tee. Oder es sind 10 Minuten Hörbuch (manchmal ist das ein Kapitel) bevor ich ins Bett gehe. Oder es ist Forumszeit mit lieben Menschen, denen es ebenso geht wie mir und die es mit der Selbstfürsorge ebenso schwer haben wie ich.
Man muss irgendwie anfangen, schauen, was sich gut anfühlt und auch wenn da mal etwas dabei ist, was eher nervig ist, dann hör nicht auf. Mach ne Pause, oke. Aber fang wieder an.
Ich habe eine Zettel-Idee für deinen Kühlschrank: Ziva mag mich.
Ich drück dich fest