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Psychologe macht Druck

S
Guten Abend zusammen,

nachdem ich viel hier mitgelesen habe, traue ich mich nun mich vorzustellen und die ein oder andere Frage zu stellen.

Ich bin 43 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern, verheiratet.

Seit Sommer letzten Jahres leide ich unter Schlafstörungen, ständigen Grübeleien und ständiger innerer Unruhe.
Nach diversen Besuchen beim Hausarzt habe ich mir Hilfe bei einer Psychologin gesucht. Dort war ich auch vor einigen Jahren schonmal in Behandlung.

Mein Problem ist, das die Gefühle für meinen Mann von jetzt auf gleich weg sind, ja er widert mich stellenweise richtig an. Wir reden nur noch das nötigste miteinander, auch weil ich Gespräche aus Angst vor den Ergebnissen einfach vermeide.
Aber ich möchte den Kindern weder den Vater, noch das zuhause, noch die gewohnte Umgebung nehmen, nur weil ich nicht funktioniere.
Meine Psychologin steht auf dem Standpunkt ich müsse mich bewegen - damit fühle ich mich aber komplett überfordert.

Ist das alles noch die Depression oder eine normale Beziehungskrise? Ich bekomme den Unterschied nicht auf die Reihe.

Vielen Dank fürs lesen und vielleicht hat ja jemand Erfahrung in ähnlichen Situationen.

LG
Susanne

26.05.2019 17:53 • #1


Lilly-18
Liebe Susanne,
das Wort funktionieren gefällt mir gar nicht. Ich weiß ganz genau wie sich das anfühlt was du gerade erlebst. Meine Geschichte ist nicht gut ausgegangen und die Depression kam erst, als ich dann wirklich alleine mit den Kindern dastand.
Ich weiß, das hört sich krass an aber Versuche mal, dein derzeitiges Leben zu analysieren.
Schreib dir auf, was an deiner Situation positiv und was negativ ist. Manchmal öffnet einem das schon die Augen.
Warum widert dich dein Mann ? Stellst du Vergleiche mit anderen Männern an? Glaub mir, es ist nicht alles Gold was glänzt und meistens lohnt es sich, zu kämpfen.
Wie steht dein Mann zu euren Problemen? Ist er bereit, daran zu arbeiten? Wäre eine Paartherapie eine Möglichkeit, euch zu helfen?
Ich hoffe, dass ihr noch miteinander reden könnt. Vielleicht traut sich dein Mann ja auch nicht was zu sagen aus Angst vor dem Ergebnis.
Deine Psychologin hat recht, du musst dich bewegen. Aber dein Mann auch. Vielleicht schafft ihr das nicht alleine, dann holt euch Hilfe.
Ich wünsche dir viel Glück und einen kühlen Kopf

26.05.2019 18:28 • #2


A


Hallo Susanne76,

Psychologe macht Druck

x 3#3


S
Liebe Lilly,

vielen Dank für deine schnelle Antwort!

Das mein Mann mich anwidert liegt daran das er seit Jahren nicht auf sich achtet, gleichzeitig aber arrogant und besserwisserisch durchs Leben läuft - also kein besonders angenehmer Zeitgenosse. Das er mich noch liebt weiß ich, der Vorschlag einer Paartherapie kam auch tatsächlich schon von ihm, aber ich fühle mich dazu einfach nicht bereit.wenn du verstehen kannst was ich meine.

Das mit den Vergleichen mit anderen Männern.damit hast du vielleicht den Nagel auf den Kopf getroffen.
Bin vor ein paar Monaten fremdgegangen, was ich mir selbst nie zugetraut hätte. Aber kein Selbstwertgefühl und plötzliches Interesse eines anderen. Dieser Kontakt ist vor Wochen abgebrochen, auch daran habe ich wider Erwarten sehr zu kämpfen.
Die Psychologin sagt das ich in meiner Situation ein gefundenes Fressen für denjenigen war.
Die Depression macht aus mir einen Menschen den ich sonst immer verachtet hätte.

Das ich mich bewegen muss - von der Vernunftseite verstehe ich das - aber es kommt nicht an.ich kann einfach nicht mehr.

Ich hoffe das war jetzt nicht zu wirr geschrieben.

LG
Susanne

26.05.2019 18:39 • #3


Alexandra2
Liebe Susanne,
Ich spüre große Verzweiflung bei Dir. Und ich verstehe Dich so gut.
Du bist in eine Pattsituation geraten, beide Optionen klingen gleich gut und gleich schlecht. Bleiben oder gehen.
Als erstes wäre es m.E. wichtig, Deine Bedürfnisse vorrangig zu erfüllen, ja auch mit Kindern geht es. Wie alt sind sie?
Meine jahrzehntelange Erschöpfung hat mich immer weiter an den Abgrund geschoben. Es war nicht möglich, für mich zu sorgen. Und soweit muss es für niemanden kommen. Ausruhen, viel schlafen, Zeit für sich selbst nehmen klingt paradiesich. Das ist es auch und ich kann Dir nur empfehlen, soviel es geht, Dir Woche für Woche davon zu nehmen. Du sollst zur Ruhe kommen.
Dann kannst Du besser reflektieren, auch welche Wünsche bislang unerfüllt blieben in der Partnerschaft, weshalb der fremde Mann Dein Inneres durcheinander bringt. Daß es Dir nicht oder zu wenig möglich war, mit Deinem Mann auf Augenhöhe zu sprechen über sein Erscheinungsbild, die implizite Missachtung Dir und sich selbst gegenüber. Warum es nicht gelingt, ganz natürlich miteinander zu sprechen, daß Arroganz nicht nötig ist.
Die Hoffnung durch den liebevolleren Umgang mit Dir selbst ist, aus dem Funktionsmodus auszusteigen. Deine Selbstmissachtung schadet Dir jeden Tag. Und sie wird dazu beitragen, Deine Situation zu verschlechtern.
Jetzt, wo Du in jeder Hinsicht bedürftig bist, kann jede Aufmerksamkeit eines Anderen als riesengroß empfunden werden. Insofern kannst Du jetzt nicht neutral beurteilen, welcher Mann Dir gut tut und eben nicht nur an eigene Bedürfnisse denkt.
Eine Möglichkeit, sich gesundheitlich intensiv um Dich zu kümmern, besteht in der Behandlung in einer Tagesklinik. Dort triffst Du Gleichgesinnte, bekommst komplexe Behandlung, lernst viele Methoden kennen, wie Du zusätzlich für Dein Wohlbefinden sorgen kannst. Von der Anmeldung bis zur Aufnahme vergehen Wochen/Monate. Jetzt kannst Du Dich anmelden, und auch gleich einen Psychiater suchen. Ich hatte etwas Scheu davor, aber das stellte sich als unnötig heraus. Er ist Profi für Seelenkrankheiten und nichts ist ihm fremd und nichts entgeht ihm. Die Selbsteinschätzung ist bspw in der Erschöpfungsdepression unrealistisch, da tut es gut, daß jemand das mit einer fachlichen Fremdeinschätzung korrigiert. Die eigenen Gefühle sind verschoben, verdrängt, absolut anders als zu gesunden Zeiten. Ich fühlte mich in der schweren Depression wie ein anderer Mensch, das hat mich sehr verunsichert, weil ich das nicht einordnen konnte. Ob und welche Medikamente benötigt werden, würde ich nur in psychiatrische Hände geben. Niemals beim Hausarzt.
Also beides, evtl Tagesklinik und Psychiater kann ich empfehlen. Dadurch wird eine Basis geschaffen und ab der mittleren Depression werden Medikamente plus Psychotherapie gebraucht, in der leichten Depression reicht oft Psychotherapie. Das sind nur meine Erfahrungen. Was Du brauchst hängt von der Diagnose ab.
Aber Deine Erschöpfung, Verzweiflung sind spürbar. Es gibt Auswege, welche Deine sind, müsstest Du herausfinden.
Ich brauchte viel viel mehr Selbstfürsorge als angenommen, und das habe ich überall in Kliniken erlebt, es geht sehr vielen Menschen so. Und die tägliche Erholung ist absolut notwendig. Mit einer Stunde Zeit je Woche für Dich ist wenig zu erreichen, aber es ist ein Anfang. Und deshalb ein Minimum.
Sei Dir selbst Deine beste Freundin, schütze und sorge gut für Dich.
Viele liebe Grüße Alexandra2

26.05.2019 21:09 • x 2 #4


S
Liebe Alexandra,

erstmal vielen, lieben Dank für deine lange Nachricht.

Meine Kinder sind jetzt 12 und 6 Jahre alt, zur Ruhe kommen war und ist mit Schlafstörungen leider kaum zu schaffen. Zwar wirken die Medikamente (miripazin oder so ähnlich) etwas, aber ausgeruht ist was anderes.
Das ich momentan nicht neutral handeln kann, ist mir schmerzhaft bewusst. Durch das geringe Selbstbewusstsein geht es mir total an die Substanz von dem anderen Mann nichts mehr zu hören. Neutral und vernünftig beurteilt wäre dieser Mann im Leben keine Option für mich und meine Kinder. Neutral und vernünftig kenne ich mich eigentlich auch, aber ich bin seit geraumer Zeit einfach nicht mehr ich selbst. Ich komme mir vor wie ein Teenager der noch nicht weiß wo die Reise hingehen soll.
Es ist einfach keine Freude mehr in meinem Leben, ausser meine Kinder - da sind meine Gefühle aber komplett da wie immer.

Meine Psychologin sprach von rezidiver mittelgradigen Depression - alleine das die Krankheit das erstemal beim Namen genannt wird schockiert mich und ich habe Angst meine Kinder zu verlieren.

Viele liebe Grüße
Susanne

27.05.2019 14:38 • x 1 #5


F
liebe Susanne,

du meintest von niemandem geliebt zu werden, hast nach der Liebe Ausschau gehalten, und sie doch nicht gefunden.

So eine kurze Erfahrung ist leider keine Liebe, keine Annahme, du hast dich getäuscht, und wurdest wieder enttäuscht. Du zweifelst an dir selbst, du glaubst das dein Leben voll sinnlos ist, das in deinem Leben keine Freiheit ist. Doch es gibt Liebe und Freiheit, und auch einen Sinn für dein Leben. Aber wenn du daran zweifelst, kein Vertrauen in dich und deinem Leben nicht mehr hast, hast du auch nicht den Mut, auf dich und die Liebe einzulassen. Aber wenn du wieder einen Sinn für dein Leben findest, das könnte dein Leben wieder bereichern, das du wieder Freude an dir und deinem Leben findest, wieder gerne lebst.

Wenn du gerade wenig Sinn in deinem Leben siehst. dann erinnere dich einmal an die Tage die gut und schön für dich waren, wo du an dich und den Sinn in deinem Leben noch glauben konntest.

Zum Beispiel als dich deine Arbeit noch befriedigte, du Freude daran hattest, an die romantischen Stunden mit deinem Mann, an die Geburt deiner Kinder usw.

Es ist so wichtig, das du dich gerade an deinen Krisenzeiten an deine alten Sinnbilder erinnerst, wenn die neuen sich nicht mehr zeigen wollen. Das du wieder einmal einen Sinn fühlen darfst, um sich von den alten guten Gründen für dein Leben dich wieder anwärmen lässt, das wieder der Wunsch in dir aufkommt, ein glückliches und sinnerfülltes Leben zu leben.

Wann war das, als dein Leben noch gut, schön und sinnvoll war. Wo war das? Ja es gibt Barrieren in deinem Leben, das du keinen Sinn mehr finden kannst. Das kenne ich auch aus meinem Leben, mein Stolz, meine Eifersucht, meine Unwahrhaftigkeit, meine eigene innere Kälte, Angst, Aggression, Trotz, Selbstmitleid.

Aber wenn du einmal wieder in deinen Spiegel schaust, dich neu versuchst zu verstehen, neu zu dir und zu deinem Leben zu stehen. Dann siehst du es ehrlicher, klarer, beginnst zu ahnen, was wirklich wichtig ist in deinem Leben.

Mir hilft es immer wieder, zu mir und zu meinen Fehlern im Leben zu stehen, ,meiner Lebenswahrheit ins Auge zu schauen.

Du darfst nicht gegen dich selbst, sondern darfst mit dir leben. Auch deinem Mann einzugestehen, das du eine Beziehung zu einem anderen Mann hattest. Verstecke es nicht, es wird dir nicht gut tun. Sage es deinem Mann offen und ehrlich ins Gesicht.

Gehe einmal für dich in die Ruhe, in die Stille, schreibe auf, was dir da für Gedanken über dein Leben kommen.

So wünsche ich dir von Herzen, das du für dich wieder einen tiefen Sinn für dein Leben finden darfst. Damit du dein Leben voll ausschöpfen kannst, aber nicht um dich zu zerstören. sondern damit du wieder glücklich wirst und von Herzen gerne lebst.

Deinen Sinn findest du nur selbst. Denn wir Menschen sind alle unterschiedlich. Das du wieder neu begeistert bist von dir selbst, neu zu dir stehst. Wieder Liebe findest, für dich selbst, deinen Mann, anderen Menschen.Hoffnung,das dir vieles wieder wertvoll und wichtig wird für dich.

Ich wünsche dir da von ganzem Herzen einen Neuanfang, Liebe, Mut und Hoffnung, für DICH!


in guten Gedanken für dich,

liebe Grüße,

Frederick

27.05.2019 16:33 • #6


Alexandra2
Liebe Susanne,
Ich bin auch Mutter, alleinerziehend. Als es mir sehr schlecht ging und mein Sohn sich nicht an Regeln hielt, bekamen wir aufsuchende Familientherapie. Das was für uns zum Umgang mit meiner schweren Depression gedacht war, entpuppte sich als Stabilisierung für mich. Mit schlechtem Gewissen nahm ich die Hilfe an.
Später musste ich meinen damals 13 jährigen allein lassen, wenn ich in die Klinik musste. Irgendwie geht das auch.
Ich an Deiner Stelle würde Aufgaben an Familienmitglieder abgeben, dann können sie üben und Dich entlasten. Es kann sein, dass Du einen Klinikaufenthalt brauchst.
Ich verstehe Deine Angst bzgl der Kinder, Frage mal beim Jugendamt nach Hilfen nach. Der Staat muss die Familie schützen (Grundgesetz) und hat kein Interesse daran, Eure Familie zu trennen. Es liegt keine Gewalt, Dro.missbrauch o.ä. vor.
Versuche mit Deinem Mann zu sprechen, welche Hilfe er leisten kann. Männer denken oft, es wäre alles Frauenarbeit.
Als ich viele Wochen in die Klinik musste, hatte mein Ex die Wahl tgl nach seinem Sohn zu schauen, der ja alleine war oder einen Notmütterdienst zu bezahlen. Dreimal darfst Du raten, wie die Entscheidung ausfiel. Genau.
Das Jugendamt hat nie nachgefragt.
Jetzt ist Dein Mann gefordert, wenn Du ihm das elegant erklärst, wie wichtig er besonders jetzt ist, könnte das helfen?
Bei aller Vernunft sind uns Familienmitglieder wichtiger, als wir uns selbst. Das mag mal funktionieren, wenn man gesund ist. Wir aber brauchen Schutz, Halt, Sicherheit und ENTLASTUNG. Unser Gefühlsleben ist komplett durcheinander geraten, das können wir nicht steuern. Wir können nur besser für uns sorgen in der Hoffnung, daß es Stück für Stück bergauf geht. Und weil es für Andere kaum fassbar ist, wie es einem wirklich geht, müssen wir da ganz ehrlich sein und fordern. Nur Mut!
Liebe Grüße Alexandra2

27.05.2019 16:57 • x 1 #7


Rowi
Liebe Susanne,

wenn ich das so lese kommt bei mir an, das du dich so fühlst als würdest du zwischen zwei (oder auch mehr) Stühlen sitzen.
Ich kann dich verstehen, dass du dich von deiner Psychologin unter Druck gesetzt fühlst. Aber das ist an sich kein schlechtes Zeichen, du bist nur mental einfach noch nicht bereit dazu. Für mich wäre es in dieser Situation wichtig mit der Psychologin gemeinsam daran zu arbeiten wie du deinen Weg wieder findest und das in deinem Tempo.
Auch finde ich sollte nochmal überlegt werden ob es nicht ein besseres Medikament für dich gibt, dass dir auch Erholung verschafft.
Ein anderer Punkt der vielleicht noch gecheckt werden sollte ist: Ob du die Pille genommen hast und abgesetzt hast oder sich dein Hormonhaushalt gerade dabei ist zu verändern. Ich spreche das deshalb an, weil ich es im Bekanntenkreis schon erlebt habe. Das hat für ganz schönen Wirbel gesorgt gehabt. Da aber der Mann damals zugehört hat und mehr auf seine Frau geachtet hat wurde das auch wieder.

Zum anderen würde ich was deine Werte, Motivation, Empfindungen angeht noch nicht mal so in die Tiefe gehen. Ein Beobachten von deiner Körpersprache (also du beobachtest dich selbst) könnte dir schon einige Antworten geben, wo dein Ich hin will.
Hast du ein deutliches Weglehnen, Arme verschrenken, Blickabwenden, Körperhaltung einigeln, wenn du mit deinem Mann oder anderen (ich meine jetzt nicht auf Intimität bezogen sondern einfacher alltäglicher Kontakt) zu tun hast? Neigst du deinen Kopf, wenn du Wünsche äußerst? Kannst du noch gerade stehen? In welchen Situationen lächelst du?

So wie es bei mir ankommt brauchst du noch viel Zeit um dich erstmal selbst wieder zu finden, dir gutes zu tun, dein Wohlgefühl nicht von anderen Abhängig zu machen und das dein Kopf heraus findet wo es hin geht. Das dann Umzusetzen ist noch eine ganz andere und auch herausfordernde Baustelle, die aber auch machbar ist, es braucht nur erstmal wieder den Willen dazu.

Achja kleiner Tipp wie das Mental auch besser geht, zumindest hat es mir geholfen: Streiche müssen und man aus deinem Wortschatz und nutze wollen/möchten und ich.

In diesem Sinne fühl dich ganz Lieb in den Arm genommen (wenn du das willst).

Liebe Grüße
Rowi

27.05.2019 17:15 • x 2 #8


S
Liebe Rowi,

vielen Dank für deinen langen Text, auch allen anderen ein herzliches Dankeschön für die Antworten!

Das ich mich erstmal selber wieder finden muss ist richtig und wird ein langer Weg werden. Das beobachten von Körpersprache hat mich erschreckt bzw in meinen Empfindungen bestätigt. Mein Mann muss nur den Raum betreten damit ich innerlich total verspanne. Er kann nichts dafür, mir kommt es so vor als würde diese ganze Ablehnung aus jahrelangen Scheuklappen meinerseits resultieren.
Meinen Kindern gegenüber kann ich diese bedingungslose Liebe spüren - das beruhigt mich sehr.

Mittlerweile habe ich oft sehr schwere Tage, in denen alles sinnlos erscheint, ich mich nicht zu der kleinsten Kleinigkeit aufraffen kann, wo ich das Gefühl habe nur noch eine Last zu sein.
Die Psychologin hat beim letzten Termin den Druck sehr rausgenommen - vielleicht hat sie gemerkt das ich noch nicht so weit bin. Beim vorletzten Termin war ich so sehr unter Druck das ich am liebsten die Behandlung abgebrochen hätte.
Auch haben einige Personen in meinem Umfeld (mein Mann, meine Schwiegereltern) halt die Einstellung das Psychologen nur Spinner sind. Das hilft mir natürlich auch nicht weiter wenn ich über die Behandlung sprechen möchte. Das tue ich dann mit meiner Freundin. Aber zielführend ist es natürlich nicht wenn die Problematik nicht besprochen werden kann.

LG
Susanne

01.06.2019 13:12 • x 1 #9


Hoffnung21
Hallo Susanne,

Dass die Angehörigen nichts vom Psychotherapeuten halten, ist auch bei mir so. Immer wenn ich was erzählt hab, dann kam das hätte ich dir auch sagen können, oder wenn ich eine Idee mit heimgebracht habe, die wir erarbeitet haben und ich hab es meiner Familie vorgeschlagen, dann kamen Kommentare wie schon wieder eine Idee von der Psychotante. Da bin ich auf Granit gestoßen. Obwohl ich eine tolle Familie hab, die mich unterstützt, das war ein Thema, das nicht ging. Ich hab das dann für mich behalten und so geändert wie ich wollte, ohne Kommentar. Ärgere dich da nicht drüber und besprich es mit deiner Freundin. Das ist ein guter Weg.

01.06.2019 18:37 • x 2 #10


S
Hallo Eis,

vielen Dank für deine Antwort. Wenn man aber sowieso schon sprichwörtlich am Boden liegt, ist es noch schwerer wenn das nächste Umfeld die Hilfe zu der man sich mühsam durchringen musste, auch noch belächelt.
Werde den Weg genauso einschlagen müssen wie du - nichts mehr erzählen, sondern nur meiner Freundin.

LG
Susanne

01.06.2019 19:58 • x 2 #11


Rowi
Liebe Susanne,
schön zu hören das deine Therapeutin selbst gemerkt hat das sie wohl etwas über das Ziel hinaus geschossen ist.

Ja sich Psyhologische Hilfe zu holenist immer noch ein Tabu-Thema und gerade an den Angehörigen oder auch Kollegen bekommen wir das am ehesten zu spüren. Aber immerhin haben ich die Möglichkeit mich zu Entscheiden wie ich damit umgehe. Für mich hieß das zum Beispiel erstmal so gut wie Funkstille zu meiner Geburtsfamilie. Das war für mich keine leichte Entscheidung und ich habe lange mit mir gehadert, weil ich nicht nochmal Zündstoff in das eh brodelnde Fässchen geben wollte.
Jetzt bin ich aber froh es getan zu haben und bin auch bereit wieder den Kontakt zu ihnen auf zu nehmen.

Wenn ich ganz schwere Tage habe, mache ich mir einen Tagesplan. Ich schreibe alles ganz kleinschrittig auf, wenn es ganz ganz ganz schlecht ist, habe ich dabei auch Unterstützung und dann wird abgehakt. So könnte das aussehen:
- Aufstehen
- Frühstück vorbereiten
- Duschen
- Frühstücken
- Haare föhnen
- Zähne putzen
- Spazieren gehen 30 Min.
- Selbsthilfebuch Aufgabe xy
- Freundin/Bekannte ect. anrufen
- Mittagsessen vorbereiten
- Mittag essen
- Entspannug mit Musik
.ect.
Es ist absichtlich so Kleinschrittig und ich war selbst überrascht darüber wie gut es sich anfühlt wenn ich die Erledigt- Häkchen sammle. Denn ich schaffe etwas, dass momentan im Rahmen meiner Mögichkeiten liegt. Wichtig ist das es auf dich zugeschnitten ist und du dir gedanken darüber machst, was kann ich gerade was nicht, wo kann ich auch mal Aufgaben abgeben oder wo hole ich mir Unterstützung, mache aber noch mit. Und ganz wichtig! Mal einen Punkt nicht zu schaffen ist absolut nicht schlimm. Selbst der Versuch ist wichtig und gehört zum Prozessmit dazu.
Außerdem habe ich bei mir bemerkt das je öfter ich das so gemacht habe ich eine andere Grundhaltung bekommen habe. Ich habe mich auf die Unterstützung der Liste gefreut. Klar es wird auch Menschen geben die es absolut furchtbar und noch belastender finden, aber ich bin der Meinung. Versuch macht klug und selbst wenn es nicht funktioniert weiß ich das diese Rangehensweise eben nichts für mich ist.

In diesem Sinne wünsche ich dir und uns weiterhin viel Mut, neue herangehesweisen einfachmal auszuprobieren.

LG
Rowi

03.06.2019 07:56 • x 3 #12


Jedi
Zitat von Rowi:
Es ist absichtlich so Kleinschrittig

eine tolle Übung, die ich aus der Achtsamkeit her gut kenne.
Danke, dass du sie hier in deinem Beitrag mal aufgeschrieben hast.
Zitat von Rowi:
Und ganz wichtig! Mal einen Punkt nicht zu schaffen ist absolut nicht schlimm

Zitat von Rowi:
Selbst der Versuch ist wichtig und gehört zum Prozessmit dazu.

beide Punkte, die du erwähnst, kann ich voll mit unterschreiben !
Zitat von Rowi:
je öfter ich das so gemacht habe ich eine andere Grundhaltung bekommen

und das ist die Botschaft, an Alle die deinen Beitrag lesen werden u. eine wichtige Erkenntnis, dass es in einem selbst, etwas verändert.
Zitat von Rowi:
In diesem Sinne wünsche ich dir und uns weiterhin viel Mut, neue herangehesweisen einfachmal auszuprobieren.

Diesem Wunsch möchte ich ausdrücklich unterstützen !
Traut Euch u. probiert es einmal aus !

Toller Beitrag Rowi

LG Jedi

04.06.2019 17:44 • x 1 #13


S
Liebe Rowi,

vielen Dank für deinen Beitrag! Dieser Tagesplan ist eine super Idee, im kleinen mache ich das bereits auf der Arbeit. Indem ich mir kleine Dinge auf die To-do-Liste setze, stehe ich nicht mehr vor einem riesen Berg, sondern vor kleinen Teilabschnitten.

Was mich momentan emotional total aus den Schuhen kippen lässt, ist meine Unfähigkeit mit Gefühlen klarzukommen.
Am Wochenende habe ich zufällig den Mann gesehen mit dem ich ein Verhältnis hatte. Hat so getan als hätte er mich noch nie gesehen, kein Gruß, nichts. Normalerweise steht man über sowas drüber. Aber nein - sofort setzt das Gedankenkarusell wieder ein und lässt mich weder schlafen noch normal denken.
Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, ich komme mir momentan vor wie ein fremder Mensch. Irgendwo ganz tief in mir drin steckt der Mensch der ich vorher war - aber ich dringe nicht zu ihm durch.
Mit diesem neuen Menschen, der ich momentan bin, komme ich aber überhaupt nicht zurecht. Mein Selbstvertrauen, mein Selbstverständnis das auch ich jemand bin, alles weg - wie in einer großen, dunklen Wolke gefangen.

Ich hoffe ihr nehmt mir das ständige gejammere nicht übel, aber hier fühle ich mich wenigstens ein bisschen verstanden.

LG
Susanne

04.06.2019 18:32 • #14


Jedi
Hallo Susanne76 !

Zitat von Susanne76:
Am Wochenende habe ich zufällig den Mann gesehen mit dem ich ein Verhältnis hatte. Hat so getan als hätte er mich noch nie gesehen, kein Gruß, nichts. Normalerweise steht man über sowas drüber. Aber nein - sofort setzt das Gedankenkarusell wieder ein

Ja Susanne u. was hat Dir dein Gedankenkarussell erzählt ?
ich denke, man kann nur drüber stehen, wenn zwischen Euch alles geklärt wurde.
ist da noch ein Rest, dass kann was unterschiedliches sein, irgendeine kränkung od. verletzung im zwischenmenschlichen, dass da dein Gedankenkarussell anspringt.
So wie wir denken, beeinflusst dies unsere Gefühle u. Emotionen !
dies scheint mir, so wie du es geschrieben hast, hat diese Mißachtung, etwas in dir ausgelöst, was möglicherweise dich an etwas,
villt. auch schon verdrängtest erinnert hat ?
War so ein persönlicher Gedanke, der mir dabei kam !
Zitat von Susanne76:
Ist das alles noch die Depression

Grübelgedanken, Gedankenkarussell, das Gefühl, dass die alte Susanne sich unter einer dunklen Wolke verbirgt u. verlust, von Fühlen zu können, gehören sicherlich zu den Symptomen einer Depressions-erkrankung.
du hattest auch geschrieben, dass du psychologische hilfe hattest u. was war da ihre Diagnose ?
ob es sich nur um eine Beziehungskrise handelt, kann ich dir nicht sagen, aber probleme in einer Beziehung, wenn sie lange unausgesprochen ungeklärt bleibt, kann auch zu einer Depression führen, bzw. kann eine Depression begünstigen.
Zitat von Susanne76:
Mit diesem neuen Menschen, der ich momentan bin, komme ich aber überhaupt nicht zurecht.

bist du noch bei der Psychologin ?
Wäre sicherlich eine gute Option, sich da therapeutisch begleiten zu lassen.
Zitat von Susanne76:
Ich hoffe ihr nehmt mir das ständige gejammere nicht übel,

was du beschreibst, ist für mich bei weitem kein gejammer, sondern, es beeinträchtigt sehr dein Leben.
Zitat von Susanne76:
aber hier fühle ich mich wenigstens ein bisschen verstanden.

so will das Forum auch mithelfen, durch den Austausch mit Anderen.
denn was du beschreibst, ist vielen von uns, auf die ein oder andere weise nicht unbekannt.

LG Jedi

04.06.2019 19:14 • x 2 #15


Rowi
Liebe Susanne,
wenn es dir gerade nicht gut geht hast du auch das Recht das zu sagen. Das hat nichts mit gejammer zu tun.
Und zum anderen bist du ja auch dran, einen Weg für dich zu finden mit dem was dich gerade belastet klar zu kommen.

Sich selbst fremd zu sein, kenne ich nur teilweise. Für mich war es halt immer das Gefühl anders zu sein. Mir Selbst hat da der Denkansatz geholfen das ich niewieder der Mensch werde der ich war. Weil ich bin in jedem Bewussten Moment eine andere als im Folgemoment, weil die Gegenwart michverändert und somit mein ZukunftsICH immer ein anderes sein wird, als das was ich kenne. Ich selbst kann Entscheiden lasse ich mir davon Angst machen oder schaue ich was mir mein VergangenheitsICH mein GegenwartsICH und mein ZukunftsICH zu sagen haben.

In deinem Fall würde ich es so interpretieren, dass du einfach noch total verunsichert bist was kommt, was wird, wie du damit umgehen sollst. Das ist nicht Schlimm und wird sich mit der Zeit und deinen Erfahrungen auch ändern. Du wirst sozusagen mit der Zeit und der Arbeit in dich selbst zu einem Experten für dich und das sorgt dann auch mit dafür das du dich selbst wieder wohler in deiner Haut fühlst.

Das Gefühle nicht steuerbar sind ist lästig, ich spreche aus Erfahrung, gehört jedoch mit dazu und ich selbst habe es mit der Zeit als Reinigung empfunden. Wir sind Menschen und wir sind fühlende Wesen. Wenn ich zu lange zu viel einfache runterdrücke,verdränge, versuche irgendwie nicht an die Oberfläche kommen zu lassen egal ob Bewusst oder Unbewusst sucht es sich irgendwann einen weg und gerade als der Zusammenbruch da war und die Akutzeit danach, war ich nicht in der Lage die Gefühle dort zu haben wo ich sie wollte.
In Absolut ruhigen Situationen habe ich plötzlich angefangen zu weinen oder mich hat ohne vorwarnung eine Wutwelle überrollt. Wichtig ist denke ich sich da auch bewusst zumachen, dass Gefühle auch verzögertauftreten können. Die Empfindung in dem Moment kann also gar nicht mit dem Jetzt zu tun haben und irritiert dadurch nur noch mehr. Sowas kann man aber nur im professionellen Setting mit einem Psychologen klären. Für die Situation selbst lohnt es sich raus zu finden wie du selbst mit den Gefühlen umgehst und das du sie auch zulässt, in einem Rahmen der keinem Schadet. Ein bisschen ist es für mich, als würde ich mich selbst erziehen, weil mir in meiner Kindheit keiner so den Umgang mit meinen Gefühlen bei gebracht hat.
Gefühle sind wichtig,sie sind Boten für uns und es ist wertvoll auf sie zu achten.
In diesem Sinne
LG
Rowi

05.06.2019 11:58 • x 2 #16


A


Hallo Susanne76,

x 4#17


Jedi
Hallo !

Zitat von Rowi:
Gefühle sind wichtig,sie sind Boten für uns

dies ist eine wichtige Erkenntnis,
Zitat von Rowi:
und es ist wertvoll auf sie zu achten.

kann ich mit unterschreiben !
möchte noch ergänzen, wo wir auch gut drauf acht geben sollten, sind unsere Gedanken !
so wie wir über uns Selbst, über unser Leben, unsere Lebenssituationen u. über andere Menschen denken, beeinflusst unsere Gefühle u. Emotionen.
so können unsere pos. Gedanken, unsere Gefühle u. Emotionen wohlwollend beeinflusst werden oder gar, wenn wir sehr
neg., sehr düstere Gedanken haben, sich sehr schmerzlich in unseren Gefühlen ausdrücken u. unsere Emotionen, können sich von uns nicht mehr beherrschbar, stresserzeugend verselbstständigen.
dies löst oftmals unsere somatischen beschwerden aus.
Zitat von Rowi:
Sowas kann man aber nur im professionellen Setting mit einem Psychologen klären.

Ja, dass denke ich auch u. dort lässt sich auch dieses Fremdheitsgefühl besprechen,
woher kommt es,
was macht es so stark,
welchen einfluss nimmt es, auf mein Denken u. Fühlen ?
du kannst lernen, mit deinen Gefühlen einen echten u. wahren Umgang zu finden.

LG Jedi

05.06.2019 15:19 • x 2 #17

Pfeil rechts




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