Heya liebe @Nicola23!
Als Ex-Angehörige eines depressiven Mannes kann ich dich sehr gut verstehen. Ich denke auch, dass es sehr gut ist, dass dein Partner den Kontakt mit dir halten möchte und dich an sich heran lässt. Das ist etwas, dass bestimmt nicht einfach für den Erkrankten ist und sicherlich auch nicht selbstverständlich. Meine Beziehung ist auch vorbei, da kein Kontakt mehr möglich war und er sich von mir abgewendet hat. Mehrfach.
Ich weiß, dass diese Zeit schwierig ist - ich bin ja selbst gerade erst durch und fange so langsam an zu akzeptieren, dass ich ihn in meinem Leben wohl nicht mehr wiedersehen werde. Es ist immer noch schwer, erst recht perspektivisch wieder auf andere Männer zuzugehen und dabei offen zu sein. Diese ganze Geschichte hat mich doch ganz schön *beep* - das Ende zu akzeptieren, seine für mich zwar nicht vollständig nachvollziehbare, aber doch klar kommunizierte und offenbar sehr feste Entscheidung, mich nicht mehr in seinem Leben haben zu wollen - weder als Freundin noch als Partnerin.
Ich finde, es ist für dich sehr wichtig zu sehen, dass sich der Wind bei einem Depressiven sehr schnell ändern kann. Die Offenheit zu reden, kann sehr schnell in weiterer Abschottung münden. Ich würde dir empfehlen, dich auch irgendwo auf Vorbereitung darauf, vielleicht nicht auf Distanz zu gehen, aber dir bewusst über deine eigenen Füße auf dem Boden zu werden. Sollte er sich weiter zurückziehen, dann wird dir das vielleicht nicht komplett den Boden unter den Füßen wegziehen.
Darüberhinaus - und ich hoffe, das kommt jetzt richtig rüber - es ehrt dich sehr, dass du für ihn da sein willst. Ich finde es aber wichtig, dass du weißt, dass du als Partnerin an der Seite bist. Du bist weder noch könntest du mit der richtigen Ausbildung an dieser Position die Rolle eines Fachmanns und eine Arztes übernehmen. Ich finde es äußerst wichtig, dass er (gerne mit deiner Hilfe) doch seinen Weg zu einem Fachmann findet. Diese Verantwortung würde ich an deiner Stelle doch ganz klar ablegen. Du würdest kein Diabetes oder Krebs mit liebevoller Zweisamkeit heilen können - das gilt hier genauso. Depressionen sind eine miese fiese Krankheit und du kannst als Partnerin (unter-)stützen, aber den Weg daraus muss er finden und dazu braucht es therapeutische und medikamentöse Hilfe. Unbedingt! Und so schwer es fällt, da würde ich mich bei aller Aufopferungsbereitschaft deinerseits nicht reinziehen lassen, auch wenn ich ehrlich weiß, wie schwer es ist, da bei sich selbst zu bleiben.
Ich wünsche dir alles, alles Gute und ganz viel Kraft! 3
09.10.2022 21:12 •
x 6 #11