Zitat von Lost111: du triffst es auf den Punkt. Ich kann das bloß nicht so formulieren wie du. Danke! Wie machst du das?
Ich weiß nicht, ich schreibe nur was ich denke.
Zitat von Lost111: Ich kann mir nämlich ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, mir jeden Tag mehrmals zu sagen Ich bin gut so wie ich bin.
Ich meine, theoretisch könnte ich das schon, aber es würde nicht wirklich in mir ankommen.
Genau. Ich selbst
habe das nämlich getan, monatelang (ein knappes Jahr vielleicht?), daher weiß ich wovon ich rede. Denn angekommen ist es in mir nicht. Bis ich andere Sätze gehört/gelesen habe und mir klar wurde, dass es nötig ist sie auf mich anzupassen. Ein ich bin ok half mir nicht. Ein es ist ok, dass ich da bin hat dagegen irgendwas in mir angestoßen, das fühlte sich richtiger an. Drum sind auch meine Sätze, die ich oben geschrieben habe, nur Formulierungsideen; vielleicht findest du ja noch andere Sätze, die sich für dich anwendbar anfühlen - und wenn es nur ein einziger ist. Und den probierst du dann aus.
Zitat von Lost111: Hast du einen mitfühlenderen Umfang mit dir gefunden, wenn ich fragen darf? Und wie fühlt sich das an?
Ja, habe ich. Ich habe aber viel viel mehr bei mir geändert, ich habe das Wörtchen
müssen aus meinem Sprachgebrauch verbannt und denke inzwischen darüber nach, ob ich etwas will/möchte/brauche oder nicht statt einfach zu sagen ich muss. Ich
mache mich nicht mehr
fertig, bevor ich irgendwohin gehe (ins Bett oder weg). Ich habe mir zudem ganz oft vorgestellt wie ich mit einem geprügelten Hund umgehen würde, wenn ich mal wieder sauer auf mich war. Bei dem Hund wäre ich ganz vorsichtig, ruhig, zurückhaltend und würde ihn auf mich zukommen lassen; würde mich nur in die Nähe setzen und wäre gar nicht böse, wenn er misstrauisch oder ein Angstbeißer wäre und wenn er immer und immer wieder erschrocken weglaufen würde.
Wenn ich heute merke, dass in mir wieder etwas ansetzen will mich zu verurteilen, dann reagiere ich ganz häufig mit einem ach je Wusl, es ist ok. Gib dir die Zeit, lass es gerade da sein, alles ist gut, dann eben nicht oder was die Situation eben gerade so verlangt. Klappt nicht immer logischerweise, auch das habe ich in den letzten Wochen immer wieder erfahren - ich bin jeden Tag dabei das weiter und weiter zu üben.
Wie es sich anfühlt? Besser. Denn ich merke auch, dass ich lange nicht mehr so stark oder so lange wütend auf mich bin wie früher und natürlich ist das innerlich viel entspannter. Ich habe das Gefühl schneller wieder tief atmen zu können, wenn so eine Situation war und allgemein tut es gut mich nicht mehr ständig so rundzumachen. Außerdem ist dadurch auch die Möglichkeit entstanden ein bisschen darauf wütend zu werden (Wut erlaube ich mir immer noch so gut wie gar nicht) wie früher mit mir umgegangen wurde - denn diese Art wie wir mit uns umgehen, kommt ja nicht von uns, sondern ist das, was wir von klein auf erlebt haben wie mit uns umgegangen wurde.