Hallo Marc
Ich höre zum ersten Mal von dieser Diagnose, allerdings längst nicht zum ersten Mal vom Phänomen der chronischen Verbitterung. Das war immer wieder Thema in den drei Jahren, die ich bei einer Traumatherapeutin in Therapie war. Ich trage ziemlich viel davon in meinem psychischen Rucksack mit und kenne die Bitterkeit bestens, wenn mich etwas an die traumatischen Erfahrungen aus Kindheit und Jugend erinnert, ganz besonders geht es dabei um Beziehungs- und Bindungsbedürfnisse bzw. deren Enttäuschung und Verletzung. Gegenüber meinen Geschwistern ist dieser alte Groll in Form von Bitterkeit einfach da und bisher hat nichts geholfen, das loszulassen oder aufzulösen. Das Beste, was ich tun kann, ist, die Bitterkeit anzunehmen, ja zu ihr zu sagen. Denn lange habe ich sie behandelt wie alles, was sich WIRKLICH hinter der angepassten Fassade abspielte, die ich lernte zur Schau zu tragen: Ich habe sie verleugnet, aus dem Bewusstsein verdrängt, so sehr dass ich sie lange gar nicht wahrnehmen konnte. Sie wirkte dann einfach indirekt in Form von Symptomen, die ich mir nicht erklären konnte.
Ich weiss nicht, ob das für dich irgendwie brauchbar ist. Was bei mir nicht dem entspricht, was du beschreibst: Ich hatte nie eine Abhängigkeit von einer der klassischen Suchtsubstanzen, wenn man von Medikamenten absieht, aber auch die sind immer in kontrolliertem Rahmen geblieben.
Ich wünsche dir sehr, dass du in der Therapie einen Weg findest, mit der Bitterkeit zu leben. Wenn irgend möglich, lehne dich ihretwegen nicht ab. Sie hat sehr reelle Wurzeln und hat dich, wie alle sogenannt negativen Symptome, ursprünglich gesund erhalten wollen.
06.10.2024 18:45 •
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